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Die NSDAP in Naumburg (Saale) |
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1930 geriert sich ein aktiver Kern von SA-Leuten und NSDAP-Mitgliedern aus Naumburg als Ortsgruppe der anständigen Nationalsozialisten. Dabei entfachen gerade sie einen unsäglich dümmlichen und brutalen Judenhass, der in die industrielle Vernichtung von Menschen mündet. Selbst den Schutz des Privateigentums reißen sie dafür nieder. Bürger verlieren durch Arisierung und Vertreibung ihr Eigentum. Andersdenkende werden beobachtet und verfolgt. Ihr Leben begleiten die Anständigen ein um das andere Mal mit anmaßenden, dabei oft skurrilen Einschätzungen und ergreifen diese oder jene Maßnahme gegen sie. Grenzen der Pietät kennen sie nicht. An die Macht gelangt, rächen sie sich an ihren Opponenten mit Berufsverbot. Misstrauisch beäugen sie alle Unangepassten. Besonders die Kommunisten und Sozialdemokraten. Aber auch die Mitglieder des Freidenkerverbandes, die Naturfreunde oder die Zeugen Jehofas. Bürgern nichtchristlicher Konfession und anderer "Rasse" versperren sie eine verdiente berufliche Laufbahn.
Kritikern, egal welcher
politischen Provenienz, droht der NSDAP-Kreisleiter Friedrich Uebelhoer
in einer Rede vor dem Rathaus am 19. September 1933 offen mit Konzentrationslager.
Die spontane Achtung der Würde des Menschen fehlt in ihrem Grundwertekanon.
Anderen Rassen und Religionen treten sie mit tiefen Vorurteilen gegenüber.
Pfarrer, die in irgendeiner Weise am Erziehungsmonopol der NSDAP Zweifel
anmelden, repressieren sie.
Ordnung und eine gesunde Haushaltspolitik versprechen sie dem Naumburger.
Zu deren Lasten verzichten sie auf Erlöse für die Kommune, um
der Militarisierung der Stadt einen zusätzlichen Schub zu verleihen.
Schliesslich befindet sich der Finanzhaushalt bereits vor dem Krieg in
einem solch desolaten Zustand, dass es nach der Abberufung von Friedrich
Uebelhoer im Jahre 1939 schwer wird, einen Nachfolger für den Oberbürgermeister
zu finden. Die anständigen Nationalsozialisten verstehen es,
wertkonservatives Denken für ihre Zwecke zu funktionalisieren. Damit
geleiten sie viele Bürger, die sich darüber oft nicht im Klaren
sein konnten, in ihr Unglück. Sie schüren den Hass gegen andere
Nationen. Ihr Weg führt sie in einen grausamen Angriffs- und Raubkrieg.
Arroganz, Selbstüberhebung und Rassenideologie kennzeichnen ihre
Kulturpolitik.
Selbstherrlich entscheiden sie über das Schicksal der Anderen. Offenbar
verfügen die Exponenten
der nationalsozialistischen Bewegung der Stadt Naumburg über einen
besonderen Begriff von Anständigkeit.
Friedrich
Uebelhoer
zurück Eine Schlüsselfigur der nationalsozialistischen Bewegung in Naumburg ist Friedrich Uebelhoer - Inhaber des NSDAP-Parteidokuments Nummer 11 707. Friedrich
Uebelhoer (1893-1950)
Der Führer der III./84. SS-Standarte teilt am 27. September 1934 der 84. SS-Standarte-Weissenfels über dessen Verdienste um die Organisation und Führung der nationalsozialistischen Bewegung mit:
Für etwa zwanzig Jahre prägt er wie kein anderer Nationalsozialist das Schicksal dieser Stadt. Führer befiehl, ich folge Dir! - kennzeichnet die Haltung des ehemaligen Oberleutnants. Sie sichert ihn das Überleben in den Grabenkämpfen der NSDAP. Von Abtrünnigen distanziert er sich. "Elemente, wie Otto Strasser und Stennes würden von der Bewegung einfach abgeschüttelt wie taube Früchte. Der alleinige Führer der Freiheit sei Adolf Hitler," bekennt er 1931 in einer Versammlung der NSDAP-Ortsgruppe Naumburg. Friedrich Uebelhoer wurde am 25. September 1893 in der etwa 12 000 Einwohner zählenden Stadt Rothenburg ob der Tauber geboren. Mutter Margareta (?), Mädchenname Schneider, geboren am 8. November 1861, stammt aus Burgbernheim. Seit 16. September 1908 lebt die Familie in Würzburg, Hofstrasse 16. Sohn Friedrich besucht die Grundschule und das Progymnasium. 1913 legt er am Alten Gymnasium Würzburg das Abiturexamen ab. Vater Georg Uebelhoer (1.4.1860-18.7.1930) tut seit 1905 als Lehrer mit dem Titel königlicher Professor an der Kreis-Oberrealschule in der Stadt seinen Dienst. Sohn Friedrich leistet vom 1. Oktober 1913 bis 31. März 1914 beim Bayerischen Infanterie-Regiment 11 seinen Militärdienst ab. Bald nach dem Attentat auf den Thronfolger von Österreich-Ungarn und seine Gemahlin in Sarajevo, beginnt sein Kriegsdienst als Batterieoffizier beim Badischen Fußartillerie-Regiment 14 und dann Fußartillerie-Regiment 335. Er wird Adjutant im Stab des AOK (Armeeoberkommando) 1 an der Westfront. Eisernes Kreuz I. und II. Klasse sowie das Ritterkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen segnen seine Offiziersehre. Nach dem Krieg steht der Oberleutnant weiter im Dienst von Paul Lettow-Vorbeck (1870-1964). Hungerrevolte, Sülzeunruhen, Spartacus- / Kommunistenaufstand in Hamburg. Die Niederschlagung der Unruhen im Juni 1919 forderte viele Opfer. "Betrachtet man Lettow-Vorbecks Massnahmen in Hamburg," folgert Rolf Helfert (2016), "drängt sich der Vergleich zu seinen Strafexpeditionen gegen rebellische Eingeborene in Deutsch-Ostafrika geradezu auf." zurück
Am 24. August 1921 treibt es ihn als Redner vor das Schützenhaus in Zeitz. Auf dem Vorplatz wartet eine Menschenmenge von mindestens 4 000 Bürgern, andere Quellen sprechen von 8 000 Personen, die rufen:
"S e i n R u h m begann," erklärt 1964 Die Zeit (Hamburg), "als er im April 1914" zum "Kommandeur der Schutztruppe in Ostafrika" ernannt wurde. Zuvor nahm Premierleutnant Paul Lettow-Vorbeck als Kompaniechef an der Niederwerfung des "Boxeraufstandes" in China (1900/01) teil. Bei der Verabschiedung der Truppen im Jahr 1900 befahl Kaiser Wilhelm II., sich "wie die Hunnen zu benehmen, indem sie kein Mitleid zeigen und keine Gefangenen nehmen sollten." (Röhl 2002, 213) Der harte Hund war an der genozidalen Kriegsführung gegen die Hereros und Nama (Hottentottenaufstand) in Deutsch-Südwestafrika (1904-1906) beteiligt. Im März 1920 schlägt der Verteidiger von Ostafrika beim Versuch der militantanten Rechten, die demokratisch institutionalisierte Ebert-Bauer-Regierung zu stürzen, auf die Seite von Kapp-Lüttwitz. Inzwischen zum Generalmajor befördert, genoss der Hochverräter in der Öffentlichkeit beträchtliches Ansehen. Noch lange Zeit nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland dominierten in der Öffentlichkeit Vorstellungen von einer deutschen Kolonialidylle. Erst die an zwei aufeinander folgenden Abenden vom Ersten Fernsehprogramm im Oktober 1966 ausgestrahlte Dokumentation Heia Safari von Ralph Giordano (1923-2014), brachte dieses Bild ins wanken. Die kritische Darstellung der deutschen Kolonialherrschaft rief heftige öffentliche Reaktionen hervor. Dreiviertel der Zuschriften über die Sendung an den Fernsehsender äusserten sich negativ. Für Aufregung sorgte eine nachgestellte Filmsequenz der Auspeitschung, die so ins Narrativ integriert war als sei es eine Originalaufnahme. (Vgl. Michels 2008, 480, 479)
Friedrich Uebelhoer erinnert am 28. Oktober 1939 im Ratskeller von Naumburg daran, dass ihn sein Lebensweg 1920 nach Naumburg führte. Vielleicht steht dies in Verbindung mit der Entlassung aus der II. Abteilung des Reichswehr-Artillerie-Regiments 9 am 15. Mai 1920. Anschliessend studiert er (nur offiziell?) in Freiburg und Würzburg Rechts- und Staatswissenschaften. Nach sechs Semestern gibt er ohne Abschluss auf. Der fehlende Berufsabschluss war keine gute Ausgangsposition für den Neustart in die krisengeschüttelte Nachkriegszeit. Somit hatte er den Abschied aus dem Heer und den Abbruch des Studiums zu verkraften. Das Reichstagshandbuch von 1933 verzeichnet unter Uebelhoer den Eintrag: "Zehn Jahre Tätigkeit in der Industrie". Er lässt sich in der Halleschen Straße 5 als Handelsvertreter für die Deutsche Celluloid-Fabrik AG Eilenburg nieder. Zusammen mit Heinrich Hacker betreibt er in der Oststraße eine Treibriemenhandlung. Beide absolvierten im selben Jahr das Gymnasium in Würzburg und dienten 1919 im Freikorps von Lettow-Vorbeck. Dann ist das Duo in Naumburg hauptberuflich als Geburtshelfer der nationalsozialistischen Bewegung tätig. Heinrich Hacker überzieht seinen politischen Gegner öfter mit Verbalinjurien, wie bürgerlich-liberalistische Fetthälse. Dem sozialdemokratischen Stadtverordneten Wilhelm Schwencke droht er 1930 mit Mord. Nach 1933 macht der Oberleutnant a.D. in Franken, Danzig und im Wartheland SA-Karriere. Zunächst wohnt Friedrich Uebelhoer in der Halleschen Straße 12 (1924), dann in der Buchholzstraße 41 (1928) und später in der Luisenstraße 11 (1937). 1933 ist der alte Kämpfer unter der Anschrift Buchholzstraße 48, gegenüber dem Haus von Dr. Artur Samter (Parkstraße 21), gemeldet. Am 4. April 1925 heiratet er Asta Popperoth aus Naumburg, geboren am 25. Juli 1896. Über die neue Familie findet der NSDAP-Mann Zugang zu den etablierten Kreisen der Saalestadt. Der Vater von Asta, Ludwig Popperoth, geboren am 25. Mai 1854 in Halberstadt, brachte es zum Oberlandesgerichtsvizepräsidenten. Ihr Großvater war der bekannte Kaufmann und Stadtrat Theodor Popperoth (1821-1902). Astas Mutter, Thekla, geboren am 2. November 1875 in Naumburg an der Saale, entstammt dem bekannten Thränhart-Geschlecht. 1945 wohnt sie in Bad Kösen, Karl-Liebknecht-Straße 9. Haus und Land (Saalhäuser 25) der Aktivistin der NSDAP, seit 1929 Mitglied der Hitler-Partei, werden auf Vorschlag des Blocks der antifaschistischen Parteien am 28. September 1945 vorläufig beschlagnahmt. DVFP - Urzelle der nationalsozialistischen Bewegung zurück
Friedrich Uebelhoer berichtet am 8. November 1934 auf dem Kreisparteitag der NSDAP von ersten politischen Aktivitäten im Gewand der Deutschvölkischen Freiheitspartei (DVFP). Auf der Versammlung der NSDAP Ende November 1924 in Naumburg zur Vorbereitung der Reichstagswahlen am 7. Dezember 1924 bezeichnet Friedrich Uebelhoer Erich Ludendorff als ihren Führer. Gemeinsam mit Gregor Strasser und Albrecht von Graefe führte er, unterstützt von Wilhelm Frick, Theodor Fritsch, Wilhelm Kube oder Ernst Röhm, die Deutschvölkische Freiheitspartei (DVFP). Sie entstand aus dem Zusammenschluss verschiedener vaterländischer Verbände, wie dem im Sommer 1922 gegründeten Deutschen Freiheitsbund. Speziell vom rechten Flügel der DNVP, der nicht zuletzt durch das Engagement von Doktor Georg Schiele in Naumburg stark entwickelt, traten in einer frühen Phase der nationalsozialistischen Bewegung viele Mitglieder zur DVFP über (Wehler 2009, 29). Die Formation Deutschvölkische Freiheitspartei entstand im Ergebnis einer Aktion, die drei Delegierte am 27. und 28. Oktober 1920 auf dem Görlitzer Parteitag der Deutschnationalen Volkspartei starteten, als sie sich den Namen des Freiheitsbundes unter dem Titel Deutschvölkische Freiheitspartei (DVFP) aneigneten (vgl. Flugschriften). In der neuen Partei versammeln sich zunächst vor allem ehemalige DNVP-Mitglieder, denen der Kurs ihrer alten Partei zu zahm war. Adolf Hitler und Anhänger stürmen am 8. November 1923 den Münchner Bürgerbräukeller. Den Marsch auf die Feldherrenhalle am folgenden Tag treibt die Polizei auseinander. Daraufhin verordnet der Chef der Reichswehr und Inhaber der Exekutivgewalt zur Sicherung des Reichs im Inneren, General Hans von Seeckt (1886-1936), ein Verbot der DVFP, NSDAP und KPD, das bis zum Februar 1924 bestehen bleibt. DVFP und NSDAP schliessen sich am 23. November 1923 zur Wahlvereinigung Nationalsozialistische Freiheitspartei (NSFP) zusammen. In Sachsen, Thüringen und am 4. Mai 1924 Naumburg bei den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung firmieren sie unter Völkisch-sozialer Block (VSB). Ihr Anführer ist Doktor Artur Dinter (1876-1948), der als freier Schriftsteller in Weimar (1919) lebt und bereits beim Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes (1919) seine Visitenkarte hinterlegte. Der Autor von Die Sünde wider das Blut wird 1924 für die VSB in den Thüringischen Landtag und als deren Fraktionsführer gewählt. Am 19. Januar 1923 stellt die Deutschvölkische Freiheitspartei (DVFP) Ortsgruppe Naumburg a. S. beim hiesigen Amtsgericht den Antrag auf Anerkennung als gemeinnütziger Verein. Er trägt unter anderem die Unterschrift vom späteren Schulungsleiter der NSDAP-Kreisleitung Naumburg Alfred Goldschmidt. Mitglied, so bestimmt es die Satzung, dürfen nur "Männer und Frauen deutschblütiger Abstammung" werden. "Insbesondere sind Juden, jüdisch Versippte und Judenabkömmlinge von der Mitgliedschaft ausgeschlossen." Ihre Naumburger Geschäftsstelle befindet sich in der Großen Jakobsstraße 7 (1924) und erster Vorsitzender ist Richard Gläsel. Dem Antrag von 1923 liegt ein Aufruf der Deutsch-Völkischen Freiheitspartei aus Berlin SW 11, Dessauer Straße 6, bei, der proklamiert:
Hauptfeind der DVFP ist die SPD. Ausserdem spielt die Partei mit antikapitalistischen Attitüden.
Am 8. März 1924 gegen 8 ½ Uhr treffen sich die Mitglieder der DVFP im Dunkelbergs Gasthof (1930), Spechsart 26, darunter Eisenbahnbetriebassistent Rudolf Müller, Malermeister Gustav Müller, Rechtsanwalt Paul Herrmann, Lokführer Schrader, Feuerwehrmann Karl Haase. Es sind die Enthusiasten, Phantasten, Feuerköpfe und Einpeitscher der nationalsozialistischen Bewegung in Naumburg. Sie übernehmen wichtige Aufgaben und Wahlfunktionen. Friedrich Uebelhoer steigt später zum NSDAP-Kreisleiter von Naumburg auf. Rudolf Müller führt die SA an. Heinrich Hacker engagiert sich im Frontbann und wird Fraktionsführer der NSDAP in der Stadtverordnetenversammlung. Pfarrer Karl Iskraut tut sich durch öffentliche antisemitische und -republikanische Ausfälle hervor. Rechtsanwalt Paul Herrmann verlässt (wahrscheinlich 1928) die NSDAP wieder und geht eigene Wege.
