1930 geriert sich
ein aktiver Kern von SA-Leuten und NSDAP-Mitgliedern aus Naumburg als
Ortsgruppe der anständigen Nationalsozialisten. Dabei entfachen
gerade sie einen unsäglich dümmlichen und brutalen Judenhass,
der in die industrielle Vernichtung von Menschen mündet. Selbst
den Schutz des Privateigentums reißen sie dafür nieder. Bürger
verlieren durch Arisierung und Vertreibung ihr Eigentum. Andersdenkende
werden beobachtet und verfolgt. Ihr Leben begleiten die Anständigen
ein um das andere Mal mit anmaßenden, dabei oft skurrilen Einschätzungen
und ergreifen diese oder jene Maßnahme gegen sie. Grenzen der
Pietät kennen sie nicht. An die Macht gelangt, rächen sie
sich an ihren Opponenten mit Berufsverbot. Misstrauisch beäugen
sie alle Unangepassten. Besonders die Kommunisten und Sozialdemokraten.
Aber auch die Mitglieder des Freidenkerverbandes, die Naturfreunde
oder die Zeugen Jehofas. Bürgern nichtchristlicher Konfession
und anderer "Rasse" versperren sie eine verdiente berufliche
Laufbahn.
Friedrich
Uebelhoer
auf dem Kreisappell der NSDAP am 30. Mai 1937:
"Wir
haben den Deutschen Arbeiter der Faust für uns gewonnen ...
Auf der anderen Seite haben wir auch jenen, bei denen wir nach
4 ½ Jahren harten Ringens erkannt haben, daß
sie asozial sind und keine Pflichten der Gemeinschaft gegenüber
übernehmen, sondern immer nur Rechte aufstellen wollten,
gesagt, dass wir für sie nicht mehr da sind; denn die Partei
läßt es nicht zu, daß einige wenige ein Schmarotzerleben
führen. Wir werden auf diesem Weg weiter fortfahren
und planmäßig jene Asozialen dahin bringen, wo sie
hingehören."

1937
- Kreisappell der
NSDAP in Naumburg auf der Vogelwiese
|
Kritikern, egal
welcher politischen Provenienz, droht der NSDAP-Kreisleiter Friedrich
Uebelhoer in einer Rede vor dem Rathaus am 19. September 1933 offen
mit Konzentrationslager. Die spontane Achtung der Würde des Menschen
fehlt in ihrem Grundwertekanon. Anderen Rassen und Religionen treten
sie mit tiefen Vorurteilen gegenüber. Pfarrer, die in irgendeiner
Weise am Erziehungsmonopol der NSDAP Zweifel anmelden, repressieren
sie. Ordnung
und eine gesunde Haushaltspolitik versprechen sie dem Naumburger. Zu
deren Lasten verzichten sie auf Erlöse für die Kommune, um
der Militarisierung der Stadt einen zusätzlichen Schub zu verleihen.
Schliesslich befindet sich der Finanzhaushalt bereits vor dem Krieg
in einem solch desolaten Zustand, dass es nach der Abberufung von Friedrich
Uebelhoer im Jahre 1939 schwer wird, einen Nachfolger für den Oberbürgermeister
zu finden. Die anständigen Nationalsozialisten verstehen
es, wertkonservatives Denken für ihre Zwecke zu funktionalisieren.
Damit geleiten sie viele Bürger, die sich darüber oft nicht
im Klaren sein konnten, in ihr Unglück. Sie schüren den Hass
gegen andere Nationen. Ihr Weg führt sie in einen grausamen Angriffs-
und Raubkrieg. Arroganz, Selbstüberhebung und Rassenideologie kennzeichnen
ihre Kulturpolitik.
Selbstherrlich entscheiden sie über das Schicksal der Anderen.
Offenbar verfügen die Exponenten
der nationalsozialistischen Bewegung der Stadt Naumburg über einen
besonderen Begriff von Anständigkeit.
Friedrich
Uebelhoer
zurück
Eine
Schlüsselfigur der nationalsozialistischen Bewegung in Naumburg
ist Friedrich Uebelhoer - Inhaber des NSDAP-Parteidokuments Nummer 11 707.

Friedrich
Uebelhoer (1893-1950)
Zeichnung nach Vorlage (vielleicht um 1925)
Der Führer
der III./84. SS-Standarte teilt am 27. September 1934 der 84. SS-Standarte-Weissenfels
über dessen Verdienste um die Organisation und Führung der
nationalsozialistischen Bewegung mit:
"Der NSDAP
gehört Friedrich Uebelhoer seit 1923 an. Nach dem 9. November
1923 organisierte er hier in Naumburg a. S. die Uebergangsorganisation,
wie Völkisch-sozialer Block und Völkisch-Soziale Freiheitspartei
.... Als nach Entlassung des Führers aus der Festung Landsberg
die NSDAP wieder aufgezogen wurde, war Pg. Uebelhoer einer
der ersten, der in Naumburg daran ging, wieder eine feste Organisation
der Partei zu erstellen." (Uebelhoer 1934)
Für etwa zwanzig
Jahre prägt er wie kein anderer Nationalsozialist das Schicksal
dieser Stadt. Führer befiehl, ich folge Dir! - kennzeichnet
die Haltung des ehemaligen Oberleutnants. Sie sichert ihn das Überleben
in den Grabenkämpfen der NSDAP. Von Abtrünnigen distanziert
er sich. "Elemente, wie Otto Strasser und Stennes würden von
der Bewegung einfach abgeschüttelt wie taube Früchte. Der
alleinige Führer der Freiheit sei Adolf Hitler," bekennt er
1931 in einer Versammlung der NSDAP-Ortsgruppe Naumburg.
Friedrich Uebelhoer
wurde am 25. September 1893 in der etwa 12 000 Einwohner
zählenden Stadt Rothenburg ob der Tauber geboren. Mutter Margareta (?),
Mädchenname Schneider, geboren am 8. November 1861, und stammt
aus Burgbernheim. Seit 16. September 1908 lebt die Familie in Würzburg,
Hofstrasse 16. Sohn Friedrich besucht die Grundschule und das Progymnasium.
1913 legt er am Alten Gymnasium Würzburg das Abiturexamen
ab. Der Vater Georg Uebelhoer (1.4.1860-18.7.1930) tut seit 1905
als Lehrer mit dem Titel königlicher Professor an der Kreis-Oberrealschule
in der Stadt seinen Dienst.
Friedrich Uebelhoer
leistet vom 1. Oktober 1913 bis 31. März 1914 beim Bayerischen
Infanterie-Regiment 11 seinen Militärdienst. Bald nach dem
Attentat auf den Thronfolger von Österreich-Ungarn und seine Gemahlin
in Sarajevo beginnt sein Kriegsdienst als Batterieoffizier beim Badischen
Fußartillerie-Regiment 14 und dann Fußartillerie-Regiment
335. Schliesslich steht er als Adjutant im Stab des AOK (Armeeoberkommando) 1
an der Westfront. Eisernes Kreuz I. und II. Klasse
sowie das Ritterkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen
segnen seine Offiziersehre.
Nach
dem Krieg steht der Oberleutnant weiter
im Dienst von
Paul Lettow-Vorbeck
(1870-1964). Hungerrevolte,
Sülzeunruhen, Spartacus- / Kommunistenaufstand
in Hamburg. Die Niederschlagung der Unruhen im Juni 1919 forderte viele
Opfer. "Betrachtet man Lettow-Vorbecks Massnahmen in Hamburg,"
folgert Rolf Helfert (2016), "drängt sich der Vergleich zu
seinen Strafexpeditionen gegen rebellische Eingeborene in Deutsch-Ostafrika
geradezu auf." zurück
Paul
Lettow-Vorbeck
wird am 20. März 1870 in Saarlouis geboren. Seine Ausbildung
am Kadettenkorps in Potsdam (Beginn 1881) und Lichterfelde (1885)
beendet er 1888 mit dem Abitur, der Ernennung zum Leutnant des
4. Garderegiments zu Fuß und einer kaiserlichen Belobigung.
1904 avanciert er zum Adjutanten von General Lothar von Trotha
(1848-1920) in Deutsch-Südwestafrika. Die Niederschlagung
des Herero-Aufstandes erfolgt mit unmenschlichen Kampfmethoden.
1913 ist er Kommandeur der sogenannten Schutztruppe in Kamerun.
Nach dem Ersten Weltkrieg fordert er die Rückgewinnung der
alten deutschen Kolonien. 1929/30 gehört er vorübergehend
der Deutschnationalen Partei an. Lettow-Vorbeck stirbt 1964 in
Hamburg.
Ausführlich
siehe Eckard Michels: Paul von Lettow-Vorbeck (2013).
|
Am
24. August 1921 treibt es ihn als Redner vor das Schützenhaus
in Zeitz. Auf dem Vorplatz wartet eine Menschenmenge von mindestens 4 000
Bürgern, andere Quellen sprechen von 8 000 Personen, die rufen:
"Das ist
er, der Bluthund, der Massenmörder von Hamburg, was will der
hier, der muss raus aus Zeitz."
"S e i n
R u h m begann," erklärt 1964 Die
Zeit (Hamburg), "als er im April 1914" zum "Kommandeur
der Schutztruppe in Ostafrika" ernannt wurde. Zuvor nahm Premierleutnant
Paul Lettow-Vorbeck als Kompaniechef an der Niederwerfung des "Boxeraufstandes"
in China (1900/01) teil. Bei der Verabschiedung der Truppen im
Jahr 1900 befahl Kaiser Wilhelm II., sich "wie die Hunnen zu benehmen,
indem sie kein Mitleid zeigen und keine Gefangenen nehmen sollten."
(Röhl 2002, 213) Der harte Hund war an der genozidalen
Kriegsführung gegen die Hereros und Nama (Hottentottenaufstand)
in Deutsch-Südwestafrika (1904-1906) beteiligt.
Im März 1920
schlägt
der Verteidiger
von Ostafrika beim
Versuch der militantanten Rechten, die demokratisch institutionalisierte
Ebert-Bauer-Regierung zu stürzen, auf die Seite von Kapp-Lüttwitz.
Inzwischen zum Generalmajor befördert, genoss der Hochverräter
in der Öffentlichkeit beträchtliches Ansehen. Noch lange Zeit
nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland dominierten in
der Öffentlichkeit Vorstellungen von einer deutschen Kolonialidylle.
Erst die an zwei aufeinander folgenden Abenden vom Ersten Fernsehprogramm
im Oktober 1966 ausgestrahlte Dokumentation Heia Safari von
Ralph Giordano (1923-2014), brachte dieses Bild ins wanken. Die
kritische Darstellung der deutschen Kolonialherrschaft rief heftige
öffentliche Reaktionen hervor. Dreiviertel der Zuschriften über
die Sendung an den Fernsehsender äusserten sich negativ. Für
Aufregung sorgte eine nachgestellte Filmsequenz der Auspeitschung, die
so ins Narrativ integriert war als sei es eine Originalaufnahme. (Vgl. Michels 2008, 480, 479)
Friedrich Uebelhoer
erinnert am 28. Oktober 1939 im Ratskeller von Naumburg
daran, dass ihn sein Lebensweg 1920 nach Naumburg führte. Vielleicht
steht dies in Verbindung mit der Entlassung aus der II. Abteilung
des Reichswehr-Artillerie-Regiments 9 am 15. Mai 1920.
Anschliessend studiert
er (nur offiziell?) in Freiburg und Würzburg Rechts- und Staatswissenschaften.
Nach sechs Semestern gibt er ohne Abschluss auf. Der fehlende Berufsabschluss
war keine gute Ausgangsposition für den Neustart in die krisengeschüttelte
Nachkriegszeit. Somit hatte er den Abschied aus dem Heer und den Abbruch
des Studiums zu verkraften.
Das Reichstagshandbuch
von 1933 verzeichnet unter Uebelhoer den Eintrag: "Zehn
Jahre Tätigkeit in der Industrie". Er
lässt sich in der Halleschen Straße 5 als Handelsvertreter
für die Deutsche Celluloid-Fabrik AG Eilenburg nieder.
Zusammen mit Heinrich
Hacker betreibt er in der Oststraße eine Treibriemenhandlung.
Beide absolvierten im selben Jahr das Gymnasium in Würzburg und
dienten 1919 im Freikorps von Lettow-Vorbeck. Dann ist das Duo in Naumburg
hauptberuflich als Geburtshelfer der nationalsozialistischen Bewegung
tätig. Heinrich Hacker überzieht seinen politischen Gegner
öfter mit Verbalinjurien, wie bürgerlich-liberalistische
Fetthälse. Dem sozialdemokratischen Stadtverordneten Wilhelm
Schwencke droht er 1930 mit Mord.
Nach 1933 macht der Oberleutnant a.D. in Franken, Danzig und im Wartheland
SA-Karriere.
Zunächst wohnt
Friedrich Uebelhoer in der Halleschen Straße 12 (1924), dann
in der Buchholzstraße 41 (1928) und später in der Luisenstraße
11 (1937). 1933 ist der alte Kämpfer unter der Anschrift Buchholzstraße
48, gegenüber dem Haus von Dr.
Artur Samter (Parkstraße 21), gemeldet. Am 4. April 1925
heiratet er Asta Popperoth aus Naumburg, geboren am 25. Juli 1896. Über
die neue Familie findet der NSDAP-Mann Zugang zu den etablierten Kreisen
der Saalestadt. Der Vater von Asta, Ludwig Popperoth, geboren am 25. Mai
1854 in Halberstadt, brachte es zum Oberlandesgerichtsvizepräsidenten.
Ihr Großvater war der bekannte Kaufmann und Stadtrat Theodor Popperoth
(1821-1902). Astas Mutter, Thekla, geboren am 2. November 1875
in Naumburg an der Saale, entstammt dem bekannten Thränhart-Geschlecht.
1945 wohnt sie in Bad Kösen, Karl-Liebknecht-Straße 9. Haus
und Land (Saalhäuser 25) der Aktivistin der NSDAP, seit
1929 Mitglied der Hitler-Partei, werden auf Vorschlag des Blocks
der antifaschistischen Parteien am 28. September 1945 vorläufig
beschlagnahmt.
DVFP
- Urzelle der nationalsozialistischen
Bewegung zurück
Zur
Entwicklung der
NSDAP-Ortsgruppe Naumburg
zurück
Deutschvölkische
Freiheitspartei (DVFP) - die Urzelle der nationalsozialistischen
Bewegung in Naumburg -
gegründet am 19. Januar 1923
Formierung
des Völkisch-Sozialen Blocks (VSB) unter Führung
der DVFP zu den Wahlen der Stadtverordneten am 4. Mai 1924
Vorsitzende
der Ortsgruppe
Stadtsekretär
Theodor Knehans
Jägerplatz 2
(laut Mitgliederversammlung 8. März 1924)
Friedrich
Uebelhoer
Hallesche Str. 12
(laut Mitgliederversammlung 21. März 1925)
Buchhalter
Paul Gotter
Große Jakobsstraße 31
(laut Mitgliederversammlung 8. Januar 1926
Rücktritt von Friedrich Uebelhoer)
dann
wieder
Friedrich Uebelhoer
Geschäftsstellen
Große Jakobsstraße 7
Wanzelsstrasse
39 (1931)
Versammlungslokale
Dunkelbergs
Garten
Spechsart 26
Preußischer Hof
Große Marienstraße 35
Nationalsozialistische
Freiheitspartei um 1927
Vorsitzender
Lokomotivführer Richard Gläsel
Geschäftsstelle: Jakobsstraße 7
Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei
um 1930/31
Ortsgruppenleiter
Schlosser Georg Gerhardt
Hallesche Str. 23
Schriftführer
Lagerleiter Max Albertus
Kaiser-Friedrich- Straße 6
Kassierer
Buchhalter Otto Lehmann
Bergstraße 11
Versammlungsort
Goldenes Hufeisen
Geschäftsstelle
(ab Frühjahr 1931)
Große Wenzelsstrasse 39
NSDAP-Kreisleitung
Naumburg
(ab 1931)
Kreisleiter Friedrich Uebelhoer
Buchholzstraße 41
zurück
|
Friedrich Uebelhoer
berichtet am 8. November 1934 auf dem Kreisparteitag der NSDAP
von ersten politischen Aktivitäten im Gewand der Deutschvölkischen
Freiheitspartei (DVFP). Auf
der Versammlung der NSDAP Ende November 1924 in Naumburg zur Vorbereitung
der Reichstagswahlen am 7. Dezember 1924 bezeichnet Friedrich Uebelhoer
Erich Ludendorff als ihren Führer. Gemeinsam mit Gregor Strasser
und Albrecht von Graefe führte er, unterstützt von Wilhelm
Frick, Theodor Fritsch, Wilhelm Kube oder Ernst Röhm, die Deutschvölkische
Freiheitspartei (DVFP). Sie
entstand aus dem Zusammenschluss verschiedener vaterländischer
Verbände, wie dem im Sommer 1922 gegründeten Deutschen
Freiheitsbund. Speziell
vom rechten Flügel der DNVP, der nicht zuletzt durch das Engagement
von Doktor Georg Schiele
in Naumburg stark entwickelt, traten in einer frühen Phase der
nationalsozialistischen Bewegung viele Mitglieder zur DVFP über
(Wehler 2009, 29).
Die Formation Deutschvölkische
Freiheitspartei entstand im Ergebnis einer Aktion, die drei Delegierte
am 27. und 28. Oktober 1920 auf dem Görlitzer Parteitag
der Deutschnationalen Volkspartei starteten, als sie sich den Namen
des Freiheitsbundes unter dem Titel Deutschvölkische
Freiheitspartei (DVFP) aneigneten (vgl. Flugschriften). In der neuen
Partei versammeln sich zunächst vor allem ehemalige DNVP-Mitglieder,
denen der Kurs ihrer alten Partei zu zahm war.
Adolf Hitler und
Anhänger stürmen am 8. November 1923 den Münchner
Bürgerbräukeller. Den Marsch auf die Feldherrenhalle
am folgenden Tag treibt die Polizei auseinander. Daraufhin verordnet
der Chef der Reichswehr und Inhaber der Exekutivgewalt zur Sicherung
des Reichs im Inneren, General Hans von Seeckt (1886-1936), ein Verbot
der DVFP, NSDAP und KPD, das bis zum Februar 1924 bestehen bleibt.
DVFP und NSDAP
schliessen sich am 23. November 1923 zur Wahlvereinigung Nationalsozialistische
Freiheitspartei (NSFP) zusammen. In Sachsen, Thüringen und
am 4. Mai 1924
Naumburg bei
den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung
firmieren sie unter Völkisch-sozialer Block (VSB).
Ihr Anführer
ist Doktor Artur Dinter (1876-1948), der als freier Schriftsteller in
Weimar (1919) lebt und bereits beim Deutschvölkischen Schutz-
und Trutzbundes (1919) seine Visitenkarte hinterlegte. Der Autor
von Die Sünde wider das Blut wird 1924 für die VSB
in den Thüringischen Landtag und als deren Fraktionsführer gewählt.
Am 19. Januar
1923 stellt die Deutschvölkische Freiheitspartei (DVFP)
Ortsgruppe Naumburg a. S. beim hiesigen Amtsgericht den
Antrag auf Anerkennung als gemeinnütziger Verein. Er trägt
unter anderem die Unterschrift vom späteren Schulungsleiter der
NSDAP-Kreisleitung Naumburg Alfred Goldschmidt. Mitglied,
so bestimmt es die Satzung, dürfen nur "Männer und Frauen
deutschblütiger Abstammung" werden. "Insbesondere sind
Juden, jüdisch Versippte und Judenabkömmlinge von der Mitgliedschaft
ausgeschlossen." Ihre Naumburger Geschäftsstelle befindet
sich in der Großen Jakobsstraße 7 (1924) und erster
Vorsitzender ist Richard Gläsel.
Dem Antrag von 1923
liegt ein Aufruf der Deutsch-Völkischen Freiheitspartei
aus Berlin SW 11, Dessauer Straße 6, bei, der proklamiert:
"Frei vom
Marxismus und Bolschewismus,
von Klassenkampf und Kastengeist!"
"Vereinigung
der geschlossenen
deutschen Siedlungsgebiete zu einem Großdeutschland."
Hauptfeind der DVFP
ist die SPD. Ausserdem spielt die Partei mit antikapitalistischen Attitüden.
 |
Dunkelbergs
Garten um 1926.
Am Freitag,
den 25. Februar 1938 trifft sich hier der Standort Naumburg der
SA zum Sturmbannappell. Obersturmbannführer Schröder
meldet an Brigadeführer Heinz aus Merseburg die Gruppenstärke.
Beim Einmarsch der Sturmfahnen heizt der Spielmannszug der Standarte
I/J 4 die Emotionen hoch. Anwesend sind aus NSDAP-Kreisleiter
Uebelhoer und Standartenführer Geske (I/J 4).
Bild aus:
Deutschlands Städtebau. Naumburg a. S. und Bad Kösen.
Herausgegeben vom Magistrat Naumburg a.S., Deutscher Architekten
und Industrie Verlag, Berlin-Halensee 1926
|
Der
Völkisch-soziale Block zurück
Am 8. März
1924 gegen 8 ½ Uhr treffen sich die Mitglieder der
DVFP im Dunkelbergs Gasthof (1930), Spechsart 26, darunter Eisenbahnbetriebassistent
Rudolf Müller, Malermeister Gustav Müller, Rechtsanwalt Paul
Herrmann, Lokführer Schrader, Feuerwehrmann Karl Haase.
Es sind die Enthusiasten, Phantasten, Feuerköpfe und Einpeitscher
der nationalsozialistischen Bewegung in Naumburg. Sie übernehmen
wichtige Aufgaben und Wahlfunktionen. Friedrich Uebelhoer steigt später
zum NSDAP-Kreisleiter von Naumburg auf. Rudolf Müller führt
die SA an. Heinrich Hacker engagiert sich im Frontbann und wird Fraktionsführer
der NSDAP in der Stadtverordnetenversammlung. Pfarrer Karl
Iskraut tut sich durch öffentliche antisemitische und -republikanische
Ausfälle hervor. Rechtsanwalt Paul
Herrmann verlässt (wahrscheinlich 1928) die NSDAP wieder und
geht eigene Wege.
Vor dem März
1924 treffen sich Hitlers Anhänger in der Gaststätte am Bismarckturm
oder im Preußischen Hof (Große Marienstraße
35).
In öffentlicher
Wahl bestimmen sie als Ersten Vorsitzenden Stadtsekretär Theodor
Knehans (Jägerplatz 2). Heinrich Hacker, Handelsvertreter Friedrich
Uebelhoer und Pfarrer Karl Iskraut bilden den Propaganda-Ausschuss.
 |
|
 |
Blick
zum ehemaligen
Dunkelbergs Garten (2008)
|
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Bismarckturm
Naumburg
um 1930
|
1924:
Einzug ins Stadtparlament zurück
Im März benennt
der Völkisch-soziale Block (VSB) seine Kandidaten, die
Retter Deutschlands, zur Wahl der Stadtverordnetenversammlung am
4. Mai 1924.
Kandidaten
des Völkisch-sozialen Blocks
zur Stadtverordnetenwahl
am 4. Mai 1924 in Naumburg
Theodor
Knehans, Stadtsekretär a. D., Jägerplatz 2
Karl Haase, Feuerwehrmann, Blumenstraße 4
Richard Gläsel, Lokomotivführer, Wiesenstraße
3
Kaufmann Robert Roesenberger, Topfmarkt 11
Dr. med. Martin Dettler, Arzt, Moritzplatz 1
Karl Forwergk, Kaufmann, Große Jakobsstraße 6
Otto Frenzel, Fabrikarbeiter, Barbaraplatz 3
Wilhelm Barth, Bäckermeister, Alt-Grochlitz 3
Wilhelm Paßmann, Seminar-Oberlehrer, Seminarstraße
1
Kurt Schröder, Lokomotivführer, Pfortastraße 31
Gustav Müller, Malermeister, Große Neustraße
6
Wilhelm Brehm, Lebensmittelhändler, Windmühlenstraße
11
Paul Herrmann, Rechtsanwalt, Schönburger Straße 3
Rudolf Müller, Eisenbahnbetriebsassistent, Blumentalstraße
4
Ottomar Berges, Gärtner, Kaiser-Friedrich-Straße 7/8
Otto Rüßerverstedt, Zollwachtmeister, Markt 7
Paul Deckert, Gemüsegärtner, Roßbacher Straße
5b
Richard Müller, Bankbeamter, Jägerplatz 1
Heinrich Koss, Oberstadtsekretär, Badstraße 28
Alfred Schunke, Schneider, Jägerstraße 28
zurück
|
Der
Völkisch-soziale Block (VSB) wirbt mit dem Slogan:
"Dies ist
die Mission unserer Bewegung. Hakenkreuz oder Sowjetstern".
"Deutschland
den Deutschen".
Im April 1924, also
während des Wahlkampfes erklärt der Facharzt für Nervenleiden
Doktor med. Martin Dettler vom Moritzplatz 1 für den
VSB:
Unser "oberstes
Ziel ist die Befreiung von Versailles,
vom Marxismus und Judentum".
Weitere Schwerpunkte
dieser Gruppierung sind:
- Schaffung
eines Großdeutschlands
- Revision
des Versailler Vertrages
- Forderung
nach Kolonien für Deutschland
- Entfernung
aller Juden aus Deutschland (Judenverfolgung)
- Kampf gegen
Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten, Freidenker, Anthroposophen
und Freimaurer. zurück
Weitere
Kandidaten zur
Wahl der Stadtverordneten
von Naumburg (Saale) am 4. Mai 1924
Bürger
Wirtschaftsblock
Georg Paul,
Hotelbesitzer, Große Salzstraße 5
Friedrich Hagemann, Kaufmann, Jägerplatz 6
Otto Keil, Schuhmachermeister, Michaelisstraße
Hans Hirschfelder, Buchdruckereibesitzer,
Lepsiusstraße 15
SPD
Otto Teichmann,
Schriftsetzer, Peter-Paul-Straße 14
Otto Grunert, Tischler, Steinweg 14
Karl Marien, Schlosser, Siedlungshof 13
Louis Knauer, Schneidermeister, Große Neustraße 44
Wilhelm Schwencke, Schriftsetzer, Lindenhof 3
KPD
Walter Fieker,
Maler, Reußenplatz 17
Franz Neubert, Schriftsetzer, Windmühlenstraße 6a
Fritz Kramer, Tischler, Probstei 1
Walter Höhne, Schlosser, Kanonierstraße 13
Emil Rößling, Maurer, Wenzelspromenade 9
Franz Reißweck, Maurer, Kanalstraße 21
|
"In der Stadt
sind an verschiedenen Häusern, zum Beispiel Ecke Neumauer-Windmühlenstraße,
von der kommunistischen Partei gelbe Plakate angeklebt worden, in denen
die Partei ihre Anhänger auffordert, die Reichstagswahlen zu sabotieren."
Die Polizeiverwaltung mit Bürgermeister Roloff verfügt am 1. Mai 1924:
"Diese
gelben Aufrufe müssen unbedingt sofort beseitigt werden. Soweit
Beamte hierzu nicht zu Verfügung stehen, sind Hausbesitzer
dazu aufzufordern, die Aufrufe sofort zu entfernen."
Ergebnisse
zu den Wahlen der Stadtverordneten
von Naumburg am 4. Mai 1924 zurück
|
|
Stimmen
|
Prozent
|
Abgeordnete
/ Sitze
|
Bürger
Wirtschaftsblock /-partei
|
2
874
|
18,9
|
6
|
SPD
|
1
834
|
12,1
|
4
|
Vaterländische
Arbeitsgemeinschaft
|
3 148
|
20,7
|
6
|
KPD
|
1
723
|
11,3
|
3
|
Völkisch-sozialer
Block
|
1
964
|
13
|
4
|
Unpolitische
|
3
643
|
24
|
7
|
Gewählte
Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung
|
Zum ersten Mal zieht
die KPD in die Stadtverordnetenversammlung ein. Im Ergebnis der Wahlen
stehen jetzt den 23 bürgerlichen Stadtverordneten 7 sozialdemokratisch-kommunistische
Abgeordnete (Teichmann, Grunert, Blüthgen, Manthey, Fieker, Koch,
Neubert) gegenüber.
