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Krieg

Am 16. August 1938 ruft NSDAP-Kreisleiter und Oberbürgermeister Friedrich Uebelhoer alle Bürger auf, sich mit der Gasmaske vom Typ BW 37 (Bild) zu versorgen. Es handelt sich dabei, betont er, "nicht um irgendeine beliebige Verkaufsmaßnahme", sondern um eine "staatspolitische Notwendigkeit". Alsbald teilen die NS-Blockwarte die Gasmasken aus.

Deutschland überfällt am 1. September 1939 Polen. Natürlich protestiert niemand. Viel zu überlegen gab es eh nicht, man hatte ja den Führer, den die Vorsehung gesandt. Und überhaupt, es musste doch endlich mal etwas passieren. Denn: "Die Polen strecken ihre Hand weiter nach Deutschland aus", wie es Theodor Duesterberg am 17. April 1931 zur Stahlhelmkundgebung in Naumburg formulierte. Der Naumburger Feldpostbrief erinnert Ostern 1940 daran:

Ihr Kameraden der Wehrmacht schützt
mit der Waffe das deutsche Volk.

Und der Hitlerjunge sang mit Begeisterung sein Fahnenlied: Jugend! Jugend! Wir sind der Zukunft Soldaten.

Die Stadtverwaltung ordnet die Verdunklung an. Bereits mit der Besetzung des Sudetenlandes 1938 hatten viele Soldaten die Stadt verlassen. Die restlichen ziehen jetzt in den Polenfeldzug. Zurück bleiben Ausbildungseinheiten.

Zwei Monate nach dem Überfall sind Fahrten mit dem privaten Kraftfahrzeug nur noch im Interesse der Reichsverteidigung, Volksernährung und Volksgesundheit erlaubt. Dringend notwendige Arbeiten am Bahnhof Naumburg werden hinausgeschoben und die Elektrifizierungsarbeiten an der Bahnlinie Halle-Nürnberg eingestellt. Vergeblich warten die Mitarbeiter des städtischen Krankenhauses auf die Errichtung des Verwaltungsbaus. Im Saal des Ratskellers fehlt noch immer die Belüftungsanlage. Trotz Bevölkerungswachstum konnte die Wohnungslage in den letzten zwanzig Jahren verbessert werden. Aber noch immer wohnen einige in Obachlosenquartieren. Das Trinkwassernetz ist zum Teil in einem technisch erbärmlichen Zustand. Die Umstellung auf Ferngas steht bevor. Es gäbe viel zu tun. Doch es ist Krieg.
Naumburger Markt
mit Rathaus um 1941

Anders als zum Tag von Potsdam (23. März 1933) oder am Tag der Mobilmachung (1. August 1914), kommt am 1. September `39 kein Jubel auf. Zu frisch sind noch die Erinnerungen an Hunger, K-Brot, Ersatzmarmelade und den Steckrübenwinter (1916/17).

Aber warum wieder Krieg? Ein Absolvent der Deutschnationalen Schule, der Naumburger Verleger Heinrich Sieling (1939/40), übermittelt es seinen Kunden so:

"In einem Siegeslaufe ohnegleichen hat die junge nationalsozialistische Wehrmacht altes deutsches, von den Polen vor 20 Jahren gewaltsam entrissenes Land wieder zurückerobert und damit hunderttausenden geknechteten entrechteten Volksdeutschen wieder Heimatrecht gegeben. … Diese Taten bestärken uns in der Zuversicht, daß es der Zusammenfassung aller Kräfte gelingen wird, auch England und seinen Schergen den Lohn zu geben, den sie durch die Anzettelung des Krieges verdienen." 

 

Für jeden von Euch wird gesorgt!

Ostern 1940 wendet sich Karl Götze im Naumburger Feldpost-Brief an die "Kameraden an der Front" und versichert: "Für jeden von Euch wird gesorgt!" "Die Zustände von 1918 werden sich niemals mehr wiederholen", verspricht der Kreisamtsleiter der Nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung (NSKOV).

Familien, deren (Haupt-) Ernährer in den Krieg eingezogen wurde, können finanzielle Unterstützung zum laufenden Lebensunterhalt erhalten. Berechtigt für den Empfang sind Eltern, Pflegekinder, Geschwister, insbesondere die Ehefrau und Kinder. Staatliche Zuwendungen können ebenso Selbständige, Gewerbetreibende und Landwirte bekommen, wenn ohne diese Mittel für sie eine Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz besteht. Die Zuwendungen können beispielsweise als Mietbeihilfe oder für die Einstellung einer Ersatzarbeitskraft gewährt werden.

 

Und wieder Lebensmittelmarken

 

Auf Anordnung des Bürgermeisters führt die Stadt am 4. Dezember 1939 eine Kontrolle im Schlachthof Naumburg (Roßbacher Straße 12) 1889 von Stadtbaurat Otto Christian Hetzel erbaut, durch. Ein Brühbehälter, der dringend gebraucht wird, ist funktionsuntüchtig. "Zum Töten der Schweine ist nur eine Bolzenvorrichtung vorhanden." Ein normaler Betrieb erfordert das Vorhandensein von zwei solchen Geräten. "Die Meisterstube machte einen äußerst unsauberen Eindruck." Um eine Verwechslung des Viehs zu verhindern, muss dieses mit Nummern versehen werden, was nicht geschieht. Die Wäsche ist unsauber und der Zustand der Tische unhygienisch.

 

Nicht mal zwanzig Jahre sind seit der letzten Lebensmittelrationierung vergangen. Ab April 1915 gab es in der Stadt Brot nur noch auf Karte. Im März `15 registrierten die Lehrer im Auftrag der Stadtverwaltung alle Personen. Sodann teilte man die Stadt in Brotbezirke ein. Jeder Haushalt holte sich die Brotmarken an einem festgesetzten Tag im Rathaus ab. Doch großer Beliebtheit erfreute sich das mit Kartoffelmehl gestreckte K-Brot genauso wenig wie die Ersatzmarmelade.

"Die infolge des Krieges eingetretene Lebensmittelknappheit hat zu einer allgemeinen Rationierung der Lebensmittel geführt",

stellte der Stadtverordnete Bartholomäi am 5. Juni 1918 im Stadtparlament fest. Nach dem Krieg bestand sie noch lange Zeit weiter.

Vom 9. bis 13. Oktober 1922 erfolgte in der Reichskrone (Bismarck Platz) die Ausgabe der neuen Brotmarken. Ab 16. Oktober mussten dann alleinstehende Personen mit einem steuerlichen Jahreseinkommen von 30 000 Mark (1921) und Familien zuzüglich 15 000 Mark für jeden weiteren Haushaltsangehörigen ihr Brot auf dem freien Markt kaufen. Diese Regelung betraf allerdings nur wenige Bürger.

Haus der Berufsschule in der Seilergasse (alte Luisen-Schule)
vor 1945 und 2008

Im Oktober 1923 sicherte sich der Magistrat von Naumburg eine Getreidelieferung, die in den Mühlen der Umgebung gemahlen wurde. In den nächsten Wochen erhielten die Bäckereien der Stadt das Mehl, die Brotversorgung war vorerst gesichert. Die Grundnahrungsmittelrationierung verursachte hohe Kosten. Erst im Oktober 1926 konnte die Stadtverwaltung die Brotmarken wieder abschaffen!

Nun - am 30. August 1939 - erfolgt im Haus der Berufsschule (alte Luisen-Schule) mit Ruhe und Disziplin die Ausgabe von Lebensmittelmarken. Darüber erzählt Friedrich Gürge (Naumburg):

"Mit Beginn des Krieges wurden Brot, Fleisch, Butter, Zucker und zahlreiche weitere Lebensmittel rationiert und waren von da an nur noch auf Lebensmittelkarten erhältlich."

Doch die Lehrer der Berufsschule in der Seilergasse geben gemeinsam mit den Beamten der Stadtverwaltung auch Bezugscheine für Textilien und Treibstoffe (Öl, Benzin) aus.

Am 7. September 1939 wurde die Verordnung über die öffentliche Bewirtschaftung- von Nahrungs- und Genußmitteln erlassen. Die erste Zuteilungsperiode für Lebensmittel begann am 25. September und endete am 22. Oktober 1939. Ein Verstoß gegen die Versorgungsverordnung wurde schwer geahndet. Die Preisüberwachungsstelle bei der Ortspolizeibehörde kämpft gegen Preistreibereien.

 

 

Lebensmittelrationierung - Stand 25. September 1939

 

Brotkarte

2400 Gramm Brot oder 1900g Brot und 375 Gramm Mehl pro Woche

Fleischkarte

500g Fleisch

Milchkarte

Vollmilch für Bezugsberechtigte 0,5 Liter pro Tag, Kinder bis 6 Jahre 0,75 Liter bis 14 Jahre 0,25 Liter

Fettkarte

80g Butter, 125 Gramm Margarine bzw. Pflanzen- oder Kunstspeisefett oder Speiseöl
  62,5 Gramm Käse oder Quark

Zucker und Marmelade

250 Gramm Zucker und 100 Gramm Marmelade

Seifenkarte

75 Gramm Fein- oder 125 Gramm Kernseife sowie 250 Gramm Waschpulver oder 200 Gramm Schmierseife bzw. 125 Gramm Kernseife oder ein Kleinpacket Waschmittel.