1924: Einzug ins Stadtparlament zurück Im März benennt der Völkisch-soziale Block (VSB) seine Kandidaten, die Retter Deutschlands, zur Wahl der Stadtverordnetenversammlung am 4. Mai 1924.
Der Völkisch-soziale Block (VSB) wirbt mit dem Slogan:
Im April 1924, also während des Wahlkampfes erklärt der Facharzt für Nervenleiden Doktor med. Martin Dettler vom Moritzplatz 1 für den VSB:
Weitere Schwerpunkte dieser Gruppierung sind:
"In der Stadt sind an verschiedenen Häusern, zum Beispiel Ecke Neumauer-Windmühlenstraße, von der kommunistischen Partei gelbe Plakate angeklebt worden, in denen die Partei ihre Anhänger auffordert, die Reichstagswahlen zu sabotieren." Die Polizeiverwaltung mit Bürgermeister Roloff verfügt am 1. Mai 1924:
Ebenfalls zum ersten Mal erringt die nationalsozialistische Partei in Gestalt des Völkisch-sozialen Blocks (VSB) mit Stadtsekretär Knehans, Feuerwehrmann Haase, Kaufmann Roesenberger und Lokomotivführer Gläsel Mandate für Stadtverordnetenversammlung. Daran erinnerte sich am 10. August 1939 der Oberbürgermeister und NSDAP-Kreisleiter Friedrich Uebelhoer in seiner Rede aus Anlass der feierlichen Wiedereröffnung des Reichskronen-Theaters, als er sagte:
Ausschlaggebend für den Wahlerfolg scheint ihr
gewesen zu sein, der in völkischen und deutschnationalen Kreisen, geschart um den Stahlhelm, Wehrwolf, militanten Kriegervereinen, Kolonialbund, Alldeutschen Verband und dem sehr aktiven Verein der Haus- und Grundbesitzer, viel Zuspruch fand. Mit der Ruhrbesetzung konsolidierte und bildete, begleitet von einem tiefen und wachsenden Umut in der Bürgerschaft über die Ungerechtigkeiten der Hyperinflation und Aufwertungspolitik, sich die rechts-nationalistische Protesthaltung weiter aus und mündete in eine völkisch-nationale Wende. "In der [Wahlver-] Versammlung der Nationalsozialisten", heisst es in einem öffentlichen Bericht vom 2. Dezember 1924, "ist wohl jeder gepackt worden von dem Sehnen nach nationaler Einheit und Freiheit." Den Einzug der NSDAP und KPD ist Ausdruck der Radikalisierung der Verhältnisse. Es ist eine Folge der Ruhrkrise, Hyperinflation und verfehlten Aufwertungspolitik. Der Einzug des VSB in die Stadtverordnetenversammlung war, wie die weitere Entwicklung im Jahr 1924 in Verbindung mit den zweiten Reichstagswahlen am 7. Dezember zeigt, nur ein Zwischenerfolg. Bei den Reichstagswahlen am 4. Mai stimmten für den VSB 4.328 Naumburger (= 27,5 Prozent). Zu den Reichstagswahlen am 7. Dezember entschliessen sich dazu nur noch 1.816 (= 10,8 Prozent). Diese Entwicklung steht im Zusammenhang mit dem Aufschwung der Deutschnationalen Partei (DNVP) in Naumburg einerseits und den Streitigkeiten innerhalb der nationalsozialistischen Bewegung andererseits.
Von
der In Vorfeld der Reichstagwahlen am 7. Dezember 1924 konstituiert sich die Nationalsozialistische Freiheitspartei beziehungsweise Nationalsozialistische Freiheitsbewegung. Ihre Wahlversammlung vom 24. November 1924 in den zwei grossen Ratskellersälen eröffnet der Vorsitzende Friedrich Uebelhoer. Er spricht von einer Mission, die sie zu erfüllen haben, die
Zunächst Gedenken die Versammlungsteilnehmer der "Münchener Opfer, die vor Jahresfrist unter den Kugeln Deutscher für Deutschlands Auferstehung verblutet sind". Eindringlich ermahnt der Führer der Ortsgruppe die gebildeten Schichten, sich endlich näher mit der völkischen Bewegung zu befassen "und ihr Schrifttum zu lesen, damit der Verleumdung wirksam entgegengetreten werden kann". Graf Helldorff aus Wohlmirstedt nimmt das Wort zum Referat. Er spricht über den Verrat von Männern in Schwarz-weiss-rot bei der Annahme des Dawes-Abkommens, was ihn den Glauben an die nationale Idee genommen hat. Die Vereinbarung mit der internationalen Notenbank unterminiert die deutsche Finanzhoheit. Der Kernpunkt des "teuflischen Abkommens" aber ist der Raub der deutschen Eisenbahn. Weiter wendet sich Helldorff entschieden gegen die 3. Steuernotverordnung. Die Nationalsozialistische Freiheitsbewegung erhebt als erste die Forderung nach sofortiger Wiederherstellung des Kapitals des deutschen Sparers im Rahmen einer sozialen gerechten Aufwertung. Helldorff will die Wahlen zum Reichs- und Landtag am 7. Dezember 1924 zum Gerichtstag machen. Wir müssen uns erst noch die Machtprobe mit Ebert und Severin bestehen. Zum Wahltag wirbt die Nationalsozialistische Freiheitspartei in Naumburg mit dem Slogan:
"Die
Schwarz-Rot-Goldenen klagen wir an: Sie haben die politische Widerstandskraft
und den politischen Willen des Volkes bewusst gebrochen." Die Deutsche
Volkspartei "nennt sich Schwarz-Weiss-Rot und ist international versippt.
Sie treibt keine nationale Realpolitik, wie sie vorgibt, sondern internationale
Illusionspolitik." "Die Deutschnationalen klagen wir an: Sie
haben den Geist der Erfüllungspolitik in sich aufgenommen und sind
charakterlos und wortbrüchig geworden." "Dass wir die Kampftruppe
der Ehrlichen sind, beweist unsere Armut." Die Mitglieder der DVFP finden sich am 21. März gegen 9 Uhr abends im Preußischen Hof (Große Marienstraße 35) unter Leitung von Friedrich Uebelhoer zusammen. Der Führer habe Landsberg verlassen und anerkennt die Nationalsozialistische Freiheitsbewegung, berichtet der Versammlungsleiter. Aber er möchte, dass die NSDAP wieder aufgebaut wird. Die Ortsgruppe muss sich nun entscheiden, ob sie zur DVFP oder NSDAP will. Durch Abstimmung beschließt die Versammlung - bis auf zwei Mitglieder - die Rückkehr in die NSDAP. Gegen ¾ 11 Uhr ist das Treffen beendet. Beendet ist nicht der Streit um DVFP oder NSDAP. Zwar bestimmt die Versammlung vom 21. März in öffentlicher Wahl Friedrich Uebelhoer zum Führer der Ortsgruppe, doch sind die unterschiedlichen Positionen der Mitglieder zur weiteren Entwicklung der nationalsozialistischen Partei unüberbrückbar.
Am 7. August 1925 geht die Diskussionab ¾ 9 Uhr in Dunkelbergs Garten weiter. Zunächst wertet Versammlungsleiter Friedrich Uebelhoer die Tagung mit Gottfried Feder (1883-1941) in Weimar aus. In Abwesenheit von Adolf Hitler sprach er vor den Ortsgruppenführern und Funktionären der Bewegung. In der Frage DVFP oder NSDAP darf es nicht länger zum Streit kommen, betonte Feder. Uebelhoer referiert dann über das Treffen der Führer mit Gauleiter Ernst in Halle, an dem er zusammen mit Paul Gotter teilnahm. Hier traten ernste Differenzen auf. Paul Hinkler greift Friedrich Uebelhoer und Heinrich Hacker in ungehöriger Weise an. Wieder geht es um das Verhältnis von NSDAP und DVFP. Der Ortsgruppenleiter von Freyburg an der Unstrut behauptet, dass der Führer des Frontbanns von Naumburg, Unstrut und Geiseltal, Wolf-Heinrich Graf von Helldorff, seine Mitglieder von der NSDAP entfremdet. Zunächst ist er Adjutant beim Stahlhelmführer Theodor Duesterberg in Halle und verkehrt in der noch jungen Naumburger NSDAP-Ortsgruppe. Wolf-Heinrich von Helldorff und Ernst Röhm treffen am
zusammen. Röhm, der noch 1924 für die Nationalsozialistische Freiheitspartei in den Reichstag aufrükt, beeindruckte Helldorff in Halle mit dem Vorschlag der Gründung eines eigenen Wehrverbandes. Einige Zeit später erhielt er von ihm die Anfrage, ob er die Führung der neuen Organisation für Mitteldeutschland übernehmen wolle. Der Rittergutsbesitzer mit 854 Hektar Ländereien in Wohlmirstedt, trat aus dem Stahlhelm aus und kümmerte sich um den Aufbau des
Er soll "all jene jungen Männer der rechtsradikalen paramilitärischen Gruppen zusammenschließen", "welche waffenfähig sind, aber noch keine militärische Ausbildung erhalten hatten." "Der Frontbfann verfolgt", gibt Helldorff im November 1924 einem Münchner Richter Auskunft, "den Zweck, das Deutsche Volk wieder wehrhaft zu machen, um dann den Befreiungskampf nach aussen führen zu können." (Harrison 388, 389) Er verschweigt hier seinen antisemitischen Charakter sowie die Aufgabe der Drohung und der Organisation von Prügelszenarios gegen die Linke. Helldorff`s politischen Ambitionen treten bei den schweren antisemitischen Ausschreitungen der Berliner SA am Abend des 12. September 1931 in Berlin-Charlottenburg zu Tage. Er, inzwischen Berliner SA-Führer, patrouilliert in einem offenen Wagen durch die Straßen und lenkte von dort die Aktionen seiner Untergebenen. "Gruppen von je ca. 50 SA-Männern zogen skandierend und prügelnd über den Kurfürstendamm." (Schuster 147) 1927 weist man den Gutsbesitzer amtlicherseits unerlaubten Waffenbesitz nach. Er wollte nicht, dass die Waffen in die Hände des interalliierten Kontrollrats fallen, war dann seine Rede. Ebenso kommt Paul Hinkler (Biografie unten) ins Gerede. Gleichgesinnte würdigen seinen Kampf gegen die Weimarer Republik. "Auch wird es dem Wehrwolf unvergessen bleiben," hebt dieser in Kamerad, weißt du noch? (1934) sein Engagement hervor, "dass sein Führer [Fritz Kloppe, Halle] im November 1923 den Wehrwolf als einzigen norddeutschen Verband zusammen mit dem bekannten Grafen Helldorff und dem jetzigen SS.-Gruppenführer Thüringens von Eberstein marschbereit für Hitler hielt. Ein Einsatz konnte durch den bekannten Verrat in München doch nicht erfolgen." Im Jahr 1925 kann sich die NSDAP-Ortsgruppe Naumburg über die Einschätzung der Tätigkeit von Helldorff im Frontbann nicht einigen. Die Versammlung tritt am 3. September 1925 um ½ 9 Uhr in Dunkelbergs Garten erneut zusammen. Geleitet wird sie von Kreisführer (!) Richard Gläsel (Wiesenstraße 3). Erschienen sind nicht nur die Angehörigen der Ortsgruppe. Dabei sind ebenso Graf von Helldorff, Friedrich Karl Freiherr von Eberstein (1894-1979) und Paul Hinkler. Wieder geht es um die Zukunft des Wehrverbandes und das Verhältnis von Helldorff als DVFP-Anhänger zur NSDAP. Von Uebelhoer sind die Worte überliefert:
Eberstein wirft Hinkler Ehrlosigkeit und Feigheit vor. Der springt auf und es kommt zwischen beiden zum Handgemenge. Überschäumende Auseinandersetzungen sind in diesen Kreisen nichts Ungewöhnliches. - Im Hintergrund schwelt noch ein ganz anderer Konflikt: Hinkler erhebt Ansprüche auf die Diäten des Landtagsabgeordneten Graf von Helldorff. Eberstein weist diese zurück. Im Übrigen unterstützt er den Frontbann bereits aus privaten Mitteln. Helldorff klinkt sich hier aus. Was er "nicht nur für den Wehrverband," würdigt Ernst Röhm anerkennend, "sondern für die ganze nationalsozialistische Bewegung an persönlichen Opfern gebracht hat, wird immer ein Ruhmesblatt für ihn sein." (Harrison 389) Im Juni 1925 veranstaltet die NSDAP-Ortsgruppe Freyburg die erste Sonnenwendfeier. Am 17. Februar 1926 gründet sich die NS-Frauenschaft als Ortsgruppe des Deutschen Frauenordens. Auf einer NSDAP-Versammlung bilanzieren die Naumburger Parteigenossen, dass ihre Mitgliederwerbung im Raum Osterfeld vergeblich war. Am 8. Januar 1926
gibt Versammlungsleiter Richard Gläsel bei einer Zusammenkunft des
Völkisch-Sozialen Blocks im Preußischen Hof (Große Marienstraße
35) den Rücktritt von Friedrich Uebelhoer bekannt. Dabei war er erst
am 30. Juli 1925 mit seiner alten Mitgliedsnummer 11 707 - offiziell -
wieder in die NSDAP eingetreten. Als neuer Vorsitzender wird Buchhalter
Paul Gotter aus der Großen Jakobsstraße 31 gewählt. Sein
Stellvertreter ist Rudolf Müller.