Oberbürgermeister
und NSDAP-Kreisleiter Friedrich Uebelhoer erinnert am 10. August 1939
in seiner Rede aus Anlass der feierlichen Wiedereröffnung des Reichskronen-Theaters:
"Der erste
große Wahlkampf hatte am 4. Mai 1924 mit einem überwältigenden
Sieg des Völkisch-sozialen Blocks - der Tarnung der NSDAP [!] -
sein Ende gefunden."
Ausschlaggebend
scheint hierfür ihr
Widerstand
gegen die Erfüllungspolitik
gewesen zu sein,
der in völkischen und deutschnationalen Kreisen, geschart um den
Stahlhelm, Wehrwolf, militanten Kriegervereinen, Kolonialbund, Alldeutschen
Verband und dem sehr aktiven Verein der Haus- und Grundbesitzer, viel
Zuspruch fand. Mit der Ruhrbesetzung konsolidierte und bildete, begleitet
von einem tiefen und wachsenden Umut in der Bürgerschaft über
die Ungerechtigkeiten der Hyperinflation
und Aufwertungspolitik,
sich die rechts-nationalistische Protesthaltung weiter aus und mündete
in eine völkisch-nationale
Wende. "In der [Wahlver-] Versammlung der Nationalsozialisten",
heisst es in einem öffentlichen Bericht vom 2. Dezember 1924, "ist
wohl jeder gepackt worden von dem Sehnen nach nationaler Einheit und Freiheit."
In Naumburg zieht
erstmals die nationalsozialistische Partei in Gestalt des Völkisch-sozialen
Blocks (VSB) mit Stadtsekretär Knehans, Feuerwehrmann Haase,
Kaufmann Roesenberger und Lokomotivführer Gläsel in die Stadtverordnetenversammlung ein.
Den Einzug der NSDAP
und KPD ist Ausdruck der Radikalisierung
der Verhältnisse. Es ist eine Folge der Ruhrkrise,
Hyperinflation und verfehlten Aufwertungspolitik.
Der
Einzug des VSB in die Stadtverordnetenversammlung war, wie die weitere
Entwicklung im Jahr 1924 in Verbindung mit den zweiten Reichstagswahlen
am 7. Dezember zeigt, nur ein Zwischenerfolg.
Bei den Reichstagswahlen am 4. Mai stimmten für den VSB 4.328 Naumburger
(= 27,5 Prozent). Zu den Reichstagswahlen am 7. Dezember entschliessen
sich dazu nur noch 1.816 (= 10,8 Prozent). Diese Entwicklung
steht im Zusammenhang mit dem Aufschwung der Deutschnationalen Partei
(DNVP) in Naumburg einerseits und den Streitigkeiten innerhalb der nationalsozialistischen
Bewegung andererseits.
Von
der Deutschvölkischen Freiheitspartei zur NSDAP zurück
In Vorfeld der Reichstagwahlen
am 7. Dezember 1924 konstituiert sich die Nationalsozialistische
Freiheitspartei beziehungsweise Nationalsozialistische Freiheitsbewegung.
Ihre Wahlversammlung vom 24. November 1924 in den zwei grossen
Ratskellersälen eröffnet der Vorsitzende Friedrich Uebelhoer.
Er spricht von einer Mission, die sie zu erfüllen haben,
die
"Befreiung
des deutschen Arbeiters".
 |
Wolf-Heinrich Graf von Helldorff, etwa 1934 (Zeichnung)
|
Wolf-Heinrich
Graf von Helldorff, geboren am 14. Oktober 1896 in Merseburg.
Dient ab 1914 als Fahnenjunker im Feld. 1915 zum Leutnant befördert
und ab 1918 in mehreren Freikorps. 1920 Beteiligung am Kapp-Putsch
(1920).
1921 und 1928 Rittergutsbesitzer in Wohlmirstedt (heute Burgenlandkreis).
Adjutant
von Stahlhelmführer Duesterberg (seit 21. April 1923
Stellvertreter von Franz Seldte).
Beteiligt
an der Vorbereitung des Putsches am 8. November 1923 in München.
1924/25
aktiv im Frontbann im Saale-Unstrut Gau und Naumburg.
Vom
28. Februar bis 2. März 1925 waren Helldorff und seine Frau
in Wohlmirstedt Gastgeber eine Konferenz von Frontbann-Führern
(Harrisson 389).
1927
Präsident der Sächsischen Landwirtschaftskammer.
Mit
seinen Rennpferden erzielt er erhebliche Gewinne, die er jedoch
zur Schuldentilgung einsetzen muss.
Von
1924 bis 1928 und ab 1932 Mitglied des Landtages, zunächst
für die Nationalsozialistische Freiheitspartei in Preußen
und ab 1925 für die NSDAP.
Mai
1931: Führer der Standarte 2 der Berliner SA. Im Juli
Berichterstattung beim Gauleiter von Berlin Joseph Goebbels, der
nach seinem Besuch in sein Tagebuch notiert: "Röhmer? 175?"
(§ 175 des deutschen Strafgesetzbuches stellt sexuelle
Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter
Strafe.)
Unter
Helldforfs Leitung dringen am 11. März 1933 SA-Trupps
in das Urban-Krankenhaus (Berlin-Kreuzberg) ein und verhaften
jüdische Ärzte und Mitarbeiter. Mehrere werden in wilde
Konzentrationslager (z.B. in die Kaserne in der General-Pape-Straße)
eingeliefert. Zu den Opfern der SA gehören der ärztliche
Direktor der Klinik, Prof. Dr. Zondek, und Dr. Leo Wiclicki.
(Nach Zilkenat 9)
Im
März 1933 wird er Polizeipräsident von Potsdam und dann
ab Juli 1935 von Berlin.
In
der Wohnung von SA-Führer Karl Ernst (1904-1934) findet man
1934 Quittungen, die Helldorff für den Erhalt von Geldbeträgen
vom jüdischen Hellseher Erik Jan Hanussen (1889-1933) unterzeichnet
hatte.
Unterhält
seit 1938 Kontakte zum militärischen Widerstand und ist in
die Verschwörung vom 20. Juli 1944 involviert.
Hinrichtung
am 15. August 1944. (Vgl. Harrison)
zurück
|
Zunächst Gedenken
die Versammlungsteilnehmer der "Münchener Opfer, die vor Jahresfrist
unter den Kugeln Deutscher für Deutschlands Auferstehung verblutet
sind". Eindringlich ermahnt der Führer der Ortsgruppe die
gebildeten Schichten, sich endlich näher mit der völkischen
Bewegung zu befassen "und ihr Schrifttum zu lesen, damit der Verleumdung
wirksam entgegengetreten werden kann".
Graf Helldorff aus
Wohlmirstedt nimmt das Wort zum Referat. Er
spricht über den Verrat von Männern in Schwarz-weiss-rot bei
der Annahme des Dawes-Abkommens, was ihn den Glauben an die nationale
Idee genommen hat. Die Vereinbarung mit der internationalen Notenbank
unterminiert die deutsche Finanzhoheit. Der Kernpunkt des "teuflischen
Abkommens" aber ist der Raub der deutschen Eisenbahn. Weiter
wendet sich Helldorff entschieden gegen die 3. Steuernotverordnung.
Die Nationalsozialistische Freiheitsbewegung erhebt als erste die Forderung
nach sofortiger Wiederherstellung des Kapitals des deutschen Sparers
im Rahmen einer sozialen gerechten Aufwertung.
Helldorff will die Wahlen zum Reichs-
und Landtag
am 7. Dezember 1924 zum Gerichtstag machen. Wir
müssen uns erst noch die Machtprobe mit Ebert und Severin bestehen.
Zum Wahltag wirbt die Nationalsozialistische Freiheitspartei in Naumburg
mit dem Slogan:
"Hier schwarz-weiss-rot
mit dem Hakenkreuz, dort schwarz-rot-gelb mit dem Judenstern; hier
Freiheitskampf - dort Erfüllungspolitik."
"Die
Schwarz-Rot-Goldenen klagen wir an: Sie haben die politische Widerstandskraft
und den politischen Willen des Volkes bewusst gebrochen." Die Deutsche
Volkspartei "nennt sich Schwarz-Weiss-Rot und ist international
versippt. Sie treibt keine nationale Realpolitik, wie sie vorgibt, sondern
internationale Illusionspolitik." "Die Deutschnationalen klagen
wir an: Sie haben den Geist der Erfüllungspolitik in sich aufgenommen
und sind charakterlos und wortbrüchig geworden." "Dass
wir die Kampftruppe der Ehrlichen sind, beweist unsere Armut."
Nach
der Aufhebung des Verbots der NSDAP im Januar 1925 erfolgt am 26. des
darauffolgenden Monats ihre Neugründung im Münchner Bürgerbräukeller.
In Naumburg streiten die Anhänger der Deutschvölkischen Freiheitspartei
(DVFP) und Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung um den Weg.
Die Mitglieder der
DVFP finden sich am 21. März gegen 9 Uhr abends im Preußischen Hof
(Große Marienstraße 35) unter Leitung von Friedrich
Uebelhoer zusammen. Der
Führer habe Landsberg verlassen und anerkennt die Nationalsozialistische
Freiheitsbewegung, berichtet der Versammlungsleiter. Aber er möchte,
dass die NSDAP wieder aufgebaut wird. Die Ortsgruppe muss sich nun entscheiden,
ob sie zur DVFP oder NSDAP will. Durch Abstimmung beschließt die
Versammlung - bis auf zwei Mitglieder - die Rückkehr in die NSDAP.
Gegen ¾ 11 Uhr ist das Treffen beendet.
Beendet ist nicht
der Streit um DVFP oder NSDAP. Zwar bestimmt die Versammlung
vom 21. März in öffentlicher Wahl Friedrich Uebelhoer
zum Führer der Ortsgruppe, doch sind die unterschiedlichen Positionen
der Mitglieder zur weiteren Entwicklung der nationalsozialistischen
Partei unüberbrückbar.
 |
Einladung
zur Mitgliederversammlung der NSDAP im Naumburger Tageblatt
am 6. August 1925
|
Am 7. August
1925 geht die Diskussionab ¾ 9 Uhr in Dunkelbergs Garten weiter.
Zunächst wertet Versammlungsleiter Friedrich Uebelhoer die Tagung
mit Gottfried Feder (1883-1941) in Weimar aus. In Abwesenheit von Adolf
Hitler sprach er vor den Ortsgruppenführern und Funktionären
der Bewegung. In der Frage DVFP oder NSDAP darf es nicht länger
zum Streit kommen, betonte Feder. Uebelhoer referiert dann über
das Treffen der Führer mit Gauleiter Ernst in Halle, an dem er
zusammen mit Paul Gotter teilnahm. Hier traten ernste Differenzen auf.
Paul Hinkler greift Friedrich Uebelhoer und Heinrich Hacker in ungehöriger
Weise an. Wieder geht es um das Verhältnis von NSDAP und DVFP.
Der Ortsgruppenleiter von
Freyburg an der Unstrut behauptet, dass der Führer des Frontbanns
von Naumburg, Unstrut und Geiseltal, Wolf-Heinrich Graf von Helldorff,
seine Mitglieder von der NSDAP entfremdet.
Zunächst ist
er Adjutant beim Stahlhelmführer Theodor Duesterberg in Halle und
verkehrt in der noch jungen Naumburger NSDAP-Ortsgruppe.
Wolf-Heinrich
von Helldorff
und Ernst Röhm treffen am
11. Mai 1924
auf dem Deutschen
Tag in Halle
zusammen. Röhm,
der noch 1924 für die Nationalsozialistische Freiheitspartei in
den Reichstag einzieht, beeindruckte Helldorff in Halle mit dem Vorschlag
der Gründung eines eigenen Wehrverbandes. Einige Zeit später
erhielt er von ihm die Anfrage, ob er die Führung der neuen Organisation
für Mitteldeutschland übernehmen wolle. Der Rittergutsbesitzer
mit 854 Hektar Ländereien in Wohlmirstedt, trat aus dem Stahlhelm
aus und kümmerte sich um den Aufbau des
Frontbanns
im Saale-Unstrut Gau.
Er soll "all
jene jungen Männer der rechtsradikalen paramilitärischen Gruppen
zusammenschließen", "welche waffenfähig sind, aber
noch keine militärische Ausbildung erhalten hatten."
"Der
Frontbfann verfolgt", gibt Helldorff im November 1924 einem
Münchner Richter Auskunft, "den Zweck, das Deutsche Volk wieder
wehrhaft zu machen, um dann den Befreiungskampf nach aussen führen
zu können." (Harrison 388, 389) Er verschweigt
hier seinen antisemitischen Charakter sowie die Aufgabe der Drohung
und der Organisation von Prügelszenarios gegen die Linke. Helldorff`s
politischen Ambitionen treten bei den schweren antisemitischen Ausschreitungen
der Berliner SA am Abend des 12. September 1931 in Berlin-Charlottenburg
zu Tage. Er, inzwischen Berliner SA-Führer, patrouilliert in einem
offenen Wagen durch die Straßen und lenkte von dort die Aktionen
seiner Untergebenen. "Gruppen von je ca. 50 SA-Männern
zogen skandierend und prügelnd über den Kurfürstendamm." (Schuster 147)
1927 weist man den
Gutsbesitzer amtlicherseits unerlaubten Waffenbesitz nach. Er wollte
nicht, dass die Waffen in die Hände des interalliierten Kontrollrats
fallen, war dann seine Rede. Ebenso
kommt Paul Hinkler (Biografie
unten) ins Gerede.
Gleichgesinnte
würdigen seinen Kampf gegen die Weimarer Republik. "Auch wird
es dem Wehrwolf unvergessen bleiben," hebt dieser in Kamerad,
weißt du noch? (1934) sein Engagement hervor, "dass
sein Führer [Fritz Kloppe, Halle] im November 1923 den Wehrwolf
als einzigen norddeutschen Verband zusammen mit dem bekannten Grafen
Helldorff und dem jetzigen SS.-Gruppenführer Thüringens von
Eberstein marschbereit für Hitler hielt. Ein Einsatz konnte durch
den bekannten Verrat in München doch nicht erfolgen."
Im
Jahr 1925 kann sich die NSDAP-Ortsgruppe Naumburg über die Einschätzung
der Tätigkeit von Helldorff im Frontbann nicht einigen.
Die Versammlung tritt am 3. September 1925 um ½ 9 Uhr
in Dunkelbergs Garten erneut zusammen. Geleitet wird sie von
Kreisführer (!) Richard Gläsel (Wiesenstraße 3).
Erschienen sind nicht nur die Angehörigen der Ortsgruppe. Dabei
sind ebenso Graf von Helldorff, Friedrich Karl Freiherr von Eberstein
(1894-1979) und Paul Hinkler. Wieder geht es um die Zukunft des Wehrverbandes
und das Verhältnis von Helldorff als DVFP-Anhänger zur NSDAP.
Von Uebelhoer sind die Worte überliefert:
"Die politische
Ortsgruppe der N.S.D.A.P. habe mit Graf Helldorf nichts, aber auch
garnichts zu tun."
Führer
des
NSDAP-Gau Halle-Merseburg
Walter
Ernst
27. Juni 1925 bis 30. Juli 1926
Paul
Hinkler
August 1926 bis 31. Januar 1931
Rudolf
Jordan
19. Januar 1931 bis 19. April 1937
Joachim
Albrecht Eggeling
20. April 1937 bis 1945
|
Eberstein wirft
Hinkler Ehrlosigkeit und Feigheit vor. Der springt auf
und es kommt zwischen beiden zum Handgemenge. Überschäumende
Auseinandersetzungen sind in diesen Kreisen nichts Ungewöhnliches.
- Im Hintergrund schwelt noch ein ganz anderer Konflikt: Hinkler erhebt
Ansprüche auf die Diäten des Landtagsabgeordneten Graf von
Helldorff. Eberstein weist diese zurück. Im Übrigen unterstützt
er den Frontbann bereits aus privaten Mitteln. Helldorff
zieht sich zurück. Was er "nicht nur für den Wehrverband,"
würdigt Ernst Röhm anerkennend, "sondern für die
ganze nationalsozialistische Bewegung an persönlichen Opfern gebracht
hat, wird immer ein Ruhmesblatt für ihn sein." (Harrison 389)
Im Juni 1925 veranstaltet
die NSDAP-Ortsgruppe Freyburg die erste Sonnenwendfeier. Am 17. Februar
1926 gründet sich die NS-Frauenschaft als Ortsgruppe des Deutschen
Frauenordens.
Auf einer NSDAP-Versammlung
bilanzieren die Naumburger Parteigenossen, dass ihre Mitgliederwerbung
im Raum Osterfeld vergeblich war.
Am 8. Januar 1926
gibt Versammlungsleiter Richard Gläsel bei einer Zusammenkunft
des Völkisch-Sozialen Blocks im Preußischen Hof (Große
Marienstraße 35) den Rücktritt von Friedrich Uebelhoer bekannt.
Dabei war er erst am 30. Juli 1925 mit seiner alten Mitgliedsnummer
11 707 - offiziell - wieder in die NSDAP eingetreten. Als neuer Vorsitzender
wird Buchhalter Paul Gotter aus der Großen Jakobsstraße
31 gewählt. Sein Stellvertreter ist Rudolf Müller.
Friedrich
Uebelhoer gegen Paul Hinkler zurück
 |
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Paul
Hinkler (Zeichnung)
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Paul
Georg Otto Hinkler (zurück) wurde
am 25. Juni 1892 in Berlin geboren. In Thorn an der Weichsel
besucht er die Volksschule, das Gymnasium und Lehrerseminar. Ab
August 1914 nimmt er als Freiwilliger in Warschau und ab 1918
an der Westfront am Ersten Weltkrieg teil. Aufgrund eines Nervenzusammenbruchs
bei Soissons liefert man ihn in das Lazarett nach Thorn ein. Im
März 1919 erfolgt seine Entlassung als Kriegsgeschädigter
mit dem Dienstgrad Oberleutnant d. R.. 1919 beteiligt er sich
an der Aufstellung und der Leitung des Grenzschutzes in Posen-Westpreußen.
Dann Lehrer in Zippow bei Schneidemühl. Heiratet Friederike
Scholz. Man sieht ihn bei den Marburger Frei- und Studentenkorps
in Gotha und Ohrdruf.
Nach
Absolvierung der zweiten Lehrerprüfung, tritt er im August
1921 eine Stelle als Lehrer in Freyburg an der Unstrut (Wasserstraße 20/21)
an. Am 15. Juli 1922 Beitritt zur NSDAP mit der Mitgliedsnummer
5 492. Führung des Wehrwolfs im Gau Unstrut-Saale (1923/24).
Mitglied des Stahlhelms (1922-1924). Aufbau des Frontbanns (Vorläufer
der SA im Gau, 1924/25). Wiedereintritt in die NSDAP im Mai 1925.
Entlassung aus dem Schuldienst wegen nationalsozialistischer Umtriebe.
(Wahrscheinlich)
Magistratsassessor und Stadtverordneter sowie NSDAP-Ortsgruppenleiter
von Freyburg. Schließlich ab 25. Juli 1926 Nachfolger
von Walter Ernst (geboren 6. April 1899 in Quedlinburg / Harz)
in der Funktion des Gauleiters von Halle-Merseburg. Hitler löst
ihn am 19. Januar durch Einsetzung von Rudolf Jordan ab.
Nach
dem er am 10. April 1930 die Schlägerei im Schützenhaus
von Freyburg provoziert, brüllt er: "Die Kerle schlagen
wir noch tot, die hängen wir noch auf." Gemeint waren
die anwesenden Sozialdemokraten, Reichsbanner- und Antifa-Mitglieder
sowie Kommunisten.
1927
bis 1930 Stadtverordneter in Halle. 1928/1932 Mitglied der NSDAP-Fraktion
im Preußischen Landtag. Dieser steht er in der folgenden
Legislaturperiode als Geschäftsführer vor und nimmt
die Funktion des Vorsitzenden des Finanzausschusses wahr. Der
Abgeordnete gibt die Wochenzeitung Der Kampf heraus.
Der
Vorwärts (Berlin) rechnet 1931 Paul Hinkler "zu
den übelsten Erscheinungen unter den Nazis, und das will
viel besagen."
Von
1936 bis 1945 gehört er dem Reichstag an.
Umzug
nach Hamburg Moltkestraße 26. Einsatz als Polizeipräsident
in Altona-Wandsbeck (6. April 1933 - 31. März 1937).
Leiter der Gestapoleitstelle Schleswig (1934-1937). Ab
29. August 1938 Polizeipräsident in Wuppertal. 1941
Einberufung zum Frontdienst. 1942 Beförderung zum SA-Gruppenführer.
Am 1. Januar 1943 in den Wartestand versetzt.
Als
die amerikanischen Truppen am 12. April 1945 auf dem Weg
nach Freyburg (Unstrut) den kleinen Ort Nissmitz durchquerten,
soll Paul Hinkler, berichtet Wilhelm Sitz (2005), eine Giftampulle
geschluckt haben.
zurück
|
Aufgrund
von Differenzen mit dem Gauleiter von Halle-Merseburg Paul Hinkler tritt
Friedrich Uebelhoer im Juli 1927 aus der NSDAP aus. Am 1. Dezember
1929 erfolgt mit derselben Mitgliedsnummer seine Wiederaufnahme.
An Hinkler scheiden
sich in der NSDAP-Ortsgruppe Naumburg die Geister.
"Im Jahre 1926
wurde der Lehrer Paul Hinkel wegen Geisteskrankheit aus dem Schuldienst
entlassen. Da er zunächst nicht weiter gemeingefährlich war.
Steckte man ihn in keine Anstalt. Der Arbeitslose ging zu den Nazis."
Das ist nicht exakt. Hinkler wird 1922 Mitglied der NSDAP. Den nächsten
Karrieresprung beschreibt am 24. November 1930 Der Abend,
die Spätausgabe des sozialdemokratischen Vorwärts,
so: "Heute ist der Gauleiter in Mitteldeutschland und Mitglied
des Preußischen Landtages."
Tiefgreifende Konflikte
über die Ausrichtung der Partei und Posten werden in Naumburg um
Hinkler über den Streit um Kleinigkeiten ausgetragen. Einmal lässt
der Gauleiter anlässlich einer Sitzung der Gaufunktionäre
und Funktionäre der Ortsgruppe Naumburg die für den 19. Oktober
1930 geplante Aufführung der Berliner Spielschar "Die Braunhemden"
absagen. Ein anderes Mal verweigert er einen verdienstvollen Mitkämpfer
die Ehrerweisung zur letzten Ruhe. Friedrich Uebelhoer beschwert sich
am 17. Oktober 1930 bei Dr. Goebbels. Die nächste Kritik
über Paul Hinkler leitet er am 20. Dezember 1930 an die Reichsleitung
der NSDAP in München.
Am 9. Januar
1931 wird Paul Hinkler als Gauleiter durch Rudolf Jordan, der im Mai
1925 (Mitglieds-Nummer 4871) der Hitler-Partei beigetreten war,
abgelöst. Der Machtwechsel vermittelt einen Bild von den internen
Verhältnisse der NSDAP im Gau Halle-Merseburg. Rudolf Jordan schreibt:
"Schon bei meinem ersten Gespräch in den Geschäftsräumen
- die Gauleitung war in einer Fünf-Zimmer-Wohnung untergebracht
- bestätigte sich das Wartesaalerlebnis: eine starke Gruppe von
fanatischen Anhängern des scheidenden alten Gauleiters war mit
dem in München beschlossenen Wechsel nicht einverstanden."
"Sie waren mit Paul Hinkler, der den Gau unter schwierigen Verhältnissen
aufgebaut hatte und der bei allen kämpferischen Aktionen immer
mit vornedran gewesen war, durch dick und dünn gegangen."
Dann kam es zur
ersten Begegnung mit dem abberufenen Gauleiter und Jordan. "Meine
[- Jordans - ] einleitenden Sätze unterbrach er
barsch und grell: Sparen sie sich jedes Wort. Er holte tief Atem
und schrie nach einer Pause: Hören Sie zu!
Ich gehe nicht!
Ich bleibe!
Hier an diesem Platze, wo ich stehe
"
Ihr Weg führt über meine Leiche
Nur
einer geht hier aus dem Zimmer
Sie - oder ich! Ehe ich diese
Worte ganz erfaßt hatte", erinnert sich Jordan, griff Hinkler
in die Schublade seines Schreibtisches und stand in einer Entfernung
von etwa drei Metern mit einer auf mich gerichteten Pistole wutschnaubend
vor mir. Hinkler gab dann Gaugeschäftsführer die Weisung,
daß alle in dieser Stunde in der Gauleitung anwesenden Personen
zu strengstem Schweigen zu verpflichten seien." (Jordan 22, 23, 25,
28 f.)
Worum
ging es Ende 1930 Anfang 1931 in Naumburg? Die NSDAP wächst zu
einer Volkspartei aus und erreicht politische Geländegewinne. Paul
Hinkler ist mit der Führung des Gaus Halle-Merseburg überfordert.
Von der USchlA (Untersuchungs- und Schlichtungsausschuss, ab 1. Januar
1934 Oberstes Parteigericht der NSDAP) wird seine "Art und Weise"
"der Behandlung" "der unterstellten Parteigenossen"
heftig kritisiert. Sie veranlasst den Widerruf der "Absetzung des
Pg. Uebelhoer wie alle übrigen Maßnahmen in der Ortsgruppe
Naumburg" (Hinkler 4.11.1930). Ein in der Geschichte der USchlA
höchst seltener Vorgang. Doch die Mahnung reicht nicht. Der Konflikt
schwelt weiter. "Der kommissarische Leiter der hiesigen OG",
heißt es im Brief vom 20. Dezember 1930 an die Reichsleitung
der NSDAP, hat "am 4.11.1930 in einer Mitgliederversammlung ein
Schreiben des Gaus Halle-Merseburg verlesen, demzufolge Pg. Uebelhoer
mit Schimpf und Schande aus der Partei ausgeschlossen wurde." Uebelhoer
sammelt seine Anhänger hinter sich. Im zitierten Brief an die Reichsleitung
in München kündigen sie an:
"Wir sehen
uns deshalb veranlasst, eine Ortsgruppe der anständigen Nationalsozialisten
hier in Naumburg zu gründen, und werden ab diesem Zeitpunkt
unsere Mitgliedsbeiträge unmittelbar nach dort abführen."
Neben vielen anderen
alten Kämpfern unterzeichnet den Brief an die Reichsleitung
der NSDAP Schwiegermutter Thekla.
Vier Tage später
antwortet die Reichsleitung:
"Es ist
selbstverständlich ausgeschlossen, dass Sie, wie beabsichtigt
ab 1.1.1931 eine Ortsgruppe der anständigen Nationalsozialisten
in Naumburg gründen."
Ginge es nach dem
Willen des kommissarischen Ortsgruppenleiters Zwingelberg, dann soll
Parteigenosse Otto Wachsmuth (Salzstraße 1) als Mitglied
der Orts-UschlA den Vorsitz übernehmen und den Konflikt zwischen
Hinkler und Uebelhoer schlichten. Sogleich gab es hartnäckige Gerüchte,
die ihn der Homosexualität verdächtigten, was, so scheint
es zumindest, in der NSDAP eine probate Sozialtechnik war, um unbeliebte
Parteigenossen zu entfernen. Tief enttäuscht von diser Art des
Umgangs zwischen den Parteigenossen, zieht sich Geschenkartikelhändler
zurück.