Verordnung über die öffentliche Bewirtschaftung von Nahrungs- und Genussmitteln, 1. Zuteilungsperiode: 25. September bis 22 Oktober 1939
+


 

Die Höchstmenge von Speisekartoffeln neuer Ernte, die an Versorgungsberechtigte pro Kopf und Woche ausgegeben wird, beträgt im Juli 1942 in Naumburg 3 Kilogramm.

Im November 1942 erfolgt die Ausgabe der 4. Reichskleiderkarte für den Versorgungszeitraum vom 1. Januar 1943 bis 30. Juni 1944. Für erwachsene Männer wird die Punktzahl von 120 auf 100 reduziert, wo hingegen für Knaben, Mädchen und Kleinkinder das Versorgungsniveau mit 100 Punkten beibehalten wird. Männer- und Frauenwintermäntel sind im Unterschied zu Schuhen oder Arbeits- und Berufskleidung nicht punktpflichtig, wie es damals hieß, sondern können weiterhin frei erworben werden.

 

Auf die Reichsbrotkarte
für den Zeitraum
10. März bis 6. April 1941
erhält man 500 Gramm Brot zugeteilt.

 

Vielleicht kann die frühzeitige Rationierung doch noch ungute Erinnerungen aus der Zeit vom letzten Weltbrand wecken, fürchtet die politische Führung.

Vorsorglich überhäuft die Hauspostille der Saalestadt am 1. September 1939 den Bürger mit Zahlen wie: Für die Deutschen stehen 36,4 kg Fleisch pro Jahr zur Verfügung. In Polen sind es nur 22, in Holland 38, in Belgien 39 und in Frankreich 44 Kilogramm Fleisch pro Jahr. Also ist die Fleischration in Deutschland - triumphiert die nationalsozialistische Propaganda - höher als der Normalverbrauch in den meisten europäischen Ländern. Tatsächlich erleben die Naumburger bis zum Sommer 1945 bei Weitem nicht so drastische Versorgungseinschränkungen wie im Ersten Weltkrieg. - Der Kreisleiter der NSDAP kritisiert im Februar 1944 gegenüber dem Oberbürgermeister die Bevorzugung der Einwohner im Bürgergartenviertel beim Fischverkauf. - Deutschland exportiert den Hunger durch eine unsägliche Ausbeutung und Ausplünderung der eroberten Länder. Nur so kann das Niveau in der Versorgung mit Lebensmitteln verhältnismässig hoch gehalten werden.

 

 

Reichskarte für Urlauber - 5 Tage

in der unteren Zeile die Umrechnung auf eine Tagesration - alle Angaben in Gramm

 

Brot
Fleisch
Butter
Margarine
Marme-
lade
Zucker
Nähr-
mittel
Kaffee-
ersatz
Käse
1740
200
100
50
125
150
100
40
30
                 
348
40
20
10
25
30
20
8
6
 

 

In der 36. Zuteilungsperiode, vom 4. bis 31. Mai 1942, tritt eine Änderung bei der Fettversorgung ein. Über 14-Jährige erhalten jetzt 50 Gramm Butterschmalz. Dafür erhalten sie 62,5 Gramm weniger Margarine. Damit reduziert sich die Margarineration der Normalverbraucher von 262,5 Gramm auf 200 Gramm.

 

Im April 1941 erhält man auf die
Reichsseifenkarte

ein Stück Einheitsseife und fünfmal 50 Gramm Waschpulver.

 

Die Zuteilungsperiode vom 24. August bis 20. September bringt wiederum Neuigkeiten in der Lebensmittelversorgung. Die während der Sommermonate erhöhte Butterration wird gekürzt. Sie beträgt nun 75 Gramm bei Normalverbrauchern und bei Kindern sowie Jugendlichen von 6 bis 18 Jahren 125 Gramm, was durch Ausgabe einer größeren Menge Margarine ausgeglichen wird. Die übrigen Bezieher erhalten anstelle der Schweineschlachtfette die gleiche Menge an Margarine. Diese Änderungen bedeuten: Der Normalverbraucher über 18 Jahre erhält in der Zuteilungsperiode 500 Gramm Butter sowie 325 Gramm Margarine. Jugendliche von 14 bis 18 Jahren erhalten 625 Gramm Butter und 450 Gramm Margarine. Kinder von 6 bis 14 Jahren werden 750 Gramm Butter und 312,5 Gramm Margarine zugeteilt.

Die politischen Verantwortungsträger der Stadtverwaltung und NSDAP-Kreisleitung betrachten die kontinuierliche und ausreichende Lebensmittelversorgung als eine Aufgabe ersten Ranges. Über deren Engagement wachen die übergeordneten Leitungen. Dennoch, es gibt Probleme. Davon berichtet der geheime Lagebericht des Sicherheitsdienstes der SS (Nr. 164) vom 20. Februar 1942:

"So werden z.B. aus der Stadt Naumburg immer wieder Klagen über eine mangelhafte Versorgung laut. Wenn auch Naumburg als Ruheständler-Wohnsitzgemeinde gelte, so beherberge Naumburg jedoch auch eine sehr große Zahl von Industriearbeitern, die zu einem großen Teil in den umliegenden Werken der Chemie- und Braunkohlenindustrie beschäftigt seien. Von den 36 000 Einwohnern Naumburgs würden z.B. allein in den Leunawerken, Bunawerken Schkopau und im Hydrierwerk der Wintershall AG, Krumpa 2 100 Männer und 500 Frauen beschäftigt werden. Im auswärtigen Arbeitsverhältnis ständen insgesamt 2 375 Männer und 1 040 Frauen."

Dann heißt es weiter:

"Die den als Arbeitswohnsitzgemeinden geltenden Städten gewährten Sonderzuteilungen wie Obst, Fischkonserven, Marinaden, Gemüsekonserven und vor allem die Zurverfügungstellung von Wild hätte sich bei den Arbeitern Naumburgs, die unter Einschluß der Familiengehörigen nahezu die Hälfte der Einwohnerschaft bilden, recht ungünstig ausgewirkt. Die Benachteiligung gegenüber den Städten, wie z.B. Halle, Weißenfels, Merseburg und Bitterfeld, würde als äußerst ungerecht empfunden. Aus Kreisen der Arbeiterschaft würde verlangt, daß bei der Festlegung der zu Industrieorten erklärten Städte berücksichtigt werden müsse, daß zumindest eine einheitliche Befriedigung der Arbeiterschaft im Vordergrund zu stehen habe." (Meldungen aus dem Reich)

 

Wohnungsbaupropaganda

Mit Kriegsbeginn verspricht die nationalsozialistische Propaganda eine schönere Zukunft und knüpft dazu an die Wünsche der einfachen Bürger an. In der Gemeinderatssitzung vom 19. September 1940 ist die Rede von der "Errichtung einer neuen Kleinsiedlung", gleich "nach dem Krieg". Dann wird im gesamten Reich der soziale Wohnungsbau stark forciert. Bisher war das rentable Mietshaus, so heißt es, die Ursache für das Wohnungselend in der kapitalistischen Zeit. Deshalb muss die Wohnungswirtschaft auf "volksgenossenschaftlicher Basis" geführt werden.

In einem Wohnhaustyp mit drei bis fünf Wohnungen werden vorrangig Vier-Raum-Wohnungen mit 75 Quadratmetern zum Preis von 33 Reichsmark erstellt. Die NSDAP verspricht nach dem Krieg ein langfristiges Wohnungsbauprogramm mit jährlich etwa 600 000 Wohnungen aufzulegen. Um den Maschinenpark besser nutzen zu können, muss dazu eine Typisierung des Hausbaus erfolgen. Das "neue deutsche Wohnungsbauprogramm" von 1940 umfasst mehr Drei- und Vier-Raum-Wohnungen. Bis 1950 soll Wohnraum in ausreichender Menge geschaffen werden.

"Luftschutzarbeiten im Naumburger Dom. Uta Und Ekkehardt hinter Sand. Die alten Glasfenster werden herausgenommen. Fr.Ar.J."

Aus: Jugend. Nummer 43, München 1939, Seite 826

Und nach dem Krieg wird endlich das Freibad errichtet. Schließlich sind die

"Wünsche nach Errichtung eines Freibades" "immer lauter geworden",

schreibt der scheidende Oberbürgermeister in seinem politischen Testament am 28. Oktober 1939.

"Die Vorarbeiten für die Errichtung des Bades sind auch während des Krieges weiter zu leisten und so abzuschließen, dass nach Beendigung des Krieges sofort mit der Erstellung des Bades begonnen werden kann." (Größere Aufgaben)

Angeblich sind schon 130 000 RM angewiesen …. 1939!

 

Ohne Adolf hätten wir das nie gesehen!