Friedrich Uebelhoer gegen Paul Hinkler zurück
Aufgrund von Differenzen mit dem Gauleiter von Halle-Merseburg Paul Hinkler tritt Friedrich Uebelhoer im Juli 1927 aus der NSDAP aus. Am 1. Dezember 1929 erfolgt mit derselben Mitgliedsnummer seine Wiederaufnahme. An Hinkler scheiden sich in der NSDAP-Ortsgruppe Naumburg die Geister. "Im Jahre 1926 wurde der Lehrer Paul Hinkel wegen Geisteskrankheit aus dem Schuldienst entlassen. Da er zunächst nicht weiter gemeingefährlich war. Steckte man ihn in keine Anstalt. Der Arbeitslose ging zu den Nazis." Das ist nicht exakt. Hinkler wird 1922 Mitglied der NSDAP. Den nächsten Karrieresprung beschreibt am 24. November 1930 Der Abend, die Spätausgabe des sozialdemokratischen Vorwärts, so: "Heute ist der Gauleiter in Mitteldeutschland und Mitglied des Preußischen Landtages." Tiefgreifende Konflikte über die Ausrichtung der Partei und Posten werden in Naumburg um Hinkler über den Streit um Kleinigkeiten ausgetragen. Einmal lässt der Gauleiter anlässlich einer Sitzung der Gaufunktionäre und Funktionäre der Ortsgruppe Naumburg die für den 19. Oktober 1930 geplante Aufführung der Berliner Spielschar "Die Braunhemden" absagen. Ein anderes Mal verweigert er einen verdienstvollen Mitkämpfer die Ehrerweisung zur letzten Ruhe. Friedrich Uebelhoer beschwert sich am 17. Oktober 1930 bei Dr. Goebbels. Die nächste Kritik über Paul Hinkler leitet er am 20. Dezember 1930 an die Reichsleitung der NSDAP in München. Am 9. Januar 1931 wird Paul Hinkler als Gauleiter durch Rudolf Jordan, der im Mai 1925 (Mitglieds-Nummer 4871) der Hitler-Partei beigetreten war, abgelöst. Der Machtwechsel vermittelt einen Bild von den internen Verhältnisse der NSDAP im Gau Halle-Merseburg. Rudolf Jordan schreibt: "Schon bei meinem ersten Gespräch in den Geschäftsräumen - die Gauleitung war in einer Fünf-Zimmer-Wohnung untergebracht - bestätigte sich das Wartesaalerlebnis: eine starke Gruppe von fanatischen Anhängern des scheidenden alten Gauleiters war mit dem in München beschlossenen Wechsel nicht einverstanden." "Sie waren mit Paul Hinkler, der den Gau unter schwierigen Verhältnissen aufgebaut hatte und der bei allen kämpferischen Aktionen immer mit vornedran gewesen war, durch dick und dünn gegangen." Dann kam es zur ersten Begegnung mit dem abberufenen Gauleiter und Jordan. "Meine [- Jordans - ] einleitenden Sätze unterbrach er barsch und grell: Sparen sie sich jedes Wort. Er holte tief Atem und schrie nach einer Pause: Hören Sie zu! Ich gehe nicht! Ich bleibe! Hier an diesem Platze, wo ich stehe " Ihr Weg führt über meine Leiche Nur einer geht hier aus dem Zimmer Sie - oder ich! Ehe ich diese Worte ganz erfaßt hatte", erinnert sich Jordan, griff Hinkler in die Schublade seines Schreibtisches und stand in einer Entfernung von etwa drei Metern mit einer auf mich gerichteten Pistole wutschnaubend vor mir. Hinkler gab dann Gaugeschäftsführer die Weisung, daß alle in dieser Stunde in der Gauleitung anwesenden Personen zu strengstem Schweigen zu verpflichten seien." (Jordan 22, 23, 25, 28 f.) Worum ging es Ende 1930 Anfang 1931 in Naumburg? Die NSDAP wächst zu einer Volkspartei aus und erreicht politische Geländegewinne. Paul Hinkler ist mit der Führung des Gaus Halle-Merseburg überfordert. Von der USchlA (Untersuchungs- und Schlichtungsausschuss, ab 1. Januar 1934 Oberstes Parteigericht der NSDAP) wird seine "Art und Weise" "der Behandlung" "der unterstellten Parteigenossen" heftig kritisiert. Sie veranlasst den Widerruf der "Absetzung des Pg. Uebelhoer wie alle übrigen Maßnahmen in der Ortsgruppe Naumburg" (Hinkler 4.11.1930). Ein in der Geschichte der USchlA höchst seltener Vorgang. Doch die Mahnung reicht nicht. Der Konflikt schwelt weiter. "Der kommissarische Leiter der hiesigen OG", heißt es im Brief vom 20. Dezember 1930 an die Reichsleitung der NSDAP, hat "am 4.11.1930 in einer Mitgliederversammlung ein Schreiben des Gaus Halle-Merseburg verlesen, demzufolge Pg. Uebelhoer mit Schimpf und Schande aus der Partei ausgeschlossen wurde." Uebelhoer sammelt seine Anhänger hinter sich. Im zitierten Brief an die Reichsleitung in München kündigen sie an:
Neben vielen anderen alten Kämpfern unterzeichnet den Brief an die Reichsleitung der NSDAP Schwiegermutter Thekla. Vier Tage später antwortet die Reichsleitung:
Ginge es nach dem Willen des kommissarischen Ortsgruppenleiters Zwingelberg, dann soll Parteigenosse Otto Wachsmuth (Salzstraße 1) als Mitglied der Orts-UschlA den Vorsitz übernehmen und den Konflikt zwischen Hinkler und Uebelhoer schlichten. Sogleich gab es hartnäckige Gerüchte, die ihn der Homosexualität verdächtigten, was, so scheint es zumindest, in der NSDAP eine probate Sozialtechnik war, um unbeliebte Parteigenossen zu entfernen. Tief enttäuscht von dieser Art des Umgangs zwischen den Parteigenossen, meidet der Geschenkartikelhändler künftig die Organisation. Bald nach der Übernahme der NSDAP-Gauleitung Halle-Merseburg macht Rudolf Jordan seinen Antrittsbesuch in Naumburg. Am 5. Mai 1931 spricht er auf einer Versammlung der NSDAP-Ortsgruppe zum Thema Der Kampf, der einst die Ketten bricht. Nach der Vorstellung durch Ortsgruppenleiter Georg Gerhard legt er los: Kriegsschuldfrage, Massenarbeitslosigkeit und Lage der Landwirtschaft. Deutschland kann allein nicht frei sein, es muss Bündnispolitik treiben, erklärt er seinen Parteigenossen. "Jeder Staat, der der Freund Frankreich sei, sei unser Feind ...."
Warum wird man Nationalsozialist? zurück
Im fortgeschrittenen Stadium, also nach einer längeren Zeit der Sammlung und Ordnung von Informationen zum Thema, entstand die Frage: Was unterscheidet die Biografien der nationalsozialistischen Führer Naumburgs in typischer Weise von anderen Lebenswegen? Welche Besonderheiten weisen sie auf? Welche Zäsuren und Schlüsselerlebnisse finden sich darin? Alle lehnen den Versailler-Vertrag ab und beklagen den Verlust von Ansehen und Prestige der Weimarer Republik in der europäischen Politik. Von einer Kriegsschuld wollen sie nichts wissen.
heißt es dazu im Naumburger Wahlaufruf der Deutschnationalen Volkspartei vom 25. November 1924. Sie niederzukämpfen, ist die Pflicht einer jeden Reichsregierung. Ganz ähnlich formuliert es Landgerichtsdirektor Hagen aus Anlass von Hitlers Geburtstag am 20. April 1933 im Schwurgerichtsgebäude von Naumburg:
Nationalsozialistisches Denken mündet immer in die Forderung nach Revision der europäischen Verhältnisse.
sagt Uebelhoer 1941. - Im Aufsatz über Was gebietet der Frontgeist angewendet auf praktische Politik raunt der Deutschnationale Georg Wilhelm Schiele aus der Friedensstraße:
Mit der Lösung dieser politischen Frage verbinden die Nationalsozialisten, wie sie es bereits im Aufruf Hakenkreuz oder Sowjetstern des Völkisch-Sozialen Blocks zum 1. Mai 1924 kundtun, ihre Mission. Sie absorbieren damit den Wählerwillen einer nicht kleinen Gruppe von Bürgern und nutzen die Kolonialbewegung für ihren Aufstieg. Von den Führungspersönlichkeiten der nationalsozialistischen Bewegung Naumburgs stehen nach dem Ersten Weltkrieg viele im Dienste der Freikorps und nehmen aktiv am Kapp-Putsch teil. Ob in Vorträgen, Festreden, Parteiversammlungen oder politischen Schulungen, die Dolchstoßlegende scheint bei den Nationalsozialisten omnipräsent zu sein. In die Welt setzte sie Paul Hindenburg (1847-1934) am 18. November 1919 vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss der Nationalversammlung. Sie erzählt von einem bedrohten Heer, dem die Novemberverbrecher, Streikende, Spartakisten, Pazifisten und Matthias Erzberger in den Rücken gefallen sind. Durch diese Propagandalüge bliebe das Heer im Felde unbesiegt. Über die Brücke der Dolchstosslegende und Kriegsschuldlüge, finden nicht wenige Deutschnationale und Monarchisten zu den Nationalsozialisten. Sie sind Gegner der Weimarer Republik und ihrer Erfüllungspolitik. Besonders der Treibriemenhändler (Uebelhoer) versteht sich auf Inszenierungen und stellt seine Feindschaft gegenüber der Demokratie gerne zur Schau. Einmal, 1924 führt er recht öffentlichkeitswirksam zwei Esel mit schwarz-rot-goldenen Rosetten im Ohr und der Aufschrift
durch die Stadt. Er kam für einige Stunden in die Gefängniszelle. Den politischen Hintergrund bildet der Streit um den Dawesplan - genannt nach dem amerikanischen Bankier und Friedensnobelpreisträger (1925) Charles Gates Dawes (1865-1929) - zur Neuregelung der Reparationsleistungen. Sie SPD stimmt am 27. August 1924 im Reichstag für die Annahme des Planes. Die Nationalsozialisten lehnen ihn als Sklaverei ab. Ein anders Mal, am Vorabend von Heldengedenktag 1933, ziehen Schüler der STABILA die Hakenkreuzfahne in der ehemaligen Kadettenanstalt (Kösener Straße 50) auf und verbrennen in Anwesenheit des NSDAP-Kreisleiters die Schwarz-Rot-Goldene Fahne. Ein grausiger symbolischer Ausdruck für das Zerstörungswerk an der Weimarer Republik und der Demokratie.
Im Kommunismus und Sozialismus erblicken die Rechtskonservativen den Ruin Deutschlands. Ihre Anhänger betrachten sie als Hauptfeinde der guten Deutschen. So gilt der Kampf vor allem", motiviert am 25. November 1924 der Wahlaufruf der DNVP seine Anhänger, "der marxistischen Sozialdemokratie, ihren Helfershelfern und Schleppenträgern. Die Nationalsozialisten würden es nicht anders sagen. Die Exponenten der nationalsozialistischen Bewegung in Naumburg sind in der Regel keine Trittbrettfahrer. Ihre politischen Ziele sind von tief verinnerlichten Überzeugungen getragen. Viele übernahmen lange vor 1933 in der Stadtpolitik verantwortungsvolle Aufgaben.
Die Führer der nationalsozialistischen Bewegung in Naumburg rekrutieren sich nicht aus der Unterschicht. Ihre sozioökonomische Lebenslage ist keinesfalls unterdurchschnittlich. Sie stehen sich, wie man sagt, wirtschaftlich eher besser als die meisten anderen Bürger der Stadt. Sie sind Eigentümer von kleinen Firmen, Geschäftsführer, angesehene Handwerker, Angestellte, Handelsvertreter, Beamte, Rechtsanwälte oder Lehrer. Einige wirken bereits vor 1933 als Stadtverordnete, leisten in den Handwerksinnungen oder in den Ausschüssen der Stadtvertretung eine aktive Arbeit, ergreifen die Initiative bei der Sicherung der Lebensmittel- und Kleiderversorgung für Kleinstkinder oder der Herstellung des Notgeldes und organisieren sich in Mittelstandsvereinigungen. Überdurchschnittlich engagiert sich das Personal der Naumburger Judikative. Richter begünstigen den Aufstieg der NSDAP durch Hakenkreuzurteile [Presse]. Ihre Führungskader rekrutiert die örtlich NSDAP vorrangig aus dem deutschnationalen Milieu. Nicht wenige kamen aus der Stadtverwaltung, Post, Bahn und Justiz, nach 1933 aus dem Kreis der ehemaligen Wehrverbände und dem politisch aktiven Personenkreis der Stadtverordneten, der Wirtschaftspartei und dem Verein der Haus- und Grundbesitzer.
Die NSDAP Naumburg entsteht und schöpft ihre Kraft aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft. Es ist die radikale Mitte. Sie organisiert die Aktion Kauft nicht bei Juden!. Ihre Exponenten sind keine Geheimbündler oder politische Exorzisten. Victor Artes ist Kaufmann und verkauft Textilien, Kurt Daßler ist Drogerist, Ernst Flachsbart Rechtsanwalt, Martin Schmidt Nähmaschinen- und Fahrradhändler, Franz Andacht Oberkramermeister und Heinrich Eickmann Kohlehändler. Im Januar 1932 gründet sich in Naumburg der Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes. Er greift die wirtschaftlichen Sorgen um Absatzmärkte, Umsatz, wirtschaftliche Existenz und übermächtige Konkurrenz auf und verdichtet die Beziehungen der NSDAP zum kaufmännischen Mittelstand. Das Programm der NSDAP erscheint ohnehin als für den Mittelstand zugeschnitten. Die politische Organisation der Kleinunternehmer, Selbstständigen und Händler formatiert die mit Inflation und Wirtschaftskrise erlebten Ängste und Sorgen zu einer Kampfansage gegen die Warenhäuser, Einheitsgeschäfte und Konsumgesellschaften. Die NSDAP versteht es diese wirtschaftlichen Ambitionen des bedrängten Mittelstandes an die Bewegung zu koppeln und in ihren Kampf gegen die Weimarer Republik - die Systemzeit - einzubinden.
begrüßen Handwerker und Gewerbetreibende den Aufruf der am 30. Januar gebildeten neuen Regierung. (Kampfbund 15.2.1933) Freilich dürfen sie nun hoffen, dass gegen die jüdischen Kaufhaus- und Geschäftsbesitzer sowie Konsumgesellschaften vorgegangen, also der Markt mit politischen Mitteln zu ihren Gunsten segmentiert wird. Deshalb ist für sie der 30. Januar 1933 ein Tag der Hoffnung. Nahezu alle Exponenten der nationalsozialistischen Bewegung in Naumburg waren beruflich gut bis ausgezeichnet qualifiziert, verfügen über einen Berufsabschluss oder eine akademische Ausbildung. Sie sind intelligent. Viele Bürger empfinden ihr öffentliches Erscheinungsbild als ansprechend und kultiviert. Die Exponenten der Bewegung werden nicht Nationalsozialisten, weil es ihnen wirtschaftlich schlecht geht oder weil sie unterprivilegiert sind, sondern aus politischen Grundüberzeugungen. Ein wichtige Rolle spielt dabei die ideologische Widerspiegelung der Kriegsereignisse, Revolution 1918/19, des Versailler Vertrages oder Dawesplans. Typisch hierfür wie Kreispropagandaleiter Lehrer Walter Schieke in seiner Rede im Ratskellersaal von Naumburg im März 1935 dies nachzeichnet:
Nach 1945 geben bei der Entnazifizierung die "einfachen Mitglieder" NSDAP ihre Gründe für den Beitritt zur Partei an. Es sind deutlich andere, als bei den Exponenten der Bewegung. Zum Beispiel:
Diese Erklärungen regen an, über die Zwänge der Ökonomie und wirtschaftlichen Interessenlagen nachzudenken. Hannah Arendt (1906-1975) definiert totalitäre Herrschaft nicht schlechthin als die Diktatur, die bestimmte Freiheiten beschneidet oder beseitigt. Sondern ihr Eigenheit erblickte sie einzig darin, dass der Raum des Handelns, und dies allein ist die Wirklichkeit der Freiheit, verschwindet. Das Wesen totalitärer Herrschaft in diesem Sinne ist der Terror, der aber nicht nach den Regeln des Machthungers eines Einzelnen (wie in der Tyrannis), sondern in Übereinstimmung mit außermenschlichen Prozessen und ihren natürlichen oder geschichtlichen Gesetzen vollzogen wird. (Arendt 1986, 710, 711) Aus Naumburger Sicht lassen sich folgende ökonomische Ursachen Interessenlagen bei der Entfaltung der nationalsozialistische Bewegung darstellen: Erstens. Inflation (1923) und Wirtschaftskrise (1929/32) zerstören die Lebensentwürfe vieler Bürger, verursachen Existenzunsicherheit und Armut. Damit entsteht der soziale Nährboden für eine militante und aggressive Politik. Soziale willkürliche Entlassung, willkürliche Stilllegung oder ihre Androhung, erkennt Eugen Kogon, können auf den schuldlos wirtschaftlich Ungesicherten nicht weniger vernichtend einwirken als einige der Terrormaßnahmen einer politischen Diktatur, und sie haben es in der Geschichte oft genug getan. (Kogon 11) Zweitens. Dem kleingewerblichen Mittelstand steckt die Wirtschaftskrise 1929/32 tief in den Knochen. Auf ihm lastet ein enormer Rationalisierungsdruck. Er fürchtet den Rückgang der Aufträge, die fortschreitende wirtschaftliche Konzentration der Produktion und des Handels. Kaufhäuser und Konsumvereine bedrohen durch sektorale Preisgestaltung seine Existenz. Die Revisionspolitik könnte Naumburg als Garnisonsstadt auferstehen lassen, wovon sich der kleingewerliche Mittelstand Aufträge und eine wirtschaftliche Belebung erhofft. Drittens. Unternehmer wie Heinrich Sieling oder Rudolf Schotte geben mit ihrer Unterstützung der nationalsozialistischen Bewegung im kommunalen Raum eine Beispielwirkung mit dem sanften Zwang zur Nachahmung. Viertens. Einige, die genauere Zahl lässt sich nicht sicher schätzen, Selbständige, Ladenbesitzer, Händler, organisieren sich Ende 1932 im Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes und begeben sich damit auf das politische Hoheitsgebiet der NSDAP. Ebenso unterstützt der Naumburger Haus- und Grundbesitzerverein den Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes. Fünftens. Die Aktivitäten NSDAP-Ortsgruppe sind mit überregionalen Aktivitäten der Bewegung abgestimmt und werden von wirtschaftlich potenten Persönlichkeiten unterstützt. Die sozialen und ökonomischen Ursachen für den Aufstieg des Nationalsozialismus kann man überhaupt nicht übersehen. Natürlich fordert dessen Überwindung die Demokratie als politische Herrschaftsform. Doch ist dies nicht das Ganze. Mit dem Begriff des Nationalsozialismus und Faschismus verbinden wir nicht schlechthin eine bestimmte Struktur, Funktion oder Verhalten eines Systems von Institutionen, sondern sie umfassen ebenso hierfür typische ökonomische, kulturelle und rechtliche Lebensformen. Theodor Adorno (1903-1969) deutet in einer Sendung des Hessischen Rundfunks vom 18. April 1966 auf das Problem hin, wenn er fragt:
Wie -, wenn in der Zivilisation selbst die Barbarei angelegt ist, fragt der Philosoph. Solange wir also einen Begriff von Demokratie und Gesellschaft leben, der sich gegenüber den vitalen Interessen der Teilhabe an Erwerbsmöglichkeiten, Bildung und dem Leben in einer gesunden natürlichen Umwelt großer Menschengruppen in der einen oder anderen Weise praktisch gleichgültig verhält, ist die Frage der Erziehung nach Auschwitz bis heute nicht schlüssig beantwortet. Solange wir uns um die Antwort mühen, das heißt nicht selbstgefällig den einzelnen Schritt für das Ganze nehmen, besteht Hoffnung auf eine Zivilisation ohne Barbarei.