Bald nach der Übernahme
der NSDAP-Gauleitung Halle-Merseburg macht Rudolf Jordan seinen Antrittsbesuch
in Naumburg. Am 5. Mai 1931 spricht er auf einer Versammlung der NSDAP-Ortsgruppe
zum Thema Der Kampf, der einst die Ketten bricht. Nach der Vorstellung
durch Ortsgruppenleiter Georg Gerhard legt er los: Kriegsschuldfrage,
Massenarbeitslosigkeit und Lage der Landwirtschaft. Deutschland
kann allein nicht frei sein, es
muss Bündnispolitik treiben, erklärt er seinen Parteigenossen.
"Jeder Staat, der der Freund Frankreich sei, sei unser Feind ...."
Warum
wird man Nationalsozialist? zurück
 |
Wochenzeitung Der Kampf
|
Im fortgeschrittenen
Stadium, also nach einer längeren Zeit der Sammlung und Ordnung
von Informationen zum Thema, entstand die Frage: Was unterscheidet die
Biografien der nationalsozialistischen Führer Naumburgs in typischer
Weise von anderen Lebenswegen? Welche Besonderheiten weisen sie auf?
Welche Zäsuren und Schlüsselerlebnisse finden sich darin?
Alle lehnen den
Versailler-Vertrag ab und beklagen den Verlust von Ansehen und Prestige
der Weimarer Republik in der europäischen Politik. Von einer Kriegsschuld
wollen sie nichts wissen.
Der Versailler
Frieden mit seiner Versklavung des deutschen Volkes steht und fällt
mit der Lüge von Deutschlands Kriegsschuld,
heißt es dazu
im Naumburger Wahlaufruf der Deutschnationalen Volkspartei vom
25. November 1924. Sie niederzukämpfen, ist die Pflicht
einer jeden Reichsregierung. Ganz
ähnlich formuliert es Landgerichtsdirektor Hagen aus Anlass von
Hitlers Geburtstag am 20. April 1933 im Schwurgerichtsgebäude von
Naumburg:
Nach dem
unglücklichen Ausgange des Weltkrieges konnten unsere nachfolgenden
Reichskanzler zwar nicht auftrumpfen, das verbot sich von selbst,
sie hätten jedoch unsere Würde anders betonen müssen.
Bei all den Diktaten und Lasten, die wir nach Versailles immer wieder
haben auf uns nehmen müssen, hätten unsere Reichskanzler
jedesmal wieder erklären müssen: `Wir können nicht
und wir wollen nicht, wir weichen nur Eurem Diktat.´ Weiter
hätten sie diesen Feinden gegenüber vor allem eisig kühl
bleiben müssen. Statt dessen haben sie mit ihnen Feste gefeiert
und zum Beispiel in London gemeinsam den `Friedensbecher` getrunken.
(Potsdam 1933)
Friedrich
Karl Freiherr
von
Eberstein (1894-1979),
geboren
am 14. Januar 1894 in Halle (Saale), evangelisch-lutherisch,
1913/14 Studium Landwirtschaft an der Universität Halle,
Dienst als Kriegsfreiwilliger im Feld-Artillerie-Regiment 75 beziehungsweise
Nr. 17 im Felde, als Leutnant der Reserve entlassen, Freikorpskämpfer
in Oberschlesien und in Mitteldeutschland, NSDAP Mitglieds-Nummer
15 067 vom 17. August 1925, Mitglied des Reichstages
seit 1933, 15. Dezember 1934 bis 31. März 1936
Kreishauptmann von Dresden-Bautzen, 30. Januar 1936 SS-Obergruppengruppenführer
(Dienstgrade),
1936-1942 Polizeipräsident von München.
General der Waffen-SS und Gerichtsherr über das KZ Dachau.
1948 lediglich zu einer Geld- und einjährigen Bewährungsstrafe
verurteilt. Er lernte früh den zehn Jahre jüngeren Reinhard
Heydrich kennen. Von 1904 bis 1912 war er Schüler in der
königlich-preußischen Kadettenanstalt in Naumburg und
Groß-Lichterfelde (bei Berlin). Zwischen 1924 und 1925 führte
er (mit) den Frontbann in Naumburg, eine Tarnorganisation der
zu jener Zeit verbotenen SA.
zurück
|
Nationalsozialistisches
Denken mündet immer in die Forderung nach Revision der europäischen
Verhältnisse.
Ihr haltet
uns nicht! Gebt Raum!,
sagt Uebelhoer 1941.
- Im Aufsatz über Was gebietet der Frontgeist angewendet auf
praktische Politik raunt der Deutschnationale Georg Wilhelm Schiele
aus der Friedensstraße:
"Wir sind
das Volk ohne Raum. Wir sind der Vulkan Europas."
Mit der Lösung
dieser politischen Frage verbinden die Nationalsozialisten, wie sie
es bereits im Aufruf Hakenkreuz oder Sowjetstern des Völkisch-Sozialen
Blocks zum 1. Mai 1924 kundtun, ihre Mission. Sie absorbieren damit
den Wählerwillen einer nicht kleinen Gruppe von Bürgern und
nutzen die Kolonialbewegung
für ihren Aufstieg.
Von den Führungspersönlichkeiten
der nationalsozialistischen Bewegung Naumburgs stehen nach dem Ersten
Weltkrieg viele im
Dienste der Freikorps und nehmen aktiv am Kapp-Putsch teil.
Ob in Vorträgen,
Festreden, Parteiversammlungen oder politischen Schulungen, die Dolchstoßlegende
scheint bei den Nationalsozialisten omnipräsent zu sein. In die
Welt setzte sie Paul Hindenburg (1847-1934) am 18. November 1919
vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss der Nationalversammlung.
Sie erzählt von einem bedrohten Heer, dem die Novemberverbrecher,
Streikende, Spartakisten, Pazifisten und Matthias Erzberger in den Rücken
gefallen sind. Durch diese Propagandalüge bliebe das Heer im Felde
unbesiegt.
Über die Brücke
der Dolchstosslegende und Kriegsschuldlüge, finden
nicht wenige Deutschnationale und Monarchisten zu den Nationalsozialisten.
Sie sind Gegner
der Weimarer Republik und ihrer Erfüllungspolitik.
Besonders der Treibriemenhändler (Uebelhoer) versteht sich
auf Inszenierungen und stellt seine Feindschaft gegenüber der Demokratie
gerne zur Schau. Einmal, 1924 führt er recht öffentlichkeitswirksam
zwei Esel mit schwarz-rot-goldenen Rosetten im Ohr und der Aufschrift
Ich Esel
trieb immer Erfüllungspolitik
durch die Stadt.
Er kam für einige Stunden in die Gefängniszelle. Den politischen
Hintergrund bildet der Streit um den Dawesplan - genannt nach dem amerikanischen
Bankier und Friedensnobelpreisträger (1925) Charles Gates Dawes
(1865-1929) - zur Neuregelung der Reparationsleistungen. Sie SPD stimmt
am 27. August 1924 im Reichstag für die Annahme des Planes.
Die Nationalsozialisten lehnen ihn als Sklaverei ab.
Ein anders Mal,
am Vorabend von Heldengedenktag 1933, ziehen Schüler
der STABILA die Hakenkreuzfahne in der ehemaligen Kadettenanstalt (Kösener
Straße 50) auf und verbrennen in Anwesenheit des NSDAP-Kreisleiters
die Schwarz-Rot-Goldene Fahne. Ein grausiger symbolischer Ausdruck für
das Zerstörungswerk an der Weimarer Republik und der Demokratie.
Im Kommunismus und
Sozialismus erblicken die Rechtskonservativen den Ruin Deutschlands.
Ihre Anhänger betrachten sie als Hauptfeinde der guten Deutschen.
So gilt der Kampf vor allem", motiviert am 25. November 1924
der Wahlaufruf der DNVP seine Anhänger, "der
marxistischen Sozialdemokratie, ihren Helfershelfern und Schleppenträgern.
Die Nationalsozialisten würden es nicht anders sagen.
Die Exponenten der
nationalsozialistischen Bewegung in Naumburg sind in der Regel keine
Trittbrettfahrer. Ihre politischen Ziele sind von tief verinnerlichten
Überzeugungen getragen. Viele übernahmen lange vor 1933 in
der Stadtpolitik verantwortungsvolle Aufgaben.
Personelle
Kontinuität
- Beispiele -
|
Max
Albertus
|
Mitunterzeichners
des
Briefs
an die Reichsleitung
der
NSDAP vom
20. Dezember
1930
|
später
Ortsgruppenführer
Naumburg-Mitte
|
Victor
Artes
|
u.
a. seit 1919
unbesoldeter
Stadtrat, sehr
engagiert in kommunalen
Fragen
|
11.
Mai 1933
unbesoldeter
kommissarischer Stadtrat,
Funktionär
des NSV
|
Karl Forwergk
|
bereits in der
Ortsgruppe
der Deutsch-
Völkischen
Partei aktiv
|
Mitglied
des
Gemeinderats
1935
|
Paul Kröber
|
27.
Februar 1930
unbesoldeter Stadtrat
|
11.
Mai 1933
unbesoldeter
kommissarischer Stadtrat
|
Otto Lehmann
|
Vertreter
der Mieterliste bis
1930,
Übertritt zur Fraktion
der
NSDAP in der
Stadtverordnetensitzung
am
9. Januar 1930
|
Adjutant
des Kreisleiters
der
NSDAP, ab
27. Mai
1940
NSDAP-Kreisleiter
Naumburg
|
Eduard Lisker
|
Kandidat
der Mieterliste für
Stadtverordnetenwahl am
25. Juli 1929
|
Wahlvorschlag:
Kampffront
Schwarz-Weiß-Rot zur
Stadtverordnetenwahl am
12. Mai 1933
|
Alfred
Goldschmidt
|
Mitbegründer
der
Ortsgruppe
Deutsch-
Völkischen
Freiheitspartei
1923
|
Kreisschulamtsleiter
der
NSDAP-Kreisleitung
Naumburg
|
Rudolf Müller
|
aktiv
in der Deutsch-
Völkischen
Partei
(Kassenwart, 1924),
Stadtverordneter der
NSDAP mit Wahlen vom
17. November 1929
|
Mitglied
des
Gemeinderats
1935
|
Gertrud Paltzo
|
aktives
Mitglied der
NSDAP-Ortsgruppe,
mindestens seit 1926
|
Führerin
der Ortsgruppe
der
NS-Frauenschaft
|
Richard
Reckewerth
|
1924
bis 1927 Frontbann-
und SA-Führer,
Aufbauarbeit in der
Naumburger Hitlerjugend
|
Gauleiter
der HJ Halle-
Merseburg
|
Ernst Rudloff
|
Frühes
NSDAP Mitglied;
Stadtverordneter der
NSDAP mit Wahlen vom
17. November 1929
|
Stadtverordneter
nach
Wahlen vom 12. März
1933
|
Georg Schmidt
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1930
Stadtrat für die
NSDAP mit Wahlen vom
17.11.1929
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Stadtverordneter
mit
Wahlen
vom 12. März 1933
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Moritz Starke
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Abgeordneter
der DNVP
mit Wahlen vom
17.11.1929
|
Mitglied
des
Gemeinderats
1935
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Friedrich
Uebelhoer
|
Aufbauarbeit
in Ortsgruppe
der Deutsch-Völkischen
Partei und der NSDAP
|
seit
1931 NSDAP-
Kreisleiter,
Reichstagsabgeordneter,
Oberbürgermeister
ab
Januar 1934
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Heinrich Hacker
|
Unbesoldeter
Stadtrat laut Stadtverordnetensitzung 27.2.1930
|
NSDAP-Aktivist
|
Die
Führer der nationalsozialistischen
Bewegung in Naumburg rekrutieren sich nicht aus der Unterschicht.
Ihre sozioökonomische Lebenslage ist keinesfalls unterdurchschnittlich.
Sie stehen sich, wie man sagt, wirtschaftlich eher besser als die meisten
anderen Bürger der Stadt. Sie sind Eigentümer von kleinen
Firmen, Geschäftsführer, angesehene Handwerker, Angestellte,
Handelsvertreter, Beamte, Rechtsanwälte oder Lehrer. Einige wirken
bereits vor 1933 als Stadtverordnete, leisten in den Handwerksinnungen
oder in den Ausschüssen der Stadtvertretung eine aktive Arbeit,
ergreifen die Initiative bei der Sicherung der Lebensmittel- und Kleiderversorgung
für Kleinstkinder oder der Herstellung des Notgeldes und organisieren
sich in Mittelstandsvereinigungen. Überdurchschnittlich engagiert
sich das Personal der Naumburger Judikative.
Richter begünstigen den Aufstieg der NSDAP durch Hakenkreuzurteile
[Presse].
Ihre Führungskader
rekrutiert die örtlich NSDAP vorrangig aus dem deutschnationalen
Milieu. Nicht wenige kamen aus der Stadtverwaltung, Post, Bahn und Justiz,
nach 1933 aus dem Kreis der ehemaligen Wehrverbände und dem politisch
aktiven Personenkreis der Stadtverordneten, der Wirtschaftspartei und
dem Verein der Haus- und Grundbesitzer.
Kampfbund
des gewerblichen Mittelstandes
Heute
sehe man, wie ein Geschäft nach dem anderen geschlossen und
ein Großgeschäft nach dem anderen aufgemacht werde.
Deutsche, kauft deutsche Waren im einheimischen Geschäft.
(Kampfbund 15.2.1933)
.
|
Die NSDAP Naumburg
entsteht und schöpft ihre Kraft aus der sogenannten Mitte der
Gesellschaft. Es ist die radikale
Mitte. Sie organisiert die Aktion Kauft
nicht bei Juden!. Ihre Exponenten sind keine Geheimbündler
oder politische Exorzisten. Victor Artes ist Kaufmann und verkauft Textilien,
Kurt Daßler ist Drogerist, Ernst Flachsbart Rechtsanwalt, Martin
Schmidt Nähmaschinen- und Fahrradhändler, Franz Andacht Oberkramermeister
und Heinrich Eickmann Kohlehändler.
Im Januar 1932 gründet
sich in Naumburg der Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes.
Er greift
die wirtschaftlichen Sorgen um Absatzmärkte, Umsatz,
wirtschaftliche Existenz und übermächtige Konkurrenz
auf und verdichtet die Beziehungen der NSDAP zum kaufmännischen
Mittelstand. Das Programm der NSDAP erscheint ohnehin als
für den Mittelstand zugeschnitten. Die politische Organisation
der Kleinunternehmer, Selbstständigen und Händler formatiert
die mit Inflation und Wirtschaftskrise erlebten Ängste und Sorgen
zu einer Kampfansage gegen die Warenhäuser, Einheitsgeschäfte
und Konsumgesellschaften. Die NSDAP versteht es diese wirtschaftlichen
Ambitionen des bedrängten Mittelstandes an die Bewegung zu koppeln
und in ihren Kampf gegen die Weimarer Republik - die Systemzeit -
einzubinden.
Hoffnungsfreudig,
restlos bereit zum Aufbau und zur Mitarbeit am Deutschen Reich
Just
in dem Moment als der Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes
sich gründet,
taucht die erste Handzeitung der NSDAP-Ortsgruppe auf. "Der
Inhalt dieses neuesten Nazi-Geistesproduktes," kommentiert
der Volksbote (Zeitz) am 1. Februar 1932, "ist
so blöde, dass es um die Druckerschwärze wirklich Schade
ist." Unterstützung erhält dieses "Nazi-Käseblättchen"
durch Annoncen von: Grünwarenhändler Max Römer
(Topfmarkt 13), G. Schramm (Mark 19), Otto Kars
(Markt 10), Sanitätshaus Kurt Daßler (Engelgasse 11),
Uhrengeschäft Fischer (Herrenstrasse 8), Münzengeschäft
Otto Blecher (Steinweg 5), Kolonial- (dann: Feinkost-)
händler Wilhelm Siedentopf (Engelgasse 17-18), Butter-Wetzel
(Marienstrasse), Möbel-Werdner (Steinweg 19), Malermeister
Müller und das Wach-Schliess-Institut W. Schollmeyer.
"Das bekannte Nazi-Cafe Furcht darf
nicht fehlen." (Volksbote 1.2.1932) Ehrbare Kaufleute
und Geschäftsleute unterstützen offen die Nazis. Ein,
zwei von ihnen mögen eher zufällig reingerutscht sein.
Die anderen aber sind als radikale Mitte lange bekannt.
Kurt Daßler dann als Kreisführer des Winterhilfswerkes
sowieso. Oder Max Römer: Er stellte der SA seinen Lastkraftwagen
für Einsätze übers Land zur Verfügung.
Zusammen mit dem Sohn des Polizeibeamten Neumann leitet der Grünwarenhändler
am 8. Juli 1932 den Überfall
auf den Konsum in der Spechartsiedlung.
.
|
begrüßen
Handwerker und Gewerbetreibende den Aufruf
der am 30. Januar gebildeten neuen Regierung. (Kampfbund 15.2.1933)
Freilich dürfen
sie nun hoffen, dass gegen die jüdischen Kaufhaus- und Geschäftsbesitzer
sowie Konsumgesellschaften vorgegangen, also der Markt mit politischen
Mitteln zu ihren Gunsten segmentiert wird. Deshalb ist für sie
der 30. Januar 1933 ein
Tag der Hoffnung.
Nahezu
alle Exponenten der
nationalsozialistischen Bewegung in Naumburg waren beruflich gut
bis ausgezeichnet qualifiziert, verfügen über einen Berufsabschluss
oder eine akademische Ausbildung. Sie sind intelligent.
Viele Bürger empfinden ihr öffentliches Erscheinungsbild als
ansprechend und kultiviert.
Die Exponenten der
Bewegung werden nicht Nationalsozialisten, weil es ihnen wirtschaftlich
schlecht geht oder weil sie unterprivilegiert sind, sondern aus politischen
Grundüberzeugungen. Ein wichtige Rolle spielt dabei die ideologische
Widerspiegelung der Kriegsereignisse, Revolution 1918/19, des Versailler
Vertrages oder Dawesplans. Typisch hierfür wie Kreispropagandaleiter
Lehrer Walter Schieke in seiner Rede im Ratskellersaal von Naumburg
im März 1935 dies nachzeichnet:
Wir lebten
in einem glücklichen Kaiserreich, gingen in den großen
Krieg, in dem wir alle Schlachten siegreich gestalteten. Dennoch verloren
wir den Krieg und erlebten den größten Zusammenbruch, nicht
nur materiell, sondern auch seelisch. (Der Kreisleiter)
Nach
1945 geben bei der Entnazifizierung die "einfachen Mitglieder"
NSDAP ihre Gründe für den Beitritt zur Partei an. Es sind
deutlich andere, als bei den Exponenten der Bewegung. Zum Beispiel:
Ich trat
im Jahre 1930 in die NSDAP ein, revolviert der ehemalige Gärtner
der NAPOLA Wilhelm Blanz aus der Jakobsstraße 32 am 3. März
1948 im Fragebogen der Entnazifizierungskommission diese Zeit, weil
ich glaubte, daß es richtig war. Ich war überzeugter Nationalsozialist
bis zum Ausbruch des Krieges.
Glasermeister
August Kurt Wahlbuhl (geboren 1885) aus der Kleinen Mariengasse 3
teilt der Entnazifizierungskommission am 7. Mai 1946 mit, er
sei aus geschäftlichen Gründen der NSDAP beigetreten.
Ich wurde
im Jahre 1932 Mitglied der NSDAP. aus Überzeugung, weil ich glaubte,
dadurch die sozialen Belange für das Volk politisch richtig vertreten
zu können, begründet Charlotte Blume, geboren 17. Oktober
1903, jetzt Raschstraße 6, ehemalige Juristin beim Regierungspräsidium,
der Entnazifizierungskommission 1948 ihren Beitritt zur Nazipartei.
Johanna Blecher,
geboren 1888, Grochlitzer Straße 54, tut der Kommission
(Hollbach, Tittelbach, Heinzen u. a.) am 2. März 1948 kund: Im
Jahr 193X [letzte Ziffer unlesbar] wurde ich Mitglied der NSDAP.,
weil ich glaubte, daß durch die NSDAP. die trostlosen Zustände
beseitigt werden könnten.
Erich Burkhardt
vom Reußenplatz 20 erinnert sich vor der Entnazifizierungskommission
so: Auf Grund meiner Erwerbslosigkeit arbeitete ich 1933 ehrenamtlich
bei der NSV. Um dort hauptamtlich angestellt zu werden, trat ich 1933
in die NSDAP ein.
Heinrich Fritze
von Bau-Unternehmung Leuna, Hoch-, Tief und Eisenbetonbau
wendet sich am 4. Juni 1946 an den Antifaschistischen Ausschuss
in Naumburg. Sein Ersuchen nach Entlastung hatte dieser bereits abgelehnt.
Er versucht ihn noch mal mit der Darlegung folgender Beweggründe
umzustimmen: Da ich selbst z. Zt. [zur Zeit] arbeitslos war
und die Absicht hatte, eine Familie zu gründen, war ich damals
gezwungen, in die NSDAP einzutreten. Ich habe mich jedoch nie in irgendeiner
Weise für die Partei eingesetzt ...
"Mein Eintritt
in die NSDAP erfolgte rein freiwillig im Jahre 1933, am 1. Mai,
in vollem Vertrauen auf die Worte Adolf Hitlers, der uns Arbeit, Freiheit
und Brot garantierte. Ausserdem aus dem Grunde heraus, weil Hindenburg
an Hitler an die Regierung verhalf und Hindenburg mir persönlich
als Garant galt." Diese Auskunft erteilt der praktische Arzt
Dr. med. Erich Blenkle aus Bad Kösen, Karl-Marx-Straße 17,
am 27. Mai 1946 auf der Ortspolizeibehörde in Bad Kösen.
Als
Lehrer an der Staatlichen Hochschule für Handwerk und Baukunst
in Weimar stösst Walter Hege am 1. November 1930 zur Hitler-Partei.
"Ich war auf Druck meines Dienstvorgesetzten" der NSDAP
beigetreten und war als "unzuverlässiger Kommunist"
verrufen, teilt er am 21. Juni 1946 dem Landesamt für Volksbildung
in Weimar mit.
"Als Leiter
einer privaten höheren Lehranstalt sah ich mich auf wiederholtes
Drängen meines damaligen Arbeitgebers wegen unmittelbarer Bedrohung
meiner Existenz in die Partei genötigt", begründet
am 1. August 1945 Studienrat Erich Thienemann, geboren am 28.
Juli 1884 in Magdeburg, im Fragebogen MILITARY GOUVERNMENT OF GERMANY
seinen Eintritt in die NSDAP.
Diese Erklärungen
regen an, über
die Zwänge der Ökonomie und wirtschaftlichen Interessenlagen
nachzudenken.
Hannah Arendt (1906-1975)
definiert totalitäre Herrschaft nicht schlechthin als die
Diktatur, die bestimmte Freiheiten beschneidet oder beseitigt.
Sondern ihr Eigenheit erblickte sie einzig darin, dass
der Raum des Handelns, und dies allein ist die Wirklichkeit der Freiheit,
verschwindet. Das Wesen totalitärer Herrschaft in diesem
Sinne ist der Terror, der aber nicht nach den Regeln des Machthungers
eines Einzelnen (wie in der Tyrannis), sondern in Übereinstimmung
mit außermenschlichen Prozessen und ihren natürlichen oder
geschichtlichen Gesetzen vollzogen wird. (Arendt 1986, 710, 711)
Aus Naumburger Sicht
lassen sich folgende ökonomische Ursachen Interessenlagen bei der
Entfaltung der nationalsozialistische Bewegung darstellen:
Erstens. Inflation
(1923) und Wirtschaftskrise (1929/32) zerstören die Lebensentwürfe
vieler Bürger, verursachen Existenzunsicherheit und Armut. Damit
entsteht der soziale Nährboden für eine militante und aggressive
Politik. Soziale willkürliche Entlassung, willkürliche
Stilllegung oder ihre Androhung, erkennt Eugen Kogon, können
auf den schuldlos wirtschaftlich Ungesicherten nicht weniger vernichtend
einwirken als einige der Terrormaßnahmen einer politischen Diktatur,
und sie haben es in der Geschichte oft genug getan. (Kogon 11)
Zweitens. Dem kleingewerblichen
Mittelstand steckt die Wirtschaftskrise
1929/32 tief in den Knochen. Auf ihm lastet ein enormer Rationalisierungsdruck.
Er fürchtet den Rückgang der Aufträge, die fortschreitende
wirtschaftliche Konzentration der Produktion und des Handels. Kaufhäuser
und Konsumvereine bedrohen durch sektorale Preisgestaltung seine Existenz.
Die Revisionspolitik
könnte Naumburg als Garnisonsstadt auferstehen lassen, wovon sich
der kleingewerliche Mittelstand Aufträge und eine wirtschaftliche Belebung
erhofft.
Drittens. Unternehmer
wie Heinrich
Sieling oder Rudolf Schotte geben mit ihrer Unterstützung der nationalsozialistischen
Bewegung im kommunalen Raum eine Beispielwirkung mit dem sanften Zwang
zur Nachahmung.
Viertens. Einige,
die genauere Zahl lässt sich nicht sicher schätzen, Selbständige,
Ladenbesitzer, Händler, organisieren sich Ende 1932 im Kampfbund
des gewerblichen Mittelstandes und begeben sich damit auf das politische
Hoheitsgebiet der NSDAP. Ebenso
unterstützt der Naumburger Haus- und Grundbesitzerverein
den Kampfbund
des gewerblichen Mittelstandes.
Fünftens. Die
Aktivitäten NSDAP-Ortsgruppe sind mit überregionalen Aktivitäten
der Bewegung abgestimmt und werden von wirtschaftlich potenten Persönlichkeiten
unterstützt.
Die sozialen und
ökonomischen Ursachen für den Aufstieg des Nationalsozialismus
kann man überhaupt nicht übersehen. Natürlich fordert
dessen Überwindung die Demokratie als politische Herrschaftsform.
Doch ist dies nicht das Ganze. Mit dem Begriff des Nationalsozialismus
und Faschismus verbinden
wir nicht schlechthin eine bestimmte Struktur, Funktion oder Verhalten
eines Systems von Institutionen, sondern sie umfassen ebenso hierfür
typische ökonomische, kulturelle und rechtliche Lebensformen. Theodor
Adorno (1903-1969) deutet in einer Sendung des Hessischen Rundfunks
vom 18. April 1966 auf das Problem hin, wenn er fragt:
Wie ist
eine Erziehung nach Auschwitz
überhaupt noch möglich?
Wie -, wenn in der
Zivilisation selbst die Barbarei angelegt ist, fragt der Philosoph.
Solange wir also einen Begriff von Demokratie und Gesellschaft
leben, der sich gegenüber den vitalen Interessen der Teilhabe an
Erwerbsmöglichkeiten, Bildung und dem Leben in einer gesunden natürlichen
Umwelt großer Menschengruppen in der einen oder anderen Weise
praktisch gleichgültig verhält, ist die Frage der Erziehung
nach Auschwitz bis heute nicht schlüssig beantwortet. Solange wir
uns um die Antwort mühen, das heißt nicht selbstgefällig
den einzelnen Schritt für das Ganze nehmen, besteht Hoffnung auf
eine Zivilisation ohne Barbarei.
Die
braunen Kolonnen des Führers zurück
 |
SA
marschiert,
Bauernweg 1937
|
Die Geschichte der
Sturmabteilung (SA) beginnt in Naumburg 1923 mit dem Frontbann.
Ihn organisieren Wolf-Heinrich Graf von Helldorff (Wohlmirstedt), Friedrich
Karl Freiherr von Eberstein und Heinrich Hacker (Naumburg).
Unter Führung
von Paul Hinkler bildet sich zwei Jahre später der Kampfverband Gau
Halle-Merseburg. Die Abteilung besteht aus einer Naumburger-Freyburger-
und Zeitzer-Einheit mit je zwanzig bis dreißig Mann.