Ostern 1940 posaunt in den Naumburger-Feldpost-Brief der Geschäftsführer der NSDAP-Kreisleitung Martin Schmidt heraus:

"Der bisherige Verlauf des Krieges gibt uns die Gewissheit des deutschen Sieges und Ihr", Kameraden an der Front, Söhne der Heimat, "sollt wissen, dass die Heimat mit Euch fest entschlossen den totalen Krieg führt und in diesem Wollen durch nichts, aber auch durch gar nichts zu erschüttern ist.

Ihr Kameraden der Wehrmacht schützt mit der Waffe das deutsche Volk." (Schmidt 1940)

In den Feldpost-Briefen sieht der Naumburger das Bild des Stabswachtmeisters Otto Schmidt im Vorfeld der Westfront vor der Kirche des Dorfes Giesingen. Den Gefreiten Werner Kuntze bestaunt er mit seinen Kameraden auf dem Marsch durch Frankreich. Maschinen-Maat Max Burkhardt können die Daheimgebliebenen beim Kriegsdienst in der Boulogne bewundern. Aus der Normandie entsenden die Kameraden Obergefreiter Jung und Gefreiter Jünger einen Gruß in die Heimat. - - - Ob Tischler, Maurer oder Schlosser, nicht einmal zu träumen wagten sie, einmal die ganze Welt zu sehen. Was für ein Event - dieser Krieg. 1940. Dereinst erzählen der Sohn, Ehemann, Vater oder Freund, wenn sie nach Hause zurückkehren, auf den Geburtstags- und Jubilarsfeiern:

Ohne Adolf hätten wir das nie gesehen!

Schon nach dem Ersten Weltkrieg hörte man oft, wie durch Rechtsanwalt Doktor Werner Rieling im Vortrag vor der Ortsgruppe Naumburg des Bundes Nationalsozialistischer Deutscher Juristen am 1. Februar 1935 formuliert:

"Aber schön war`s doch,

und dabei sind sie durch Not und Gefahr, Kälte und Elend gezogen."

Natürlich war dies Teil der Ideologie zur Kriegsführung, zum Teil spontan, zum Teil ganz bewusst, zielgerichtet verwendet.

 

Socken für die Ostfront

"Achtung Spione!", Plakat, 118,5 mal 84 cm, Offsetdruck. Zeichner: Theo Matejko
(1893-1946),
Berlin 1939.

Im Juni 1941 beginnt eine neue Etappe des Krieges. Bisher konnten die Deutschen halb Europa ausplündern und so die Versorgung der Bevölkerung gut sichern. Das ändert sich nun. Beispielsweise erfolgt mit der Zuteilungsperiode vom 4. bis 31. Mai 1942 eine Neufestlegung der Fettzuteilung. Nun werden die Schwierigkeiten bei der Sicherung der Ernährungslage offensichtlich. Man erwischt ortsfremde Personen auf abgeernteten Äckern. Sie geben an,

dass sie nur Hamster ausgraben

wollten. An die Bürger ergehen die Warnung vor Felddiebstählen und ein Verbot, die Äcker zu betreten. Bei Missachtung macht man sich der Sabotage an der Volksernährung schuldig. Ab Sommer `42 werden Felddiebstähle hart bestraft. - Überhaupt verhängen die Gerichte seit Kriegsbeginn härtere Urteile. Gegen den Kriminellen Gustav Wolf ergeht ein Todesurteil.

Zunächst drängte die nationalsozialistische Politik die Frauen aus dem "Arbeitsmarkt". Jetzt, in Kriegszeiten, sieht das wieder ganz anders aus. Gertrud Paltzo (geboren am 18.8.1903 in Lützen, Ostpreußen), Absolventin der Domschule und Kreisfrauenschaftsleiterin, erhebt sie 1941 zur Kampfgefährtin des Mannes. Ihr ideologisches Destillat:

"Arbeitseinsatz der Frau in kriegswichtigen Betrieben, ist uns allen ein geläufiger Begriff geworden, und diese tapferen Frauen werden immer mit genannt werden, wenn einmal von den Leistungen des deutschen Volkes in diesem Krieg die Rede sein wird. Immer größer wird auch die Zahl der Frauen und Mädchen, die in freiwilligem Einsatz einige Wochen Werk-Ehrendienst tun .... "

Mitglieder aus den vier Ortsgruppen der NS-Frauenschaft von Naumburg treffen sich regelmäßig alle vierzehn Tage in der Bismarck-Kaserne (Weißenfels Straße). Die Frauen im Alter von achtzehn bis achtzig Jahre stopfen im Herbst 1941 für die Frontsoldaten über 1 000 Socken. Ihre Stopfnachmittage an der inneren Front begleitet öfters eine kleine Militärkapelle.

1942 finden hunderte Offiziere vorübergehend Quartier in Naumburg. Insbesonder das Ostviertel wird belegt. Mitte 1943 ergeht von Oberbürgermeister Bruno Radwitz die Anordnung zur Einquartierung von Wehrmachtsangehörigen aus anderen Städten und Gegenden Deutschlands. Dies findet bei den Bürgern nicht die erwartete Unterstützung. Einige nahmen bereits Verwandte auf, die durch Bombenangriffe ihre Wohnung verloren. Andere verfügen über keinen freien Wohnraum, geben sie an. Der Regierungspräsident forderte die Unterbringung von 2 300 Personen. Nur etwa ein Drittel davon wird im Sommer `43 realisiert.

"Wegen Kraftstoffmangels musste die Post ihren Fuhrpark einschränken und so wurden von Ende 1943 bis Frühjahr 1945 mit dem Triebwagen 6 (ab Reserve Tw 3) Postbeutel und Pakete zwischen Hauptbahnhof und der Hauptpost, am Straßenbahndepot, befördert." (Straßenbahn 2007, 8)

Im Februar 1942 treten in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung erhebliche Engpässe auf. Seit 1939 erhöhte sich zwar die Zahl der Betten im Krankenhaus Naumburg von 210 auf 270. Insgesamt sind hier zehn Vollschwestern angestellt. Doch für die Krankenbeförderung stehen nur zirka 900 Liter Treibstoff im Monat zur Verfügung. Das reicht hinten und vorne nicht.

Allein die Chirurgische Abteilung des Krankenhauses zählt 110 ständig belegte Betten. Betreut werden sie von einem Chef- und einem Assistenzarzt. Dies bereitet den 41-jährigen Dr. med. Ernst Walchshofer grosse Sorgen. 1937 kam der gebürtige Niederösterreicher als Oberarzt von der Uni-Klinik Köln und übernahm als Ärztlicher Direktor das Naumburger Krankenhaus. Im Oktober 1938 wird er Führer des SA-Sanitätsdienstes J 4 (Naumburg). Ein halbes Jahr nach Kriegsende bittet das ehemalige Mitglied der NSDAP (1933) den Bürgermeister Walter Höhne um Weiterbeschäftigung, weil er sich in der Vergangenheit nie mit politischen Fragen befasst hat.

 

 

Ich bin wieder da!,
sagt der Vater im Traum zu seinem Jungen ....

 

Minister Winston Churchill´s Broadcast in the Soviet-German War
London, 22. Juni 1941

Hier hören (47 Sekunden) und lesen.

At 4 o'clock this morning Hitler attacked and invaded Russia.

Heute 4 Uhr morgen griff Hitler Rußland an und erobert es.

All this was no surprise to me.

All dies war keine Überraschung für mich.

In fact I gave clear and precise warnings to Stalin of what was coming.

In der Tat habe ich klare und präzise Warnungen an Stalin erteilt, was sich ereignen wird.

I gave him warnings, as I have given warnings to others before.

Ich gab ihn (Stalin) Warnungen. Und wie ich, warnten ihn andere.

Hitler is a monster of wickedness, insatiable in his lust for blood and plunder.

Hitler ist ein Monster von Bosheit, unersättlich in seiner Gier nach Blut und Plünderung.

So now this bloodthirsty guttersnipe must launch his mechanized armies upon new fields of slaughter, pillage and devastation.

So schickt er seine hochtechnisierte Armee blutrünstiger Straßenjungen auf die Schlachtfelder, um zu plündern und zu zerstören.

(Vorläufige freie Arbeitsübersetzung.)

 

"... Hitler is a monster of wickedness, insatiable in his lust for blood and plunder." Dies sagte Winston Churchill (1874-1965) in seiner berühmten BBC-Rede am 22. Juni 1941. Aber noch sterben die Naumburger im Krieg nicht für ein Monster, sondern für ihren geliebten Führer. NSDAP-Kreisamtsleiter Martin Schmidt vom Lindenring 13 ölt die Propagandamaschine noch mal mit den Worten:

"Ihr Kameraden der Wehrmacht schützt [!] mit der Waffe das deutsche Volk." Es sind die "jüdisch beherrschten Plutokratien der Welt" [England, Frankreich, USA] die "Deutschland an die Kehle" wollen.

Das ist mit der Wahrheit absolut unverträglich. Deshalb ist es strengstens verboten ausländische Sender, wie Radio BBC zu hören!