Die braunen Kolonnen des Führers zurück
Die Geschichte der Sturmabteilung (SA) beginnt in Naumburg 1923 mit dem Frontbann. Ihn organisieren Wolf-Heinrich Graf von Helldorff (Wohlmirstedt), Friedrich Karl Freiherr von Eberstein und Heinrich Hacker (Naumburg). Unter Führung von Paul Hinkler bildet sich zwei Jahre später der Kampfverband Gau Halle-Merseburg. Die Abteilung besteht aus einer Naumburger-Freyburger- und Zeitzer-Einheit mit je zwanzig bis dreißig Mann. Das SA-Rudel Müller präsentiert sich zum Reichsparteitag der NSDAP 1926 in Weimar. Vier Jahre später gibt SA-Führer Rudolf Müller, Unterm Georgenberg 3, geboren am 13. März 1867, Vater von vier Kinder (1931), die Führung des Sturms ab, spielt aber in dieser paramilitärischen Organisation weiterhin eine Schlüsselrolle. Möglicherweise tritt er in den Hintergrund, weil der Beschluss des Preußischen Staatsministeriums vom 25. Juni 1930 den Beamten die Mitarbeit in der KPD und NSDAP untersagte. Um 1930 nimmt die SA-Bewegung im Raum Naumburg weiteren Aufschwung. Großer Beliebtheit erfreute sich der Naumburger SA-Spielmannszug, der beispielsweise 1929 zu den Kommunalwahlen in Weißenfels in gewohnter Disziplin aufmarschierte. Am 11. Juni 1930 verbietet der preußische Innenminister der SA das Tragen von Uniformen bei Versammlungen unter freiem Himmel. Daraufhin marschieren sie in weißen statt in braunen Hemden durch die Naumburger Straßen. Aufmarsch der Weiss-Hemden Ecke Markt / Jakobsstraße
Im November 1931 fordern die Länder von Reichsinnenminister Wilhelm Groener (1867-1939) Maßnahmen gegen die Bürgerkriegsgefahr. Sie wollten zunächst einer Wiederauflage des erst im April in Preußen aufgehoben Uniformverbots. In der Chefbesprechung vom 7. Dezember 1931 erklärt Wilhelm Groener, "das er gern bereit" sei ein allgemeines Uniformverbot zu erlassen, was am nächsten Tag erfolgt, sich aber weitgehend als unwirksam erwies. Es ruft die Länder erneut auf den Plan. Die Notverordnung des Reichspräsidenten vom 13. April 1932 zur Sicherung der Staatsautorität verbietet sämtliche Organisationen der NSDAP, insbesondere die SA, SS und ihr angeschlossenen Verbände. Das bringt, urteilt Carl von Ossietzky (1932) in der Weltbühne, die Deutsche Republik dem Wesen des Rechtsstaates ein Stück näher. Am 12. April 1932 schlägt mitten in die Versammlung der Naumburger-NSDAP die Nachricht auf: SA und SS verboten. Man zeigt sich davon ziemlich unberührt, als wüsste man bereits, dass Franz von Papen es schon bald wieder aufheben würde. Zum Schluss der Versammlung, abgehalten zur Vorbereitung der Landtagswahlen von Preussen am 24. April, erklingt wie immer das Hort-Wessel-Lied: SA. marschiert! Die Knechtschaft dauert nur noch kurze Zeit. Bis 1934 verändert die SA in der Region Merseburg ständig ihren inneren Aufbau. 1929 erfolgt in Mitteldeutschland die Vereinigung der einzelnen Einheiten zur Standarte IV (Halle). Sie umfasst in etwa den Gau Halle-Merseburg. Mit dem weiteren Anwachsen der SA-Bewegung teilt sich diese wieder in die Standarte VIII und XIII. Die Naumburger Kämpfer gehören zur Standarte VIII unter Führung von Standartenführer Hahn mit Sitz in Zeitz. In der Standarte XIII organisieren sich die Sturmleute aus den Kreisen Merseburg, Eckartsberga und Querfurt. 1931 erfolgt die Zusammenlegung dieser beiden Formationen (VIII + XIII) zur Standarte IV. Standartenführer Schlange unterstehen der Sturmbann I: Naumburg (Sturmführer Engelmann), Sturmbann II: Querfurth, Sturmbann III: Merseburg, und Sturmbann IV: Weissenfels. Unter dem Kommando von Kaufmann Gustav Weidlich SA Standarte I/1 stehen etwa 60 bis 70 Mann. Im Februar 1931 tritt Fritz Polz als Kommandeur an. Ein Jahr darauf erfolgt die Restrukturierung der SA in Standarte J 4 (Naumburg, Karl Kontzack, Domplatz 14), J 19 (Merseburg, Standartenführer Engelmann) und J 21 (Weißenfels, Standartenführer Schulz). Über J 4 übernimmt am 1. März 1934 Konrad Duval (Spechsart 3) das Kommando.
Vom Parteihaus am Bismarckplatz 4 (Reichskrone) leitet Obersturmbannführer Franz Schröder ab Mitte der 30er Jahre den Sturmbann I / J 4. Ihre Geschäftsstelle befindet sich in der Burgstraße 23a. Mit dem 25. April 1937 wird Naumburg wieder Sitz der Standarte J 4. Sie war vorher für fast zwei Jahre in Sondershausen zu Hause. Standartenführer Geseke übernimmt die Fahne aus den Händen von Brigadeführer Albert Heinz (geboren 16. Dezember 1896 in Halberstadt).
Die SA (Sturmabteilung) war eine Stör- und Prügeltruppe zum Einsatz gegen die politische Linke. Zudem war sie eine Reservearmee für den Bürgerkrieg. 1937 erklärt die Naumburger SA öffentlich:
Doch es gab natürlich unterschiedliche Motive für die Mitarbeit bei der SA und die waren keineswegs nur politischer Natur. Als in Kannawurf, nördlich von Sömmerda gelegen, 30 Prozent der SA-Mitglieder mit der Begründung austreten, dass sie die Beiträge nicht mehr aufbringen konnten, stellt der Lagebericht der Staatspolizeistelle Halle für Oktober 1934 (Stapo 1933e, 215) dazu fest: Es hat vielmehr den Anschein, daß die fraglichen Personen seinerzeit nur deshalb in die SA eingetreten sind,
In der Naumburger Region ist die Sturmabteilung der NSDAP als dichtes Netzwerk ausgebildet. In Klosterhäßler existiert ein Sturm unter Führung von August von Haessle. In Burghässler befiehlt Sturmhauptführer Hensel [oder Hänsel?], in Möllern Sturmhauptführer Karl Zeppertz, in Bad Kösen Sturmhauptführer Max Törpsch und in Auerstedt Obertruppführer H. Even. Als Adolf Reichwein (1898-1944) am 20. Juli 1932 mit einer Studentengruppe auf Exkursion in Naumburg (Saale) unterwegs, erreichte ihn die Nachricht vom Preussenschlag. Bald danach kreuzte eine SA-Kolonne ihren Weg, wozu er später äusserte: "Wenn diese SA einmal in Deutschland zur Herrschaft käme, dann würden die Errungenschaften des Freiherrn von Stein und alle demokratischen Einrichtungen weggefegt." (Amlung 266) Auftrag und Ziel der Sturmabteilung (SA) tritt bei der Saalschlacht von Almrich (1930), beim Überfall auf die SPD-Versammlung in Freyburg (1930) und auf den Konsum (1931/32) deutlich zu Tage. In Anschauung dieser Ereignisse warnt am 13. Juli 1932 der Volksbote (Zeitz): "Seit Jahr und Tag sind Ueberfälle, Versammlungssprengungen, Saalschlachten und der gemeinste Mordterror [durch die braunen Mordhorden] an der Tagesordnung. Für ein Linsengericht und die braune Morduniform hat sich der Abschaum der Menschheit als Terror- und Mordgarde anwerben lassen.
Im Rahmen der Entnazifizierung macht Kurt Niederhausen (Naumburg, Mägdestieg 5 II) hierzu gegenläufige Angaben, wenn er ausführt:
Am Aufbau und den Aktionen der SA partizipieren noch andere politische Kräfte, zum Beispiel die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) im Landtagswahlkampf Frühjahr 1932. Es ist eine Wahllüge, stellt am 20. April 1932 Doktor Wolfgang Schöbel (Lorbeerbaum-Apotheke, Herrenstraße 2) vom DNVP-Kreisverein Naumburg in der Versammlung klar, wenn gesagt wird, DNVP-Minister hätten sich in einigen Ländern für das Verbot der SA und SS eingesetzt. Bald nach dem sogenannten Röhm-Putsch Ende Juni 1934 bietet die NSDAP-Propaganda der Öffentlichkeit das Bild vom braven SA-Mann. In Zeitungen erscheinen Fotos, wo sie mit ihren Kumpanen den Handwagen ziehen. Darüber der Text: "SA - sammelt - Altpapier! So klang es [am 12. Februar 1938] als Schlachtruf im Sprechchor in allen Strassen unserer Stadt". - Dann wieder zeigen Schnappschüsse die Honigkuchenmänner in sinnlicher Pose, wie sie einträchtig mit Wehrmachtssoldaten zusammen sitzen und ihre Erbsensuppe aus der Feldküche löffeln. Dann und wann betteln sie an der Strassenecke mit der Büchse um Spenden für das WHW (Winterhilfswerk). Oder sie üben wie 1934 in Plennschütz und Plotha mit 400 Kameraden des SA Sturms I/ J 21 die Bergung eines südlich vom Dechantenholz bei Prittwitz notgelandeten Flugzeuges. "So wird unsere SA immer einsatzbereit sein, wenn es gilt, bedrängten Volksgenossen zu helfen, oder den nationalsozialistischen Staat vor dunklen Machenschaften volksfremder Elemente zu schützen." Hüter und Wächter an der Volksgemeinschaft wollen sie jetzt sein, damit endlich Schluss ist mit der Zerrissenheit des Volkes. Darüber wollen sie wachen. Und jeder soll sehen, dass sie jetzt nicht mehr die Schläger- und Randaleabteilung der NSDAP sind. So übernimmt die SA die politisch-moralische Oberaufsicht über die Stadt. Dann passiert es: Kurt Gutgesell (*1908) versteckt auf dem Hausgrundstück Moritzstrasse 25 unter einer im Hausflur stehenden Drehrolle Pakete mit kommunistischen Schriften. Elf Broschüren Kunst und Wissenschaft im neuen Deutschland, ein Exemplar Der Bolschewist, vierzehn Bücher für Betriebsratsmitglieder der Eisenbahn und das Buch Die Sowjetunion bedrohen das System. Als die alten Kämpfer davon erfahren, geraten sie natürlich in Rage. Pflichtbewusst meldet am 17. November 1933 SA-Sturmführer Staps dem Oberbürgermeister den Vorgang. Zwei Tage später erlässt das Amtsgericht Naumburg gegen Kurt Gutgesell einen Haftbefehl. In der Anklageschrift vom 3. Dezember 1933 wirft ihm der Oberstaatsanwalt vor, er habe versucht
Dafür büsste der Schlosser vom 9. Mai 1934 bis 9. Februar 1936 im Gefängnis von Merseburg. In der Moritzstrasse 25 wartete seine Frau mit dem dreijährigen Kind auf ihn.
Kampf um die kulturelle Hegemonie zurück Die Stadtverordnetenversammlung von Naumburg fasste am 28. Mai 1928 den Beschluss zur Einrichtung einer Lesehalle mit Bibliothek. Der Beginn zog sich etwas hin, weil in den Räumen im Haus Markt 12 noch die Ausstellung Naumburg im Wandel der Jahrhunderte stattfand. Schliesslich kam das Projekt in Gang. Bald argwöhnte der Stahlhelm über die inhaltliche Ausrichtung der Stadtbibliothek. Gerüchte kreisen, etwa dass der Bibliotheksleiter die Anschaffung sozialistischer Literatur bevorzugt, was dann aber doch nicht so gewesen sein soll. Ein kleiner Kreis privater Leute attackierte das Projekt mit ideologischen Angriffen. Als Oberleutnant a. D. Heinrich Hacker am 10. Januar 1930 die Führung der NSDAP-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung übernahm, verschärfen sich die Konflikte.
Obwohl der Bücherei- und Lesehallenausschuss die Arbeit des Bibliotheksleiters eigentlich unterstützen sollte, bremst er ihn aus. Irgendwann im Frühjahr 1930 verfügt er, dass jedes zur Anschaffung vorgeschlagene Buch zur Genehmigung vorgelegt werden muss. Und vor der ersten Ausleihe ist das neue Buch dem Ausschuss vorzulegen, was ausserdem die Bezahlung der Rechnungen verzögerte. Zunächst sind in der Stadtbücherei manche Wissensgebiete nur schwach oder überhaupt nicht vertreten. Noch immer fehlt eine systematisch geordnete Bücherkartei. Im Sommer 1930 reorganisiert der Leiter die Registratur. Nach Abschluss der Arbeit steigt die Zahl der Leser weiter an. Endlich kann sich Naumburg über seine Stadtbibliothek freuen. Doch die eigenartigste Anerkennung der Arbeit lobt der Bücherei- und Lesesausschuss aus, als er im Herbst eine Neuausschreibung der Stelle damit begründet, dass der Bibliotheksleiter angeblich ein Doppelverdiener ist. Wahrscheinlich verlor er den Posten, weil er Mitglied einer republikanischen Partei war. NSDAP-Fraktionsführer Heinrich Hacker tröstet ihn: "Ihre Arbeit mag sehr gut sein, aber wir haben die Macht und wollen von ihr Gebrauch machen!" Bei den Abgeordneten der Arbeiterparteien stösst dies auf Protest und Widerspruch. Zugleich aber gibt dies einen Vorgeschmack darauf, was die Beamten und Angestellten der öffentlichen Verwaltung und Betriebe unter Führung der NSDAP erwartet, nämlich Klientelwirtschaft. Die Bibliothek muss schliessen. Immerhin können die Leser eine Fahrbücherei in Anspruch nehmen. Am 9. April 1931 erfolgt die Neueröffnung der Stadtbibliothek. Nun sorgt bei der Opposition für Verstörung, dass der Sohn von Herrn Heinrich Hacker (NSDAP) - wenn auch nur vorübergehend - für den Posten des Leiters ins Gespräch kommt. Dann setzt der Ausschuss eine weitere Sonderbarkeit durch: Die Bestellung und Auslage der Zeitungen soll künftig dem Parteienproporz in der Stadtverordnetenversammlung entsprechen. Damit erhalten die Deutschnationalen sechs, die Nationalsozialisten und Sozialdemokraten jeweils fünf, die Mittelstandspartei vier sowie die Deutsche Volkspartei und Haus- und Grundbesitzer Verein jeweils drei Zeitungen nach ihrer Wahl. So gerät die politische Bildung in die Fänge der Parteienwirtschaft. "Auf keinem Gebiet wirkt sich der Rechtskurs im Naumburger Stadtparlament in so verhängnisvoller Weise aus wie auf Kulturpolitischen", urteilt im Mai 1931 der Volksbote aus Zeitz. Eine weitere Front im Kampf um die kulturelle Hegemonie eröffnet die NSDAP auf dem Gebiet der Schulpolitik. 1930 setzt sich der Nationalsozialistische Schülerbund (NSS) mit den Protagonisten Arno Rost (Weimar / Naumburg), Karl Willemer (Naumburg), Martin Moehring (Naumburg), Fips Jahn und Rudi York in einigen Schulen fest. Als Kraft der Freiheit bricht die NSDAP-Ortsgruppe im Winter-Frühjahr 1929/30 einen Kulturkampf los. Öffentlichkeitswirksam inszeniert sie sich als Bastion des Widerstandes gegen den dekadenten und zersetzenden moralischen Einfluss der jüdisch-marxistischen Jugendbewegung, was bei den Deutschnationalen grossen Anklang findet.