Das SA-Rudel
Müller präsentiert sich zum Reichsparteitag der NSDAP
1926 in Weimar. Vier Jahre später gibt SA-Führer
Rudolf Müller, Unterm Georgenberg 3, geboren am 13. März
1867, Vater von vier Kinder (1931), die Führung des Sturms ab,
spielt aber
in dieser paramilitärischen Organisation weiterhin eine Schlüsselrolle.
Möglicherweise tritt er in den Hintergrund, weil der Beschluss
des Preußischen Staatsministeriums vom 25. Juni 1930 den
Beamten die Mitarbeit in der KPD und NSDAP untersagte.
Um 1930 nimmt die
SA-Bewegung im Raum Naumburg weiteren Aufschwung. Großer Beliebtheit
erfreute sich der Naumburger SA-Spielmannszug, der beispielsweise 1929
zu den Kommunalwahlen in Weißenfels in gewohnter Disziplin aufmarschierte.
Am
11. Juni 1930 verbietet der preußische Innenminister der
SA das Tragen von Uniformen bei Versammlungen unter freiem Himmel. Daraufhin
marschieren sie in weißen statt in braunen Hemden durch die Naumburger
Straßen.
Aufmarsch
der Weiss-Hemden
Ecke Markt / Jakobsstraße
(Naumburg)
Im November 1931
fordern die Länder von Reichsinnenminister Wilhelm Groener (1867-1939)
Maßnahmen gegen die Bürgerkriegsgefahr. Sie wollten zunächst
einer Wiederauflage des erst im April in Preußen aufgehoben Uniformverbots.
In der Chefbesprechung vom 7. Dezember 1931 erklärt Wilhelm
Groener, "das er gern bereit" sei ein allgemeines Uniformverbot
zu erlassen, was am nächsten Tag erfolgt, sich aber weitgehend
als unwirksam erwies. Es ruft die Länder erneut auf den Plan.
Die Notverordnung
des Reichspräsidenten vom 13. April 1932 zur Sicherung der Staatsautorität
verbietet sämtliche Organisationen der NSDAP, insbesondere die
SA, SS und ihr angeschlossenen Verbände. Das bringt, urteilt Carl
von Ossietzky (1932) in der Weltbühne, die Deutsche Republik
dem Wesen des Rechtsstaates ein Stück näher.
Am 12. April 1932
schlägt mitten in die Versammlung der Naumburger-NSDAP die Nachricht
auf: SA und SS verboten. Man zeigt sich davon ziemlich unberührt,
als wüsste man bereits, dass Franz von Papen es schon bald wieder
aufheben würde. Zum Schluss der Versammlung, abgehalten zur Vorbereitung
der Landtagswahlen von Preussen am 24. April, erklingt wie immer
das Hort-Wessel-Lied: SA. marschiert! Die Knechtschaft dauert nur
noch kurze Zeit.
Bis 1934 verändert
die SA in der Region Merseburg ständig ihren inneren Aufbau. 1929
erfolgt in Mitteldeutschland die Vereinigung der einzelnen Einheiten
zur Standarte IV (Halle). Sie umfasst in etwa den Gau Halle-Merseburg.
Mit dem weiteren Anwachsen der SA-Bewegung teilt sich diese wieder in
die Standarte VIII und XIII. Die Naumburger Kämpfer gehören
zur Standarte VIII unter Führung von Standartenführer
Hahn mit Sitz in Zeitz. In der Standarte XIII organisieren sich
die Sturmleute aus den Kreisen Merseburg, Eckartsberga und Querfurt.
1931 erfolgt die Zusammenlegung dieser beiden Formationen (VIII +
XIII) zur Standarte IV. Standartenführer Schlange unterstehen der
Sturmbann I: Naumburg (Sturmführer Engelmann), Sturmbann II:
Querfurth, Sturmbann III: Merseburg, und Sturmbann IV: Weissenfels.
Unter dem Kommando
von Kaufmann Gustav Weidlich SA Standarte I/1 stehen
etwa 60 bis 70 Mann. Im Februar 1931 tritt Fritz Polz als Kommandeur
an. Ein Jahr darauf erfolgt die Restrukturierung der SA in Standarte
J 4 (Naumburg, Karl Kontzack, Domplatz 14), J 19 (Merseburg,
Standartenführer Engelmann) und J 21 (Weißenfels, Standartenführer
Schulz). Über J 4 übernimmt am 1. März 1934 Konrad
Duval (Spechsart 3) das Kommando.
Soziale Herkunft
der SA-Mitglieder in Naumburg
Stand: 1. Januar 1931 zurück
|
Land-
wirte
|
Handwerker
|
kaufmännische
Angestellte
|
Industrie-
arbeiter
|
Land-
arbeiter
|
Angestellte,
sonstige Berufe
|
|
|
|
|
|
|
0
|
20
%
|
20
%
|
40
%
|
|
20%
|
Quelle: Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg
Anmerkung:
Dies sind offensichtlich geschätzte Werte.
|
Vom Parteihaus am
Bismarckplatz 4 (Reichskrone) leitet Obersturmbannführer Franz
Schröder ab Mitte der 30er Jahre den Sturmbann I / J 4.
Ihre Geschäftsstelle befindet sich in der Burgstraße 23a.
Mit dem 25. April
1937 wird Naumburg wieder Sitz der Standarte J 4. Sie war
vorher für fast zwei Jahre in Sondershausen zu Hause. Standartenführer
Geseke übernimmt die Fahne aus den Händen von Brigadeführer
Albert Heinz (geboren 16. Dezember 1896 in Halberstadt).
Die SA (Sturmabteilung)
war eine Stör- und Prügeltruppe zum Einsatz gegen die politische
Linke. Zudem war sie eine Reservearmee für den Bürgerkrieg.
1937 erklärt die Naumburger SA öffentlich:
"Mit Vorliebe
wurden die Versammlungen der KPD. besucht und gestört, nicht
nur in Naumburg, sondern auch in den umliegenden Orten."
Doch es gab natürlich
unterschiedliche Motive für die Mitarbeit bei der SA und die waren
keineswegs nur politischer Natur. Als in Kannawurf, nördlich von
Sömmerda gelegen, 30 Prozent der SA-Mitglieder mit der Begründung
austreten, dass sie die Beiträge nicht mehr aufbringen konnten,
stellt der Lagebericht der Staatspolizeistelle Halle für Oktober
1934 (Stapo 1933e, 215) dazu fest: Es hat vielmehr
den Anschein, daß die fraglichen Personen seinerzeit nur deshalb
in die SA eingetreten sind,
um ihre Arbeitsplätze
zu erhalten
Altersstruktur
der SA-Mitglieder in Naumburg
Stand: 1. Januar 1931
|
bis
20 Jahre
|
20
bis 30 Jahre
|
30
bis 40 Jahre
|
über
40 Jahre
|
30
%
|
50
%
|
15
%
|
5
%
|
Quelle: Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt,
Merseburg
Anmerkung:
Das sind offensichtlich geschätzte Zahlen.
|
|
In der Naumburger
Region ist die Sturmabteilung der NSDAP als dichtes Netzwerk
ausgebildet. In Klosterhäßler existiert ein Sturm unter Führung
von August von Haessle. In Burghässler befiehlt Sturmhauptführer
Hensel [oder Hänsel?], in Möllern Sturmhauptführer Karl
Zeppertz, in Bad Kösen Sturmhauptführer Max Törpsch und
in Auerstedt Obertruppführer H. Even.
Als Adolf Reichwein
(1898-1944) am 20. Juli 1932 mit einer Studentengruppe auf Exkursion
in Naumburg (Saale) unterwegs, erreichte ihn die Nachricht vom Preussenschlag.
Bald danach kreuzte eine SA-Kolonne ihren Weg, wozu er später äusserte:
"Wenn diese SA einmal in Deutschland zur Herrschaft käme,
dann würden die Errungenschaften des Freiherrn von Stein und alle
demokratischen Einrichtungen weggefegt." (Amlung 266)
Auftrag und Ziel
der Sturmabteilung (SA) tritt bei der Saalschlacht von Almrich
(1930), beim Überfall auf die SPD-Versammlung in Freyburg
(1930) und auf den Konsum
(1931/32) deutlich zu Tage. In
Anschauung dieser Ereignisse warnt am 13. Juli 1932 der Volksbote
(Zeitz): "Seit Jahr und Tag sind Ueberfälle, Versammlungssprengungen,
Saalschlachten und der gemeinste Mordterror [durch die braunen Mordhorden]
an der Tagesordnung. Für ein Linsengericht und die braune Morduniform
hat sich der Abschaum der Menschheit als Terror- und Mordgarde anwerben
lassen.
So finden wir
in der SA. und SS. bekannte Einbrecher, gewerbsmässige Diebe,
Zuhälter und Hehler, kurz: den Abschaum der Menschheit. Heute
scheuen sich die Nutzniesser der Republik, die mit dem blauen Brief
abgeschobenen Generäle, Offiziere und das sonstige national eingestellte
Bürgertum nicht, sich mit jenem Gesindel an einen Tisch zu setzen."
Im Rahmen der Entnazifizierung
macht Kurt Niederhausen (Naumburg, Mägdestieg 5 II) hierzu gegenläufige
Angaben, wenn er ausführt:
"Ich habe
stets nur nach den Grundsätzen der Anständigkeit gegen Jedermann
gelebt, die aber mit Politik nichts zu tun hatten. Auch im SA Sturm
wurde uns nur gelehrt, und die Achtung der Bevölkerung durch
vorbildliche Anständigkeit zu erwerben. Ich habe in der SA wohl
auf Grund einer ehrlichen und wirklich guten Kameradschaft meine Pflicht
getan, die aber mit Politik nichts zu tun hatte."
SA-Aufbau
in Naumburg (Saale) - hier
|
Am Aufbau und den
Aktionen der SA partizipieren noch andere politische Kräfte, zum
Beispiel die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) im Landtagswahlkampf
Frühjahr 1932.
Es ist eine Wahllüge,
stellt am 20. April 1932 Doktor Wolfgang Schöbel (Lorbeerbaum-Apotheke,
Herrenstraße 2) vom DNVP-Kreisverein Naumburg in der Versammlung
klar, wenn gesagt wird, DNVP-Minister hätten sich in einigen Ländern
für das Verbot der SA und SS eingesetzt.
Bald nach dem sogenannten
Röhm-Putsch Ende Juni 1934 bietet die NSDAP-Propaganda
der Öffentlichkeit das Bild vom braven SA-Mann. In
Zeitungen erscheinen Fotos, wo sie mit ihren Kumpanen den Handwagen
ziehen. Darüber der Text: "SA - sammelt - Altpapier! So klang
es [am 12. Februar 1938] als Schlachtruf im Sprechchor in allen Strassen
unserer Stadt". - Dann
wieder zeigen Schnappschüsse die Honigkuchenmänner
in sinnlicher Pose, wie sie einträchtig mit Wehrmachtssoldaten
zusammen sitzen und ihre Erbsensuppe aus der Feldküche löffeln.
Dann und wann betteln sie an der Strassenecke mit der Büchse um
Spenden für das WHW (Winterhilfswerk). Oder sie üben wie 1934
in Plennschütz und Plotha mit 400 Kameraden des SA Sturms
I/ J 21 die Bergung eines südlich vom Dechantenholz bei
Prittwitz notgelandeten Flugzeuges. "So wird unsere SA immer einsatzbereit
sein, wenn es gilt, bedrängten Volksgenossen zu helfen, oder den
nationalsozialistischen Staat vor dunklen Machenschaften volksfremder
Elemente zu schützen." Hüter
und Wächter an der Volksgemeinschaft wollen sie jetzt sein, damit
endlich Schluss ist mit der Zerrissenheit des Volkes. Darüber wollen
sie wachen. Und jeder soll sehen, dass sie jetzt nicht mehr die Schläger-
und Randaleabteilung der NSDAP sind. So übernimmt die SA die politisch-moralische
Oberaufsicht über die Stadt.
Dann passiert es:
Kurt Gutgesell (*1908) versteckt auf dem Hausgrundstück Moritzstrasse 25 unter
einer im Hausflur stehenden Drehrolle Pakete mit kommunistischen Schriften.
Elf Broschüren
Kunst und Wissenschaft im neuen Deutschland, ein Exemplar
Der Bolschewist, vierzehn Bücher für Betriebsratsmitglieder
der Eisenbahn und das Buch Die Sowjetunion bedrohen das
System. Als die alten Kämpfer davon erfahren, geraten sie
natürlich in Rage. Pflichtbewusst meldet am 17. November 1933
SA-Sturmführer Staps
dem Oberbürgermeister den Vorgang. Zwei Tage später
erlässt das Amtsgericht Naumburg gegen Kurt Gutgesell einen
Haftbefehl. In der Anklageschrift vom 3. Dezember 1933 wirft ihm
der Oberstaatsanwalt vor, er habe versucht
"den organisatorischen
Zusammenhalt einer anderen politischen Partei als der NSDAP aufrecht zu erhalten".
Dafür büsste
der Schlosser vom 9.
Mai 1934 bis 9. Februar 1936 im Gefängnis von Merseburg.
In der Moritzstrasse 25 wartete seine Frau mit dem dreijährigen
Kind auf ihn.
Kampf
um die kulturelle Hegemonie zurück
Die Stadtverordnetenversammlung
von Naumburg fasste am 28. Mai 1928 den Beschluss zur Einrichtung einer
Lesehalle mit Bibliothek. Der Beginn zog sich etwas hin, weil in den
Räumen im Haus Markt 12 noch die Ausstellung Naumburg
im Wandel der Jahrhunderte stattfand.
Schliesslich kam das Projekt in Gang. Bald argwöhnte der
Stahlhelm über die inhaltliche Ausrichtung der Stadtbibliothek.
Gerüchte kreisen, etwa dass der Bibliotheksleiter die Anschaffung
sozialistischer Literatur bevorzugt, was dann aber doch nicht so gewesen
sein soll. Ein kleiner Kreis privater Leute attackierte das Projekt
mit ideologischen Angriffen. Als Oberleutnant a. D. Heinrich Hacker
am 10. Januar 1930 die Führung der NSDAP-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung
übernahm, verschärfen sich die Konflikte.
Ende
Januar 1930 gehören dem Bücherei- und Lesehallenausschuss
an:
Hacker
(NSDAP), Fotograf Classen (DNVP), Lehrer Blüthgen (SPD)
und die stimmfähigen Bürger Kurt Zschernitz (Vaterländische
Arbeitsgemeinschaft), Rechnungsrevisor am Oberlandesgericht, Lehrer
Dr. Lemcke
und Lehrer Schumann.
Monate
später ändert sich die Zusammensetzung des Gremiums
wie folgt: Vorsitzender: Oberbürgermeister Arthur Dietrich,
Stellvertreter: Stadtrat Artes (NSDAP) und die Mitglieder: Classen
(DNVP), Hacker (NSDAP), Blüthgen (SPD). Als stimmfähige
Bürger arbeiten mit: Walter Fieker (KPD), Friedrich Uebelhoer
(NSDAP) und Otto Selig.
Am
26. November 1931 wählen die Stadtverordneten unter
Protest von SPD und KPD einen neuen Verwaltungsausschuss für
die Stadtbücherei (Friedrich
Banse, Haus- und Grundbesitzer, Kurt Zschernitz, DNVP, Ernst
Hochstein, DNVP, Walter Schmöller, NSDAP, und als Vertreter
der stimmfähigen Bürger: Friedrich Uebelhoer, NSDAP).
|
Obwohl der Bücherei-
und Lesehallenausschuss die Arbeit des Bibliotheksleiters eigentlich
unterstützen sollte, bremst er ihn aus. Irgendwann im Frühjahr
1930 verfügt er, dass jedes
zur Anschaffung vorgeschlagene Buch zur Genehmigung vorgelegt werden
muss. Und vor der ersten Ausleihe ist das neue Buch dem Ausschuss vorzulegen,
was ausserdem die Bezahlung der Rechnungen verzögerte.
Zunächst sind
in der Stadtbücherei manche Wissensgebiete nur schwach oder überhaupt
nicht vertreten. Noch immer fehlt eine systematisch geordnete Bücherkartei.
Im Sommer 1930 reorganisiert der Leiter die Registratur. Nach Abschluss
der Arbeit steigt die Zahl der Leser weiter an. Endlich kann sich Naumburg
über seine Stadtbibliothek freuen. Doch die eigenartigste Anerkennung
der Arbeit lobt der Bücherei- und Lesesausschuss aus, als er im
Herbst eine Neuausschreibung der Stelle damit begründet, dass der
Bibliotheksleiter angeblich ein Doppelverdiener ist. Wahrscheinlich
verlor er den Posten, weil er Mitglied einer
republikanischen Partei war. NSDAP-Fraktionsführer Heinrich Hacker
tröstet ihn: "Ihre Arbeit mag sehr gut sein, aber wir haben
die Macht und wollen von ihr Gebrauch machen!" Bei den Abgeordneten
der Arbeiterparteien stösst dies auf Protest und Widerspruch.
Zugleich aber gibt dies einen Vorgeschmack darauf, was die Beamten und
Angestellten der öffentlichen Verwaltung und Betriebe unter Führung
der NSDAP erwartet, nämlich Klientelwirtschaft.
Die Bibliothek
muss schliessen. Immerhin können die Leser eine Fahrbücherei
in Anspruch nehmen. Am 9. April 1931 erfolgt die Neueröffnung
der Stadtbibliothek. Nun sorgt bei der Opposition für Verstörung,
dass der Sohn von Herrn Heinrich Hacker (NSDAP) - wenn auch nur vorübergehend
- für den Posten des Leiters ins Gespräch kommt. Dann
setzt der Ausschuss eine weitere Sonderbarkeit durch: Die Bestellung
und Auslage der Zeitungen soll künftig dem Parteienproporz in der
Stadtverordnetenversammlung entsprechen. Damit erhalten die Deutschnationalen
sechs, die Nationalsozialisten und Sozialdemokraten jeweils fünf,
die Mittelstandspartei vier sowie die Deutsche Volkspartei und Haus-
und Grundbesitzer Verein jeweils drei Zeitungen nach ihrer Wahl. So
gerät die politische Bildung in die Fänge der Parteienwirtschaft.
"Auf
keinem Gebiet wirkt sich der Rechtskurs im Naumburger Stadtparlament
in so verhängnisvoller Weise aus wie auf Kulturpolitischen",
urteilt im Mai 1931 der Volksbote aus Zeitz.
Eine
weitere Front im Kampf um die kulturelle Hegemonie eröffnet
die NSDAP auf dem Gebiet der Schulpolitik. 1930 setzt sich der Nationalsozialistische
Schülerbund (NSS) mit den Protagonisten Arno
Rost (Weimar / Naumburg), Karl
Willemer (Naumburg), Martin
Moehring (Naumburg), Fips Jahn und Rudi
York in einigen Schulen fest. Als Kraft der Freiheit bricht
die NSDAP-Ortsgruppe im Winter-Frühjahr 1929/30 einen Kulturkampf
los. Öffentlichkeitswirksam inszeniert sie sich als Bastion des
Widerstandes gegen den dekadenten und zersetzenden moralischen Einfluss
der jüdisch-marxistischen Jugendbewegung, was bei den Deutschnationalen
grossen Anklang findet.
Konsolidierung
und Aufschwung zurück
 |
Hotel
Leichter Wagner
Große Jakobsstraße 34
|
In der Mitte der zwanziger
Jahre lässt sich die Geschäftsführung der NSDAP-Ortsgruppe
im Gasthaus zum leichten Wagner (Inhaber Anton Oberländer,
Große Jakobsstraße 34, Stadtplan)
nieder. Hier treffen sich Mitglieder, Anhänger und die alten Kämpfer
der SA. Pfingstsonnabend 1930 bechert man hier fröhlich mit den Wehrwölfen.
Die Produktion von Geselligkeit als lustvolle Form und alltägliche
Vergesellschaftung (sprich Vernetzung) von Ideen und Personen,
ist in seiner Wirkung nicht zu unterschätzen. Aber die eigentliche
Aufgabe der NSDAP-Geschäftsstelle ist eine andere:
Sie ist das Auffangbecken, der Treffpunkt und das Organisationszentrum
der antirepublikanischen Kräfte in Naumburg.
Im Frühjahr
1931 bezieht die NSDAP-Ortsgruppe Naumburg ihre neue Geschäftsstelle
in der Großen Wenzelsstrasse 39. Sie besteht aus fünf hintereinander
liegenden Zimmern. Vorher
befanden sich hier die Ausstellungsräume einer Möbelhandlung.
In Eigenleistung legte man elektrisch Licht und renovierte die Räume.
An den Wänden hängen Bilder von Adolf Hitler. In den Geschäftsräumen
finden die Sitzungen der Funktionäre und Zellobleute statt. Tagsüber
tummeln sich hier auch die Arbeitslosen aus der Bewegung und spielen
Skat. Manche lesen hier regelmässig die Zeitung, nicht, versteht
sich, den Klassenkampf der KPD-Bezirksorganisation Halle, sondern
den Völkischen Beobachter! Eine großes schwarzes Brett,
gespickt mit Zetteln, informiert über die Veranstaltungen der Partei
in Naumburg und Umgebung. In einem anderen Raum hält man Militärbetten
für übernachtende Parteigenossen bereit.
Programm
der NSDAP Naumburg
zur Provinzial- und Stadtverordnetenwahl
am 17. November 1929
Unsere Stadtverordneten
handeln nach folgenden Gesichtspunkten:
Der Haushaltsplan
wird nach der Tragbarkeit aufgestellt. Die Ausgaben werden auf
das äußerste beschränkt. Keine Schulden! Jede
neue Anleihe wird abgelehnt.
Schärfste
Stellungnahme gegen Konsumvereine und Kaufhäuser. (Sondersteuern!)
Keine Bewilligung
von Steuern, die nur die Massen belasten.
Ablehnung
jeglicher Festessen, Feiern und Repräsentationsausgaben durch
den Magistrat, solange das Volk in Not ist.
Wir fordern
ein anständiges, sauberes Berufsbeamtentum.
Festsetzung
auskömmlicher Gehälter und Löhne der Magistratsbeamten
und Arbeiter
Zum Schutz
der Gewerbetreibenden werden städtische Betriebe, die nicht
der Bedarfswirtschaft der Stadt dienen, abgelehnt.
Förderung
des Wohnungsbaus und sanitärer Einrichtungen mit allen Mitteln.
Abbau unproduktiver
Ausgaben zur Verbesserung der Lebenslage besonders der Kriegsgeschädigten
und erwerbseingeschränkten Personen.
Kostenlose
Benutzung städtischer Einrichtungen für diese Personen.
Zur Behebung
der Arbeitslosigkeit legt der Magistrat ein umfassendes Programm
von Notstandsarbeiten vor.
Weitgehender
Schutz der inflationsgeschädigten Pensionäre.
Aufbringung
besonderer Mittel für den Säuglings- und Mutterschutz.
Überlassung
von geeignetem Gelände für Spiel und Sport.
Rücksichtslose
Bekämpfung der pestilenzartigen jüdischen Aufklärung
und jüdischen Schmutzes in der Volksbildung und Kunst usw.
Der Verschandelung
des Stadtbildes mit undeutschen anthroposophischen und marxistischen
Figuren und Malereien wird ein Ende gesetzt.
Entfernung
von bolschewistischen Lehrkräften an den Schulen.
Zensur der
Stadtbibliothek. Eindämmung jeglichen Einflusses von jüdischen
Autoren.
Systematische
Pflege des Heimatgedankens.
Unbedingter
Schutz des wohlerworbenen Privateigentums.
Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei Deutschland, Liste 18.
(Nach NSDAP
1929)
|
Stadtverordnetenwahlen
vom 17. November 1929 zurück
Den Einzug von fünf
NSDAP-Abgeordneten (Hacker, Müller, Georg Schmidt, Schmöller,
Rudloff) am 10. Januar 1930 in die Stadtverordnetenversammlung
von Naumburg feiern die Nationalsozialisten als grossen Erfolg. Aus
Anlass der Konstituierung der Stadtverordnetenversammlung am 9. Januar
1930 veröffentlichen sie ihren Kurs der Koalitionspolitik. Einen
gewissen Weg werden wir "mit anderen antimarxistischen Parteien
zusammengehen", erklärt die NSDAP-Fraktion. "Man glaube
aber deshalb nicht, daß wir mit irgendwelchen bürgerlichen
Parteien verwandt oder verschwägert seien oder daß wir für
bürgerlich-liberalistische Fetthälse die Kastanien aus dem
Feuer holen. Gewehr bei Fuß und in einer losen Tuchfühlung
stehen wir zum Frontsoldatentum, soweit es revolutionär in der
Deutschnationalen Volkspartei resp. im Stahlhelm versammelt ist. Wir
arbeiten und kämpfen bewusst und unabänderlich als Revolutionäre
innerhalb der Verfassung für den nationalsozialistischen Staat
und das 3. Reich, welches kommen wird und kommen muss." "Zwischen
dem nationalsozialistischen Deutschland und den anderen, mögen
sie sich bürgerlich oder marxistisch nennen, gibt es keine Brücke."
Ergebnis der
Provinzial- und Stadtverordnetenwahl
am 17. November 1929 - Naumburg Stadt
zurück
|
|
|
Provinziallandtagswahl
|
Stadtverordnetenwahl
|
|
|
|
|
Stimmen
|
Prozent
|
Stimmen
|
Prozent
|
Sitze
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
DNVP |
3 778
|
24,8
|
2 763
|
18,6
|
6
|
|
|
NSDP |
2 635
|
17,4
|
2
185
|
14,7
|
5
|
|
|
SPD |
2 500
|
16,5
|
2
308
|
15,6
|
5
|
|
|
KPD |
1
672
|
11,0
|
1
695
|
11,4
|
3
|
|
|
DVP |
947
|
6,2
|
|
|
|
|
|
Bürgerbund
|
|
|
49
|
0,3
|
|
|
|
Wirtschaftspartei
|
2
135
|
14,1
|
1
772
|
12,0
|
4
|
|
|
Bügerliche
Arb.gem. |
|
|
1
355
|
9,1
|
3
|
|
|
AG
Bürgerl. Mitte
|
|
|
390
|
2,6
|
|
|
|
Heimat
|
|
|
216
|
1,5
|
|
|
|
Mieterliste
|
|
|
484
|
3,3
|
1
|
|
|
Haus-
u. Grundbes. |
350
|
2,3
|
1
605
|
10,8
|
3
|
|
|
Volksrechtspartei
|
176
|
1,2
|
|
|
|
|
|
DDP
|
367
|
2,4
|
|
|
|
Zentrum
|
227
|
1,5
|
|
|
Leninbund |
12
|
|
|
|
Aufwertungspartei |
30
|
|
|
|
Bauernpartei |
89
|
|
|
|
|
|
|
Öffentlichkeitsarbeit |
20
|
|
|
|
|
|
|
Schmalix |
30
|
|
|
|
|
|
|
Kleinb.u.Handw. |
40
|
|
|
|
|
|
|
Kommunist.
Oppos. |
22
|
|
|
|
|
|
|
Volkswohlfahrt |
130
|
|
|
|
|
|
|
Wehrwolf |
51
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Wahlberechtigte |
20 547
|
|
|
|
|
|
|
ungültige
Stimmen |
211
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
gültige
Stimmen |
15
147
|
|
(14
822)
|
|
|
|
DDP - Deutsche
Demokratische Partei
DNVP - Deutschnationale Volkspartei
DVP - Deutsche Volkspartei
DStP - Deutsche Staatspartei
NSDAP - Nationalsozialistisch Deutsche Arbeiterpartei
SPD - Sozialdemokratische Partei Deutschlands
KPD - Kommunistische Partei Deutschlands
Kommunist. Oppos. - Kommunistische OpposItion
WP - Wirtschaftspartei
Zentrum - Deutsche Zentrumspartei (Vertreter des
politischen Katholizismus)
|
Zäsur:
Die Reichstagswahlen am 14. September 1930 zurück
Wenn die Kommunisten
das künftige Wohl der arbeitenden Klasse in der Errichtung eines
Sowjetdeutschlands sehen, die Sozialdemokraten den Kapitalismus
über Reformen humanisieren wollen, dann setzen die Nationalsozialisten
auf die Anziehungskraft wirtschaftlicher Heilserwartungen. Die
NSDAP wird Volkspartei, das heisst, sie sammelt ihre Stimmen
in den verschiedenen sozialen Schichten, Gruppen und Klassen. Von der
viel beschriebenen Verbürgerlichung und dem Abschied
vom Rabaukentum ist in der Naumburger Region nicht viel zu spüren.