Mit dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 löst Adolf Hitler ein, was er in seiner Rede am 14. September 1936 auf dem Reichsparteitag der NSDAP angekündigt hatte: die Todfeindschaft gegenüber dem Bolschewismus und dessen Vernichtung.

Bald finden sich im Naumburger Tageblatt vermehrt Todesanzeigen wie:

… im Feldlazarett Charkow am 6. Dezember 1941 verstorben

oder

der im Osten den Heldentod fand.

Die Ratsherren gedenken am 8. September 1942 der toten Helden im Einsatz für "Großdeutschland". Gefallen sind: die Sparkassengehilfen Gläser und Sauer, der Assistenzarzt Dr. Chemnitzer, die Verwaltungsangestellten Leuke und Klein sowie Parteigenosse Bürgermeister Werner Schröder.

Am 26. März 1943 trauern die Gemeinderatsmitglieder um den gefallenen Sparkassengehilfen Selle und am 6. Oktober 1943 um den Sparkassengehilfen Knauf. Im "Kampf um Großdeutschland" fällt am 29. März 1944 Stadtförster Fritsche.

 


Werner Schröder,
geboren am 5. Oktober 1904, schiebt die NSDAP am 7. Dezember 1939 als Nachfolger des verstorbenen Roloff auf die Position des Bürgermeisters. - Aufgewachsen in einer Beamtenfamilie, absolviert er in seiner Heimatstadt Halle an der Saale das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften. Es folgt 1928 ein Intermezzo als Ungelernter in der Fabrik Ammendorf (Halle). Am 30. Juni 1930 besteht er am Oberlandesgericht in Naumburg die Erste Juristische Staatsprüfung. Seine Referendarzeit leistete er in Wiehe, Stendal und Naumburg (Saale) ab. In Berlin legt er im März 1934 die Große Staatsprüfung ab und wird im selben Jahr Gerichtsassessor. Beitritt zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei am 1. Mai 1933 (Mitgliedsnummer 1 979 641). Mitglied der SA. In verantwortlicher Stellung baut er ein Jahr später die Rechtsberatungsstelle der Deutschen Arbeitsfront in Weißenfels auf. Seit 1. April 1936 Stadtassessor in Naumburg (Saale). Nach dem Ableben von Bürgermeister Karl Roloff übernimmt er den stellvertretenden Vorsitz des Versicherungsamtes, die Schulverwaltung und Kirchenangelegenheiten und anderes mehr. Seit 2. Dezember 1939 bekleidet er das Amt des Bürgermeisters. Seit 14. April 1939 ist er mit Charlotte Utsch, Tochter des Bergwerkdirektors Gustav Utsch (Weißenfels), verheiratet.

(Vgl. Schröder 1939)


Die Tochter von Werner Schröder schreibt über den Tod ihres Vaters:

"Im frühen Morgengrauen des 18. September 1942 wurde ich in der Buchholzstraße Nr. 48 geboren. Es war Verdunklung, keine Lampe durfte brennen und meine Geburt verlief wohl etwas hektisch. In dem Durcheinander hielt man mich zuerst für einen Jungen. Mein Vater, Werner Schröder [siehe Zeichnung], kurzzeitig Bürgermeister der Stadt Naumburg, war vier Wochen zuvor, am 20. August des gleichen Jahres bei den Kämpfen im Donetzbecken vor Stalingrad umgekommen. Meine Mutter, Charlotte Schröder geb. Utsch, stand nun allein mit mir und meinem zwei Jahre älteren Bruder Bernhard." (Poschinger)

Ein anderer Naumburger, Hubert Bjarsch, erzählt über den Kriegstod seines Vaters:

"Das Wehrbezirkskommando Naumburg Saale schickte uns den Wehrpass zu, in einem Umschlag mit Trauerrand und mit Aufschrift "Für Führer, Volk und Vaterland gefallen". Dazu wurde mein Vater dann postum zum Konrektor befördert … Ich hatte dann oft einen immer fast gleichen Traum, noch viele Jahre lang: In diesem Traum kam mein Vater doch noch zurück. Wie aus dem Nichtsein erschien, stand er plötzlich vor mir - ich sah sein vertraut lächelndes Gesicht - aber meistens still, wortlos. Einmal sagte er nur,

"Ich bin wieder da!"" (Bjarsch 43)

Vielen Kindern bleibt nur der Traum vom Vater. Dafür sorgt Generalfeldmarschall Walter Model (1891-1945), der vor fünfunddreißig Jahren das Domgymnasium Naumburg absolvierte. Er ist ein Ostkämpfer, der den Befehl - vermutlich um das Vordringen der Truppen zu beschleunigen - erteilte, keine Gefangenen zu machen (vgl. Müller-Ballin). Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nordukraine bedankt sich am 12. Juni 1944 mit einem Brief beim Schulleiter Professor Steche für die "schöne Photographie". Seine Losung im Kampf um den Endsieg lautet:

"Führer sein heisst Glauben!"

"Er entwickelte auch die Idee, mit Panzerfäusten ausgerüstete Hitlerjungen durch die eigenen Linien zu schleusen, damit sie im Rücken der Amerikaner gegen Panzer und Versorgungskolonnen vorgehen können." (Görlitzer 257)

Am 29. März 1945 befiehlt der Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B seinen Generälen und Kommandeuren:

"In unserem Kampfe für die Ideenwelt des nationalen Sozialismus gegen die Seelenöde des materialistischen Bolschewismus müssen wir mit mathematischer Sicherheit siegen ..." (Model 1991, 380).

Walter Model bringt zu Ende, was in der Naumburger Schulzeit begann. Zwischen Lintorf und Wedau südlich von Duisburg erschiesst er sich am 21. April 1945 mit einer Dienstpistole Kaliber 6,35 Millimeter. (Vgl. ebenda 386)

Ein anderer ehemaliger Domschüler mit dem Reifezeugnis von 1909, Generalleutnant Hans-Valentin Hube (1890-1944), kämpft in Stalingrad mit dem ihm unterstellten XIV. Panzerkorps um den Sieg. Am 18. Januar 1943 wird der Panzergeneral auf Befehl von Hitler aus dem Kessel ausgeflogen, um die Versorgung der eingeschlossenen Truppen zu organisieren. Beim Absturz seines Flugzeuges in der Nähe von Salzburg findet er am 21. April 1944 den Tod.

Bürstenmachermeister Kurt Steinbrück aus dem Steinweg, geboren am 30. Oktober 1898, kehrt aus der russischen Kriegsgefangenschaft in die Heimat zurück. Am 4. April 1942 wurde er zum Dienst in die Deutsche Wehrmacht befohlen. Ab März 1944 war der Sanitätsobergefreite in Breslau eingesetzt. Ende Januar 1945 erlebt er die Einschliessung und den Kampf um die Festung Breslau und gerät in russische Gefangenschaft. Sie dauert insgesamt 41 Monaten: neunzehn Monate Arbeit als Sanitäter, zwei Monate als Transportarbeiter, sieben Monate als Ziegeleiarbeiter und sieben Monate als Erdarbeiter. Hinzu kommen sechs Monate Aufenthalt in einem Erholungsheim wegen einer Erkrankung. Am 8. September 1948 beginnt in Eflak am Kaspischen Meer die ersehnte Heimfahrt. Am 24. September 1948 trifft Kurt Steinbrück in Naumburg a. S. ein.

 

Der totale Krieg

Im Juli `42 finden in Grochlitz noch einmal die beliebten Wassersporttage statt. 22 Vierer und Zweier sind am Start. An Ostfront erreicht die Wehrmacht den Stadtrand von Rostow. Der Wochenspruch der NSDAP von Mitte Juli 42 lautet:

"Unser Krieg ist ein totaler."

"Der totale Krieg erfordert gebieterisch eine weitgehende Rücksichtnahme des Reiseverkehrs auf die Verkehrslage bei der Deutschen Reichsbahn", schreibt Oberbürgermeister Bruno Radwitz am 13. März 1943. Dies bedeutet nichts anderes als die Einstellung aller privaten Reisen mit der Bahn. Die Räder rollen für den Sieg!

Blick zum Bahnhof Naumburg (2006)

 

 

In der Nacht vom 1. zum 2. Dezember 1943 passiert ein Schnellzug mit Fronturlaubern den Naumburger Hauptbahnhof. Dabei fährt er auf einen dort fahrplanmäßig haltenden anderen Personenzug. Unter der Wucht des Zusammenpralls schieben sich einige Wagen ineinander. Das Unglück fordert 39 Tote und über 100 Schwerverletzte. Lokomotivführer Klingner (geboren 3.10.1888) und Lokomotivheizer Eichelroth (geboren 7.10.1906) hatten das sichernde Deckungssignal des stehenden Zuges mit dem dazugehörigen Vorsignal nicht beachtet. Im Anblick der Schlusslichter des stehenden Zuges leitete der Lokführer noch eine Schnellbremsung ein. Das Unglück konnte aber nicht mehr verhindert werden. Das Landgericht Naumburg verurteilt am 7. Juni 1944 Klingner wegen fahrlässiger Tötung, Eisenbahngefährdung und Körperverletzung zu einem Jahr und neun Monaten sowie Eichelroth zu neun Monaten Gefängnis.