Konsolidierung und Aufschwung zurück In der Mitte der zwanziger Jahre lässt sich die Geschäftsführung der NSDAP-Ortsgruppe im Gasthaus zum leichten Wagner (Inhaber Anton Oberländer, Große Jakobsstraße 34, Stadtplan) nieder. Hier treffen sich Mitglieder, Anhänger und die alten Kämpfer der SA. Pfingstsonnabend 1930 bechert man hier fröhlich mit den Wehrwölfen. Die Produktion von Geselligkeit als lustvolle Form und alltägliche Vergesellschaftung (sprich Vernetzung) von Ideen und Personen, ist in seiner Wirkung nicht zu unterschätzen. Aber die eigentliche Aufgabe der NSDAP-Geschäftsstelle ist eine andere: Sie ist das Auffangbecken, der Treffpunkt und das Organisationszentrum der antirepublikanischen Kräfte in Naumburg. Ab Frühjahr 1931 logiert die NSDAP-Ortsgruppe Naumburg in ihrer neuen Geschäftsstelle in der Großen Wenzelsstrasse 39. Sie besteht aus fünf hintereinander liegenden Zimmern. Vorher befanden sich hier die Ausstellungsräume einer Möbelhandlung. In Eigenleistung legte man elektrisch Licht und renovierte die Räume. An den Wänden hängen Bilder von Adolf Hitler. In den Geschäftsräumen finden die Sitzungen der Funktionäre und Zellobleute statt. Tagsüber tummeln sich hier auch die Arbeitslosen aus der Bewegung und spielen Skat. Manche lesen hier regelmässig die Zeitung, nicht, versteht sich, den Klassenkampf der KPD-Bezirksorganisation Halle, sondern den Völkischen Beobachter! Eine großes schwarzes Brett, gespickt mit Zetteln, informiert über die Veranstaltungen der Partei in Naumburg und Umgebung. In einem anderen Raum hält man Militärbetten für übernachtende Parteigenossen bereit.
Den Einzug von fünf NSDAP-Abgeordneten (Hacker, Müller, Georg Schmidt, Schmöller, Rudloff) am 10. Januar 1930 in die Stadtverordnetenversammlung von Naumburg feiern die Nationalsozialisten als grossen Erfolg. Aus Anlass der Konstituierung der Stadtverordnetenversammlung am 9. Januar 1930 veröffentlichen sie ihren Kurs der Koalitionspolitik. Einen gewissen Weg werden wir "mit anderen antimarxistischen Parteien zusammengehen", erklärt die NSDAP-Fraktion. "Man glaube aber deshalb nicht, daß wir mit irgendwelchen bürgerlichen Parteien verwandt oder verschwägert seien oder daß wir für bürgerlich-liberalistische Fetthälse die Kastanien aus dem Feuer holen. Gewehr bei Fuß und in einer losen Tuchfühlung stehen wir zum Frontsoldatentum, soweit es revolutionär in der Deutschnationalen Volkspartei resp. im Stahlhelm versammelt ist. Wir arbeiten und kämpfen bewusst und unabänderlich als Revolutionäre innerhalb der Verfassung für den nationalsozialistischen Staat und das 3. Reich, welches kommen wird und kommen muss." "Zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und den anderen, mögen sie sich bürgerlich oder marxistisch nennen, gibt es keine Brücke."
Zäsur: Wenn die Kommunisten das künftige Wohl der arbeitenden Klasse in der Errichtung eines Sowjetdeutschlands sehen, die Sozialdemokraten den Kapitalismus über Reformen humanisieren wollen, dann setzen die Nationalsozialisten auf die Anziehungskraft wirtschaftlicher Heilserwartungen. Die NSDAP wird Volkspartei, das heisst, sie sammelt ihre Stimmen in den verschiedenen sozialen Schichten, Gruppen und Klassen. Von der viel beschriebenen Verbürgerlichung und dem Abschied vom Rabaukentum ist in der Naumburger Region nicht viel zu spüren. Denken wir nur an ihr Verhalten zur SPD-Versammlung am 25. April 1930 in Freyburg oder an die Angriffe auf den Konsum 1931 und 1932 im Spechsart.
Auf der öffentlichen NSDAP-Versammlung am 19. Februar 1930 im Ratskeller konnte der Bürger die Annäherung von Deutschnationalen und Nationalsozialisten hautnah miterleben. Redner Alfred Pape, drei Jahre später von den Nationalsozialisten zum Landrat von Weißenfels bestellt, geisselt die Massenarbeitslosigkeit, den Niedergang des Mittelstandes und die Ausbreitung des Warenhaussystems. Was nützen die Waffen, fragt er dann, wenn der Marxismus, Pazifismus und Materialismus die körperliche und geistige Vernichtung Deutschlands betreiben? zurück NSDAP-Ortsgruppenleiter Georg Saalborn (Bad Kösen, Gerstenbergkpromenade 7a) begrüsst am 6. Juli 1930 im Saal des Kurgartens von Bad Kösen etwa 600 Parteigenossen und Anhänger zu Wahlkundgebung. Nicht wenig, für einen Ort mit etwa 3 500 Einwohnern. Dann paukt Gottfried Feder (1883-1941) mit ihnen die Grundsätze der nationalsozialistischen Ideologie ein. Klassenkampf einerseits und Kastendünkel andererseits zerreißen Deutschland, sagt er. Daraus wieder ein Volk und einen Staat zu machen, ist die Mission der Nationalisten. "Mit Heilrufen auf den Nationalsozialismus und seinen Führer Adolf Hitler wurde die Versammlung geschlossen." Bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 erzielt die NSDAP in Naumburg mit 31 Prozent der abgegebenen Stimmen den politischen Durchbruch. Sie profitierte davon, dass die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) durch die Abspaltung des Landvolks und der Konservativen beim Wähler deutlich geringeren Zuspruch fand. 1928 erhielt sie in Naumburg noch 4 747 (27,9 Prozent) Stimmen, wo hingegen es diesmal nur 3 437 (18,2 Prozent) waren. Wahrscheinlich wanderten einige Wähler von der DNVP zur NSDAP.
Die NSDAP geriert sich als "Partei der Jungen" und übt den Aufstand gegen den "elitären Honoratorenklüngel". Dabei kommt ihr der Umstand entgegen, worauf Hans-Ullrich Wehler (2009, 42) hinweist, dass ab 1930 die geburtenstarke Vorkriegsjahrgänge in die Wählerschaft einrücken, die nicht mehr im Kaiserreich, sondern in der Weimarer Republik sozialisiert wurden. Zweifellos korrespondiert das Wahlergebnis mit der wachsenden magischen Anziehungskraft von Adolf Hitler. Doch sollte man dies nicht überbewerten. Ausschlaggebend für den Wahlerfolg waren die organisatorische Stärkung der Partei und der politische Raumgewinn auf kommunalem Gebiet. 1929/30 überwindet die NSDAP-Ortsgruppe ihre innere Führungskrise. Sogleich reorganisiert Friedrich Uebelhoer die örtliche und regionale Parteistruktur. 1931 beruft ihn Adolf Hitler zum NSDAP-Kreisleiter von Naumburg. In Vorbereitung der Wahlen stellt die Partei ihre Kampagnefähigkeit unter Beweis. Das im gleichen Jahr zentral durchgesetzte Legalitätsprinzip und die propagandistische Rücknahme der Sozialismusidee unterstützt diese Tendenz.
Von
der Volkspartei zur faschistischen Partei.
Auf der Versammlung am 24. April 1930 zum Thema Alljuda, der Todfeind des deutschen Volkes, teilt die NSDAP-Ortsgruppe mit, dass sie sich nun auf den
konzentriert. Dieser Propaganda-Idee verleihen Lehrer, Juristen und Ärzte der Stadt Nobilität. An die Macht gelangt, nutzt die nationale NSDAP-Führung das Rasse-Reinheit-Dogma zum ideologischen Kampf gegen die jüdisch-bolschewistische Bedrohung, den rasseverderbenden Klassengegner und für die Eroberungspolitik. Neu war die Idee vom Rassenkampf nicht. Hitler und die NSDAP verstanden es zunächst, sie aufzunehmen und zeitgemäß zu moderieren. Schon vor 1914 greift sie um sich. Zum Beispiel popularisiert am 23. August 1914 der ehemalige Pfortaschüler Karl Lamprecht (1856-1915), den Krieg als letzten Kampf des Germanentums gegen die östliche Barberei. Um 1929/30 eröffnet die NSDAP eine
Typisch hierfür
die NSDAP-Versammlung am Donnerstagabend, den 24. April 1930, im großen
Ratskellersaal von Naumburg. Ludwig Franz Gengler (1902-1946) aus Nürnberg
spricht über
Einleitend wies Kaufmann
Friedrich Uebelhoer von der örtlichen NSDAP auf den "unwürdigen
Zustand" hin, "dass sich die Volksgenossen für den zynisch
lächelnden Juden die Köpfe blutig geschlagen hätten".
Damit waren die Ereignisse um die öffentliche Versammlung am 10.
April 1930 im Schützenhaus von Freiburg gemeint, zu der die SPD-Bezirksleitung
Merseburg mit Dr. Schweriner zum Thema "Das wahre Gesicht der Nationalsozialisten"
eingeladen hatte. - Dann sprach Ludwig Franz Gengler zu den Anwesenden
über die Rassenproblematik, die er als eine Grundfrage der nationalsozialistischen
Weltanschauung charakterisierte, denn der Jude ist heute der Herrscher
von Deutschland und anderer Völker. Wir werden untergehen, wenn wir
nicht den Kampf gegen die Vermischung mit den Juden und Zigeunern führen.
"Nur, weil wir nicht mehr wachsam waren [orig: währen] im Schutz
unserer Rasse, habe der Jude auch in Deutschland seine Macht politisch,
wirtschaftlich und kulturell ausbauen können, so dass wir Deutschen
im eigenen Lande Knechte wären und der Jude Herr sei." Dabei
ist der Jude eine "vermanschte Niederrasse mit konzentrierten Untugenden
aller Rassen". "Noch nie seien wir so sittlich so verdorben
gewesen wie heute", sagt der Referent. Deshalb müssen wir den
Rassenkampf als die Grundlage unseres Lebens betrachten. Die Rassenkunde
zeichnet den Juden als vermanschte Niederrasse. Im November 1918 eroberte
er als Machthaber und Drahtzieher offen die politische Bühne. Mittlerweile
existiert in Deutschland die vollendete Judenherrschaft, die in der Young-Versklavung
ihren vorläufigen Höhepunkt findet. Deshalb fordert die NSDAP,
kündigt der Redner an, die Beseitigung der Juden aus allen führenden
Regierungsämtern und die Besetzung dieser Posten mit deutschen Männern. (Gengler 1930) Auf der DAF-Tagung vom 2. bis 6. Dezember 1935 in Leipzig spricht Robert Ley (1936, 10) zum Thema:
Explizit stellt er die Rassenfrage und das Rassebewußtsein in seiner Funktion und Rolle zur Steuerung des politischen Verhaltens der Bürger heraus:
die im Tun und im Handeln, im Denken und im Fühlen gleicher Art sind. Die Wesen auf dieser Erde, die aus einem Empfinden heraus,
"Ich möchte," fordert er, "dass die DAF-Führer, als Führende im deutschen Volk, die Rassenfrage kennen." Deshalb ist es notwendig ihre Grundbegriffe als selbstverständlich anzuerkennen. Die Einheit des Volkes stellt sich durch das Bekenntnis zu Menschen "gleichen Blutes" her. Die nationalsozialistische Rassenproganda diente der Hebung des Rassebewußtseins, stärkte und polierte besonders das politische Selbstbewusstsein der NSDAP-nahen Bürger auf. Die "geschichtlichen Erkenntnisse" der Rassenkunde lehren uns, vergegenwärtigt Paul Schultze-Naumburg in Nordische Schönheit (1937) den Wert des Expansionsdrangs, "dass es nicht der schlechteste Teil des Volkes war, der erobernd auszog, sondern das dieser Zug Tatkraft, Entschlussstetigkeit, Tapferkeit und Drang in die Ferne voraussetzte." Die NSDAP ist jetzt nicht mehr Volkspartei. Mit der forcierten Rassenpropaganda und ihrem Willen zur Zerstörung der (Parteien-) Demokratie (Göttinger Rede von Hitler am 21. Juli 1932) reift sie als faschistische Partei aus. Der Streit und die Konkurrenzverhältnisse zwischen SPD und KPD schwächt diese Parteien, was der NSDAP erhebliche Vorteile bringt. Zwar erreicht die Naumburger KPD zu den Reichstagswahlen am 14. September 1930 mit 2 268 Stimmen (12 Prozent) ein beachtliches Ergebnis. Doch sie verrennt sich in der Idee: Wir stürmen für Sowjetdeutschland! (Rede von Ernst Thämann am 8. August 1930 in Hamburg). Viele Kreise und Gruppen der Stadtgesellschaft, die wirtschaftlich Selbstständigen, höhere Angestellte, liberale Juristen oder Rechtsanwälte, spricht das nicht an. Ausserdem ist Thälmanns Strategie nicht geeignet, die Traditionen der deutschen Arbeiterbewegung von Wilhelm Weitling über August Bebel bis Rosa Luxemburg für den aktuellen politischen Kampf zu mobilisieren. 1932 verhallt die logisch wohl begründbare Warnung der KPD vor Hindenburg als Präsidentschaftskandidaten. Doch die SPD fährt eine andere politische Linie. Gut ausgebildetes Personal, studierte und geschulte Stadtbeamte, gebildete Deutschnationale, die gerne noch weiter Rechts stehen möchten, frei niedergelassene Juristen, Kleinunternehmer, die vom Staat durch die Hauszinssteuer ausgeplünderten ehrenwerten Mitglieder des Haus- und Grundbesitzer Vereins, aber auch Beamte aus dem Stadt,- Land- und Oberlandesgericht bilden den NSDAP-Kader. Verstärkung erhalten sie durch Prominente, wie Kronprinz August Wilhelm von Preußen (1887-1949), die den Nationalsozialismus unterstützen, fördern und der NSDAP zu Ansehen verhelfen. Dagegen kommt die Stadt-KPD nicht an. Rechtsanwalt Doktor Artur Samter kann ihr erst nach Übersiedlung von Berlin nach Naumburg im Jahr 1932 helfen. Schon 1929/30 erreicht die Orts-KPD bei den Landtags-, Reichstags- und Kommunalwahlen ihre Grenzen. Die politische Implikation sollte man nicht übersehen: Das Schreckgespenst von der kommunistischen Machtübernahme ist ein Werk der Propaganda. Schon lange laufen genügend Arbeiter der NSDAP hinterher. Vielleicht glauben sie an das Programm von 1920, welches ihnen eine Gewinnbeteiligung an den Großunternehmen verspricht. Obendrauf gabs noch die Kommunalisierung der Kaufhäuser und Bodenreform. Doch früh entschied sich ihrer Führer gegen die Demokratisierung der Wirtschaft. Lange schon nimmt der Hitler-Flügel sie nicht mehr ernst. Zu Recht, doch vergeblich opponieren Franz Neubert (KPD) und Walter Höhne (KPD) in der Stadtverordnetensitzung am 9. Januar 1930 gegen die Vorstellung, dass die NSDAP eine Arbeiterpartei sei. Die Kapitalismuskritik der völkisch-sozialen Bewegung entfaltet in der Stadt eine spürbare Anziehungskraft. Unter der Losung die
steht am 27. März 1924 eine nationalsozialistische Mitgliederversammlung an. Der Orts-Vorsitzende, Lokomotivführer Richard Gläsel, begrüsst hierzu den Referenten Hofrat Lehmann aus Halle. Pflichtgemäss wettert der gegen die Zerrissenheit und fehlende Selbstbestimmung des deutschen Volkes und verlangt die Brechung der Zinsknechtschaft. Die Bewegung setzt die Arbeit an die erste Stelle, verspricht er. Der Korps-, Front- und Manövergeist der SA zieht Abenteurer, Tugend-Wächter im nationalistischen Format mit dem Hang zum Militanten und Arbeitslose in ihren Bann. Hier konnten sie ihren antimarxistischen Geist, sprich SPD-Hass, Antikommunismus und - semitismus austoben. Und man konnte Deutsch sein. Über die Sturmabteilung erfolgt im nicht geringem Umfang auch die Rekrutierung von NSDAP-Mitgliedern (vgl. SA1 bis SA31).