Denken wir nur an ihr Verhalten zur SPD-Versammlung am 25. April 1930
in Freyburg oder an
die Angriffe auf den Konsum 1931 und 1932 im Spechsart.
 |
Alfred
Pape.
Er kam 1926 von Halberstadt nach
Osterfeld. Nach 1933 Landrat vom Kreis Weissenfels.
|
Auf
der öffentlichen NSDAP-Versammlung am 19. Februar 1930 im
Ratskeller konnte der Bürger die Annäherung von Deutschnationalen
und Nationalsozialisten hautnah miterleben. Redner
Alfred Pape, drei Jahre später von den Nationalsozialisten zum
Landrat von Weißenfels bestellt, geisselt die Massenarbeitslosigkeit,
den Niedergang des Mittelstandes und die Ausbreitung des Warenhaussystems.
Was nützen die Waffen, fragt er dann, wenn der Marxismus, Pazifismus
und Materialismus die körperliche und geistige Vernichtung Deutschlands betreiben? zurück
NSDAP-Ortsgruppenleiter
Georg Saalborn (Bad Kösen, Gerstenbergkpromenade 7a) begrüsst
am 6. Juli 1930 im Saal des Kurgartens von Bad Kösen etwa 600 Parteigenossen
und Anhänger zu Wahlkundgebung. Nicht wenig, für einen Ort
mit etwa 3 500 Einwohnern. Dann paukt Gottfried Feder (1883-1941)
mit ihnen die Grundsätze der nationalsozialistischen Ideologie
ein. Klassenkampf einerseits und Kastendünkel andererseits zerreißen
Deutschland, sagt er. Daraus wieder ein Volk und einen Staat zu machen,
ist die Mission der Nationalisten. "Mit Heilrufen auf den Nationalsozialismus
und seinen Führer Adolf Hitler wurde die Versammlung geschlossen."
Bei
den Reichstagswahlen am 14. September 1930 erzielt die NSDAP in
Naumburg mit 31 Prozent der abgegebenen Stimmen den politischen Durchbruch.
Sie profitierte
davon, dass die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) durch die Abspaltung
des Landvolks und der Konservativen beim Wähler deutlich geringeren
Zuspruch fand. 1928 erhielt sie in Naumburg noch 4 747 (27,9 Prozent)
Stimmen, wo hingegen es diesmal nur 3 437 (18,2 Prozent)
waren. Wahrscheinlich wanderten einige Wähler von der DNVP zur
NSDAP.
Zu den Ergebnissen
der Reichstagswahlen
am 14. September 1930
in Naumburg Stadt zurück
|
DNVP
|
NSDAP
|
SPD
|
KPD
|
DVP
|
WP
|
Zentrum
|
DStP
|
Andere
|
Gesamt |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
3
437
|
5
902
|
3
149
|
2
268
|
1
131
|
1
534
|
269
|
447
|
714
|
18
851
|
18,2
|
31,3
|
16,7
|
12,0
|
6,0
|
8,1
|
1,4
|
2,4
|
3,8
|
100
|
Wahlbeteiligung:
82 Prozent.
DNVP - Deutschnationale
Volkspartei
DVP - Deutsche Volkspartei
DStP - Deutsche Staatspartei
NSDAP - Nationalsozialistisch Deutsche Arbeiterpartei
SPD - Sozialdemokratische Partei Deutschlands
KPD - Kommunistische Partei
WP - Wirtschaftspartei
Zentrum - Deutsche Zentrumspartei (Vertreter des politischen Katholizismus)
|
Die NSDAP geriert
sich als "Partei der Jungen" und übt den Aufstand gegen
den "elitären Honoratorenklüngel". Dabei
kommt ihr der Umstand entgegen, worauf Hans-Ullrich Wehler (2009, 42)
hinweist, dass ab 1930 die geburtenstarke Vorkriegsjahrgänge in
die Wählerschaft einrücken, die nicht mehr im Kaiserreich,
sondern in der Weimarer Republik sozialisiert wurden.
Zweifellos korrespondiert
das Wahlergebnis mit der wachsenden magischen Anziehungskraft von Adolf
Hitler. Doch sollte man dies nicht überbewerten. Ausschlaggebend
für den Wahlerfolg waren die organisatorische Stärkung der
Partei und der politische Raumgewinn auf kommunalem Gebiet.
1929/30 überwindet
die NSDAP-Ortsgruppe ihre innere Führungskrise. Sogleich reorganisiert
Friedrich Uebelhoer die örtliche und regionale Parteistruktur.
1931 beruft ihn Adolf Hitler zum NSDAP-Kreisleiter von Naumburg. In
Vorbereitung der Wahlen stellt die Partei ihre Kampagnefähigkeit
unter Beweis. Das im gleichen Jahr zentral durchgesetzte Legalitätsprinzip
und die propagandistische Rücknahme der Sozialismusidee unterstützt
diese Tendenz.
Von
der Volkspartei zur faschistischen Parte.
Die rassenpolitische Offensive der NSDAP zurück
Zur
Versammlung am 19. Februar 1930 im Ratskeller.
Ein
deutschnational gesinnter Bürger äussert über die
Versammlung:
"Der
Redner Pape machte in seiner Rede Ausführungen über
die Blindheit und Gleichgültigkeit des deutschen Volkes gegenüber
der Politik der herrschenden Marxisten und den Schädigungen
des arbeitenden Volkes durch dieselbe, insbesondere durch die
Annahme vom Dawes- und Youngplan an, denen man als Deutschnationaler
nur zustimmen konnte." "Ebenso konnte man ihm zustimmen,
als er dem Bürgertum vorwarf, dass es teils durch Lauheit,
teils durch die politische Zusammenarbeit mit der SPD gewollt
oder ungewollt deren Klassenkampf und Forderung unserer Versklavung
durch das internationale Kapital unterstütze. Weniger konnte
man dies, als er die Behauptung, die Taten der Deutschnationalen
entsprächen nicht ihren Worten, dadurch zu belegen suchte,
dass diese ihre Töchter nach Jazzmusik
und Negertänzen tanzen ließen und er daher den Nationalsozialismus
als das allein seligmachende Rettungsmittel gegen die drohende
Versklavung pries." (Bürger)
Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei Deutschland, Liste 18.
(Nach
NSDAP 1929)
|
Auf der Versammlung
am 24. April 1930 zum Thema Alljuda, der Todfeind des deutschen
Volkes, teilt die NSDAP-Ortsgruppe mit, dass sie sich nun auf den
Rassenkampf
als Grundlage unseres Lebens
konzentriert.
Dieser Propaganda-Idee verleihen Lehrer,
Juristen und Ärzte der Stadt Nobilität. An die Macht gelangt,
nutzt die nationale NSDAP-Führung das Rasse-Reinheit-Dogma zum
ideologischen Kampf gegen die jüdisch-bolschewistische Bedrohung,
den rasseverderbenden Klassengegner und für die Eroberungspolitik.
Neu war die Idee
vom Rassenkampf nicht. Hitler und die NSDAP verstanden es zunächst,
sie aufzunehmen und zeitgemäß zu moderieren. Schon vor 1914
greift sie um sich. Zum Beispiel popularisiert am 23. August 1914 der
ehemalige Pfortaschüler Karl Lamprecht (1856-1915), den Krieg als
letzten Kampf des Germanentums gegen die östliche Barberei.
Um 1929/30 eröffnet
die NSDAP eine
rassenpolitische
Offensive.
Typisch hierfür
die NSDAP-Versammlung am Donnerstagabend, den 24. April 1930, im großen
Ratskellersaal von Naumburg. Ludwig Franz Gengler (1902-1946) aus Nürnberg
spricht über
"Alljuda,
der Todfeind des deutschen Volkes".
Einleitend wies
Kaufmann Friedrich Uebelhoer von der örtlichen NSDAP auf den "unwürdigen
Zustand" hin, "dass sich die Volksgenossen für den zynisch
lächelnden Juden die Köpfe blutig geschlagen hätten".
Damit waren die Ereignisse um die öffentliche Versammlung am 10.
April 1930 im Schützenhaus von Freiburg gemeint, zu der die SPD-Bezirksleitung
Merseburg mit Dr. Schweriner zum Thema "Das wahre Gesicht der Nationalsozialisten"
eingeladen hatte. - Dann sprach Ludwig Franz Gengler zu den Anwesenden
über die Rassenproblematik, die er als eine Grundfrage der nationalsozialistischen
Weltanschauung charakterisierte, denn der Jude ist heute der Herrscher
von Deutschland und anderer Völker. Wir werden untergehen, wenn
wir nicht den Kampf gegen die Vermischung mit den Juden und Zigeunern
führen. "Nur, weil wir nicht mehr wachsam waren [orig: währen]
im Schutz unserer Rasse, habe der Jude auch in Deutschland seine Macht
politisch, wirtschaftlich und kulturell ausbauen können, so dass
wir Deutschen im eigenen Lande Knechte wären und der Jude Herr
sei." Dabei ist der Jude eine "vermanschte Niederrasse mit
konzentrierten Untugenden aller Rassen". "Noch nie seien wir
so sittlich so verdorben gewesen wie heute", sagt der Referent.
Deshalb müssen wir den Rassenkampf als die Grundlage unseres Lebens
betrachten. Die Rassenkunde zeichnet den Juden als vermanschte Niederrasse.
Im November 1918 eroberte er als Machthaber und Drahtzieher offen die
politische Bühne. Mittlerweile existiert in Deutschland die vollendete
Judenherrschaft, die in der Young-Versklavung ihren vorläufigen
Höhepunkt findet. Deshalb fordert die NSDAP, kündigt der Redner
an, die Beseitigung der Juden aus allen führenden Regierungsämtern
und die Besetzung dieser Posten mit deutschen Männern. (Gengler 1930)
Auf der DAF-Tagung
vom 2. bis 6. Dezember 1935 in Leipzig spricht
Robert Ley (1936, 10) zum Thema:
Vaterland,
Rasse,
Disziplin und Lebensfreude.
Explizit stellt
er die Rassenfrage und das Rassebewußtsein in seiner Funktion
und Rolle zur Steuerung des politischen Verhaltens der Bürger heraus:
"Die Rasse
bedeutet nun, dass ich anerkenne, dass es Wesen auf dieser Erde gibt,
Menschen,
die gleichen Blutes
sind, die bestimmte Grundbegriffe als selbstverständlich anerkennen,
die im Tun und im
Handeln, im Denken und im Fühlen gleicher Art sind. Die
Wesen auf dieser Erde, die aus einem Empfinden heraus,
aus dem Gefühl
der Rasse heraus einer Fahne folgen."
"Ich möchte,"
fordert er, "dass die DAF-Führer, als Führende im deutschen
Volk, die Rassenfrage kennen." Deshalb ist es notwendig ihre Grundbegriffe
als selbstverständlich anzuerkennen. Die Einheit des Volkes stellt
sich durch das Bekenntnis zu Menschen "gleichen Blutes" her.
Die nationalsozialistische
Rassenproganda diente der Hebung des Rassebewußtseins, stärkte
und polierte besonders das politische Selbstbewusstsein der NSDAP-nahen
Bürger auf. Die "geschichtlichen Erkenntnisse" der Rassenkunde
lehren uns, vergegenwärtigt Paul Schultze-Naumburg in Nordische
Schönheit (1937) den Wert des Expansionsdrangs, "dass
es nicht der schlechteste Teil des Volkes war, der erobernd auszog,
sondern das dieser Zug Tatkraft, Entschlussstetigkeit, Tapferkeit und
Drang in die Ferne voraussetzte."
Die
NSDAP ist jetzt nicht mehr Volkspartei. Mit der forcierten Rassenpropaganda
und ihrem Willen zur Zerstörung der (Parteien-) Demokratie
(Göttinger Rede von Hitler am 21. Juli 1932) reift sie als
faschistische Partei aus.
Aus dem Streit
und der Konkurrenz zwischen SPD und KPD zieht die NSDAP ihren Nutzen.
Zwar erreicht die Naumburger KPD zu den Reichstagswahlen am 14. September
1930 mit 2 268 Stimmen (12 Prozent) ein beachtliches
Ergebnis. Doch sie verrennt sich in der Idee: Wir stürmen für
Sowjetdeutschland! (Rede von Ernst Thämann am 8. August
1930 in Hamburg). Viele Kreise und Gruppen der Stadtgesellschaft,
die wirtschaftlich Selbstständigen, höhere Angestellte, liberale
Juristen oder Rechtsanwälte, spricht das nicht an. Ausserdem ist
Thälmanns Strategie nicht geeignet, die Traditionen der deutschen
Arbeiterbewegung von Wilhelm Weitling über August Bebel bis Rosa
Luxemburg für den aktuellen politischen Kampf zu mobilisieren.
1932 verhallt
die logisch wohl begründbare Warnung der KPD vor Hindenburg als
Präsidentschaftskandidaten. Doch die SPD fährt eine andere
politische Linie.
Gut ausgebildetes
Personal, studierte und geschulte Stadtbeamte, gebildete Deutschnationale,
die gerne noch weiter Rechts stehen möchten, frei niedergelassene
Juristen, Kleinunternehmer, die vom Staat durch die Hauszinssteuer ausgeplünderten
ehrenwerten Mitglieder
des Haus- und Grundbesitzer Vereins, aber auch Beamte aus dem Stadt,-
Land- und Oberlandesgericht bilden den NSDAP-Kader. Verstärkung
erhalten sie durch Prominente, wie Kronprinz
August Wilhelm von Preußen (1887-1949), die den Nationalsozialismus
unterstützen, fördern und der NSDAP zu Ansehen verhelfen.
Dagegen kommt die
Stadt-KPD nicht an. Rechtsanwalt Doktor Artur
Samter kann ihr erst nach Übersiedlung von Berlin nach Naumburg
im Jahr 1932 helfen.
Schon 1929/30 erreicht die Orts-KPD bei den Landtags-, Reichstags- und
Kommunalwahlen ihre Grenzen. Die politische Implikation sollte man nicht
übersehen: Das Schreckgespenst von der kommunistischen
Machtübernahme ist ein Werk der Propaganda.
Schon lange laufen
genügend Arbeiter der NSDAP hinterher. Vielleicht glauben sie an
das Programm von 1920, welches ihnen eine Gewinnbeteiligung an den
Großunternehmen verspricht. Obendrauf gabs noch die Kommunalisierung
der Kaufhäuser und Bodenreform. Doch früh entschied
sich ihrer Führer gegen die Demokratisierung der Wirtschaft.
Lange schon nimmt der Hitler-Flügel sie nicht mehr ernst. Zu Recht,
doch vergeblich opponieren Franz Neubert (KPD) und Walter
Höhne (KPD) in der Stadtverordnetensitzung am 9. Januar
1930 gegen die Vorstellung, dass die NSDAP eine Arbeiterpartei sei.
Die Kapitalismuskritik
der völkisch-sozialen Bewegung entfaltet in der Stadt eine spürbare
Anziehungskraft. Unter der Losung die
Kritik am wahren
Kapitalismus und seinen Helfershelfer
steht am 27. März
1924 eine nationalsozialistische Mitgliederversammlung an. Der Orts-Vorsitzende,
Lokomotivführer Richard Gläsel, begrüsst hierzu den Referenten
Hofrat Lehmann aus Halle. Pflichtgemäss wettert der gegen die Zerrissenheit
und fehlende Selbstbestimmung des deutschen Volkes und verlangt die
Brechung der Zinsknechtschaft. Die Bewegung setzt die Arbeit
an die erste Stelle, verspricht er.
Der Korps-, Front-
und Manövergeist der SA zieht Abenteurer, Tugend-Wächter
im nationalistischen Format mit dem Hang zum Militanten und Arbeitslose
in ihren Bann. Hier konnten sie ihren antimarxistischen Geist, sprich
SPD-Hass, Antikommunismus und - semitismus austoben. Und man konnte
Deutsch sein. Über die Sturmabteilung erfolgt im
nicht geringem Umfang auch die Rekrutierung von NSDAP-Mitgliedern (vgl.
SA1 bis SA31).
Wahlergebnisse
von NSDAP und DNVP in Naumburg
1920 und 1933 zurück
|
|
RT
|
RT
|
RT
|
LT
|
LT
|
RT
|
RT
|
RT
|
ST
|
ST
|
ST
|
|
06.06.
1920
|
04.05.
1924
|
07.12.
1924
|
19.01.
1929
|
24. 04.
1932
|
31.07.
1932
|
06.11.
1932
|
05.05.
1933
|
4.5
1924
|
19.01.
1929
|
12.03.
1933
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
NSDAP
|
|
4
328
|
1
816
|
2
635
|
8
521
|
8
834
|
6
005
|
8
927
|
1964
|
2
185
|
6
129
|
Prozent
|
|
27,7
|
10,8
|
17,4
|
46,2
|
45,9
|
32,8
|
44,7
|
13,0
|
14,7
|
37,0
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
DNVP
|
3 271
|
4
866
|
6
798
|
3
778
|
3
920
|
3
797
|
5
697
|
5
342
|
3184
|
2
763
|
3
928
|
Prozent
|
20,9
|
31,0
|
40,4
|
24,4
|
21,3
|
19,7
|
31,1
|
26,8
|
20,7*
|
18,6
|
23,7
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
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58,7
|
51,2
|
|
|
65,6
|
63,9
|
71,5
|
|
|
60,7
|
RT - Wahlen zum Reichstag, LT - Landtag beziehungsweise Provinziallandtag,
St - Wahlen der Stadtverordneten - * Vaterländische Arbeitsgemeinschaft
|
Wahl
von Karl Roloff
zum Ersten Bürgermeister Juli 1930 zurück
Am
27. Februar 1931 läuft die Amtszeit von Karl
Roloff als Erster Bürgermeister aus. Mit 20 von 30 möglichen
Stimmen wählen ihn die Stadtverordneten am 24. Juli 1930 für
weitere 12 Jahre. Wahrscheinlich erhielt er von der DNVP sechs,
von der NSDAP vier, von der Wirtschaftspartei und den Haus- und Grundbesitzern
jeweils drei Stimmen sowie von der Mieterliste eine Stimme. Ohne
die Sympathien der Nationalsozialisten wäre Roloff nicht wieder
gewählt worden. Gegen ihn votierten alle SPD-Stadtverordneten.
Hingegen übt die KPD-Fraktion Stimmenthaltung. Die Wahl bringt
"zum Ausdruck," analysiert der Volksbote (Zeitz), "dass
ein Drittel der Bürgerschaft, und zwar die arbeitende Klasse, kein
Vertrauen zu dem Bürgermeister Roloff hat." Der Erste
verstand es gut, die Nazis ins Schlepptau zu nehmen, was aber keiner
staatsmännischen Weisheit bedurfte, "wenn man nur den dreimal
verfluchten Marxisten einen Schlag versetzen kann". "Eine
wirkliche Gelegenheit, den Nazis zu beweisen, dass er der richtige Mann
in der Sozialistenvernichtung ist, bot sich ihm zum Bezirksfest
der Arbeiter-Turner und Sportler [am 26. und 27. Juli
1930 in Naumburg]. Herr Roloff als Polizeidezernent verbot das Aufstellen
der Ehrenpforten, wenn neben der Reichsflagge noch die Bundesflagge
des Arbeiter-Turn- und Sportbundes gehisst würde. Eine bessere
Empfehlung seiner Person als geeigneter Bürgermeister und Polizeidezernent,"
kommentiert der Volksbote (Zeitz) am 30. Juli 1930, "konnte
er den Nazis, als den eingeschworenen Gegnern der Reichsflagge und natürlich
auch der roten Turnerfahne, nicht geben."
Die Wiederwahl von
Karl Roloff zum ersten Bürgermeister ist ein untrügliches
Zeichen, dass sich aus Deutschnationalen und Nationalsozialisten ein
Machtblock bildet und das Bürgertum sich verstärkt der NSDAP
zuwendet. Seine Wiederwahl, resümiert die Zeitzer Arbeiterzeitung,
"sind ein
warnendes Signal für die Arbeiterschaft
"
Wurde es aber gehört
und verstanden? - Von der KPD-Stadtratsfraktion schon mal nicht. Wohl
hätten ihre Gegenstimmen die Einsetzung von Karl Roloff
als Bürgermeister nicht verhindert. Trotzdem wären ihre Gegenstimmen
ein wichtiges politisches Signal gewesen. Demgegenüber müssten
ihre Differenzen zur SPD-Fraktion zurücktreten. Taten sie aber
nicht, die KPD-Genossen. Aber so deutet es
auf eine Fehleinschätzung des deutschnationalen-nationalsozialistischen
Machtblocks hin. zurück
NSDAP
gegen SPD zurück
Mittlerweile findet
die NSDAP eine feste Wählerschaft. Die Nationalsozialisten missbrauchen
den Parlamentarismus, wie der Streit zwischen Georg Schmidt und Heinrich
Hacker von der NSDAP einerseits und Otto Grunert und Friedrich Blüthgen
von der SPD andererseits zeigt, um die Arbeiterparteien in der Naumburger
Öffentlichkeit zu diskreditieren.
Heinrich Hacker,
geboren am 16. Juni 1892 in Würzburg, Wagnerplatz. Seine
Mutter ist Emilie Hacker, geborene Schmadl, evangelisch, verheiratet
mit Andreas Gustav Hacker, Maschinenbauingenieur.
3.
April 1914 Eintritt in das preußische Fußartillerie-Regiment
Nr. 13 (Ulm) als Fahnenjunker ein. Von 29. März bis 27. August
1919 Batterieoffizier und Adjutant im Freikorps Lettow-Vorbeck.
1921 als Oberleutnant Entlassung aus dem aktiven Heeresdienst.
Einige Semester Studium der Volkswirtschaft an der Universität
Würzburg. Dann Mitinhaber eines Handels mit Schleifleder
und Bimsstein in Naumburg (und Würzburg).
1923
Mitglied des Stahlhelm in Naumburg (Saale) und Leiter einer
Turnerbundes innerhalb des Wehrverbandes. Seit Dezember 1923 Mitglied
der NSDAP (Austritt, dann Wiedereintritt in die NSDAP-Ortsgruppe
Naumburg mit der Mitgliedsnummer 11005 am 20. Juli 1925, 1926
erneuter Austritt und Wiedereintritt am 1. Oktober 1929 mit
der Mitgliedsnummer 153 928).
Kommandeur
(1924-1926) des Frontbanns im Saale-Abschnitt. 1924 Mitglied des
Völkisch-Sozialen Blocks und des Wehrwolf (1925-1926).
Vom
17. November 1929 bis Januar 1932 Mitglied und Führer der
Stadtverordnetenfraktion der NSDAP in Naumburg (Saale).
Heinrich
Hacker erhält für seine offene Morddrohung am 25. April
1930 in der Stadtverordnetenversammlung gegenüber dem SPD-Stadtverordneten
Wilhelm Schwencke nur eine geringfügige Ordnungsstrafe. Sie
steht in keinem Verhältnis Herabwürdigung des Führers
vom Naumburger Reichsbanner.
Der
Leiter des Wahlausschusses, Kaufmann Kurt Allstedt, teilt in der
Stadtverordnetensitzung von Naumburg am 28. April 1932 mit,
dass der Stadtverordnete Heinrich Hacker (NSDAP) ausscheidet.
Sein Nachfolger wird der Buchhalter Paul Gotter (NSDAP).
1930
bis 1932 unbesoldeter Stadtrat in Naumburg. Mitglied des Landtages
in Bayern (April bis 14. Oktober 1933).
18.
Oktober 1931 Teilnehmer am SA-Aufmarsch in Braunschweig, 23. Dezember
1931 Eintritt in die SA und Führung der SA-Standarte 9 (Würzburg
vom 23. Dezember 1931 bis Januar 1932) und der SA-Untergruppe
Unterfranken (Januar 1932 bis 13. April 1932 und 1. Juli 1932
bis 31. August 1933). 1. Juli 1932 SA-Standartenführer.
Ab Februar 1933 hauptamtlicher SA-Führer. SA-Funktionen und
Aufgaben in Unterfranken und Aschaffenburg (1933 bis 1935) und
Danzig (1935 bis Oktober).
SA-Oberführer
(1933), SA-Brigadeführer (1934), von 1935 bis Frühjahr
Oktober 1938 Mitglied und dann Führer der SA-Brigade 6 (Danzig),
ab November 1939 im Aufbaustab der SA im Warthegau
(Posen) tätig, am 20. Oktober 1940 Ernennung zum
SA-Gruppenführer, Führer der SA-Gruppe Warthe von Januar
1942 bis Mai 1945.
1.
bis 30. Juni 1944 nach Bad Hall bei Linz beurlaubt, 12. Juli 1944
Hauptmann d. R., 20. Februar 1945 nach Neuruppin zur Wehrmacht
einberufen.
Heinrich
Hacker starb am 5. Dezember 1970 in Bamberg.
Vgl.
Joachim Lila
zurück
|
Der Gastwirt vom
Halleschen Anger und Stadtrat Georg Schmidt (NSDAP) beschwert
sich in einem Brief an den Oberbürgermeister Dietrich vom 23. Januar
1931 über das brüskierende Auftreten von Stadtrat Otto Grunert
(SPD) auf einer Wahlversammlung in Roßbach. Der Beklagte soll
die Schweigepflicht in seiner Eigenschaft als Magistratsmitglied verletzt
haben, weil er dort über die Verpachtungsangelegenheit Hallescher
Anger sprach. Deshalb beantragt Schmidt ein Disziplinarverfahren
gegen ihn. Otto Grunert kontert am 6. Februar 1931:
Das Ereignis liegt
über 1 ¼ Jahr zurück und stellt eine "böswillige
Verleumdung" dar.
Ausserdem habe Heinrich
Hacker (NSDAP) ihm in der letzten Stadtratssitzung am 22. Januar
1931 in "ehrabschneidender Weise" mehrfach zugerufen:
"Sie sind
als Dezernent für Volkswohlfahrt ihr bester Kunde." (Nach
Dietrich 11.4.1931, Grunert 6.2.1931, Schmidt 23.1.1931)
Während seiner
Urlaubsvertretung vom 13. bis 26. Juli 1930 stößt Georg Schmidt
(geboren am 21. September 1889 in Freyburg / Schlesien) bei den Rechnungen
wiederholt auf dieselben Namen, wie "Schulze", "Jungmichel"
und so weiter. Daraus schlussfolgerten die Nationalsozialisten eine
Bevorzugung bestimmter Firmen durch Otto Grunert. Dazu kommt der ungerechtfertigte
Vorwurf, er sei ein "Doppelverdiener", weil er für seine
vorübergehende Aushilfstätigkeit als Wohlfahrtsdezernent 12
Reichsmark pro Woche entgegennahm, was, wie sich schnell herausstellt,
aber den allgemeinen Verwaltungsvorschriften entspricht.
Trotzdem, der Vorwurf
von Hacker trifft den Sozialdemokraten tief, weil, wie sein Fraktionsvorsitzender
Blüthgen sagt, er als Sozialdezernent "vorzugsweise mit Menschen
zu verhandeln hat, die überhaupt keinen Arbeitsverdienst haben"
(SPD 24.1.1931). Doppelverdiener sei eigentlich Hacker, interveniert
Otto Grunert am 6. Februar 1931 im Brief an den Oberbürgermeister
Dietrich, weil dieser neben seiner monatlichen Pension von 165 Reichsmark
noch seinen Beruf als Kaufmann ausübt.