Kaiser-Wilhelm-Denkmal 1909-1943
Blick Wenzelsstraße / Wenzelring (2006)

An der Promenade am Wenzelstor, wo heute die Plastik Spielende Kinder im Frieden von der Bildhauerin Grete Tschaplowitz (1889-1977) ihr unbeachtetes Dasein fristet, erstellt die Stadt das Kaiser-Wilhelm-Denkmal von Leo Koch-Plaue. Stolz aufgerichtet und den rechten Arm majestätisch angewinkelt, brachte man Kaiser Wihelm I. (1797-1888) im Juni 1909 hier als Bronzestatue in Pose. Er soll, so wollte es Emil Kraatz, hier als Vater des Volkes, nicht aber als Kriegsherr erscheinen. Deshalb präsentiert er hier auf dem Moltkeplatz im Interimsrock, der nun schon lange kein Teil der preußischen Militärkleidung mehr war. Trotzdem symbolisiert diese Kleidung ebenso seine konservative Grundhaltung. Jedenfalls freuten sich die Naumburger über das Denkmal. Berichtet doch Emil Kraatz:

"So schön unsere Stadt ist, so hat es ihr doch an Denkmälern sehr gefehlt."

Worum sich der ehemalige Oberbürgermeister (1889-1913) "jahrelang bemüht, das Geld zu bekommen" (Kraatz), wird im Sommer 1942 der

Metallspende des deutschen Volkes

übereignet.

Der Verschönerungsverein Naumburg und Umgebung e.V. wird durch den Tod der Vorstandsmitglieder Baurat Schröter am 18. März 1944 und Buchdruckereibesitzer Sieling am 14. Februar 1944 arbeitsunfähig. Friedrich Hoppe (Vorsitzender) revitalisiert diesen am 23. April 1944 im "Hotel zum Goldenen Löwen" (Große Salzstraße 15/16) durch Neugründung.

"Selbst während des Krieges wurde in Naumburg noch hin und wieder Tanzunterricht erteilt, obwohl ab 1943 schon 15- bis 16-jährige Schüler als Flakhelfer eingezogen und in der Nähe von Leuna stationiert waren. Ein paar in Naumburg verbliebene Pennäler oder junge Fronturlauber aber nahmen gern die Gelegenheit wahr, auf solche Weise zarte Kontakte zu den Lyzeums-Schülerinnen zu knüpfen. …. Unterricht erteilte Frau Hölzer-Hallmann ….. Mindestens ebenso wichtig war ihr der sog. "Anstandsunterricht", in dem die - für das noch immer konservative Naumburg - wichtigen Etikette-Fragen geklärt wurden." (Meusel 2006)

Eine Dienstbesprechung der Landräte und Oberbürgermeister der Städte sowie Polizeipräsidenten am 31. Januar 1944 mit Friedrich Uebelhoer als Regierungspräsidenten von Merseburg ergab, "dass die verbliebenen Beamtenkörper in vielen Fällen nicht mehr in der Lage wären, die von ihnen wahrzunehmenden Tätigkeiten ordnungsgemäß auszuführen." (Beamte)

Im Dezember 1944 beschäftigt sich die Stadtverwaltung Naumburg mit Sparmaßnahmen zur Reduzierung des Papierverbrauchs. Dabei unterstützt sie die DAF Naumburg. Beispielsweise teilt sie am 13. April 1944 allen Betriebsführern und Betriebsobmännern mit, dass eine Altpapiersammlung stattfindet. Und Friedrich Uebelhoer, inzwischen Regierungspräsident in Merseburg, belehrt seine Untergebenen mit Schreiben vom 9. Mai 1944 über die Schicksalsfrage der deutschen Nation, nämlich, wann und in welchem Zusammenhang die Bezeichnung Führer verwendet wird, wie folgt:

"Der Führer wünscht infolgedessen, dass zwar auf die anderweitige Verwendung des Wortes Führer im täglichen Sprachgebrauch zur Zeit kein Einfluß genommen werden soll, daß hingegen im zivilen staatlichen Bereich in Zukunft neue Berufs-Rangbezeichnungen nicht geschaffen werden sollen."

Goebbels wettert im April `44 (RdErldRMdI vom 16.4.1944) gegen die Art, die

"deutsche Sprache mit Abkürzungen und Stummelworten zu durchsetzen".

 

In US-Uniform gegen die Amerikaner

Viele, sehr viele, kehren aus dem Krieg nicht zurück. Einer von ihnen ist Günter Billing (1923-1944) aus Naumburg (Saale), der im Block 24, Grab 471, auf dem Soldatenfriedhof in Lommel (Belgien) begraben ist. Sein Leben opfert er der Operation Greif. Sie wird von Mussulino-Befreier Otto Skorzeny geführt. Der erhält Ende Oktober 1944 von Adolf Hitler den Auftrag die Ardennen-Offensive der Amerikaner aufzuhalten. Ab Mitte Dezember 1944 operiert er mit einer eigens dafür aufgestellten Panzerbrigade 150 und in feindlichen Uniformen im Rücken der US-Truppen. Sie führen Anschläge aus, streuen Desinformationen, erschießen Meldefahrer oder spannen Straßen mit Mienenwarnbändern ab, um Umwege der Truppenbewegungen zu erzwingen. Später, in seinen Erinnerungen, wird der SS-Obersturmbannführer bestreiten, dass seine Soldaten getarnt in amerikanischen Uniformen gegen US-Soldaten kämpften. Auf die Operationen der amerikanischen Streitkräfte bleibt das Greif-Unternehmen ohne nennenswerte Auswirkung. Denn die Truppe mit 2000 Mann Kampfstärke war schlecht vorbereitet und ausgerüstet. Über ganze zwei Shermann-Panzer soll die auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr formierte Einheit verfügt haben; einer davon blieb beim Marsch in den Bereitstellungsraum mit Getriebeschaden liegen. (vgl. Henke 319 ff.). Und sie stoßen auf die Gegenwehr des Counter Intelligence Corps (CIC). Am dritten Tag der Offensive der Skorzeny Truppe greift das CIC den Stiehlau-Trupp mit Leutnant Günter Billing (geboren am 9. April 1923) auf. Der "... sagte aus, er sei zu dem Unternehmen gezwungen worden." Am 23. Dezember 1944, gegen 12 Uhr, wird er zusammen mit dem Gefreiten Wilhelm Schmidt und dem Unteroffizier Manfred Parnass in Henri-Chapelle 26 Kilometer südwestlich von Aachen durch die Amerikaner standrechtlich erschossen. "Vielleicht wären die Skorzeny-Leute weniger hart angefasst worden, wenn nicht am Abend des zweiten Tages der Offensive bekanntgeworden wäre, dass an einer Wegkreuzung südlich von Malmedy mehrere Dutzend Soldaten der Battery B, 285th Field Artillery Observation Battalion, 7th Amored Division, tot aufgefunden worden waren. Alles deutet darauf hin, das die SS-Truppen die wehrlosen Gefangenen erschossen hatten." (Ebenda 323, 324)

 

 

Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene

Wie in anderen deutschen Städten erfolgt der Einsatz von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern in Naumburg vor allem zur Unterstützung der Kriegsproduktion und Aufrechterhaltung der Infrastruktur.

Ihre Arbeits- und Lebensbedingungen kann man heute aus Mangel an verlässlichem Archivmaterial leider nur höchst unvollständig beschreiben. Bekannt ist jedoch, dass die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter aus Westeuropa anders und in mancher Hinsicht deutlich besser behandelt wurden, als die aus Polen und der Sowjetunion. Erstere Gruppe der ausländischen Zwangsarbeiter war in einer Wohnbaracke an der Saalestraße und die Russen in der "Neuen Heimat" (siehe Bild unten) untergebracht.

 

 

Der Einsatz von Kriegsgefangenen in Naumburg 1942/43

- Auswahl -

 

 

Reinsberger & Co.
Kommanditgesellschaft

 

Paul Filzner
Kohlehandel

 

G. Jähnert Nachf.
Inhaber: Bruno Otto

Curt Buschendorf

 

Franz Spiegel
Holzhandlung
Große Salzstraße 18

 

Stadtverwaltung Naumburg
Tiefbauamt

Heinrich Beermann
Bauwaren- und Holzgroßhandel
Blumenthal-
straße 5


Gebhardt & Söhne
Inhaber: Kurt Gebhardt
Bauwaren-Großhandlung
Dechanten-grund

 

Beyer & Mühl Nachf., Rohprodukten-handlung
Am Güterbahnhof

Einsatz 5 polnischer Kriegsgefangener in der Stiftung Schulpforta
(13.6.1940)

 


Kohlehandlung Böttger, Marienplatz 3, russische und französische Kriegsge-
fangene

 

 

 

 

Die Einen und die Anderen

Zwischen dem tschechischen Zwangsarbeiter Milan Fuhsa, Arno Hüttner und Max Römer* (vgl. 1947), der bei der Maschinenfabrik Gehring (Hallische Straße 51) 1944/45 dienstverpflichtet ist, finden regelmäßig heimliche Zusammenkünfte statt, um die politische Lage und den Frontverlauf zu besprechen.