Wahl
von Karl Roloff Am 27. Februar 1931 läuft die Amtszeit von Karl Roloff als Erster Bürgermeister aus. Mit 20 von 30 möglichen Stimmen wählen ihn die Stadtverordneten am 24. Juli 1930 für weitere 12 Jahre. Wahrscheinlich erhielt er von der DNVP sechs, von der NSDAP vier, von der Wirtschaftspartei und den Haus- und Grundbesitzern jeweils drei Stimmen sowie von der Mieterliste eine Stimme. Ohne die Sympathien der Nationalsozialisten wäre Roloff nicht wieder gewählt worden. Gegen ihn votierten alle SPD-Stadtverordneten. Hingegen übt die KPD-Fraktion Stimmenthaltung. Die Wahl bringt "zum Ausdruck," analysiert der Volksbote (Zeitz), "dass ein Drittel der Bürgerschaft, und zwar die arbeitende Klasse, kein Vertrauen zu dem Bürgermeister Roloff hat." Der Erste verstand es gut, die Nazis ins Schlepptau zu nehmen, was aber keiner staatsmännischen Weisheit bedurfte, "wenn man nur den dreimal verfluchten Marxisten einen Schlag versetzen kann". "Eine wirkliche Gelegenheit, den Nazis zu beweisen, dass er der richtige Mann in der Sozialistenvernichtung ist, bot sich ihm zum Bezirksfest der Arbeiter-Turner und Sportler [am 26. und 27. Juli 1930 in Naumburg]. Herr Roloff als Polizeidezernent verbot das Aufstellen der Ehrenpforten, wenn neben der Reichsflagge noch die Bundesflagge des Arbeiter-Turn- und Sportbundes gehisst würde. Eine bessere Empfehlung seiner Person als geeigneter Bürgermeister und Polizeidezernent," kommentiert der Volksbote (Zeitz) am 30. Juli 1930, "konnte er den Nazis, als den eingeschworenen Gegnern der Reichsflagge und natürlich auch der roten Turnerfahne, nicht geben." Die Wiederwahl von Karl Roloff zum ersten Bürgermeister ist ein untrügliches Zeichen, dass sich aus Deutschnationalen und Nationalsozialisten ein Machtblock bildet und das Bürgertum sich verstärkt der NSDAP zuwendet. Seine Wiederwahl, resümiert die Zeitzer Arbeiterzeitung,
Wurde es aber gehört und verstanden? - Von der KPD-Stadtratsfraktion schon mal nicht. Wohl hätten ihre Gegenstimmen die Einsetzung von Karl Roloff als Bürgermeister nicht verhindert. Trotzdem wären ihre Gegenstimmen ein wichtiges politisches Signal gewesen. Demgegenüber müssten ihre Differenzen zur SPD-Fraktion zurücktreten. Taten sie aber nicht, die KPD-Genossen. Aber so deutet es auf eine Fehleinschätzung des deutschnationalen-nationalsozialistischen Machtblocks hin. zurück
NSDAP gegen SPD zurück Mittlerweile findet die NSDAP eine feste Wählerschaft. Die Nationalsozialisten missbrauchen den Parlamentarismus, wie der Streit zwischen Georg Schmidt und Heinrich Hacker von der NSDAP einerseits und Otto Grunert und Friedrich Blüthgen von der SPD andererseits zeigt, um die Arbeiterparteien in der Naumburger Öffentlichkeit zu diskreditieren.
Der Gastwirt vom Halleschen Anger und Stadtrat Georg Schmidt (NSDAP) beschwert sich in einem Brief an den Oberbürgermeister Dietrich vom 23. Januar 1931 über das brüskierende Auftreten von Stadtrat Otto Grunert (SPD) auf einer Wahlversammlung in Roßbach. Der Beklagte soll die Schweigepflicht in seiner Eigenschaft als Magistratsmitglied verletzt haben, weil er dort über die Verpachtungsangelegenheit Hallescher Anger sprach. Deshalb beantragt Schmidt ein Disziplinarverfahren gegen ihn. Otto Grunert kontert am 6. Februar 1931:
Ausserdem habe Heinrich Hacker (NSDAP) ihm in der letzten Stadtratssitzung am 22. Januar 1931 in "ehrabschneidender Weise" mehrfach zugerufen:
Während seiner Urlaubsvertretung vom 13. bis 26. Juli 1930 stößt Georg Schmidt (geboren am 21. September 1889 in Freyburg / Schlesien) bei den Rechnungen wiederholt auf dieselben Namen, wie "Schulze", "Jungmichel" und so weiter. Daraus schlussfolgerten die Nationalsozialisten eine Bevorzugung bestimmter Firmen durch Otto Grunert. Dazu kommt der ungerechtfertigte Vorwurf, er sei ein "Doppelverdiener", weil er für seine vorübergehende Aushilfstätigkeit als Wohlfahrtsdezernent 12 Reichsmark pro Woche entgegennahm, was, wie sich schnell herausstellt, aber den allgemeinen Verwaltungsvorschriften entspricht. Trotzdem, der Vorwurf von Hacker trifft den Sozialdemokraten tief, weil, wie sein Fraktionsvorsitzender Blüthgen sagt, er als Sozialdezernent "vorzugsweise mit Menschen zu verhandeln hat, die überhaupt keinen Arbeitsverdienst haben" (SPD 24.1.1931). Doppelverdiener sei eigentlich Hacker, interveniert Otto Grunert am 6. Februar 1931 im Brief an den Oberbürgermeister Dietrich, weil dieser neben seiner monatlichen Pension von 165 Reichsmark noch seinen Beruf als Kaufmann ausübt. Aber der Oberbürgermeister verspürt überhaupt keine Lust, wie er am 11. April 1931 den Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemokraten im Stadtparlament mitteilt, sich in die Auseinandersetzung einzumischen. Hacker lehnt es ab, als er von Dietrich aufgefordert wird, eine Stellungnahme zum Brief von Blüthgen vom 24. Januar 1931 abzugeben, weil, wie er sagt, er diese Äußerung als Stadtverordneter und nicht als Stadtrat tat. So kommt es zu keiner Beruhigung in dieser Angelegenheit, wie man der Mitteilung des Oberbürgermeisters an den Regierungspräsidenten von Merseburg vom 12. Dezember 1931 entnehmen kann. Schließlich positioniert sich der Oberbürgermeister (siehe 12.12.1931) im Dezember 1931 eindeutig. Er bezeichnet die Vorwürfe von Stadtrat Georg Schmidt (NSDAP) gegenüber Stadtrat Otto Grunert (SPD) als unberechtigt, aber zugleich als so schwer, "daß die mir selbst zur Verfügung stehenden Disziplinarmittel nicht ausreichend erscheinen." "Der Vorfall beweist," klagt er dem Regierungspräsidenten von Merseburg, "wie verfehlt die Bestimmung ist, dass Stadtverordnete zugleich Magistratsmitglieder sein dürfen. Die parteipolitischen Gegensätze sind jetzt so schroff, daß sich auch Magistratsmitglieder, die zugleich Stadtverordnete sind, nicht scheuen, in der öffentlichen Stadtverordnetensitzung sich öffentlich anzugreifen. Es ist außerordentlich schwierig für den Magistratsdirigenten, unter solchen Verhältnissen die volle Verantwortung zu tragen und die Einheitlichkeit der Verwaltung aufrecht zu erhalten." Vage deutet sich Anfang 1932 ein Rückzug bei den Nationalsozialisten an, wenn Georg Schmidt feststellt, die "ausgeführten Äußerungen" haben "ihren Ursprung" in "einem Angriff des Beschwerdeführers [Grunert] gegen meine Fraktion [NSDAP], sie wäre unfähig, in kommunalpolitischen sowie überhaupt in politischen Dingen etwas zu leisten" (Georg Schmidt 3.2.1932). Dennoch bestreitet Schmidt in einer amtlichen Erklärung vom 4. Februar 1932 die Äußerungen so getan zu haben, wie es der Beschwerdeführer Grunert vorgibt. Am 15. Februar 1932 platzt dem Oberbürgermeister der Kragen. Er stellt zu Georg Schmidt (NSDAP) fest: "All diese Behauptungen sind, wie aufgrund des Dienstellenvorstehers des Wohlfahrtsamtes festgestellt ist, unwahr. Stadtrat Schmidt hat also die bei der vorübergehenden Vertretung vermeintlich von ihm entdeckten Mängel zum Gegenstand der Erörterung in der öffentlichen Stadtratssitzung gemacht, ohne daß er sich, wie es seine Pflicht gewesen wäre, entweder mit dem Magistratskollegen, dessen Maßnahmen er bemängelte, oder dem Chef der Verwaltung zur Prüfung der Angelegenheit Anzeige erstattet hätte." Der Regierungspräsident [vgl. 7.3.1932] von Merseburg teilt diese Auffassung und verhängt gegen Georg Schmidt eine Geldstrafe von zwanzig Reichsmark.
NSDAP-Kreisleitung Naumburg zurück
Zum 19. Januar 1931 beruft Adolf Hitler den 28-jährigen aus Fulda stammenden und studierten Mittelschullehrer Rudolf Jordan als Gauleiter für Halle-Merseburg. Paul Hinkler ist von seiner Funktion entbunden. Sein Einfluss auf die Naumburger Ortsgruppe schwindet. Im gleichen Jahr wird Uebelhoer NSDAP-Kreisleiter von Naumburg. Bis dahin (1929/30) gehört die NSDAP-Ortsgruppe Naumburg zur Parteistruktur Osterland. Naumburg ist ein Zentrum der nationalsozialistischen Bewegung Mitteldeutschlands. - Darunter sollte man sich nicht unbedingt eine große Zahl von Mitgliedern vorstellen. 1925 gehören der NSDAP-Ortsgruppe schätzungsweise 35 bis 50 Mitglieder an. (An der Ortsgruppen-Versammlung vom 13. April 1926 nehmen 33 Mitglieder teil.) Bis 1929 steigert sie sich nicht in große Höhen. Erst nach 1930 nimmt die Mitgliederzahl sprunghaft zu.
Am 23. August 1933 beschliesst der Stadtrat die Grundinstandsetzung der Reichskrone und ihre Nutzung als NSDAP-Kreisleitung. Ein Jahr später, am 31. Juli 1934, erfolgt die Einweihung. Die NSDAP installiert sich in den oberen Etagen. Ein zentraler und gut bekannter Ort, an dem sich die ideologische und administrative Führung der kommunalen Diktatur präsentiert. Nach dem Rathaus, ist es das wichtigste Gebäude der Stadt. Hier finden auch Theateraufführungen, Opernabende, Konzerte, Kino- und Bildungsveranstaltungen statt. Die NSDAP-Kreisleitung Naumburg in der Reichskrone (Bismarckplatz; Stadtplan) gliedert sich in folgende Kreisämter und -hauptstellen sowie Ämter: Organisationsamt, Schulung, Propaganda, Personalamt, Gericht, Presse, Amt für Volkswohlfahrt, Kommunalpolitik, Handel und Handwerk, Wirtschaftsberater, Rechtsamt, Amt für Beamte, Kulturamt. Weiterhin gibt es ein Rassenpolitisches Amt, Verantwortliche/Abteilung für das Deutsche Frauenwerk, den Kreisausbildungsleiter, die Filmstelle, den Rundfunk und NS-Rechtswahrerbund (NSRB). Ebenso sind der Kreisleitung die regionalen Organisationen wie KdF, DAF, HJ oder NS-Frauenschaft untergeordnet. Der Kreisleitung unterstehen die Ortsgruppen von Naumburg und Naumburg-Land (Bad Kösen, Altenburg, Hassenhausen, Großjena, Schellsitz, Lißdorf, Mertendorf, Saaleck, Wethau).
Im Jahr 1936 erfolgt eine Organisationsreform der NSDAP-Kreisleitung Naumburg. Als Ortsgruppen existieren jetzt Mitte, West, Nord, Nordost und Ost sowie Bad Kösen, Altenburg, Hassenhausen-Land, Wethautal, Großjena, Schellsitz und Altlöbnitz. Naumburg-Süd wird aufgelöst und die Mitglieder anderen Ortsgruppen zugeordnet. Die Block- und Zellsysteme erhalten eine neue Ordnung. Sie sind jetzt eigenständige Organisationseinheiten der Partei. Dem Kreisleiter untersteht der Ortsgruppenleiter oder Stützpunktleiter. In der Hierarchie darunter folgen Zellen- und Blockleiter. Jeder Block - gleichgültig, ob sich hier Mitglieder der NSDAP eingeschrieben haben oder nicht - besteht aus 40 bis 60 Haushalten. Vier bis acht Blöcke ergeben eine Zelle, die in Ortsgruppen zusammengefasst werden. Somit ist der Blockleiter der unterste Hoheitsträger der NSDAP. Ihm stehen zur Seite DAF, NSV und NS-Frauenschaft. Über den Zellenleiter erhält der Blockleiter Zugriff auf alle Abteilungen der NSDAP-Kreisleitung. Damit "erreicht" der NSDAP-Kreisleiter praktisch jeden Haushalt und Bürger der Stadt.
Am Dienstag, den 6. Februar 1940, versammeln sich die Funktionäre der NSDAP und Gäste im Haus der Deutschen Arbeit. Nach einem Dienstappell gibt der stellvertretende NSDAP-Kreisleiter von Naumburg Martin Schmidt bekannt, dass der Leiter der Ortsgruppe Ilsenquelle (1938 aus der Ortsgruppe Naumburg Nord-Ost hervorgegangen) Parteigenosse Georg Gerhard zum Aufbau des Eisenbahndienstes nach Posen abkommandiert wird. Aus diesem Anlass erfolgt die Würdigung seiner Arbeit als Parteigenosse. Nach einem vierjährigen Frontdienst tritt er 1923 dem Stahlhelm bei und ist 1924 Mitbegründer der Deutschvölkischen Freiheitspartei in Naumburg. 1925 wird er Mitglied der NSDAP. Als Schlosser bei der Reichsbahn macht man ihm als Nationalsozialist das Leben besonders schwer, heißt es in einer Schilderung aus dem Jahr 1940. Vom Dezember 1929 bis zur Machtergreifung ist er Ortsgruppenleiter. Dann erfolgt seine Nominierung als Gemeindevertreter und Ratsherr. Das Parteiamt von Gerhard übernimmt Oswald Dorow, ein alter Kämpfer aus dem Schwarzen Eisfeld, wo er Ortsgruppe um Ortsgruppe gründete; ebenso 1925 in Delitzsch, 1926 in Belgern und 1927 in Düben. 1928/29 wirkt er als Trommler der Bewegung in Nordhausen und Mühlhausen (Thüringen). In Dingelstedt vertraut ihn die NSDAP die Kreisleitung an. Nach den Märzwahlen 1933 setzt ihn die Partei als Stadtrat in Stendal ein. Seit 1939 ist der Träger des "Goldenen Ehrenzeichens" als Blockwalter des NSV und der Partei in Naumburg tätig. Während einer Veranstaltung im Haus der Deutschen Arbeit verpflichtet Martin Schmidt per Handschlag den "Propagandisten der Bewegung" zur Übernahme der Ortsgruppe Ilsenquelle. In der Führungsriege der NSDAP-Kreisleiter nimmt Friedrich Uebelhoer eine herausgehobene Stellung ein, was in der Teilnahme an den politischen Verhandlungen Ende März 1938 im ehemaligen Bundeskanzleramt von Wien und im Einsatz als kommissarischer Regierungspräsident von Kalisch ab 26. Oktober 1939 zum Ausruck kommt. Sein Nachfolge in der NSDAP-Kreisleitung Naumburg tritt Otto Lehmann an.