Aber der Oberbürgermeister
verspürt überhaupt
keine Lust, wie er am 11. April 1931 den Fraktionsvorsitzenden
der Sozialdemokraten im Stadtparlament mitteilt, sich in die Auseinandersetzung
einzumischen. Hacker lehnt es ab, als er von Dietrich aufgefordert wird,
eine Stellungnahme zum Brief von Blüthgen vom 24. Januar 1931
abzugeben, weil, wie er sagt, er diese Äußerung als Stadtverordneter
und nicht als Stadtrat tat. So kommt es zu keiner Beruhigung in dieser
Angelegenheit, wie man der Mitteilung des Oberbürgermeisters an
den Regierungspräsidenten von Merseburg vom 12. Dezember 1931
entnehmen kann.
Schließlich
positioniert sich der Oberbürgermeister
(siehe 12.12.1931) im Dezember 1931 eindeutig. Er bezeichnet die
Vorwürfe von Stadtrat Georg Schmidt (NSDAP) gegenüber Stadtrat
Otto Grunert (SPD) als unberechtigt, aber zugleich als so schwer, "daß
die mir selbst zur Verfügung stehenden Disziplinarmittel nicht
ausreichend erscheinen." "Der Vorfall beweist," klagt
er dem Regierungspräsidenten von Merseburg, "wie verfehlt
die Bestimmung ist, dass Stadtverordnete zugleich Magistratsmitglieder
sein dürfen. Die parteipolitischen Gegensätze sind jetzt so
schroff, daß sich auch Magistratsmitglieder, die zugleich Stadtverordnete
sind, nicht scheuen, in der öffentlichen Stadtverordnetensitzung
sich öffentlich anzugreifen. Es ist außerordentlich schwierig
für den Magistratsdirigenten, unter solchen Verhältnissen
die volle Verantwortung zu tragen und die Einheitlichkeit der Verwaltung
aufrecht zu erhalten."
Vage deutet sich
Anfang 1932 ein Rückzug bei den Nationalsozialisten an, wenn Georg
Schmidt feststellt, die "ausgeführten Äußerungen"
haben "ihren Ursprung" in "einem Angriff des Beschwerdeführers
[Grunert] gegen meine Fraktion [NSDAP], sie wäre unfähig,
in kommunalpolitischen sowie überhaupt in politischen Dingen etwas
zu leisten" (Georg Schmidt 3.2.1932). Dennoch bestreitet Schmidt
in einer amtlichen Erklärung vom 4. Februar 1932 die Äußerungen
so getan zu haben, wie es der Beschwerdeführer Grunert vorgibt.
Am 15. Februar 1932
platzt dem Oberbürgermeister der Kragen. Er stellt zu Georg Schmidt
(NSDAP) fest: "All diese Behauptungen sind, wie aufgrund des Dienstellenvorstehers
des Wohlfahrtsamtes festgestellt ist, unwahr. Stadtrat Schmidt hat also
die bei der vorübergehenden Vertretung vermeintlich von ihm entdeckten
Mängel zum Gegenstand der Erörterung in der öffentlichen
Stadtratssitzung gemacht, ohne daß er sich, wie es seine Pflicht
gewesen wäre, entweder mit dem Magistratskollegen, dessen Maßnahmen
er bemängelte, oder dem Chef der Verwaltung zur Prüfung der
Angelegenheit Anzeige erstattet hätte." Der Regierungspräsident
[vgl. 7.3.1932] von Merseburg teilt diese Auffassung und verhängt
gegen Georg Schmidt eine Geldstrafe von zwanzig Reichsmark.
NSDAP-Kreisleitung
Naumburg zurück
 |
Gauleiter
Rudolf Jordan
(um 1933)
|
Zum 19. Januar
1931 beruft Adolf Hitler den 28-jährigen aus Fulda stammenden und
studierten Mittelschullehrer Rudolf Jordan als Gauleiter für Halle-Merseburg.
Paul Hinkler
ist von seiner Funktion entbunden. Sein Einfluss auf die Naumburger
Ortsgruppe schwindet. Im gleichen Jahr wird Uebelhoer NSDAP-Kreisleiter
von Naumburg. Bis dahin (1929/30) gehört die NSDAP-Ortsgruppe Naumburg
zur Parteistruktur Osterland.
Naumburg ist ein
Zentrum der nationalsozialistischen Bewegung Mitteldeutschlands. - Darunter
sollte man sich nicht unbedingt eine große Zahl von Mitgliedern
vorstellen. 1925 gehören der NSDAP-Ortsgruppe schätzungsweise
35 bis 50 Mitglieder an. (An der Ortsgruppen-Versammlung vom
13. April 1926 nehmen 33 Mitglieder teil.) Bis 1929 steigert sie
sich nicht in große Höhen. Erst nach 1930 nimmt die Mitgliederzahl
sprunghaft zu.
"Die
NSDAP verfügte im Jahre 1930 in der gesamten Provinz Sachsen
über 161 Ortsgruppen mit etwa 10 000 Mitgliedern.
Davon entfielen knapp über die Hälfte der Mitglieder
auf den Gau Halle-Merseburg. Neben der Gauhauptstadt Halle waren
Mittelstädte wie Naumburg und Quedlinburg Hochburgen der
NSDAP...." (Schmiechen-Ackermann 2005, 21)
|
Am
23. August 1933 beschliesst der Stadtrat die Grundinstandsetzung der
Reichskrone
und ihre Nutzung als NSDAP-Kreisleitung. Ein Jahr später, am
31. Juli 1934, erfolgt die Einweihung. Die NSDAP bezieht die oberen
Etagen. Ein zentraler und gut bekannter Ort, an dem sich das autoritäre
System administrativ installiert. Nach dem Rathaus, das wichtigste der
Stadt. Im Gebäude der Reichskrone
finden Theateraufführungen, Opernabende, Konzerte, Kino- und Bildungsveranstaltungen
statt.
Die NSDAP-Kreisleitung
Naumburg in der Reichskrone (Bismarckplatz; Stadtplan)
gliedert sich in folgende Kreisämter und -hauptstellen sowie Ämter:
Organisationsamt, Schulung, Propaganda, Personalamt, Gericht, Presse,
Amt für Volkswohlfahrt, Kommunalpolitik, Handel und Handwerk, Wirtschaftsberater,
Rechtsamt, Amt für Beamte, Kulturamt. Weiterhin gibt es ein Rassenpolitisches
Amt, Verantwortliche/Abteilung für das Deutsche Frauenwerk, den
Kreisausbildungsleiter, die Filmstelle, den Rundfunk und NS-Rechtswahrerbund
(NSRB). Ebenso sind der Kreisleitung die regionalen Organisationen wie
KdF, DAF, HJ oder NS-Frauenschaft untergeordnet. Der Kreisleitung unterstehen
die Ortsgruppen von Naumburg und Naumburg-Land (Bad Kösen, Altenburg,
Hassenhausen, Großjena, Schellsitz, Lißdorf, Mertendorf,
Saaleck, Wethau).
NSDAP-Ortsgruppen
von Naumburg zurück
|
Naumburg-Mitte
|
Max
Albertus
Lagerhalter
|
Kaiser-Friedrich-
Straße 6
|
Naumburg-Süd
(zunächst
Auflösung um 1936)
während des Krieges
|
Paul
Zugowski
Friseurmeister
Erich
Völker
Kriminalsekretär
|
Am
Georgentor 17
Neustraße
33
|
Naumburg-West
|
Alex
Brenner
Kaufmann
|
Burgstraße
47
später
Horst-Wessel-
Siedlung 8
|
Naumburg-Nord
|
Emil
Reiser
Reichsbahn
|
Hallesche
Straße 24
später
Horst-Wessel-
Siedlung 4
|
Naumburg-
Nordost
dann:
Naumburg
Ilsenquelle
|
Georg
Ger-
hard Schlosser
Arnold
Dowrow
|
Hallesche
Straße 23,
später Horst-Wessel-
Siedlung 19
|
Naumburg-Ost
|
Walter
Schmöller
Postschaffner
|
Linsenberg
21
|
Naumburg-Dom
|
Karl
Hinze
Angestellter
|
Lindenhof
2
|
Naumburg-
Spechsart
|
Gerhard
Söllinger
Angestellter
|
Mägdestieg
9
|
Im Jahr 1936 erfolgt
eine Organisationsreform der NSDAP-Kreisleitung Naumburg. Als Ortsgruppen
existieren jetzt Mitte, West, Nord, Nordost und
Ost sowie Bad Kösen, Altenburg, Hassenhausen-Land, Wethautal,
Großjena, Schellsitz und Altlöbnitz. Naumburg-Süd wird
aufgelöst und die Mitglieder anderen Ortsgruppen zugeordnet. Die
Block- und Zellsysteme erhalten eine neue Ordnung. Sie sind jetzt eigenständige
Organisationseinheiten der Partei. Dem Kreisleiter untersteht der Ortsgruppenleiter
oder Stützpunktleiter. In der Hierarchie darunter folgen Zellen-
und Blockleiter. Jeder Block - gleichgültig, ob sich hier Mitglieder
der NSDAP eingeschrieben haben oder nicht - besteht aus 40 bis
60 Haushalten. Vier bis acht Blöcke ergeben eine Zelle, die in
Ortsgruppen zusammengefasst werden. Somit ist der Blockleiter der unterste
Hoheitsträger der NSDAP. Ihm stehen zur Seite DAF, NSV und NS-Frauenschaft.
Über den Zellenleiter erhält der Blockleiter Zugriff auf alle
Abteilungen der NSDAP-Kreisleitung. Damit "erreicht" der NSDAP-Kreisleiter
praktisch jeden Haushalt und Bürger der Stadt.
NSDAP Ortsgruppen-Land
Bad Kösen
Oberfeldmeister Georg Saaleborn
Gerstenbergkpromenade 7 a
Altenburg
an der Saale
Amtsvorsteher Fritz Zimmermann
Naumburger Strasse 9
Hassenhausen
Bauer Otto Kripendorf
Lissdorfstrasse 14
Grossjena
Schneidermeister Martin Brehme
Grossjena 38
Schellsitz
Zimmernamnn Artur Hirschfeld
Schellsitz 5
Wethautal
Buchhalter Erich Rödiger
Mertendorf 96
Abtlöbnitz
Arbeiter Wilhelm Brunk
Altlöbnitz
|
Am Dienstag, den
6. Februar 1940, versammeln sich die Funktionäre der NSDAP und
Gäste im Haus der Deutschen Arbeit. Nach einem Dienstappell
gibt der stellvertretende NSDAP-Kreisleiter von Naumburg Martin Schmidt
bekannt, dass der Leiter der Ortsgruppe Ilsenquelle (1938 aus
der Ortsgruppe Naumburg Nord-Ost hervorgegangen) Parteigenosse Georg
Gerhard zum Aufbau des Eisenbahndienstes nach Posen abkommandiert wird.
Aus diesem Anlass erfolgt die Würdigung seiner Arbeit als Parteigenosse.
Nach einem vierjährigen Frontdienst tritt er 1923 dem Stahlhelm
bei und ist 1924 Mitbegründer der Deutschvölkischen Freiheitspartei
in Naumburg. 1925 wird er Mitglied der NSDAP. Als Schlosser bei der
Reichsbahn macht man ihm als Nationalsozialist das Leben besonders schwer,
heißt es in einer Schilderung aus dem Jahr 1940. Vom Dezember
1929 bis zur Machtergreifung ist er Ortsgruppenleiter. Dann erfolgt
seine Nominierung als Gemeindevertreter und Ratsherr.
Das Parteiamt von
Gerhard übernimmt Oswald Dorow, ein alter Kämpfer aus dem
Schwarzen Eisfeld, wo er Ortsgruppe um Ortsgruppe gründete;
ebenso 1925 in Delitzsch, 1926 in Belgern und 1927 in Düben. 1928/29
wirkt er als Trommler der Bewegung in Nordhausen und Mühlhausen
(Thüringen). In Dingelstedt vertraut ihn die NSDAP die Kreisleitung
an. Nach den Märzwahlen 1933 setzt ihn die Partei als Stadtrat
in Stendal ein. Seit 1939 ist der Träger des "Goldenen Ehrenzeichens"
als Blockwalter des NSV und der Partei in Naumburg tätig. Während
einer Veranstaltung im Haus der Deutschen Arbeit verpflichtet
Martin Schmidt per Handschlag den "Propagandisten der Bewegung"
zur Übernahme der Ortsgruppe Ilsenquelle.
In
der Führungsriege der NSDAP-Kreisleiter nimmt Friedrich Uebelhoer
eine herausgehobene Stellung ein, was in der Teilnahme an den politischen
Verhandlungen Ende März 1938 im ehemaligen Bundeskanzleramt von
Wien und im Einsatz als kommissarischer Regierungspräsident von
Kalisch ab 26. Oktober 1939 zum Ausruck kommt.
Sein Nachfolge in
der NSDAP-Kreisleitung Naumburg tritt Otto Lehmann an.
 |
Otto
Lehmann
(um 1940)
|
Otto Lehmann,
Naumburg,
Mägdestieg 6, geboren am 28. Juni 1896 in Hohenbucko,
evangelisch, Realreformgymnasium. Vater Hermann Lehmann, geboren
am 13. September 1868 in Osteroda bei Herzberg. Seit Mai 1923
Mitglied der NSDAP (Nummer 24.397), 1924-25 Frontbann. 1925-27
SA, 1927 bis 1931 Kassenwart der NSDAP-Ortsgruppe/ "Arbeitsgruppe"*,
1931 bis 1934 Kreisgeschäftsführer der NSDAP-Kreisleitung
Naumburg, ab 1932 Adjutant des Kreisleiters und ab 1933 stellvertretender
Kreisleiter der NSDAP Naumburg, seit 1931 Schutzstaffel (SS),
ab 1. Mai 1934 Sturmbann III/ 84. SS-Standarte, 1933 bis
1934 in der Stadtverwaltung Naumburg (?), Abteilungsleiter in
der NSV Gauamtsleitung Halle-Merseburg. Seit 27. Mai 1940
NSDAP-Kreisleiter Naumburg und Beauftragter der NSDAP für
den Stadt und Landkreis (gemäß § 118 der
Deutschen Gemeindeordnung). Dann setzt man ihn als Landrat
im von Deutschland eroberten und besetzten Landkreis Ostrowo (Ostrów
Wielkopolski) ein. Am 23. Januar 1941 wird er feierlich im Haus
der Deutschen Arbeit (Naumburg, Saale) verabschiedet.
*
Ein Ausdruck von Lehmann. zurück
|
In einer feierlichen
Zeremonie erhält er am 27. Mai 1940 im Ehrensaal der Kreisleitung
vom NSDAP-Gauleiter das Amt als kommissarischer NSDAP-Kreisleiter von
Naumburg übertragen. Bereits Ende Dezember erfolgt seine Berufung
als Landrat in den Kreis Ostrowo (Gebiet um die westpolnische Stadt
Ostrów Wielkopolski). Er ist damit maßgeblich an der Vertreibung
der Polen und Juden aus diesem Gebiet sowie Neuansiedlung von Deutschen
beteiligt.
Fritz
Zimmermann,
zurück
geboren
am 26. Januar 1905 in Berlin als Sohn eines Oberstabszahlmeisters,
absolviert das Realgymnasium. Nach seiner Lehre bei der Dresdner
Bank arbeitet der Ökonom (Kaufmann, Buchhalter ?) in LEUNA
bei der IG Farben. 1929 siedelt er nach Altenburg an der
Saale, Naumburger Straße 9, um. Als begeisterter Anhänger
von Adolf Hitler tritt er am 1. April 1931 der NSDAP bei
und übernimmt etwa ein Jahr später die Führung
der NSDAP-Ortsgruppe Altenburg (Naumburg). Am
15. April 1933 wählen ihn die Altenburger in der Linde
zum Amtsvorsteher (Bürgermeister).
Das
monatliche Einkommen von Fritz Zimmermann beträgt 287,50 Reichsmark.
Für
den gelernten Ökonomen ist dies im Vergleich zu einem Lehrer
kein schlechtes Einkommen. Trotzdem versteht er es, sich finanziell
zu ruinieren. Im April 1934 kauft er einen Röhr für
3 400 Reichsmark, im Juli 1935 einen Hansa für
3 527 Reichsmark und im Mai 1936 einen Steyer
für 3 527 Reichsmark. Für diese drei Autos
zuzüglich Nebenkosten wendet er in drei Jahren insgesamt
13 773 Reichsmark auf. Obwohl Zimmermann die alten Fahrzeuge
beim Kauf in Zahlung gibt und ihn die Schwiegereltern, bei denen
er mit Frau und Kind wohnt, mit finanziellen Zuwendungen unterstützen,
ist er überfordert. Um seine Haushaltsbilanz auszugleichen,
entnimmt er seit 1934 der Standesbeamten-Kasse Geld. Weil die
persönlichen Ausgaben damit immer noch nicht gedeckt sind,
privatisiert der NSDAP-Ortsgruppenleiter weitere finanzielle Mittel
der Gemeinde. Besonders pikant ist die Unterschlagung von Einnahmen
aus von ihm erlassenen Polizeistrafen.
Im
Januar 1938 übernimmt der NSDAP-Funktionär in Bad Kösen
das Amt des Bürgermeisters. Er wohnt in der Friedrich-Straße
18. Am 8. Mai führt Friedrich Uebelhoer mit ihm ein
Gespräch über die "Unregelmäßigkeiten".
Der NSDAP-Kreisleiter ahnt wahrscheinlich, dass dessen kreative
Buchführung bei den Bürgern einen faden politischen
Beigeschmack hervorrufen wird. Denn einst organisierte die NSDAP
Kampagnen gegen den korrupten Weimarer Beamtenstaat.
Im
Oktober 1938 verurteilt die Grosse Strafkammer des Landgerichts
Naumburg Fritz Zimmermann wegen fortgesetzter Untreue und Amtsunterschlagung
zu zwei Jahren Zuchthaus und einer Geldstrafe von 100 Reichsmark. zurück
|
Nachfolger
von Lehmann im Parteihaus am Bismarckplatz wird Parteigenosse Alfred
Pape, der im Juli 1941 öffentlich mitteilt: "Anfang des
Jahres habe ich die Führung des Parteikreises Naumburg als Kreisleiter
übernommen, nachdem Kreisleiter [Otto] Lehmann nach dem Osten abgeordnet
wurde. Den Einwohner des Landgebietes im Parteikreis Naumburg bin ich
als Landrat des Kreises Weißenfels nicht unbekannt." Mit
der Einberufung zur Wehrmacht endet im März 1943 seine Amtszeit
(Stapo 1933e). Jetzt übernimmt Martin Schmidt das Geschäft
in der NSDAP-Kreisleitung. Letzter Kreisleiter ist Bruno Radwitz, gleichzeitig
bis April 1945 Oberbürgermeister der Stadt Naumburg.
Ruhe-und-Ordnung
Politik zurück
"Politische
Schlägereien",
teilt das "Naumburger Tageblatt" am 23. Juni 1932 seinen
Lesern mit, "haben in den letzten Tagen an verschiedenen Orten
unserer Stadt stattgefunden, so u. a. am Reußenplatz, in der Brunnengasse,
in der Gegend um die Hallesche Straße und an anderen Plätzen.
Meist haben die mit blutigen Köpfen und Stichwunden geendet."
Trotzdem, eine allgemeine
Gefährdung der Bürger - also der öffentlichen Sicherheit
- hat es durch diese Raufereien, nüchtern besehen, nie gegeben.
Denn es handelte sich immer um Vorkommnisse mit temporärem und
lokalem Charakter.
Unbeteiligte Bürger wurden nicht hineingezogen.
Die Ausstellung
Geschichte der Bewegung zeigt im Januar 1938 die
Angriffswaffen der Linken mit denen sie die Nationalsozialisten malträtierten.
Bei dieser Schau im Haus der Deutschen Jugend (Schützenhaus)
präsentiert sich die NSDAP als Retter der Nation und
der vom Bürger so hoch geschätzten Ruhe und Ordnung.
Was Letzteres wirklich bedeutet, hatten die Kapp-Gegner im März
1920 (1, 2, 3)
erfahren. Doch zweifellos verstanden es die Nationalsozialisten gut,
am Sicherheitsbedürfnis der Bürger anzuknüpfen, wie eine
eher unscheinbare Notiz von Polizeikommissar Mollenhauer der Ortspolizei
Naumburg vom 2. März 1931 veranschaulicht:
"Seit längerer
Zeit ziehen die Kommunisten, insbesondere die sogenannte "Antifa",
singend und brüllend durch die Stadt und belästigen mit
ihren gemeinen Liedern und so genannten Kampfrufen wie "Nieder
mit der Polizei!", "Hitler verrecke", "Nazi verrecke"
usw. die Einwohnerschaft. Auch zu Tätlichkeiten zwischen Kommunisten
und Nazileuten ist es wiederholt gekommen. Pflicht der Polizei ist,
für die öffentliche Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu sorgen.
Wir müssen also die radikalen Parteien dauernd im Auge behalten,
insbesondere wenn sie geschlossen ausrücken."
Im Frühjahr
1933 wehen dann in Naumburg die Frühlingsstürme.
Im
Rathaus zurück
Seit den Wahlen
der Stadtverordneten am 12. März 1933 mischt der Treibriemenhändler
im Rathaus der Stadt Naumburg mit. Am 25. Januar 1934 übernimmt
er offiziell das Amt des Oberbürgermeisters; "ohne jegliche
fachliche Ausbildung" wie Michael Alberti (62) treffend feststellt.
Kreisredner
der NSDAP
Gau Halle-Merseburg
für Naumburg
1.
September 1939
Adolf Funke
Naumburg, Markt 8
Gustav
Klinge
Naumburg, Memeler Str.9
Werner
Rieling
Naumburg, Hochstraße 9
Gerhard Söllinger
Naumburg, Mägdestieg 9
[Nationalsozialistische Volkswohlfahrt]
Walter
Schieke
Naumburg, Bahnhofstraße 20
Martin
Schmidt
Naumburg, Lindenring 13
Friedrich
Wolff
Naumburg
Grochlitzer Straße 5
siehe
auch Exponenten
Quelle:
Kreisredner
|
Ihm
steht ein Jahresgrundgehalt von 8 400 Reichsmark plus freie
Dienstwohnung, Licht und Heizung zu. Außerdem bezieht er einen
Wohngeldzuschuss von 1 080 Reichsmark und eine Ausgleichszulage
von 500 Reichsmark (Stand 8. August 1936). Dazu erhält er
vom 12. November 1933 bis 8. Mai 1945 Bezüge als Mitglied
des Reichstages, Wahlkreis 11, Merseburg.
Jetzt schwappt eine
regelrechte Eintrittswelle über die NSDAP-Ortsgruppe. Am 1. Mai
1933 treten in die Partei ein: Ernst Neumann Stadtoberinspektor Stadtverwaltung,
Oskar Hädrich, Stadtoberinspektor Stadtverwaltung, Max Schwalbe,
Stadtinspektor Stadtverwaltung, Hans Orlamünde, Stadtoberinspektor
Stadtverwaltung. Die nächste Welle folgt am 1. Mai 1937. Mitglied
der NSDAP werden zum Beispiel: Ernst Seibeck, Verwaltungsangestellter
in der Stadtverwaltung, Willy Neumann, Stadtsekretär Stadtverwaltung,
Karl Beyer, selbstständiger Fleischer, Steinweg 24, Gerda Sarafin,
Sekretärin in der Stadtverwaltung, Otto Strauss, Stadtoberinspektor,
Papier- und Schreibwarenhändler Otto Wartze, Markt 6 oder
Paul Sattelmacher, Oberlandesgericht.
Öffentliche
Drohung mit Konzentrationslager zurück
Blick zum Rathaus (2006)
19. September 1933,
15.52 Uhr: Friedrich Uebelhoer trifft mit dem Schnellzug aus München
auf dem Naumburger Bahnhof ein. Er entsteigt dem Zug, um sogleich in
der Bahnhofshalle mit Blumen überschüttet zu werden. Auf dem
Vorplatz empfängt ihn ein unglaublicher Jubel. Von den Größen
der Stadt möchte niemand fehlen. Erschienen sind die NS-Frauenschaft,
der BdM, die SA, Vertreter der Kirche und viele andere Persönlichkeiten.
Der kommende Mann wird mit Blumen überhäuft. Dann zieht der
Tross mit ihm zum Markt. Vor dem Rathaus hält er eine Ansprache.
Nun wird er den Bürgern sagen, wie er seine am 12. März
gewonnene Macht gebrauchen will, nämlich:
"Jenem Teil,
der noch meint, kritisieren und nörgeln zu können, dem sage
ich, scheret euch hinweg, gehet in die Einsamkeit und sterbet an.
Wer sich dem Wiederaufbau entgegenstellt, dem sage ich: Seine Zeit
ist vorbei. Ich bin gewillt, mit allen Mitteln meinen Willen durchzusetzen,
unter Umständen auch dadurch, daß ich einige von ihnen
ins Konzentrationslager schicken müßte."
Davon macht er reichlich
Gebrauch. Und einige helfen ihm dabei, die von Amts wegen für Repressionen
gar nicht zuständig sind. Zum Beispiel der Naumburger B. Als einer
der "fanatischsten Nachläufer der Hitlerbanditen" "denunzierte
[er] nach Herzenslust unschuldige Opfer bei der Gestapo" und "erklärte
sich bereit in seinem Privatwagen des Nachts die Opfer ins Konzentrationslager
zu befördern", berichtet am 16. Mai 1945 Eugen Wallbaum in
einem Brief an den Oberbürgermeister Schaffernicht.
Auseinandersetzung
mit Infanterie-General Wilhelm List zurück
Friedrich Uebelhoer
erreicht seine Karriereziele. Er ist Reichstagsabgeordneter, Kreisleiter
und Oberbürgermeister. Nach
1933 war sein Aufstieg nur einmal in Gefahr, nämlich als er sich
mit dem Kommandierenden Infanterie-General des IV. Armeekorps Wilhelm
List (1880-1971) anlegt. Der
Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht Generalfeldmarschall
Werner Blomberg (1878-1946) wendet sich wegen a) der Verlegung der III. Batterie
/ AR 14 von Naumburg nach Weißenfels und b) dem damit im Zusammenhang
stehenden Verhalten des Oberbürgermeisters der Stadt Naumburg am
23. August 1937 brieflich an den Herrn Reichs- und Preußischen
Innenminister. Herr
Generalfeldmarschall stützt sich dabei auf die Beschwerde von Wilhelm
List vom 2. Juli 1937 an das Oberkommando des Heeres. Des Oberbürgermeisters
Verhältnis zur Wehrmacht wird als "gleichgültig, wenn
nicht ablehnend" bezeichnet. Uebelhoer antwortete am 27. September
1937 mit einem eloquenten 52-seitigen Schreiben. Natürlich verweist
er auf seine Verdienste als alter Kämpfer in der Bewegung
- und das mit einigem nationalsozialistischen Pathos. List entschuldigt
sich nicht. Dafür bescheinigt der Regierungspräsident von
Merseburg dem Oberbürgermeister ein untadeliges Verhalten.
Der
markanteste Kreisleiter zurück
 |
Der
markanteste Kreisleiter (1939)
|
Der Gauleiter der
NSDAP Halle-Merseburg schreibt im Brief vom 8. Januar 1938 an den
Chef der Personalkanzlei des Reichsführers der SS: Meinem - wörtlich
- "markantesten Kreisleiter" wurde in Verkennung der örtlichen
Verhältnisse lediglich der Rang eines "SS-Obersturmführers"
zuerkannt (SS-Dienstgrade).