Außerdem spricht man den Tschechen Mut zu. Hüttner schenkt einem Tschechen sein Fahrrad, mit dem dieser flüchten kann. Das sind die einen Naumburger. Die anderen Naumburger, Leute wie Bonitz, machen es den Zwangsarbeitern schwer, um ein Wort von Milan Fuhsa, aus Hredle 93, p. Zebrak, aufzugreifen. Der Tschechische Staatsbürger notiert am am 26. Mai 1945 in Naumburg:

"Während des Krieges war ich zwangsweise bei der Fa. Ch. Gehring. Die Zwangsarbeit wurde mir hauptsächlich durch die nachstehend aufgeführten Angestellten erschwert: Arno Hoffmann ehm. Mitglied der Gestapo u. dem Angehörigen der Nazipartei Bonitz. Während der Zeit meines Aufenthaltes bei der Firma wurde ich, also auch meine Mitarbeiter, von den Genannten der Sabotage beschuldigt. Nur dank der Mithilfe des Herrn Hubert Hüttner, ehemaliger Staatsangehöriger der CSR, wurden wir von der Bestrafung mit Konzentrationslager, das mir drohte, verschont. Von den angeführten Namen der Nazi-Angehörigen wurden alle nach der Besetzung durch das amerikanischen Militär wegen schlechter Behandlung der Fremdarbeiter in Haft genommen. …"
Gezeichnet Milan Fuhsa

(Übersetzung aus dem Tschechischen, nach Fuhsa)

 

Neuengüter Straße mit der Herberge zur Heimat (2006)

Oberbürgermeister Bruno Radwitz teilt Superintendent Moehring (Naumburg), der dem Herbergsverein vorsteht, am 18. Juli 1942 mit, dass in nächster, "allernächster Zukunft" 20 sowjetische Kriegsgefangene eintreffen werden und vorgesehen ist, sie in der Herberge zur Heimat unterzubringen. Hier sind bereits etwa vierzig Kriegsgefangene. Zwischenzeitlich erwägt man, die Neuen in eine Baracke auf dem Ostbahnhof bei Firma Karl Plötner zu bringen. Das zerschlägt sich. So kommen im Oktober 1942 zwanzig weitere russische Kriegsgefangene aus dem "M-Stammlager" in die Neuengüter 16. Für die Ausstattung der Unterkunft werden nun folgende Gegenstände mit Erhalt bestätigt: 20 Betten, 20 Strohsäcke, 40 Decken, Kehrschaufel, zwei Besen, 4 Eimer, 5 Waschschüsseln, 20 Eßnäpfe, 20 Handtücher, 20 Löffel und 20 Trinkbecher. Stühle und Tische sind auffälliger Weise nicht dabei. Der Verpflegungssatz für Kriegsgefangene beträgt 1942 bis 1,30 Reichsmark pro Tag. Ein Waschraum befindet sich gegenüber dem Schlafsaal. Die Wachposten von der Wehrmacht sind ebenfalls in der Herberge untergebracht.

Geht es nach der Wehrkreisverwaltung, soll dem Kriegsgefangenen ein Lohn in Höhe von 0,20 RM pro Tag durch die Unternehmen ausgezahlt werden.

 

 

Mitteilung des Regierungspräsidenten von Merseburg über die Erfahrungen mit der Beschäftigung von Arbeitern aus besetzten russischen Gebieten:

"Die Ostarbeiter, insbesondere die weiblichen Arbeitskräfte haben sich inzwischen in allen Betrieben als guter Ersatz für die deutschen Arbeitskräfte, insbesondere bei körperlich schweren Arbeiten, die ohne Fachkenntnisse ausgeführt werden können, erwiesen. Aber auch die fachliche Eignung für bestimmte Spezialarbeiten ist teilweise vorhanden, so daß es vielfach möglich gewesen ist, einzelne Ostarbeiter sofort oder nach einer gewissen Anlernzeit als Facharbeiter einzusetzen."

Regierungspräsident von Merseburg am 21. Juli 1943

 

 

Die Kohle-Böttger am Marienplatz 3 (Naumburg) behandelt die Kriegsgefangenen menschlich. Prompt stellt man sie wegen Wehrkraftzersetzung vor das Sondergericht Halle. Landgerichtsrat Hans von Egidy moniert in seiner Anklageschrift am 13. Mai 1943:

"Diese Russen behandelt die Angeschuldigte [Rosemarie Böttger] mit auffälliger Zuvorkommenheit. Sie verabreichte ihnen Essen aus ihrer Küche und Zigaretten, die sie vom Lagerführer der Russen bezog. Diese Zuwendungen erhielten sie für ihre Arbeitsleistungen. Außerdem bewirtete sie die Kriegsgefangenen aber mit Wein und Cognac, ohne dass hierfür noch Arbeitsgründe vorlagen."

Kriegsgefangene bei Rosemarie Böttger, Marienplatz 3, 1942/43 (Fotoalbum Rosemarie Böttger)

Der Russe war Alexej Awdeow, geboren am 15. April 1918, von Beruf Lehrer, ledig, aus Skalo im Ural. Er schreibt im März 1943 an E[J]ekatarina Pawolowna in Orenburg (Russland):

"....Teure Mutter, es ist mir sehr schwer. Menschen mit Herz [Rosemarie!] sind um mich, die sich um meine Gesundheit und mein Leben kümmern, um in die Heimat zurückzukehren zu können. ...."

Menschen mit Herz ....

 

Jeden Dienstag und Freitag benutzen französische Kriegsgefangene, beschwert sich am 11. Februar 1944 der NSDAP-Kreisleiter beim Oberbürgermeister, zusammen mit einem Wachposten 6.53 Uhr ab Bismarckplatz die Straßenbahn. Sie steigen am Hauptbahnhof aus und fahren von dort weiter nach Weißenfels. Außer diesen Fahrgästen befindet sich im Wagen die Gefolgschaft des Arbeitsamtes und der Gauamtsleitung des NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, Kreisobmann: Gerhard Söllinger). So ist der Wagen jedes Mal voll besetzt. Die Verantwortlichen werden angehalten, künftig die Bahn 6.45 Uhr zu nehmen.

 

 


Winfried Gisske 2006 über Kontakte zu französischen Kriegsgefangenen

"Den Unterhalt für die Familie verdiente" mein Vater "durch Pförtnertätigkeit in einer Weißenfelser Eisengießerei. Bei dieser Tätigkeit kam es zum freundlichen Umgang mit französischen Kriegsgefangenen, die in diesem Werk zur Zwangsarbeit eingesetzt waren und die er nicht nur mit ihrer Post von Hause versorgte, sondern auch mit den Nachrichten vom Sender BBC. Mein Vater beherrschte die französische Sprache recht gut, da er im 1. Weltkrieg 4 Jahre an der Westfront als Leutnant der Bonner Husaren gewesen war. Er wurde angezeigt und kam nach Sitzendorf in Thüringen, wo eine Außenstelle des Konzentrationslager Buchenwald war."

(Gisske 2006)

 

 

Den deutschen Volksgenossen wird per Mitteilung im "Naumburger Tageblatt" vom 23. Oktober 1943 untersagt, zusammen mit Kriegsgefangenen deutsche Gaststätten zu besuchen.

Die Firma Plötner wirft Herrn Zeitschel und Herrn Fuchs am 20. Januar 1945 vor, dass sie sich mit drei amerikanischen Kriegsgefangenen unterhalten haben (siehe Schreiben links). Die Mitarbeiter erhalten ein Verwarnung.

Der Kontakt von Deutschen, insbesondere von Frauen, mit den Kriegsgefangenen, war strengstens verboten.

Die Deutsche Arbeitsfront, Kreisverwaltung Naumburg [Haus der DAF], teilt am 23. Januar 1945 mit, dass Polen, die sich bei der Arbeit bewährt haben, mit einem "P" gekennzeichnet werden sollen. Die Auswahl und Namhaftmachung ist Sache der Betriebsführer. (Vgl. Deutsche Arbeitsfront 23.1.1945) Der Bahnhof Naumburg meldet daraufhin fünfundzwanzig polnische Arbeitskräfte. (Vgl. Deutsche Reichsbahn 19.2.1945)

Der Regierungspräsident von Merseburg teilt den ihn unterstellten Behörden am 16. Februar 1949 mit:

"Ich weise die Polizeiverwaltung der Bezirke hiermit an mit allen Mitteln durchzugreifen, wenn [freie] polnische Arbeitskräfte erhöhte Lohnforderungen stellen und bei Verweigerung dieser Lohnforderung die Arbeit niederlegen." (Regierungspräsident 16.2.1945)

 

Die genaue Anzahl der in Naumburg zum Einsatz gekommenen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen ist heute auf Grund fehlender Dokumente nicht mehr feststellbar.