In einer feierlichen Zeremonie erhält er am 27. Mai 1940 im Ehrensaal der Kreisleitung vom NSDAP-Gauleiter das Amt als kommissarischer NSDAP-Kreisleiter von Naumburg übertragen. Bereits Ende Dezember erfolgt seine Berufung als Landrat in den Kreis Ostrowo (Gebiet um die westpolnische Stadt Ostrów Wielkopolski). Er ist damit maßgeblich an der Vertreibung der Polen und Juden aus diesem Gebiet sowie Neuansiedlung von Deutschen beteiligt.
Nachfolger von Lehmann im Parteihaus am Bismarckplatz wird Parteigenosse Alfred Pape, der im Juli 1941 öffentlich mitteilt: "Anfang des Jahres habe ich die Führung des Parteikreises Naumburg als Kreisleiter übernommen, nachdem Kreisleiter [Otto] Lehmann nach dem Osten abgeordnet wurde. Den Einwohner des Landgebietes im Parteikreis Naumburg bin ich als Landrat des Kreises Weißenfels nicht unbekannt." Mit der Einberufung zur Wehrmacht endet im März 1943 seine Amtszeit (Stapo 1933e). Jetzt übernimmt Martin Schmidt das Geschäft in der NSDAP-Kreisleitung. Letzter Kreisleiter ist Bruno Radwitz, gleichzeitig bis April 1945 Oberbürgermeister der Stadt Naumburg.
Ruhe-und-Ordnung Politik zurück "Politische Schlägereien", teilt das "Naumburger Tageblatt" am 23. Juni 1932 seinen Lesern mit, "haben in den letzten Tagen an verschiedenen Orten unserer Stadt stattgefunden, so u. a. am Reußenplatz, in der Brunnengasse, in der Gegend um die Hallesche Straße und an anderen Plätzen. Meist haben die mit blutigen Köpfen und Stichwunden geendet." Trotzdem, eine allgemeine Gefährdung der Bürger - also der öffentlichen Sicherheit - hat es durch diese Raufereien, nüchtern besehen, nie gegeben. Denn es handelte sich immer um Vorkommnisse mit temporärem und lokalem Charakter. Unbeteiligte Bürger wurden nicht hineingezogen. Die Ausstellung Geschichte der Bewegung zeigt im Januar 1938 die Angriffswaffen der Linken mit denen sie die Nationalsozialisten malträtierten. Bei dieser Schau im Haus der Deutschen Jugend (Schützenhaus) präsentiert sich die NSDAP als Retter der Nation und der vom Bürger so hoch geschätzten Ruhe und Ordnung. Was Letzteres wirklich bedeutet, hatten die Kapp-Gegner im März 1920 (1, 2, 3) erfahren. Doch zweifellos verstanden es die Nationalsozialisten gut, am Sicherheitsbedürfnis der Bürger anzuknüpfen, wie eine eher unscheinbare Notiz von Polizeikommissar Mollenhauer der Ortspolizei Naumburg vom 2. März 1931 veranschaulicht:
Im Frühjahr 1933 wehen dann in Naumburg die Frühlingsstürme.
Im Rathaus zurück Seit den Wahlen der Stadtverordneten am 12. März 1933 mischt der Treibriemenhändler im Rathaus der Stadt Naumburg mit. Am 25. Januar 1934 übernimmt er offiziell das Amt des Oberbürgermeisters; "ohne jegliche fachliche Ausbildung" wie Michael Alberti (62) treffend feststellt.
Ihm steht ein Jahresgrundgehalt von 8 400 Reichsmark plus freie Dienstwohnung, Licht und Heizung zu. Außerdem erhält er einen Wohngeldzuschuss von 1 080 Reichsmark und eine Ausgleichszulage von 500 Reichsmark (Stand 8. August 1936). Dazu erhält er vom 12. November 1933 bis 8. Mai 1945 Bezüge als Mitglied des Reichstages, Wahlkreis 11, Merseburg. Jetzt schwappt eine regelrechte Eintrittswelle über die NSDAP-Ortsgruppe. Am 1. Mai 1933 treten in die Partei ein: Ernst Neumann Stadtoberinspektor Stadtverwaltung, Oskar Hädrich, Stadtoberinspektor Stadtverwaltung, Max Schwalbe, Stadtinspektor Stadtverwaltung, Hans Orlamünde, Stadtoberinspektor Stadtverwaltung. Die nächste Welle folgt am 1. Mai 1937. Mitglied der NSDAP werden zum Beispiel: Ernst Seibeck, Verwaltungsangestellter in der Stadtverwaltung, Willy Neumann, Stadtsekretär Stadtverwaltung, Karl Beyer, selbstständiger Fleischer, Steinweg 24, Gerda Sarafin, Sekretärin in der Stadtverwaltung, Otto Strauss, Stadtoberinspektor, Papier- und Schreibwarenhändler Otto Wartze, Markt 6 oder Paul Sattelmacher, Oberlandesgericht.
Öffentliche Drohung mit Konzentrationslager zurück Blick zum Rathaus (2006)
19. September 1933, 15.52 Uhr: Friedrich Uebelhoer trifft mit dem Schnellzug aus München auf dem Naumburger Bahnhof ein. Er entsteigt dem Zug, um sogleich in der Bahnhofshalle mit Blumen überschüttet zu werden. Auf dem Vorplatz empfängt ihn ein unglaublicher Jubel. Von den Größen der Stadt möchte niemand fehlen. Erschienen sind die NS-Frauenschaft, der BdM, die SA, Vertreter der Kirche und viele andere Persönlichkeiten. Der kommende Mann wird mit Blumen überhäuft. Dann bewegt sich der Tross mit ihm zum Markt. Vor dem Rathaus hält er eine Ansprache und wird den Bürgern sagen, wie er die am 12. März gewonnene Macht gebrauchen will, nämlich:
Davon macht er reichlich Gebrauch. Und einige helfen ihm dabei, die von Amts wegen für Repressionen gar nicht zuständig sind. Zum Beispiel der Naumburger B. Als einer der "fanatischsten Nachläufer der Hitlerbanditen" "denunzierte [er] nach Herzenslust unschuldige Opfer bei der Gestapo" und "erklärte sich bereit in seinem Privatwagen des Nachts die Opfer ins Konzentrationslager zu befördern", berichtet am 16. Mai 1945 Eugen Wallbaum in einem Brief an den Oberbürgermeister Schaffernicht.
Auseinandersetzung mit Infanterie-General Wilhelm List zurück Friedrich Uebelhoer erreicht seine Karriereziele. Er ist Reichstagsabgeordneter, Kreisleiter und Oberbürgermeister. Nach 1933 war sein Aufstieg nur einmal in Gefahr, nämlich als er sich mit dem Kommandierenden Infanterie-General des IV. Armeekorps Wilhelm List (1880-1971) anlegt. Der Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht Generalfeldmarschall Werner Blomberg (1878-1946) wendet sich wegen a) der Verlegung der III. Batterie / AR 14 von Naumburg nach Weißenfels und b) dem damit im Zusammenhang stehenden Verhalten des Oberbürgermeisters der Stadt Naumburg am 23. August 1937 brieflich an den Herrn Reichs- und Preußischen Innenminister. Herr Generalfeldmarschall stützt sich dabei auf die Beschwerde von Wilhelm List vom 2. Juli 1937 an das Oberkommando des Heeres. Des Oberbürgermeisters Verhältnis zur Wehrmacht wird als "gleichgültig, wenn nicht ablehnend" bezeichnet. Uebelhoer antwortete am 27. September 1937 mit einem eloquenten 52-seitigen Schreiben. Natürlich verweist er auf seine Verdienste als alter Kämpfer in der Bewegung - und das mit einigem nationalsozialistischen Pathos. List entschuldigt sich nicht. Dafür bescheinigt der Regierungspräsident von Merseburg dem Oberbürgermeister ein untadeliges Verhalten.
Der markanteste Kreisleiter zurück
Der Gauleiter der NSDAP Halle-Merseburg schreibt im Brief vom 8. Januar 1938 an den Chef der Personalkanzlei des Reichsführers der SS: Meinem - wörtlich - "markantesten Kreisleiter" wurde in Verkennung der örtlichen Verhältnisse lediglich der Rang eines "SS-Obersturmführers" zuerkannt (SS-Dienstgrade).
Aufgrund des niedrigen Ranges schämt sich Parteigenosse Uebelhoer, vor der Bevölkerung in SS-Uniform aufzutreten. Rang und Ansehen waren dem ehemaligen Handelsvertreter offenbar wichtig. Der Gauleiter bittet, dringend eine Beförderung ins Auge zu fassen. Als Referenz wird auf den Parteigenossen Freiherr von Eberstein verwiesen, dem Privatsekretär beim Graf von Helldorff aus Wohlmirstedt, den er aus der Anfangszeit der Bewegung gut kannte. Im Brief der "III./84 SS-Standarte ." vom 27. September 1934 (vgl. Uebelhoer 27.9.1934) wird die Verbindung zwischen Parteigenossen Uebelhoer und damaligem "Führer des Frontbanns, jetzt Führer des SS-Oberabschnitts Mitte, SS-Gruppenführer Freiherr von Eberstein" besonders herausgehoben. Der erkennbare Drang des Kreisleiters nach öffentlichem Ansehen passt nicht unbedingt zu seinem Lebensstil.
Ziviler Widerspruch zurück
Friedrich Uebelhoer unterhält ein Verhältnis zu seiner Kreiskassenleiterin Frau Weber, der Schwester von Otto Neumanns (1924) geschiedener Frau. Über diese verwandtschaftliche Verbindung erlangt der Psychologe und Heilpraktiker vom Lindenring 1 (Stadtplan) tiefe Einblicke in das Treiben des NSDAP-Kreisleiters. Seiner Geliebten missfällt dies. Sie nutzt ihren Einfluss, um den Unbequemen zum Schweigen zu bringen. 1934 und 1935 erfolgen bei dem Unbequemen Hausdurchsuchungen. Vergeblich. Politische Propagandaschriften oder Ähnliches findet man nicht. Der Verfemte ist parteilos. Dies nutzt ihm nicht viel, wie sich zeigen wird. Auf dem Schützenfest im Jahre 1935 schmeißt Uebelhoer Freibier für die Arbeitslosen. Neumann durchschaut den "Stimmenfang" und versucht, die fröhliche Runde darüber ins Bild zu setzen. Damit verärgert er den mächtigen NSDAP-Mann. Neumann muss vor Gericht. In der Urteilsbegründung heißt es: Die Geldstrafe - 150 Mark - muß erheblich sein, Zitat: "da insbesondere der Ort und die Gelegenheit der Äußerung recht gefährlich war".
Der Medizinmann wagt, Uebelhoer als einen charakterlosen Menschen zu bezeichnen. Ihn stört der "Größenwahn der Nazimenschen", wie Oskar Steck, Meister der Schutzpolizei (Naumburg, Salzberg 2), am 4. Mai 1948 berichtet. Doch es bleibt nicht bei der Geldstrafe. Uebelhoer bringt den Naturheilpraktiker ins Gefängnis. Unter anderem wegen eines Schriftstücks, in dem er behauptet, dass es dem NSDAP-Führer beliebt, an Saufgelagen, Schweinereien und Hurereien teilzunehmen. Das war nicht falsch. Nur den Brief fingierte der unrühmlich bekannte Kriminalsekretär Paul Scholz. Neumann muss dafür ein Jahr ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung wird er am 13. März 1942 erneut durch Kriminalsekretär Scholz festgenommen und fünf Tage später nach Halle überstellt. Anfang Mai erhält er hier den roten Schutzhaftbefehl zur Unterschrift vorgelegt. Der Aufrechte kommt in das KZ Buchenwald. Er überlebt die Kriegszeit und kehrt nach Naumburg zurück. Seinen Namen fand ich aber nicht in der "Aufstellung der anerkannten Opfer des Faschismus ", weder in der vom 18. Juni 1946 noch in der vom 31. Mai 1949. Meines Wissens war er parteilos. Ein ganz bemerkenswerter Mensch. Nicht, weil er ohne Fehler war. Es gab in seinem Geschäftsleben einige Unebenheiten. Doch er duckte sich nicht vor dem Führer der nationalsozialistischen Bewegung in Naumburg. Neumann - den Zeitzeugen wörtlich einen "unbedingt rechtschaffenen Menschen" nennen - versuchte in der Braunen Zeit den aufrechten Gang. Das nennt man Zivilcourage. Otto Neumann steht dafür, dass sich Terror und Gewaltherrschaft in Naumburg keineswegs nur auf die Politischen bezogen. In Gefahr waren alle, die den Nazis im Konflikt souverän und mit Anstand entgegenzutreten wagten.
Nachfolger Bruno Radwitz zurück
Als Friedrich Uebelhoer 1939 von Naumburg nach Lódz berufen wird, tritt im November 1940 der 45-jährige Jurist und Parteigenosse Bruno Radwitz aus Jena (Kahlaischestraße 6) mit der Reichsbesoldungsgruppe B 6 (per 1. Januar 1940) seine Nachfolge an. Die NSDAP-Kreisleitung Naumburg (Saale) übernimmt Otto Lehmann, geboren am 28. Juni 1896 in Hohenbucko, NSDAP Mitglied seit 1923/25, wohnhaft Naumburg, Mägdestieg 6 (1935). Am 14. Juni 1940 bestätigt Joachim Albrecht Eggeling seine Einsetzung. Am 15. Januar 1941, gegen 16 Uhr, erfolgt im Kreis der Ratsherren von Naumburg die Amtseinführung von Bruno Radwitz als Oberbürgermeister. Um seine Aufwandsentschädigung gibt es etwas Wirbel. In der Besoldungsgruppe A 1a wird sie schließlich auf 1 500 RM festgelegt. Als Wohnung kommt die von Friedrich Uebelhoer - über Staatsanwalt Sommer, in der Luisenstraße 11 - erste Etage nicht in Frage, weil sie für seine Familie mit vier Kindern H.-A. (1933), B. (1936), S. (1937) und I. (1942) zu klein ist. Er bezieht eine Wohnung in der Grochlitzer Straße 53, Mietpreis 135 Reichsmark pro Monat. Die erweist sich für seine Zwecke als nicht geeignet. Am 1. April 1944 zieht er in die Claudiusstraße 12 mit einer Miete von 150 RM pro Monat. Bruno Radwitz nahm das Amt des Oberbürgermeisters deutlich anders wahr als sein Vorgänger Friedrich Uebelhoer. Sein Umgang mit den Bürgern hatte oft etwas konzilliantes. Er suchte den engen Kontakt mit den Bürgern. Fritz Burkhardt (KPD, Kramerplatz 7, 1946) erzählt über ihn: "Als wir einmal bei ihm in der Grochlitzer [Straße] umräumten, sagte er in einem Gespräch: `Das steht fest, mit dem Krieg gegen die SU hat sich Hitler das Genick gebrochen.´ Wir sahen uns alle an und wußten nicht, was das bedeuten sollte. Er war damals schon Oberbürgermeister und wollte uns wahrscheinlich provozieren. Der Genosse Willi Rauchbach war auch dabei." Von Oberlandesgerichtspräsident Paul Sattelmacher ist folgende Anekdote überliefert: "Als 1941 das IR 53, das im Winter in seiner Garnison Naumburg gelegen hatte, wieder an die Front ging, gab der Kommandeur ein Fest. Gegen Ende dieses Festes sagte er dem guten Radwitz:
Amerikanischen Truppen befreien Naumburg am 12. April 1945 von der Herrschaft des Nationalsozialismus. Bruno Radwitz übergibt die Stadt kampflos. Für Illusionen gibt es keinen Spielraum. Als Chef der Stadtwerke Jena und anderer Ämter verhängte er Berufsverbote. Als Chef der Ortspolizeibehörde muss er Verhaftungen der Politischen und ihre Deportation in das Konzentrationslager verantworten. Doch das Prinzip der Korrektheit gebietet, dass seine Rolle bei der kampflosen Übergabe der Stadt Naumburg an die alliierten Truppen am 12. April 1945 vorurteilslos wahrgenommen und beurteilt wird. Darüber berichtet Oberlandesgerichtspräsident Paul Sattelmacher:
Radwitz widersetzt sich am 11. / 12. April dem Kampfkommandanten von Naumburg Oberst von Bierbrauer Brennstein, der die Stadt verteidigen will (vgl. SE 56). Unter dem 14. April teilt Paul Sattelmacher in seinen Erinnerungen mit: In Naumburg wurden Abends zehn Personen verhaftet. Sie sind verdächtig Mord- und Sprengstoffanschlägen nicht nur gegen die Besatzungsmacht, sondern auch gegen den Oberbürgermeister Bruno Radwitz begehen zu wollen. Die Eintragung zum 29. April enthält die Nachricht:
Es folgt die Internierung in verschiedenen (Kriegsgefangenen-) Lagern.