Aufgrund des niedrigen
Ranges schämt sich Parteigenosse Uebelhoer, vor der Bevölkerung
in SS-Uniform aufzutreten. Rang und Ansehen waren dem ehemaligen Handelsvertreter
offenbar wichtig. Der Gauleiter bittet, dringend eine Beförderung
ins Auge zu fassen. Als Referenz wird auf den Parteigenossen Freiherr
von Eberstein verwiesen, dem Privatsekretär beim Graf von Helldorff
aus Wohlmirstedt, den er aus der Anfangszeit der Bewegung gut kannte.
Im Brief der "III./84 SS-Standarte
." vom 27. September
1934 (vgl. Uebelhoer 27.9.1934) wird die Verbindung zwischen Parteigenossen
Uebelhoer und damaligem "Führer des Frontbanns, jetzt Führer
des SS-Oberabschnitts Mitte, SS-Gruppenführer Freiherr von Eberstein"
besonders herausgehoben.
Der erkennbare Drang
des Kreisleiters nach öffentlichem Ansehen passt nicht unbedingt
zu seinem Lebensstil.
Ziviler
Widerspruch zurück
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Ecke
Lindenring - Salzstraße (2006)
|
Friedrich
Uebelhoer unterhält ein Verhältnis zu seiner Kreiskassenleiterin
Frau Weber, der Schwester von Otto Neumanns (1924) geschiedener Frau.
Über diese verwandtschaftliche Verbindung erlangt der Psychologe
und Heilpraktiker vom Lindenring 1 (Stadtplan)
tiefe Einblicke in das Treiben des NSDAP-Kreisleiters. Seiner Geliebten
missfällt dies. Sie nutzt ihren Einfluss, um den Unbequemen zum
Schweigen zu bringen. 1934 und 1935 erfolgen bei dem Unbequemen Hausdurchsuchungen.
Vergeblich. Politische Propagandaschriften oder Ähnliches findet
man nicht. Der Verfemte ist parteilos. Dies nutzt ihm nicht viel, wie
sich zeigen wird.
Auf dem Schützenfest
im Jahre 1935 schmeißt Uebelhoer Freibier für die Arbeitslosen.
Neumann durchschaut den "Stimmenfang" und versucht, die fröhliche
Runde darüber ins Bild zu setzen. Damit zieht er den Zorn des mächtigen
NSDAP-Mannes auf sich. Er kommt vor Gericht. In der Urteilsbegründung
heißt es: Die Geldstrafe - 150 Mark - muß erheblich sein,
Zitat: "da insbesondere der Ort und die Gelegenheit der Äußerung
recht gefährlich war".
Kreisredner
der NSDAP
Gau Halle-Merseburg
für Naumburg
1.
September 1939
Adolf Funke
Naumburg, Markt 8
Gustav
Klinge
Naumburg, Memeler Str. 9
Werner
Rieling
Naumburg, Hochstraße 9
Gerhard Söllinger
Naumburg, Mägdestieg 9
[Nationalsozialistische Volkswohlfahrt]
Walter
Schieke
Naumburg, Bahnhofstraße 20
Martin
Schmidt
Naumburg, Lindenring 13
Friedrich
Wolff
Naumburg
Grochlitzer Straße 5
siehe
auch Exponenten
Quelle:
Kreisredner
|
Der Medizinmann
wagt, Uebelhoer als einen charakterlosen Menschen zu bezeichnen. Neumann
stört der "Größenwahn der Nazimenschen", wie
Oskar Steck, Meister der Schutzpolizei (Naumburg, Salzberg 2), am 4. Mai
1948 berichtet.
Doch es bleibt nicht
bei der Geldstrafe. Uebelhoer bringt den Naturheilpraktiker ins Gefängnis.
Unter anderem wegen eines Schriftstücks, in dem er behauptet, dass
es dem NSDAP-Führer beliebt, an Saufgelagen, Schweinereien und
Hurereien teilzunehmen. Das war nicht falsch. Nur den Brief fingierte
der unrühmlich bekannte Kriminalsekretär Paul Scholz.
Neumann muss dafür
ein Jahr ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung wird er am 13. März
1942 erneut durch Kriminalsekretär Scholz festgenommen und fünf
Tage später nach Halle überstellt. Anfang Mai erhält
er hier den roten Schutzhaftbefehl zur Unterschrift vorgelegt. Der Aufrechte
kommt in das KZ Buchenwald. Er überlebt die Kriegszeit und kehrt
nach Naumburg zurück.
Seinen Namen fand
ich aber nicht in der "Aufstellung der anerkannten Opfer des Faschismus
", weder in der vom 18. Juni 1946 noch in der vom 31. Mai
1949. Meines Wissens war er parteilos. Ein ganz bemerkenswerter Mensch.
Nicht, weil er ohne Fehler war. Es gab in seinem Geschäftsleben
einige Unebenheiten. Doch er duckte sich nicht vor dem Führer der
nationalsozialistischen Bewegung in Naumburg. Neumann - den Zeitzeugen
wörtlich einen "unbedingt rechtschaffenen Menschen" nennen
- versuchte in der Braunen Zeit den aufrechten Gang. Das nennt man Zivilcourage.
Otto Neumann steht
dafür, dass sich Terror und Gewaltherrschaft in Naumburg keineswegs
nur auf die Politischen bezogen. In Gefahr waren alle, die den Nazis
im Konflikt souverän und mit Anstand entgegenzutreten wagten.
Nachfolger
Bruno Radwitz zurück

Bruno
Radwitz
wird
am 25. März 1895 in Oebisfelde bei Magdeburg als Sohn eines
Buchdruckereibesitzers geboren. Als Freiwilliger tritt er aus
der Schule kommend am 2. Oktober 1914 in das Feldartillerie-Regiment
Nummer 4 Magdeburg ein. Mit dem neu aufgestellten Feldartillerie-Regiment
Nr. 49 zieht er gegen Ostpreußen, Polen und Russland.
Am 22. September 1915 ereilt ihn eine schwere Verwundung.
Genesung. Dann im Oktober 1916 wieder Fronteinsatz vor Verdun
und im Reserve Feldartillerie-Regiment Nummer 29 in der Champagne.
Den Ordonnanzoffizier trifft zwischen Laon und Reims gelegenen
Chemin des Dames erneut ein Geschoss.
"Z.
Zt. der Revolution [1918] befand ich mich gerade auf Erholungsurlaub
in meiner Heimat", steht in seinem Personalbogen, den er
aus Anlass der Wahl zum Bürgermeister in Jena 1933 ausfertigte.
Als
Leutnant kämpft er mit dem Freikorps Hülsen (rund 11 000 Mann)
in Berlin und Leipzig gegen die Spartakisten. Nach seiner
Entlassung aus dem Militär zieht es ihn in den väterlichen
Betrieb. 1921 steht er wieder als Mitglied des Bundes Oberlandes
in Oberschlesien im Kampf. (Die Nachrichten dazu sind unsicher.)
Schließlich wendet er sich dem Studium der Rechtswissenschaften
an der Universität in Leipzig und Jena zu. Referendarexamen
in Jena (1925). Assessorexamen in Berlin (3. November 1930).
Dann erhält 1931 die Zulassung für das Oberlandesgericht
Naumburg. Seine Rechtsanwaltspraxis befindet sich auf der Großen
Georgenstrasse 38. In Naumburg tritt er am 1. September
1931 mit der Mitgliedsnummer 606 714 der NSDAP bei und engagiert
sich für den weiteren Aufbau. Im Auftrag der Reichsleitung
führt er Prozesse, unter anderen für den späteren
Reichsminister Wilhelm Frick (1877-1946). Die guten Kontakte und
Beziehungen zur hiesigen NSDAP-Equipe nutzen ihm, als er 1940
zum Oberbürgermeister auserkoren.
Aus
der Heirat mit Johanna Gentsch (geboren am 30. Mai 1901) am 10. September
1927 gehen fünf Kinder hervor (geboren 1928 - gestorben,
1933, 1936, 1937, 1942).
Auf
Vorschlag von Dr. Franzen, Vorsitzender der NS-Fraktion,
wählt ihn der Stadtrat von Jena am 28. November 1933
zum Bürgermeister. Zu seinem Verantwortungsbereich gehören
die Finanzdirektion, Stadt- und Wasserwerke, Stadtsparkasse, Polizei,
das Standes-, Einwohner- sowie Rechts- und Versicherungsamt. Sein
Jahresgehalt beträgt übrigens 9 380 Reichsmark
(Grundgehalt 7 580 RM, Wohngeld 1080 RM und eine privilegieret
Stellenzulage von 1 800 RM).
An
der Thüringischen Verwaltungsschule in Jena ist er als Lehrer
für Recht tätig und von 1939 bis 1940 ehrenamtlicher
Vorsitzender des Kreisgerichts der NSDAP-Kreisleitung Jena-Stadtroda.
In der Referendarprüfungs-kommission beim Oberlandesgericht
Jena prüft er die "weltanschaulichen Fragen". (Vgl.
Dvorak).
1939
wieder Krieg. Radwitz nimmt als Batterie-Chef in einem Artillerie-Regiment
am Feldzug gegen Polen teil. Aus gesundheitlichen Gründen
erfolgt seine Entlassung als Hauptmann der Reserve.
Seine
Amtszeit in Jena läuft am 14. Mai 1940 ab.
Im
November 1940 wird er als Oberbürgermeister nach Naumburg
an der Saale beordert.
Offizielle
Amtseinführung am 15. Januar 1941 durch Regierungspräsident
Robert Sommer im Rathaus von Naumburg.
"Auf
Intervention jüdischer Freunde, denen er kraft seiner Stellung
das Überleben ermöglicht hatte (Mitteilung der Tochter
Frau Herklotz) wurde er 1948 entlassen. Heimkehr nach Ennigerlohe
(Bünde-Ennigerlohe)." (Dvorak 3)
Nun
ist er wieder als Rechtsanwalt tätig.
Am
9. August 1953 stirbt Bruno Radwitz in Bünde.
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Als Friedrich Uebelhoer
1939 von Naumburg nach Lódz berufen wird, tritt im November 1940
der 45-jährige Jurist und Parteigenosse Bruno Radwitz aus Jena
(Kahlaischestraße 6) mit der Reichsbesoldungsgruppe B 6
(per 1. Januar 1940) seine Nachfolge an.
Die NSDAP-Kreisleitung
Naumburg (Saale) übernimmt Otto Lehmann, geboren am 28. Juni
1896 in Hohenbucko, NSDAP Mitglied seit 1923/25, wohnhaft Naumburg,
Mägdestieg 6 (1935). Am 14. Juni 1940 bestätigt Joachim
Albrecht Eggeling seine Einsetzung.
Am 15. Januar
1941, gegen 16 Uhr, erfolgt im Kreis der Ratsherren von Naumburg
die Amtseinführung von Bruno Radwitz als Oberbürgermeister.
Um seine Aufwandsentschädigung gibt es etwas Wirbel. In der Besoldungsgruppe
A 1a wird sie schließlich auf 1 500 RM festgelegt. Als Wohnung
kommt die von Friedrich Uebelhoer - über Staatsanwalt Sommer, in
der Luisenstraße 11 - erste Etage nicht in Frage, weil sie für
seine Familie mit vier Kindern H.-A. (1933), B. (1936), S. (1937) und
I. (1942) zu klein ist. Er bezieht eine Wohnung in der Grochlitzer Straße
53, Mietpreis 135 Reichsmark pro Monat. Die erweist sich für
seine Zwecke als nicht geeignet. Am 1. April 1944 zieht er in die
Claudiusstraße 12 mit einer Miete von 150 RM pro Monat.
Bruno Radwitz nahm
das Amt des Oberbürgermeisters deutlich anders wahr als sein Vorgänger
Friedrich Uebelhoer. Sein Umgang mit den Bürgern hatte oft etwas
konzilliantes. Er suchte den engen Kontakt mit den Bürgern. Fritz
Burkhardt (KPD, Kramerplatz 7, 1946) erzählt über ihn:
"Als wir einmal
bei ihm in der Grochlitzer [Straße] umräumten, sagte er in
einem Gespräch: `Das steht fest, mit dem Krieg gegen die SU hat
sich Hitler das Genick gebrochen.´ Wir sahen uns alle an und wußten
nicht, was das bedeuten sollte. Er war damals schon Oberbürgermeister
und wollte uns wahrscheinlich provozieren. Der Genosse Willi Rauchbach
war auch dabei."
Von Oberlandesgerichtspräsident
Paul Sattelmacher ist folgende Anekdote überliefert:
"Als 1941 das
IR 53, das im Winter in seiner Garnison Naumburg gelegen hatte, wieder
an die Front ging, gab der Kommandeur ein Fest. Gegen Ende dieses Festes
sagte er dem guten Radwitz:
Ich fürchte,
lieber Herr R., daß das Regiment, wenn es nach dem Siege in
seine Garnison zurückehrt, erst nach Buchenwald marschieren muss,
um unseren Oberbürgermeister wieder zu befreien." (SE 68)
Amerikanischen
Truppen befreien Naumburg am 12. April 1945 von der Herrschaft
des Nationalsozialismus. Bruno Radwitz übergibt die Stadt kampflos.
Für Illusionen
gibt es keinen Spielraum. Als Chef der Stadtwerke Jena und anderer Ämter
verhängte er Berufsverbote. Als Chef der Ortspolizeibehörde
muss er Verhaftungen der Politischen und ihre Deportation in das Konzentrationslager
verantworten. Doch das Prinzip der Korrektheit gebietet, dass seine
Rolle bei der kampflosen Übergabe der Stadt Naumburg an die alliierten
Truppen am 12. April 1945 vorurteilslos wahrgenommen und beurteilt
wird. Darüber berichtet Oberlandesgerichtspräsident Paul Sattelmacher:
"Die Bürger
der Stadt verdanken ihm [Bruno Radwitz] alle ihr Leben und Besitz.
Außerdem ist die Festnahme [am 29. April 1945] für R. selbst
ein umso schwerer Schlag, als er ein kranker Mann ist. Befürchtet
habe ich diesen Schritt und hat ihn auch R. eben wegen seiner Tätigkeit
als kommissarischer Kreisleiter. Das habe ich von R. übrigens
nie verstanden, dass er dieses angenommen hat. Er hätte es glatt
ablehnen können
".
"Wieviel
Überwindung muss es diesen Mann gekostet haben, das Amt als Kreisleiter
anzunehmen!" (SE 67)
Radwitz widersetzt
sich am 11. / 12. April dem Kampfkommandanten von Naumburg
Oberst von Bierbrauer Brennstein, der die Stadt verteidigen will (vgl.
SE 56). Unter
dem 14. April teilt Paul Sattelmacher in seinen Erinnerungen
mit: In Naumburg wurden Abends zehn Personen verhaftet. Sie sind
verdächtig Mord- und Sprengstoffanschlägen nicht nur gegen
die Besatzungsmacht, sondern auch gegen den Oberbürgermeister Bruno
Radwitz begehen zu wollen. Die Eintragung zum 29. April
enthält die Nachricht:
"Nachmittags
verabschiedet sich Bruno Radwitz von mir. Er wird 16.00 Uhr abgeholt
und abtransportiert." (SE 67)
Es folgt die Internierung
in verschiedenen (Kriegsgefangenen-) Lagern.
Die
Stimmung sinkt zurück
Die
nationalsozialistischen Machtstrukturen funktionieren in Naumburg bis
zum 11. April 1945. Doch die Überzeugung von der Siegesgewissheit
verflog bei den Bürgern schon lange vorher. Selbst einige Parteigenossen
erahnen nach der Kapitulation der 6. Deutschen Armee am 2. Februar
1943 in Stalingrad das Ende. Mit diesen Aussichten präsentiert
man sich lieber nicht mehr so aufdringlich mit dem Parteiabzeichen der
NSDAP, denkt wohl Parteigenosse Kaufmann Kurt Bocker, Zigarren-Bocker
genannt, und legt es öfters mal ab. Aber dem Ortsgruppenleiter
entgeht nichts. Der fordert den Inhaber der Tabakwarenhandlung (Markt 14)
am 12. April 1944 auf, dazu Stellung zu nehmen. Der aber kennt sich
aus und macht die Vorgaben:
"Gründe
wie
1. ich habe meinen Anzug gewechselt und versehentlich das Abzeichen
nicht umgesteckt.
2. ich habe mein Abzeichen verlegt oder verloren,
3. es gibt keine Abzeichen zu kaufen,
werden nicht anerkannt.
Heil Hitler!
gez. Klose, k. Ortsgruppenleiter" (Klose 1944)
Polenhasser
und Mörder zurück
Ausschnitt
aus einem Propaganda-Film der NSDAP
vom September 1940
Der
Reichsstatthalter für den Reichsgau Posen Arthur Greiser
zusammen mit Friedrich Uebelhoer (bei etwa 0:40 Minuten) bei der
Einweihung eines Lagers des Reichsarbeitsdienstes im Gau Wartheland.
Hier
ansehen
Technische
Hinweise: wmv-Format, 352 mal 288 Pixel, Dateigröße:
2,91 Megabyt. Getestet
mit dem Microsoft Internet Explorer!
Arthur
Greiser wird am 9. Juli 1946 durch ein polnisches Gericht
zum Tode verurteilt. Seine öffentliche Hinrichtung erfolgt
am 14. Juli 1946 in Posznan.
|
Am 10. September
besetzt die Wehrmacht Posen und schliesslich das gesamte Gebiet mit
den Städten Hohensalza, Leslau und Kalisch. Sie bilden den Militärbezirk
Posen, der am 26. Oktober in das Deutsche Reich eingegliedert und am
29. Januar 1940 in Wartheland
umbenannt wird. Als Reichsstatthalter und NSDAP-Gauleiter fungiert Arthur
Greiser (1897-1946). Von ihm erhält Friedrich Uebelhoer
am 21. März 1940 (rückwirkend zum 1. Januar 1940) die Ernennung
als Regierungspräsident von Kalisch. Außerdem ist der Pionier
des Führers (vgl. Kreisleiter) als Gauinspektor vom Wartheland
tätig.
Wie Arthur Greiser
gebärdet sich Uebelhoer in seinem Amt als Polenhasser und Antisemit
par excellence. Er rühmt sich, dass auf seinen Befehl hin drei
Juden erhängt worden waren, um durch diese "allen sichtbare
drakonische Massnahme" zu zeigen, dass er nicht gewillt war, "dem
Juden sein auf Zerstörung jeglicher Ordnung ausgehenden Treiben
weiter zu gestatten". (Alberti 63)
Ab 1. April 1940
verlegt Uebelhoer seinen Amtssitz von Kalisch nach Lódz, seit
dem 7. März 1940 Litzmannstadt, benannt nach dem General
und NSDAP-Mitglied Karl Litzmann (1850-1936). Vor
dem Zweiten Weltkrieg war die Stadt "einer der wichtigsten Standorte
der Textilindustrie Polens und nach Warschau das zweitgrößte
Zentrum jüdischen Lebens. 1939 waren 34,7 Prozent der EinwohnerInnen,
233 000 Menschen, jüdischen Glaubens." (Kinzel 2004)
Noch als Regierungspräsident
von Kalisch beruft Uebelhoer einen Arbeitsstab ein, um das Ghettto in
Litzmannstadt (Lódz) vorzubereiten. Am 10. Dezember 1939
ergeht von ihm der Befehl:
"Die Erstellung
des Gettos ist selbstverständlich nur eine Übergangsmaßnahme.
Zu welchen Zeitpunkten mit welchen Mitteln das Getto und damit Lodsch
von Juden gesäubert wird behalte ich mir vor. Endziel muß
jedenfalls sein, daß wir diese Pestbeule restlos ausbrennen." (Longerich
59-62)
Erlass des Regierungspräsidenten Friedrich Uebelhoer vom 10. Dezember
1939 zur
Bildung des Ghetto in Litzmannstadt / Lódz
"In
der Großstadt Lodsch leben m. E. heute 320 000 Juden. Ihre
sofortige Evakuierung ist möglich.
Die Judenfrage
in der Stadt Lodsch muss vorläufig in folgender Weise gelöst
werden.
1. Die nördlich
der Linie Listopada (Novemberstraße, Freiheitsplatz, Pomorska)
Pommerscherstraße wohnenden Juden sind in einem geschlossen
Getto unterzubringen, dass einmal der für die Bildung eines
deutschen Kraftzentrum um den Freiheitsplatz benötigte Raum
von Juden gesäubert wird
2. Die im
übrigen Teil der Stadt Lodsch wohnenden arbeitsfähigen
Juden sind zu Arbeitsteilungen zusammenzufassen und in Kasernenblocks
unterzubringen und zu bewachen
.
Die mir bisher
vorliegenden Vorschläge hinsichtlich der Ausdehnung des Gettos
halte ich nicht für ausreichend
.
Weiterhin sind folgende Vorarbeiten zu leisten:
1. Festlegung
der Abriegelungseinrichtungen (Anlage von Straßensperren,
Verbarrikadierungen von Häuserfronten und Ausgängen
usw.)
2. Festlegung
der Bewachungsmaßnahmen der Umgrenzungslinie des Gettos.
3. Beschaffung
der erforderlichen Materialien für die Abriegelung des Gettos
durch die Stadtverwaltung Lodsch.
4. Treffen
der Vorkehrungen, dass die gesundheitliche Betreuung der Juden
innerhalb des Gettos durch Überweisung von Arzneimitteln
und ärztlichen Instrumenten (aus jüdischen Beständen)
insbesondere von dem Standpunkt der Seuchenbekämpfung aus
gewährleistet ist (Gesundheitsamt).
5. Vorbereitung
für die spätere Regelung der Fäkalienabfuhr aus
dem Getto und Regelung des Abtransports von Leichen zum jüdischen
Friedhof
6. Sicherstellung
der im Getto benötigten Mengen von Heizmaterial (Stadtverwaltung).
... Nach Erledigung
dieser Vorarbeiten und nach Bereitstellung der genügenden
Bewachungskräfte soll an einem von mir zu bestimmenden Tag
schlagartig die Einrichtung des Gettos erfolgen
Die Erstellung
des Gettos ist selbstverständlich nur eine Übergangsmaßnahme.
Zu welchen Zeitpunkten mit welchen Mitteln das Getto und damit
Lodsch von Juden gesäubert wird behalte ich mir vor. Endziel
muß jedenfalls sein, daß wir diese Pestbeule restlos
ausbrennen."
(Longerich
59-62)
|
Aufgrund des Rundschreibens
vom 10. Dezember verfügt Johannes Schäfer als Polizeipräsident
von Lódz am 8. Februar 1940 die Einrichtung des
Ghettobezirkes. An
diesem Tag wurde das jüdische Armenviertel Baluty und die Vorstadt
Marysin von Lódz offiziell zum Ghetto erklärt. Am 30. April
1940 erfolgt die hermetische Abrieglung. Etwa 164 000 Jüdinnen
und Juden aus Lódz sind hier auf vier Quadratkilometer in Holzhäusern
ohne Kanalisation und überwiegend ohne Wasserleitungen eingesperrt.
"Sämtlicher
Besitz sollte von den im Ghetto eingeschlossenen Juden gegen Lebensmittel
erpresst werden. So war es möglich, noch kurz vor der erwarteten
Deportation an das Vermögen der jüdischen Bevölkerung
zu gelangen. Diese materielle Motivation hatte Uebelhoer in seinem Rundschreiben
[vom 10.Dezember 1939] explizit genannt." (Löw 85 / 86)
In zwanzig Transporten
werden aus dem Alt-Reich, Wien, Prag und Luxemburg 19 953
Juden ins Ghetto Litzmannstadt deportiert (vgl. Alberti 224).
Die
industrielle Judenvernichtung soll möglichst nichts Kosten. Über
seine Erfolge auf diesem Gebiet schreibt Friedrich Uebelhoer am 9. Mai
1941 in der Litzmannstädter Zeitung:
"Wenn ich
Ihnen kurz berichten soll, was wir auf den einzelnen Gebieten erreicht
haben, so kann ich sagen, daß das Judenproblem in diesem Bezirk
gelöst worden ist. Wir haben in dieser Stadt vor einem Jahr,
am 30. April, das Ghetto geschlossen. Es ist uns damals gesagt
worden, daß diese Ghettobildung und die damit zusammenhängenden
Aufgaben viele Millionen im Jahr kosten würde. Ich kann Ihnen,
Gauleiter, heute melden, daß diese Ghettobildung das Deutsche
Reich keinen Pfennig gekostet hat, daß die Juden alles selbst
bezahlt haben, durch Sachwerte und Arbeit, zu der sie angehalten wurden."
Bereicherung
zurück
Zusammen mit dem
Präsidenten der Wirtschaftskammer Litzmannstadt bereichert sich
Uebelhoer durch den illegalen Verkauf größerer Mengen Textilien,
die zur Anfertigung von Winterkleidung für die Truppen an der Ostfront
bestimmt waren. (Vgl. Koppe 1943) Wie lautete doch einst die Schlagzeile
des Naumburger
Tageblatts zur Einführung Uebelhoers als Ersten Bürgermeister
der Stadt Naumburg (Saale)?
 |
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Naumburger
Tageblatt, Naumburg, den 20. Dezember 1933 |
Dem SS-Brigadeführer
(seit 11. Juli 1941, SS-Nr.: 209 059) droht Ungemach.
Aber "gute Kameraden" helfen sich. So verwendet sich für
ihn beim Chef des Reichssicherheitshauptamtes der SS-Obergruppenleiter
und Polizeiführer Elbe in Dresden Udo von Woyrsch (1895-1983).
Heinrich Himmler antwortet ihm am 19. März 1943 wirsch:
"Die Angelegenheit
Uebelhoer .... ist mir in allen Einzelheiten bekannt.
Ich finde es mehr als unverschämt, wenn sie sich bei Dir einfinden
und so tun, als ob sie nichts wüßten."
Im Oktober 1943
wird Uebelhoer von seiner Funktion als Regierungspräsident von
Lódz entbunden. (Die Zeitangaben hierzu wie zu seinem Amtsantritt
als Regierungspräsident von Merseburg schwanken etwas.)
Das
Ende von Uebelhoer zurück
Der Reichsminister
des Inneren beauftragt Uebelhoer zum 7. August 1943 mit der Wahrnehmung
der Dienstgeschäfte des Regierungspräsidenten von Merseburg.
Flugblatt
(Auszug)
"Uebelhoer
ist wieder da!
Pg. Uebelhoer, der frühere Regierungspräsident in
Litzmannstadt, ist zum Regierungspräsidenten von Merseburg
ernannt worden.
...
In Litzmannstadt
waren damals große Textilmengen der Spinnstoff-Sammlung
1942, die dorthin zur Aufarbeitung gebracht worden waren,
nicht zur Anfertigung von Winterkleidung für die kämpfende
Ostfront verwendet worden, sondern spurlos verschwunden.
Der damalige
Regierungspräsident von Litzmannstadt, Pg. Uebelhoer,
wurde beschuldigt, die verschwundenen Textilmengen zusammen
mit dem Präsidenten der Litzmannstädter Wirtschaftskammer,
Wuttke, unter der Hand zu hohen Preisen verkauft zu haben.
Am 15.
Dezember 1942 trafen Gauleiter Greiser, Gauinspektor Geissler,
Generalstaatsanwalt Drendel und der Vizepräsident des
Gaugerichts, Dr. Braun in Litzmannstadt ein. Noch am gleichen
Tag wurde Uebelhoer seines Postens enthoben und bleibt seitdem
verschwunden - bis zu seinem jetzigen Wiedererscheinen als
Regierungspräsident in Merseburg."
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Offiziell erfolgt
seine Berufung wohl am 9. Mai 1944 rückwirkend zum 1. Februar 1944
mit einem monatlichen Bruttogehalt von 1 879,58 Reichsmark.
In Merseburg bewohnt er am Domplatz 9 eine 8-Zimmer-Wohnung
mit Küche und Garten von 2 700 Quadratmetern Grösse.
Dafür zahlt er monatlich 112,80 Reichsmark Miete. Am 7. Oktober
1944 zerstört ein Bombenangriff den Ostflügel des Schlosses
in Merseburg. Dabei wird seine Dienstwohnung stark beschädigt,
weshalb zum 1. November die monatliche Miete um 50 Reichsmark
herabgesetzt wird.