Im April 1945 gab es mehrere Luftangriffe auf Naumburg. Aus der Liste der Opfer ist zu erkennen, dass in der Stadt Kriegsgefangene aus der Sowjetunion, Frankreich, Polen, Belgien, Holland, England und der Ukraine im Einsatz waren. Ihr Zahl kann man auf 300 bis 400 Personen schätzen.

 

 

Auf der Zeichnung von links nach rechts:

Fopke Damstra aus Dantumawoude (seit 1971 zugehörig zum Dorf Damwoude, 5 612 Einwohner - 2007), geboren am 27. September 1915 in Ooster Nijkerk (Oosternijkerk, heute zugehörig zu Dongeradeel in der Provinz Friesland, Niederlande), verheiratet mit Trijntje, geborene Jildera (geboren 1916), Kinder: Geeseke (geboren 26. Juli 1937), Trijntje (25. September 1939), tätig als Bahnunterhaltungsarbeiter, Bahnmeisterei Naumburg an der Saale um 1942/43

Jan Damstra aus den Niederlanden, geboren 10. Mai 1909 in Nes, verheiratet mit Janke, geborene Haakma (geboren 1916), Kinder: Jaspa (geboren 10. Mai 1938), Oene (geboren am 7. Dezember 1939), tätig als Bahnunterhaltungsarbeiter, Bahnmeisterei Naumburgan der Saale um 1941

Jan Baptist Decoster aus Belgien, geboren 6. April 1907 in Dongeradeel katholisch, tätig im Bahnoberbau Deutsche Reichsbahn, Bahnmeisterei Naumburg an der Saale um 1941

Maurits Van Droogenbroeck aus Belgien, geboren 7. Juli 1922 in Liedekerke, katholisch, tätig als Eisenbahnbauarbeiter bei der Deutschen Reichsbahn, Bahnmeisterei Naumburg an der Saale um 1941. (Nach Meldewesen)

 

Wir irren uns bestimmt nicht: Sie wären lieber in ihrer Heimat einer ehrbaren Arbeit nachgegangen. Ihre Lebenspartner und Kinder, Eltern und Freunde bangten um ihr Leben und warteten sehnsüchtig auf ihre Heimkehr.

Jan Decoster (auf der Zeichnung oben dritter von links) erhielt vom 1. bis 10. September 1941 Heimaturlaub. Am 28. Januar 1942 meldet der Oberbürgermeister, dass er flüchtig ist.

Über 200 Ausländer starben nach einer Dokumentation des Stadtmuseums in der Ausstellung Krieg und Frieden. Naumburg 1940-1950 vom 25. Juni bis 4. Dezember 2005 bei den Bombenangriffen am 9. und 11. April 1945 auf Naumburg. Die meisten waren Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Sie durften die Luftschutzkeller nicht aufsuchen.

 

 

Verhaftungswelle 1944

18. August 1944, 18.12 Uhr: Kriminalsekretär Rabetke von der Staatspolizei, Außenstelle Weißenfels, nimmt die telefonische Verbindung mit Kriminalobersekretär Scholz in Naumburg, Große Neustraße 15 (Polizeidienstgebäude), auf. Er ordnet an:

Alle führenden Reichs-, Landtags- und Stadtverordneten der SPD und KPD sowie die SPD-Gewerkschaftsfunktionäre sind zu erfassen.

"Die Feststellungen sind im Einvernehmen mit der Kreisleitung [der NSDAP] zu treffen."

"Die Ermittlungen sind listenmäßig bis 19.8.1944 22 Uhr an die Staatspolizeistelle Außenstelle Weißenfels/Saale weiterzuleiten." (Ferngespräch)

Dieser Vorgang bestätigt noch einmal die Verflechtung von Polizei, NSDAP und Stadtverwaltung.

Pflichtgemäß erhält der Oberbürgermeister und NSDAP-Kreisleiter von Naumburg die Aufstellung der Personen, die zum Naumburger Widerstand gehören.

Hier die Wiedergabe der Liste der Staatspolizei, Außenstelle Weißenfels, zum Naumburger Widerstand vom 18. August 1944:

"Anliegend übersende ich die geforderte Liste.
Mit der Kreisleitung wurde Rücksprache genommen."

Walter Fieker, Jahrgang 1895, Lagerhalter der Konsumfiliale, ehemaliger Stadtverordneter der KPD, 1934 in die Niederlausitz verzogen

Walter Höhne, Jahrgang 1894, Jägerplatz 21, KPD, ehemaliger Stadtverordneter Naumburg, im Konzentrationslager

Karl Keil, Jahrgang 1896, Adolf-Hitler-Str. 44 [heute Flemminger Weg], KPD, ehemaliger Stadtverordneter Naumburg, "nicht staatsbejahend"

Emil Rößling, Jahrgang 1892, Posener Str. 10, Dechantengrund, Lagerführer bei der Reichsbahn, "politisch undurchsichtig"

Paul Zeitschel, Jahrgang 1906, Siedlungshof 13 (früher Große Neustraße 13), KPD, "nicht staatsbejahend"

Ernst Heinrich Bethge, Jahrgang 1878, Lehrer, seit 29.9.1942, Bürgergartenstraße 9, ehemals Landtagsabgeordneter SPD und Schulrat, in der Systemzeit marxistisch;
"Steht dem heutigen Staate ablehnend gegenüber". "B. ist als gefährlich zu bezeichnen."

Friedrich Blüthgen, Jahrgang 1874, Lehrer, ehemaliger SPD-Stadtverordneter Naumburg, heute Blockwart, keiner Parteigliederung angehörig; "Er ist offensichtlich bemüht, sich in die Volksgemeinschaft einzureihen."

Karl Marien, Jahrgang 1886, Siedlungshof 13, Schlosser, ehemals SPD Stadtverordneter, "Marien muß heute als politisch undurchsichtig bezeichnet werden."

Gottfried Rublak, Jahrgang 1888, Lindenhof 3, Schriftsetzer, ehemals SPD Stadtverordneter, "Er gehört auch [?] jetzt keiner Parteigliederung an und muß als politisch undurchsichtig bezeichnet werden. Z. Zt. liegt er schwer im Krankenhaus, er ist also nicht lagerfähig."

Eugen Wallbaum, Jahrgang 1876, Brunnengasse 9, Kaufmann, zur Zeit bei Elektrofirma Becker, Große Marienstraße, tätig, "er steht der heutigen Zeit vollständig ablehnend gegenüber." (Dokument Scholz, 18.8.1944)

Robert Manthey, Jahrgang 1869, Jägerstraße 51

Wilhelm Schwencke, Jahrgang 1888, Lindenhof 3, SPD-Stadtverordneter
"… Er war in allen Zweigen der SPD aktiv tätig … z. Zt. liegt Schw. schwer krank im Krankenhaus. Er ist also nicht lagerfähig."

Am 22. August 1944, um 8.30 Uhr, werden der Karl Marien und der ehemalige Schulrat Ernst Heinrich Bethge verhaftet.

Am 23. August, 15 Uhr, erstattet Kriminalobersekretär Scholz (Naumburg, Große Neustraße 15) Vollzugsmeldung zur Festnahme von: Karl Keil, Paul Zeitschel, Martin Oehler (Moritzstraße) und Walter Ronneburg (Siedlungshof).

Am 24. August werden gegen 7 Uhr festgenommen: Eugen Wallbaum und Rentner Gottfried Rublack.

 

 

Der Volkssturm
und Jungmannen im Kampf um den Endsieg


Lale Andersen (1905-1972)
"Lili Marleen" (1939)
in über 48 Sprachen übersetzt

hier hören


"Lili Marleen" - ein deutsches Soldatenlied über Abschied, Trennung und ungewisse Heimkehr avanciert auf beiden Seiten der Front zum populärsten Lied des Zweiten Weltkrieges. Komponist Norbert Schultze (1911-2002), bekannt durch das Lied Bomben für Engeland, trifft die Gefühlslage der Menschen: Trennungserlebnisse, Sehnsucht nach Hause, Einsamkeit, Angst vor dem Sterben. Sowjetische Flugblätter appellieren an die deutschen Soldaten, zu ihrer Lili heimzukehren.

Hitler erlässt am 18. Oktober 1944 den Aufruf zur Bildung des deutschen Volkssturms.

Der Reichsverteidigungskommissar für den Bezirk Halle-Merseburg verpflichtet am 23. Oktober 1944 den Oberbürgermeister der Stadt Naumburg den Volkssturm aufzustellen. Jedoch darf der polizeilich Schutz und die Versorgung der Bevölkerung unter allen Umständen gefährdet werden. Ende Oktober meldet die Stadtzeitung "Volksmusterung im Kreise Naumburg / Flammendes Bekenntnis unseres Volkes". Unter der Losung "Lieber tot als Sklave" oder "Volk ans Gewehr" rekrutiert man in Musterungslokalen das letzte Aufgebot.