Die Stimmung sinkt zurück Die nationalsozialistischen Machtstrukturen funktionieren in Naumburg bis zum 11. April 1945. Doch die Überzeugung von der Siegesgewissheit verflog bei den Bürgern schon lange vorher. Selbst einige Parteigenossen erahnen nach der Kapitulation der 6. Deutschen Armee am 2. Februar 1943 in Stalingrad das Ende. Mit diesen Aussichten präsentiert man sich lieber nicht mehr so aufdringlich mit dem Parteiabzeichen der NSDAP, denkt wohl Parteigenosse Kaufmann Kurt Bocker, Zigarren-Bocker genannt, und legt es öfters mal ab. Aber dem Ortsgruppenleiter entgeht nichts. Der fordert den Inhaber der Tabakwarenhandlung (Markt 14) am 12. April 1944 auf, dazu Stellung zu nehmen. Der aber kennt sich aus und macht die Vorgaben:
Polenhasser und Mörder zurück Am 10. September besetzt die Wehrmacht Posen und schliesslich das gesamte Gebiet mit den Städten Hohensalza, Leslau und Kalisch. Sie bilden den Militärbezirk Posen, der am 26. Oktober in das Deutsche Reich eingegliedert und am 29. Januar 1940 in Wartheland umbenannt wird. Als Reichsstatthalter und NSDAP-Gauleiter fungiert Arthur Greiser (1897-1946). Von ihm erhält Friedrich Uebelhoer am 21. März 1940 (rückwirkend zum 1. Januar 1940) die Ernennung als Regierungspräsident von Kalisch. Außerdem ist der Pionier des Führers (vgl. Kreisleiter) als Gauinspektor vom Wartheland tätig. Wie Arthur Greiser gebärdet sich Uebelhoer in seinem Amt als Polenhasser und Antisemit par excellence. Er rühmt sich, dass auf seinen Befehl hin drei Juden erhängt worden waren, um durch diese "allen sichtbare drakonische Massnahme" zu zeigen, dass er nicht gewillt war, "dem Juden sein auf Zerstörung jeglicher Ordnung ausgehenden Treiben weiter zu gestatten". (Alberti 63)
Ab 1. April 1940 verlegt Uebelhoer seinen Amtssitz von Kalisch nach Lódz, seit dem 7. März 1940 Litzmannstadt, benannt nach dem General und NSDAP-Mitglied Karl Litzmann (1850-1936). Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Stadt "einer der wichtigsten Standorte der Textilindustrie Polens und nach Warschau das zweitgrößte Zentrum jüdischen Lebens. 1939 waren 34,7 Prozent der EinwohnerInnen, 233 000 Menschen, jüdischen Glaubens." (Kinzel 2004) Noch als Regierungspräsident von Kalisch beruft Uebelhoer einen Arbeitsstab ein, um das Ghettto in Litzmannstadt (Lódz) vorzubereiten. Am 10. Dezember 1939 ergeht von ihm der Befehl:
Aufgrund des Rundschreibens vom 10. Dezember verfügt Johannes Schäfer als Polizeipräsident von Lódz am 8. Februar 1940 die Einrichtung des Ghettobezirkes. An diesem Tag wurde das jüdische Armenviertel Baluty und die Vorstadt Marysin von Lódz offiziell zum Ghetto erklärt. Am 30. April 1940 erfolgt die hermetische Abrieglung. Etwa 164 000 Jüdinnen und Juden aus Lódz sind hier auf vier Quadratkilometer in Holzhäusern ohne Kanalisation und überwiegend ohne Wasserleitungen eingesperrt. "Sämtlicher Besitz sollte von den im Ghetto eingeschlossenen Juden gegen Lebensmittel erpresst werden. So war es möglich, noch kurz vor der erwarteten Deportation an das Vermögen der jüdischen Bevölkerung zu gelangen. Diese materielle Motivation hatte Uebelhoer in seinem Rundschreiben [vom 10.Dezember 1939] explizit genannt." (Löw 85 / 86) In zwanzig Transporten werden aus dem Alt-Reich, Wien, Prag und Luxemburg 19 953 Juden ins Ghetto Litzmannstadt deportiert (vgl. Alberti 224). Die industrielle Judenvernichtung soll möglichst nichts Kosten. Über seine Erfolge auf diesem Gebiet schreibt Friedrich Uebelhoer am 9. Mai 1941 in der Litzmannstädter Zeitung:
Bereicherung zurück Zusammen mit dem Präsidenten der Wirtschaftskammer Litzmannstadt bereichert sich Uebelhoer durch den illegalen Verkauf größerer Mengen Textilien, die zur Anfertigung von Winterkleidung für die Truppen an der Ostfront bestimmt waren. (Vgl. Koppe 1943) Wie lautete doch einst die Schlagzeile des Naumburger Tageblatts zur Einführung Uebelhoers als Ersten Bürgermeister der Stadt Naumburg (Saale)?
Dem SS-Brigadeführer (seit 11. Juli 1941, SS-Nr.: 209 059) droht Ungemach. Aber "gute Kameraden" helfen sich. So verwendet sich für ihn beim Chef des Reichssicherheitshauptamtes der SS-Obergruppenleiter und Polizeiführer Elbe in Dresden Udo von Woyrsch (1895-1983). Heinrich Himmler antwortet ihm am 19. März 1943 wirsch:
Im Oktober 1943 wird Uebelhoer von seiner Funktion als Regierungspräsident von Lódz entbunden. (Die Zeitangaben hierzu wie zu seinem Amtsantritt als Regierungspräsident von Merseburg schwanken etwas.)
Das Ende von Uebelhoer zurück Der Reichsminister des Inneren beauftragt Uebelhoer zum 7. August 1943 mit der Wahrnehmung der Dienstgeschäfte des Regierungspräsidenten von Merseburg.
Offiziell erfolgt seine Berufung wohl am 9. Mai 1944 rückwirkend zum 1. Februar 1944 mit einem monatlichen Bruttogehalt von 1 879,58 Reichsmark. In Merseburg bewohnt er am Domplatz 9 eine 8-Zimmer-Wohnung mit Küche und Garten von 2 700 Quadratmetern Grösse. Dafür zahlt er monatlich 112,80 Reichsmark Miete. Am 7. Oktober 1944 zerstört ein Bombenangriff den Ostflügel des Schlosses in Merseburg. Dabei wird seine Dienstwohnung stark beschädigt, weshalb zum 1. November die monatliche Miete um 50 Reichsmark herabgesetzt wird. Der Regierungspräsident von Merseburg leitet die Erhebung und Beschaffung von Wohnraum für die Ausgebombten sowie von Unterkünften für Führungspersönlichkeiten und Ausweichlagern für Berlin. Zusammen mit den Landräten versucht er die Verwaltung in den Städten und Dörfern funktionstüchtig zu erhalten, was nur bedingt gelingt. Nachrichten über seine Aktivitäten im April 1945 liegen nicht vor. Doch es gibt nicht verifizierbare Hinweise dafür, dass er nicht in den Kämpfen umgekommen ist und den Krieg überlebte. Ein Gericht legt als Todesdatum den 31. Dezember 1950 fest. Mit Friedrich Uebelhoer herrschte von 1933-1939 in Naumburg an der Saale ein Oberbürgermeister, der die Menschrechte und Demokratie verachtete. Er machte sich krimineller und politischer Untaten schuldig. In Litzmannstadt / Lódz war er maßgeblich an der Judenvernichtung beteiligt und beging schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Quellen nach oben Abendroth, Wolfgang: Das Problem des Widerstandstätigkeit der Schwarzen Front. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 8. Jahrgang, 1960, Heft 2, Seite 1981 ff. Alberti, Michael: Die Verfolgung und Vernichtung der Juden im Reichsgau Wartheland 1939-1945. Harrassowitz Verlag, Wiebaden 2006 Amlung, Ullrich: Adolf Reichwein 1898 -1944. Ein Lebensbild des Reformpädagogen Volkskundlers und Widerstandskämpfers. dipa Verlag, Frankfurt am Mai 1979 Arendt, Hannah: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Piper, München und Zürich 1986 [Blanz] Die Entnazifizierungskommission [Fragebogen]. Stadtarchiv Naumburg, Politische Säuberung und Kontrolle der Wirtschaft, Direktive 24 (Entnazifizierung) 1947-1948, Archivsignatur 187 [Blecher] Die Entnazifizierungskommission [Fragebogen]. Stadtarchiv Naumburg, Politische Säuberung und Kontrolle der Wirtschaft, Direktive 24 (Entnazifizierung) 1947-1948, Archivsignatur 187 Blenkle, Dr. med. Erich, Bad Kösen, Karl-Marx-Straße 17. Verhandlung auf der Ortspolizeibehörde in Bad Kösen. 27. Mai 1946, Stadtarchiv Bad Kösen (keine Signatur) [Blume] Die Entnazifizierungskommission [Fragebogen]. Stadtarchiv Naumburg, Politische Säuberung und Kontrolle der Wirtschaft, Direktive 24 (Entnazifizierung) 1947-1948, Archivsignatur 187 [Bürger] Nationalsozialistische Werbeversammlung. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 21. Februar 1930 Burkhardt, Erich: Die Entnazifizierungskommission [Fragebogen]. Stadtarchiv Naumburg, Politische Säuberung und Kontrolle der Wirtschaft, Direktive 24 (Entnazifizierung) 1947-1948, Archivsignatur 187 [Burkhardt, Fritz] Bericht des Genossen Fritz Burkhardt über seine Erlebnisse und seine Tätigkeit nach 1945. Naumburg, ohne Jahresangabe, unveröffentlicht Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal ein vergessener Monumentalbau. Die Geschichte eines Denkmals in drei Epochen deutscher Geschichte. Schülerakademie Geschichte "Denk mal Geschichte" der Frankeschen Stiftung in Halle. (Ohne Jahresangabe)
Der Kreisleiter gab die Marschrichtung. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 26. März 1935 Der Sonntag in Halle. [Einweihung des Moltke-Denkmals zum Deutschen Tag in Halle]. "Vossische Zeitung". Berlin, den 13. Mai 1924 Der wahre Kapitalismus und seine Helfershelfer ..... "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 29. März 1924 Die Einführung der neuen Stadtverordneten. "Naumburger Tageblatt", Naumburg am 10. Januar 1930 Die Justizschande von Naumburg. Offene Parteijustiz zugunsten der Hakenkreuzler. Der Abend. Spätausgabe des "Vorwärts". Berlin, Freitag, den 14. November 1930 Dietrich, Oberbürgermeister, Verfügung, an den Vorsitzenden der sozialdemokratischen Fraktion Friedrich Blüthgen vom 11. April 1931, Stadtarchiv Naumburg, Magistrat Naumburg, Magistratsmitglieder, Stadtarchiv Naumburg, Archivsignatur 7226 Einsatzübung des SA-Sturmbannes I / J21. "Naumburger Tageblatt", Naumburg 1934 Einwohnermeldebogen zu Georg Uebelhoer (1.4.1860-18.7.1930). Stadtarchiv Würzburg Erlebte Geschichte. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 12. Januar 1938 Feise, Heinz: Fünf Jahre nationalsozialistischer Aufbau. Auch in Naumburg ging es in diesen Jahren Stetig Aufwärts. Mitteldeutsche National-Zeitung, Ausgabe Naumburg, Halle, den 29. Januar 1938 [Feder, Gottfried] M.d.R Feder der N.S.D.A.P. spricht. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 7. Juli 1930 Flugschriften der Deutschen Volkspartei. Die rechtsradikalen Parteien. Folge 45. Staatspolitischer Verlag GmbH, Berlin SW 48, Friedrichstraße 226, 1924 Geburtenbuch der Stadt Rothenburg ob der Tauber. Geburtseintrag für Georg Friedrich Uebelhoer, Nummer 150, 1. Oktober 1893, Stadtarchiv Rothenburg ob der Tauber [Gengler] Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. "Naumburger Tageblatt", 26. April 1930 Graml, Hermann: Zwischen Stresemann und Hitler. Die Außenpolitik der Präsidialkabinette Brüning, Papen und Schleicher. R. Oldenbourg Verlag, München 2011 [Groener, Wilhelm] Das Bundesarchiv. [Kabinett Brüning] Nr. 593 Chefbesprechung vom 7. Dezember 1931, 12.45 Uhr. [Tagesordnungspunkt] Uniformverbot. http://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933.... Grunert, Otto: Brief an Oberbürgermeister von Naumburg Dietrich vom 6. Februar 1931. Stadtarchiv Naumburg Magistrat Naumburg, Magistratsmitglieder, Stadtarchiv Naumburg, Archivsignatur 7226 [Gutgesell, Kurt] Urteil gegen Kurt Gutgesell. Sitzung der Großen Strafkammer des Landgerichts in Naumburg a. S. vom 3. Januar 1934. 1 K.L. 57/33 (451). Unterzeichnet von Landgerichtsrat Hagen (Vorsitzender), Landgerichtsrat Dr. Tolle und beisitzenden Richter Hochheim. Amtlich bestätigte Abschrift, unveröffentlicht [Gutgesell, Kurt] Anklageschrift des Oberstaatsanwalts beim Landgericht Naumburg vom 3. Dezember 1933 über Kurt Gutgesell, geboren am 22. August 1908 zu Rudolstadt. Staatsanwaltschaft beim Landgerichte in Naumburg an der Saale. 1 KL57 für 1933. Bundesarchiv. Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung. 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leitende Verwaltungsbeamte und (NS) Funktionsträger in Bayern 1918
bis 1945. Bayerische Landesbibliothek Online http://verwaltungshandbuch.bayerische-landesbibliothek-online.de/hacker-elias Litzmannstädter Zeitungvom 9. Mai 1941. In: Sascha Feuchert, Erwin Leibfried und Jürgen Ricke (Herausgeber): Die Chronik des Gettos Lódz / Litzmannstadt 1941. Wallstein Verlag, Göttingen 2007, Seite 389 f. Löw, Andrea: Juden im Ghetto Litzmannstadt. Wallstein Verlag, Göttingen 2006 [Longerich, Peter] Uebelhoer, Friedrich: Rundschreiben des Regierungspräsidenten von Kalisch. Bildung eines Ghettos in Kalisch. 10. Dezember 1939. In: Peter Longerich unter Mitarbeit von Dieter Pohl: Die Ermordung der europäischen Juden. Eine umfassende Dokumentation zum Holocaust 1941-1945, Seite 59 ff. Michels, Eckard: Paul von Lettow-Vorbeck. In: Kein Platz an der Sonne. Jürgen Zimmerer (Herausgeber): Erinnerungsorte der deutschen Kolonialgeschichte. Campus Verlag, Frankfurt/ New York 2013, Seite 373 bis 386 Michels, Eckhard:
Geschichtspolitik im Fernsehen. Die WDR-Dokumentation "Heia Safari"
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für Zeitgeschichte. München Jahrgang 56, (2008), Heft 3, Seite
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Autor: Detlef Belau |
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