Der Regierungspräsident
von Merseburg leitet die Erhebung und Beschaffung von Wohnraum für
die Ausgebombten sowie von Unterkünften für Führungspersönlichkeiten
und Ausweichlagern für Berlin. Zusammen mit den Landräten
versucht er die Verwaltung in den Städten und Dörfern funktionstüchtig
zu erhalten, was nur bedingt
gelingt.
Nachrichten
über seine Aktivitäten im April 1945 liegen nicht vor. Doch
es gibt nicht verifizierbare Hinweise dafür, dass er nicht in den
Kämpfen umgekommen ist und den Krieg überlebte. Ein
Gericht legt als Todesdatum den 31. Dezember 1950 fest.
Mit Friedrich Uebelhoer
herrschte von 1933-1939 in Naumburg an der Saale ein Oberbürgermeister,
der die Menschrechte und Demokratie verachtete. Er machte sich krimineller
und politischer Untaten schuldig. In Litzmannstadt / Lódz
war er maßgeblich an der Judenvernichtung beteiligt und beging
schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Quellen
nach
oben
Abendroth, Wolfgang:
Das Problem des Widerstandstätigkeit der Schwarzen Front.
In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 8. Jahrgang, 1960, Heft
2, Seite 1981 ff.
Alberti, Michael:
Die Verfolgung und Vernichtung der Juden im Reichsgau Wartheland 1939-1945.
Harrassowitz Verlag, Wiebaden 2006
Amlung, Ullrich:
Adolf Reichwein 1898 -1944. Ein Lebensbild des Reformpädagogen
Volkskundlers und Widerstandskämpfers. dipa Verlag, Frankfurt am
Mai 1979
Arendt, Hannah:
Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Piper, München
und Zürich 1986
[Blanz] Die Entnazifizierungskommission
[Fragebogen]. Stadtarchiv Naumburg, Politische Säuberung und Kontrolle
der Wirtschaft, Direktive 24 (Entnazifizierung) 1947-1948, Archivsignatur
187
[Blecher] Die Entnazifizierungskommission
[Fragebogen]. Stadtarchiv Naumburg, Politische Säuberung und Kontrolle
der Wirtschaft, Direktive 24 (Entnazifizierung) 1947-1948, Archivsignatur
187
Blenkle, Dr. med.
Erich, Bad Kösen, Karl-Marx-Straße 17. Verhandlung auf der
Ortspolizeibehörde in Bad Kösen. 27. Mai 1946, Stadtarchiv
Bad Kösen (keine Signatur)
[Blume] Die Entnazifizierungskommission
[Fragebogen]. Stadtarchiv Naumburg, Politische Säuberung und Kontrolle
der Wirtschaft, Direktive 24 (Entnazifizierung) 1947-1948, Archivsignatur
187
[Bürger] Nationalsozialistische
Werbeversammlung. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 21. Februar
1930
Burkhardt, Erich:
Die Entnazifizierungskommission [Fragebogen]. Stadtarchiv Naumburg,
Politische Säuberung und Kontrolle der Wirtschaft, Direktive 24
(Entnazifizierung) 1947-1948, Archivsignatur 187
[Burkhardt, Fritz]
Bericht des Genossen Fritz Burkhardt über seine Erlebnisse und
seine Tätigkeit nach 1945. Naumburg, ohne Jahresangabe, unveröffentlicht
Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal
ein vergessener Monumentalbau. Die Geschichte eines Denkmals in drei
Epochen deutscher Geschichte. Schülerakademie Geschichte "Denk
mal Geschichte" der Frankeschen Stiftung in Halle. (Ohne Jahresangabe)
Der Kreisleiter
gab die Marschrichtung. "Naumburger Tageblatt", Naumburg,
den 26. März 1935
Der Sonntag in Halle.
[Einweihung des Moltke-Denkmals zum Deutschen Tag in Halle]. "Vossische
Zeitung". Berlin, den 13. Mai 1924
Der
wahre Kapitalismus und seine Helfershelfer ..... "Naumburger Tageblatt",
Naumburg, den 29. März 1924
Die Einführung
der neuen Stadtverordneten. "Naumburger Tageblatt", Naumburg
am 10. Januar 1930
Die Justizschande
von Naumburg. Offene Parteijustiz zugunsten der Hakenkreuzler. Der Abend.
Spätausgabe des "Vorwärts". Berlin, Freitag, den
14. November 1930
Dietrich, Oberbürgermeister,
Verfügung, an den Vorsitzenden der sozialdemokratischen Fraktion
Friedrich Blüthgen vom 11. April 1931, Stadtarchiv Naumburg, Magistrat
Naumburg, Magistratsmitglieder, Stadtarchiv Naumburg, Archivsignatur 7226
Einsatzübung
des SA-Sturmbannes I / J21. "Naumburger Tageblatt", Naumburg 1934
Einwohnermeldebogen
zu Georg Uebelhoer (1.4.1860-18.7.1930). Stadtarchiv Würzburg
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"Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 12. Januar 1938
Feise, Heinz: Fünf
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Naumburg, Halle, den 29. Januar 1938
[Feder, Gottfried]
M.d.R Feder
der N.S.D.A.P. spricht. "Naumburger Tageblatt", Naumburg,
den 7. Juli 1930
Flugschriften der
Deutschen Volkspartei. Die rechtsradikalen Parteien. Folge 45.
Staatspolitischer Verlag GmbH, Berlin SW 48, Friedrichstraße 226,
1924
Geburtenbuch der
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Uebelhoer, Nummer 150, 1. Oktober 1893, Stadtarchiv Rothenburg ob der
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[Gengler] Die Nationalsozialistische
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Graml, Hermann:
Zwischen Stresemann und Hitler. Die Außenpolitik der Präsidialkabinette
Brüning, Papen und Schleicher. R. Oldenbourg Verlag, München
2011
[Groener, Wilhelm]
Das Bundesarchiv. [Kabinett Brüning] Nr. 593 Chefbesprechung vom
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Grunert, Otto:
Brief an Oberbürgermeister von Naumburg Dietrich vom 6. Februar
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Urteil gegen Kurt Gutgesell. Sitzung der Großen Strafkammer des
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Unterzeichnet von Landgerichtsrat Hagen (Vorsitzender), Landgerichtsrat
Dr. Tolle und beisitzenden Richter Hochheim. Amtlich bestätigte
Abschrift, unveröffentlicht
[Gutgesell, Kurt]
Anklageschrift des Oberstaatsanwalts beim Landgericht Naumburg vom 3.
Dezember 1933 über Kurt Gutgesell, geboren am 22. August 1908 zu
Rudolstadt. Staatsanwaltschaft beim Landgerichte in Naumburg an der
Saale. 1 KL57 für 1933. Bundesarchiv. Institut für
Geschichte der Arbeiterbewegung. Zentrales Parteiarchiv. Bestand: Materialsammlung
der VVN DY V287/482
[Gutgesell, Kurt]
Öffentliche Sitzung der Grossen Strafkammer am Landgericht, Naumburg,
2. Mai 1934. Bundesarchiv. Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung.
Zentrales Parteiarchiv. Bestand: Materialsammlung der VVN DY V287/482
Harrison, Ted: "Alter
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Helfert,
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Herausgeber: Steglitz Museum, Berlin 2016 (zitiert wurde aus dem Abschnitt
8.2. Geschworene Feinde der Republik)
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des Vereins für Heimatgeschichte. In: "Naumburger Tageblatt",
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[Hinkler] NSDAP.
Organisations-Abteilung, München, den 4. XI. 1930. An Herrn Gauleiter
Paul Hinkler, Freyburg an der Unstrut, Bundesarchiv Berlin, Bestandsignatur
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Hinkler verhaftet
und freigelassen. Ein Naziabgeordneter, der das Gericht verhöhnt.
Vorwärts. Berliner Abendblatt. Zentralorgan der Sozialdemokratischen
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Hinkler, Paul: Nationalsozialistische
Arbeit im Preußischen Parlament 1928-1932. Itzehoe in Holstein,
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Hilberg, Raul: Die
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Verlag, Frankfurt a.M. 1994
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Gauleiter Jordan als Redner. "Naumburger Tageblatt", Naumburg,
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Erlebt und erlitten - Weg eines Gauleiters von München bis Moskau.
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Mollenhauer. Mitteilung
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Nachtbackverbot
muss beachtet werden. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den
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Naumburg erwache!
"Volksbote", Zeitz, den 1. Februar 1932
Naumburg gedachte
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National-Zeitung, Ausgabe Naumburg, Halle, den 31. Januar 1938
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Niederhausen, Karl:
An den Herren Regierungspräsidenten in Merseburg. Bitte um Wiedererteilung
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In: Kommunale Registratur. Akten betreffend der verschiedenen kommunalen
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[NSDAP Naumburg]
Unsere Stadtverordneten handeln nach folgenden Gesichtspunkten. Nationalsozialistische
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den 19. November 1929
[NSDAP Naumburg]
Erklärung der NSDAP-Ortsgruppe Naumburg.Die Einführung der
neuen Stadtverordnetenversammlung am 9. Januar 1930. "Naumburger
Tageblatt", Naumburg, den 10. Januar 1930
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Naumburg, den 21. Februar 1930
[NSDAP Naumburg]
Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. "Naumburger
Tageblatt", Naumburg, den 26. April 1930
[NSDAP Naumburg]
NSDAP Naumburg, An die Reichsleitung der NSDAP München, Naumburg
an der Saale, den 20. Dezember 1930. Bundesarchiv Berlin, Bestandsignatur
OPG, Archivsignatur: 3.410.008.193
Oberbürgermeister
von Naumburg, an den Regierungspräsidenten von Merseburg vom 12.
Dezember 1931. Stadtarchiv Naumburg Magistrat Naumburg, Magistratsmitglieder,
Stadtarchiv Naumburg, Archivsignatur 7226
Organisationshandbuch
der NSDAP. Herausgeber Reichsorganisationsleitung, Zentrale der NSDAP,
Dr. Robert Ley, Franz Eher Nachfolger, München, 3. Auflage, 1937,
Tafel 2
Ossietzky, Carl
von: Das Verbot der SA. Die Weltbühne, Jahrgang XXVIII., Nummer
16, 19. April 1932
[Österreich]
Der Kreisleiter eröffnet den Wahlkampf. Kundgebung im Ratskellersaal
- der Kreisleiter auf dem Wege nach Österreich. "Mitteldeutsche
National-Zeitung", Halle, den 25. März 1938
[Potsdam] Bekenntnis
zum Geist vom Potsdam. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den
22. April 1933
Protokollbuch des
Völkisch-sozialen Blocks Naumburg a. S.. Bundesarchiv Berlin, Archivsignatur
N 27, Archivsignatur: 872
Regierungspräsident
von Merseburg vom 7. März 1932 [Mitteilung bezüglich Georg
Schmidt Stadtrat in Naumburg], Magistrat Naumburg, Magistratsmitglieder,
Stadtarchiv Naumburg, Archivsignatur 7226
Radwitz, Bruno.
Personalakte der Stadtverwaltung Jena. Aktenzeichen 104, D, Abt. Ib
Nr. 26, 1933 bis 1940, Stadtarchiv Jena
[Radwitz, Bruno]
Dvorak, Helge: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft.
Herausgegeben von Professor Doktor Christian Hünemörder, Band
1 Politiker, Teilband 5, R-S, Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg
2002, Seite 2 bis 3
[Radwitz, Bruno]
Naumburg hat wieder einen Oberbürgermeister. Bürgermeister
Radwitz-Jena nach Naumburg berufen - Sitzung der Ratsherren. In: "Naumburger
Tageblatt", Beilage, Naumburg, den 1. November 1940
[Radwitz, Bruno]
Oberbürgermeister
Radwitz in sein Amt eingeführt."Naumburger Tageblatt",
Beilage, Naumburg, den 16. Januar 1941
Reichstagshandbuch.
Berlin 1933 Internet, 2011: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00000008/images/index.html?nativeno=287
Röhl, John
C. G.: Kaiser Wilhelm II. und der deutsche Antisemitismus. John C. G. Röhl:
Kaiser, Hof und Staat. Wilhelm II. und die deutsche Politik. Verlag
C.H. Beck, Erste Auflage 2002, Seite 201ff.
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Naumburg a. S. der Deutsch-Völkischen Freiheitspartei vom 19. Januar
1923. In: Sonderakten der Polizeiverwaltung Naumburgs a. S.. Betrifft
Eingetragene Vereine, 1921 bis 1945, Stadtarchiv Naumburg, Archiv-Nummer
6888
[SA] Erhöhte
Alarmbereitschaft. "Volksbote", Zeitz, den 16. Juli 1932
SA. Hilft Werte
schaffen. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 14. Februar
1938
[SA 1935] Die Naumburger
SA. in Magdeburg. In: "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den
15. April 1935
[SA-Führer]
Der Oberste SA-Führer I. Nr. 2811. München, den 19. Februar
1934, Betrifft Organisation der SA, unveröffentlicht.
[SA Rückschau]
Von der Front der "Braunen Bataillone". Naumburgs SA. hält
Rückschau. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 29.
Mai 1937
SA-Regional [Standarte
Naumburg J 4]
[SA 1] SA-Dienstplan
Dienstplan vom 16. Februar bis 15. März 1934
Für die Orte Kösen und Lengefeld, für die Trupp 1 bis
3, unveröffentlicht
[SA 2] SA-Dienstplan
Dienstplan vom 1. März 15. März 1934
Für die Orte Kösen und Lengefeld, für die Trupp 1 bis
3, unveröffentlicht
[SA 3] SA der NSDAP,
Brigade 38 (Ms-W.), Abt. G Tdb, Nummer 160/34: Betr. Waffenangebote,
Halle, den 13. November 1934, unveröffentlicht
[SA 4] [Schriftstück]
An den Sturm 12 in Bad Kösen, den 20. Februar 1934, unveröffentlicht
[SA 5] Der Oberste
SA-Führer. I Nr. 2810. Betr. Aufstellung von Sondereinheiten. Der
Stabschef Röhm. München, den 19. November 1934, unveröffentlicht
[SA 6] Der Oberste
SA-Führer. I Nr. 2811. Betr. Organisation der SA. Der Stabschef
Röhm. München, den 19. November 1934, unveröffentlicht
[SA 7] SA der NSDAP.
s. W. Stb. J 4, Tgb. II Nr. 79/34. Führer des Sturm II an den Sturm
12 Bad Kösen. Burgheßler, den 16. Februar 1934, unveröffentlicht
[SA 8] Schumann,
Heinz, Bad Kösen, Lindenstrasse 19 a, Brief an den Obersturmführer
Hensel, Bad Kösen, den 12. Februar 1834, unveröffentlicht
[SA 9] SA der NSDAP.
s.W. Sturmbann J 4. Strumbann II. Rittergut Burghessler, Naumburg, Saale,
den 13. Februar 1934. An den Sturm 12, Bad Kösen, unveröffentlicht
[SA 10] Der Oberste
SA-Führer. I Nr. 2372. Betr. Erteilt nach Verteiler IV. Betr: Abzeichen
für SA-Sanitäts- und Verwaltungsführer. Aufstellung von
Sondereinheiten. Der Stabschef Röhm. München, den 9. Februar
1934, unveröffentlicht
[SA 11] SA der NSDAP
s W Sturmbann II, Sturm 12 / J 4. Verwaltungsführer: An den s W
Sturmbann II, Sturmbannführer Hensel, Burghessler. Verwaltungsführer,
Bad Kösen, den 3. Februar 1934, unveröffentlicht
[SA 12] SA der NSDAP.
SW Sturmbann II. Sturm 12 / J 4. An den s W Sturmbann II Sturmbannführer
Hensel, Burghessler. Bad Kösen, den 3. Februar 1934, unveröffentlicht
[SA 13] Dienstplan
vom 1. bis 31. Januar 1934 [SA der NSDAP. SW Sturmbann J 4. Sturmbann
II. Bad Kösen /Lengefeld], gezeichnet Obertruppführer Törpsch,
unveröffentlicht
[SA 14] An den Sturm
II, Burghessler. [Betr. Kommandozulage], Bad Kösen, den 29. Januar
1934, unveröffentlicht
[SA 15] [Schriftstück]
Zurück an S.W. Sturmbann J 4, 2. Februar 1934. Der Stabsführer
der Brigade 38 (Ws.-W), Standartenführer, unveröffentlicht
[SA 16] SA der NSDAP,
s. W.-Sturmbann J 4, Tgb. Nr. 45/34. [Siedlungsprogramm für SA
Leute] Der Führer der Stb. II/ s. W. Stb. J 4. Adjutant und Obertruppführer,
unveröffentlicht
[SA 17] P.[eter] Soenderop, Bad Kösen, an Kamerad [Obertruppführer]
Törpsch, Bad Kösen, den 24. Dezember 1933, unveröffentlicht
[SA 18] SA der NSDAP,
s. W.-Sturmbann J 4, Tgb. II Nr. 89/33: An die Führer der Stürme.
Adjutant und Obertruppführer. Burghessler, den 16. Dezember
1933, unveröffentlicht
[SA 19] SA der NSDAP,
s. W.-Sturmbann J 4, II Sturmbann, Sturm 4: An den Sturmbannführer
II. Obertruppführer, Bad Kösen, den 1. Dezember 1933,
unveröffentlicht
[SA 20] SA der NSDAP,
s. W.-Sturmbann J 4, Sturmbann II: Auszug aus dem Gruppenbefehl Br.B.Nr.
245/33 IIa. Der Adjutant. Obertruppführer. Bad Kösen, den
18. November 1933, unveröffentlicht
[SA 21] SA der NSDAP,
Standarte Naumburg, Sturmbann II. Abschrift. Brigade 38, Abt. Ic Tgb.
Nr. 6672/33. An sämtliche Standarten. Bad Kösen, den 13. November
1933, Stabsführer der Brigade, Brückner, unveröffentlicht
[SA 22] SA der NSDAP,
Standarte Naumburg, Sturmbann II. An die Sturmführer !!!!!, Bad
Kösen, den 9. November 1933, unveröffentlicht
[SA 23] SA der NSDAP,
Standarte Naumburg, Sturmbann II. An Sturmführer M. Törpsch,
Bad Kösen. Bad Kösen, den 7. November 1933, unveröffentlicht
[SA 24] Aufnahmegesuche,
unveröffentlicht
[SA 25] Aufnahmegesuche,
1. November 1933, unveröffentlicht
[SA 26] Aufnahmegesuche,
1. November 1933, unveröffentlicht
[SA 27] Aufnahmegesuche,
1. November 1933, unveröffentlicht
[SA 28] [Personale
Strukturdaten] Burghessler, den 24.Oktopber 1933, unveröffentlicht
[SA 29] 2. SS-Sturm,
IV /26, SS-Standarte, Bad Kösen, den 23.Oktober 1933: An den Sturm
Bad Kösen, z. Hd. M. Törpsch, i.A. Hänisch, SS-Scharführer,
unveröffentlicht
[SA 30] Bund der
Fronsoldaten. Landesverband Mitteldeutschland. Bau Naumburg (Saale),
Geschäftsstelle Georgenberg 7, Naumburg, den 5. Oktober 1933: An
die Kreisgruppe Bad Kösen. Gauadjutant, unveröffentlicht
[SA 31] SA der NSDAP,
Brigade 38 (Ws-W.), Halle, den 8. Januar 1933: An sämtliche Standarten.
Betr. KPD-Wahlpropaganda, SA der NSDAP Standarte Naumburg, Sturmbann
II, Bad Kösen , den 13. November 1933, unveröffentlicht
Schiele, Georg Wilhelm:
Was gebietet der Frontgeist angewendet auf praktische Politik. In: Naumburger
Wahl-Flugschriften 1928
Schifrin, Alexander:
Sprengstoffe in der deutschen Politik. In: Der Kampf. Sozialdemokratische
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bis 58
Schmidt, Georg [Stadtverordneter
der NSDAP]: Brief an den Magistrat von Naumburg, Oberbürgermeister
Dietrich vom 23. Januar 1931. Stadtarchiv Naumburg Magistrat Naumburg,
Magistratsmitglieder, Stadtarchiv Naumburg, Archivsignatur 7226
Schmidt, Georg [Stadtverordneter
der NSDAP]: Brief an den Oberbürgermeister von Naumburg vom 3. Februar
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Schmiechen-Ackermann,
Detlef, Matthias Tullner: Stadtgeschichte und NS-Zeit in Sachsen-Anhalt
und im regionalen Vergleich. Forschungsgegenstand, Fragen und Perspektiven.
Schmiechen-Ackermann, Detlef, Steffi Kaltenborn (Herausgeber): Stadtgeschichte
in der NS-Zeit. Lit Verlag, Münster 2005
[Schöbel 1932]
Öffentliche Versammlung der Deutschnationalen Volkspartei. "Naumburger
Tageblatt", Naumburg, den 24. April 1932
Schultze-Naumburg,
Paul: Nordische Schönheit. Ihr Wunschbild im Leben und in der Kunst.
J. F. Lehmann Verlag, München 1937
Schüdekopf,
Otto Ernst: Nationalbolschewismus in Deutschland 1918-1933. Ullstein
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Schuster, Martin:
Die SA in der nationalsozialistischen "Machtergreifung" in
Berlin und Brandenburg 1926-1934. Fakultät I - Geisteswissenschaften
der Technischen Universität Berlin zur Erlangung des akademischen
Grades Doktor der Philosophie Berlin 2005
[SE] [Sattelmacher,
Paul:] Auszug aus den persönlichen Aufzeichnungen des Oberlandesgerichtspräsidenten
Prof. Dr. Paul Sattelmacher (13.4.1879-1947), unveröffentlicht
Sitz, Wilhelm: Fischfang
mit Handgranaten. Über die amerikanische Besatzung in Nißmitz.
"Naumburger Tagblatt", Naumburg, den 26. Februar 2005
[Soziale Herkunft
und Altersstruktur der SA in Naumburg] Regierung Merseburg, Polizeiregistratur
1930-1939. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, Rep. C 48 Ie
[SPD] Sozialdemokratische
Fraktion [des Stadtparlaments], Friedrich Blüthgen (Vorsitzender),
Brief an Oberbürgermeister von Naumburg Dietrich vom 24. Januar
1931. Stadtarchiv Naumburg Magistrat Naumburg, Magistratsmitglieder,
Stadtarchiv Naumburg, Archivsignatur 7226
[Stadtbücherei]
Warum man die Naumburger Stadtbücherei schloss. "Volksbote".
2. Beilage, Zeitz, den Mai 1931 (Datumsangabe durch einen Arbeitsfehler
leider gelöscht.)
[Stadtbücherei]
Die Leidensgeschichte der Naumburger Städtischen Lesehalle. "Volksbote".
Zweite Beilage, Zeitz, den 15. Mai 1931
[Stadtverordnetenversammlung]
Die Einführung der neuen Stadtverordnetenversammlung. "Naumburger
Tageblatt", Naumburg, den 10. Januar 1930
[Stapo 1933e] Lagebericht
der Staatspolizeistelle Halle für Oktober 1934. In: Die Lageberichte
der Geheimen Staatspolizei zur Provinz Sachsen 1933 bis 1936. Herausgegeben
von Hermann-J. Rupieper und Alexander Sperk, Band 2: Regierungsbezirk
Merseburg, mdv, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2004, Seite 199
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Sturmbewegte Tage
in Naumburg. "Volksbote",
Zeitz, den 13. Juli 1932
Thälmann, Ernst:
Wir stürmen für Sowjetdeutschland! Rede in Hamburg am 8. August 1930.
In: Hamburger Volkszeitung, 13. und 14. August 1930. In: Ernst Thälmann:
Reden und Aufsätze zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Band 2.
Auswahl aus den Jahren 1929 bis September 1930. Dietz Verlag, Berlin
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[Uebelhoer] Brief
der NSDAP. Uschla H. L. Der Vorsitzende. Brf. Nr. 106 M III München,
den 24. XII. 1930, an Friedrich Uebelhoer, Naumburg, Buchholzstraße
48. Bundesarchiv Berlin, Bestandsignatur OPG, Archivsignatur: 3.410.008.193
[Uebelhoer, Friedrich]
Brief der III./84. SS-Standarte, Tagebuch Nummer: 1197/34, III. Brief
an die 84.SS-Standarte. Betr.: Kreisleiter Uebelhoer als Rangführer
der SS .... Naumburg, den 27. September 1934, unveröffentlicht
[Uebelhoer, Friedrich:
Rede zur Eröffnung des Wahlkampfs am 24. März 1938 im
Ratskellersaal von Naumburg.] In: Der Kreisleiter eröffnete den
Wahlkampf. Mitteldeutsche National-Zeitung, Halle, den 25. März
1938
Uebelhoer, Friedrich,
Oberbürgermeister und NSDAP-Kreisleiter. [Rede auf dem Jägertag
am 20. August 1938 in Naumburg a.S.]. In: Der Jäger Ehrentag. "Naumburger
Tageblatt", Naumburg, den 22. August 1938
Uebelhoer, Friedrich:
Rede zur feierlichen Wiedereröffnung des Theaters in der Reichskrone
am 10. August 1939. Stadtarchiv Naumburg, Einzeldokument
Uebelhoer, Friedrich:
Um Grossdeutschlands Lebensrecht! In: Naumburger Feldpostbrief für
unsere Soldaten im Felde. Herausgegeben vom Kreisleiter und Oberbürgermeister
der Stadt Naumburg-Saale. 1. Folge, Naumburg, Weihnachten 1939
Volkmar, Herbert:
General Lettow-Vorbeck. Die Zeit, Hamburg 1964
Wahlaufruf der Deutschnationalen
Volkspartei [1924]. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den
25. November 1924
[Wahlbuhl] Fragebogen
zur politischen Kontrolle und Säuberung der Wirtschaft nebst Anlagen,
1. Mai 1946. Stadtarchiv Naumburg, Entnazifizierung
[Wahlversammlung
1924] Über die Wahlversammlung der National-Sozialistischen Freiheitsbewegung.
"Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 25. November 1924
[Wallbaum-Dokument]
Analyse der Stadt Naumburg. Naumburg, ohne Jahresangabe, unveröffentlicht,
um 1950
Wallbaum, Eugen
(Naumburg, Brunnengasse 9), Brief an Herrn Bürgermeister Oswald
Schaffernicht am 16. Mai 1945, unveröffentlicht
Wehler, Hans-Ulrich:
Der Nationalsozialismus. Bewegung, Führerherrschaft, Verbrechen,
1919 - 1945. Beck Verlag, München 2009
Weiß, Hermann:
Schwarze Front. In: Lexikon des deutschen Widerstandes. S. Fischer Verlag,
Frankfurt am Main, Seite 294 ff.
[Wiederwahl von
Roloff] Plumpe Wahlmanöver. "Volksbote", Zeitz, den 30.
Juli 1930
Wiederwahl des Bürgermeisters.
"Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 25. Juli 1930
Wolf, Annette, Stadtarchiv
Würzburg, Neubaustrasse 12, Brief an Dr. Detlef Belau, Naumburg
(Saale), 29. Februar 2012, unveröffentlicht
Würzburg, den
15. Januar 1959. Auszug aus dem Standesbeamtenbuch Nr. 902/1892 zu Emilie
Hacker, geborene Schmadl, Band 42, Nummer 16 500, Stadtrachiv Würzburg
Zilkenat, Dr. Reiner.
Daten und Materialien zur Diskriminierung, Entrechtung und Verfolgung
der Juden in Deutschland im Jahre 1933, November 2004
Ich danke Diplom-Archivarin
Annette Wolf, Stadtarchiv Würzburg, Neubaustrasse 12, und Herrn
Diplom-Archivar Thomas Schreiner, Stadtarchiv Rothenburg ob der Tauber,
Milchmarkt 2, für die Unterstützung. - 21. März 2012
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