Waldschloss, Cafe und Restaurant (Datum unklar, vielleicht um 1940)

Der HJ-Bann organisiert Naumburg in der ehemaligen Waldgaststätte ein Ausbildungslager. Kriegsversehrte Wehrmachtsoffiziere und fronterfahrene Unteroffiziere bereiten die Jungen aus Naumburg und Umgebung auf ihren Einsatz beim Volkssturm vor. Abends werden im Gastraum Filme über moderne Kampfwaffen gezeigt. Wenn notwendig, werden die "fanatischen Nationalsozialisten", wie sie der Naumburger Kurier am 4. Januar 1945 bezeichnet, der Division "Hitler Jugend" folgen.

Laut Zeitungsnachricht vom 13. November fand auf dem Marktplatz eine "machtvolle Kundgebung" zur Vereidigung des Volkssturms statt. Und die Verpflichtung für das Vaterland zu kämpfen, ist jeden eine Herzenssache. Tatsächlich dachten so einige Enthusiasten. Ingo Reich (damals Naumburg) beharrt darauf:

"Für mich war klar, dass es jetzt meine Vaterlandspflicht sei, mich beim Volkssturm zu melden."

Andere dachten anders und erlebten es anders. Max Kruse (geboren 1921) erzählt in Eine behütete Zeit - eine Jugend im Käthe-Kruse-Haus aus der Nachbarstadt Bad Kösen [Panoramakarte]:

"Als sich die Alliierten näherten, ging es uns viel zu langsam, sie wurden ungeduldig erwartet. Wir waren froh, dass es die Amerikaner waren, so, wie sich die Dinge entwickelten. Panzersperren wurden noch errichtet, Sprengladungen an den Brücken angebracht. Ich musste zum Volkssturm, zum letzten Aufgebot, jeder spottete über diese sinnlose Veranstaltung. … Unsere zusammengewürfelten Volkssturmleute trafen sich in einem Streckenwärterhäuschen an der Saale. Da sah sich niemand mehr vor. Man hätte uns leicht alle als Defätisten erschiessen können. Es brannte eine grelle Lampe hinter den dicken Papierrollos der Verdunklung, die Kameraden von der anderen Schicht, die wir ablösen sollten, futterten noch ihre Brote.

Der Schuster schlurfte dann mit mir über die dunkle Brücke, über die Eisenbahnschwellen, zwischen den Schienen, die wie helle Bänder waren, denn sie spiegelten das blasse Licht der Sterne. Sein Schritt war schwer, er hatte die Karabiner auf dem Rücken. Sie waren zwei einsame, so nutzlose Gestalten in der Dunkelheit, zu nichts mehr gut, und das wussten wir. Nu is die Scheisse bald zu Ende, das tröstet den Schuster, der immer ein Gegner der Nazis war und das nie verleugnet, hatte. Hoffentlich, antwortet ich." (Kruse 283)

Stadtverwaltung, öffentliche Einrichtungen und Betriebe benennen ihre Volksturmmänner. Die Firma Gehring meldet am 14. März 1945 siebzehn Personen das letzte Aufgebot.

Oberbürgermeister Rackwitz beziffert die Mitglieder des Volkssturms am im Januar 1945 auf 99.

Insgesamt gesehen erfolgt in Naumburg die Teilnahme am Volkssturm - zum Glück - eher lustlos. Im Urteil von Eugen Wallbaum (SPD, Naumburg) vom 14. April 1945 liest es sich so: "Der Naumburger Volkssturm, das stand eisern fest, war durch die planmäßig betriebene Aufklärung für die NSDAP. abgesehen von einigen Ausnahmen ein sicherer Versager. Im Laufe von einigen Wochen wurde selbst unter der Bürgerschaft die gestreute Saat bemerkbar, ja selbst bisher NSDAP. mäßiges Eingestellte fingen an zu zweifeln, ja es ging soweit, daß man von einem völligen Zerfall einer Siegesstimmung in Naumburg sprechen konnte."

Der Kampf der Napola Schüler im April 1945, diese Einschränkung scheint notwendig, passt hier nicht ran.

 

KZ-Häftlinge und Ostflüchtlinge auf dem Marsch durch Naumburg

"Dann kam das Frühjahr 1945. Auf der Landkarte wurde täglich mit Fähnchen abgesteckt, wo der Feind stand." Und weiter schreibt Waltraud Lack:

"Was mir in schrecklicher Erinnerung ist, ich stand stundenlang, tagelang am Fenster und sah in Fünferreihen Elendsgestalten Richtung Westen ziehen. Manche schleppten, schleiften einen Kameraden mit, mehr tot als lebendig. Es waren Kriegsgefangene, die man vor der Front zurückzog. Manche hatten eine durchlöcherte Blechbüchse mit Glut an zwei Drähten zwischen sich. Neben dem Tross liefen deutsche Soldaten als Bewacher …. Almricher Frauen kamen und brachten ein Stück Brot oder was sie noch Essbares hatten. Eine brachte einen alten hochrädrigen Kinderwagen, da legten sie einen Kameraden rein, der nicht mehr laufen konnte. Die deutschen Wachen sagten nichts, trotzdem es streng verboten war. Noch schlimmer war der Elendszug von Männern in blau-weiß gestreifter Kleidung, scharf bewacht. Ich sah es vom Fenster aus. Die Bevölkerung hatte Angst, keiner traute sich hin. Es waren KZ-Häftlinge. Auf den Pfortenwiesen wurde einer erschossen, es war wohl der Gnadenschuss. …. " (Lack 2006)

Dies war wahrscheinlich Anfang April 1945. Walter Becker teilt dazu folgendes mit:

"Auf der Kösener Straße herrschte Hochbetrieb, Militärkolonnen zogen nach Osten, ebenso Tausende von Kriegsgefangenen, meistens in englischer Uniform. Einige Sikhs blieben in Naumburg, man sah sie nach der Besetzung durch die Stadt fahren. KZ-Häftlinge aus Buchenwald gingen in ihrer Lagerkleidung ebenfalls nach Osten. Sie wurden streng bewacht. Naumburger, die ihnen zu trinken geben wollten, wurden von den Wachmannschaften zurückgewiesen." (Becker 2000)

Ein Junge macht im selben Zeitraum aus dem obersten Stockwerk von der Wenzelsmauer 9 auf dem Wenzelsring folgende Beobachtung:

"Zuerst kamen die Trecks der Ostflüchtlinge. Planwagen, beladen mit vollen Säcken, Kisten und Hausrat, angebunden lief oft ein Fohlen oder eine Kuh nebenher. Dann kamen aus dem Westen aufgelöste Heeresverbände mit angeschlagenen Wagen und Waffen. Auf den Kotflügeln der Pkws saßen Soldaten, die den Himmel beobachten und vor Tieffliegern warnen sollten. Eines Abends, es war schon spät und fast dunkel, hörten wir ein Getrappel und Geschlürfe auf den Steinen vor unserem Fenster - wie von einer Schafherde - , es waren aber Menschen in gestreifter KZ-Kleidung und Holzschuhen, die von SS-Soldaten vorangetrieben wurden. Gefangene aus Buchenwald auf ihrem Todesmarsch. Dann war es eine Weile still auf dem Wenzelsring, bis im Westen ferner Kanonendonner zu hören war. Und dann kamen die Amerikaner auf ihren Jeeps, die auf dem Wenzelsring ihre Panzer und Lastkraftwagen abstellten und unter den Linden tarnten. Ich sehe sie noch, wie sie durch die Wenzelsstraße Patrouille fuhren: Ein Jeep, lässig gesteuert von GI's, die Maschinenpistolen griffbereit, die Umgebung sichernd. Die Straße voller weißer Lumpen und Lappen, aber auch schöne, große und saubere Betttücher waren zu sehen. Das war die Kapitulation, das war für uns das Ende des Krieges… " (Gatzen 2006)

 

 

Kriegsgefangenenlager

 

   
   
Ehemaliges Heeresverpflegungsamt in der Schönburger Straße (2007)

 

Von April bis Juni 1945 besteht auf dem Gelände der Standortkaserne des Artillerieregiments 14 an der Schönburger Straße 12 und Teilen des Heeresverpflegungsamtes ein Lager mit 20 000 bis 40 000 Kriegsgefangene (nach Guhr 1966).

"Kurz, nachdem die Amerikaner in Naumburg eingerückt waren," schreibt Paul Heinrich, "wurde von ihnen im Grundstück des Verpflegungsamtes ein behelfsmäßiges Konzentrationslager errichtet und in diesem die mittels Lastkraftwagen aus Richtung Weißenfels hier antransportierten Reste der faschistischen Wehrmacht untergebracht."

Volker Jung bezeugt, daß ausserdem ein Areal an der Weißenfelser Straße ebenfalls als Gefangenenlager hergerichtet wurde.

Im Kriegsgefangenenlager Naumburg sind Militärangehörige aller Waffengattungen sowie Nachrichtenhelfer der Wehrmacht und Krankenschwestern interniert. Zeitzeugen berichten, dass sich die US-Armee nicht an die Regeln des "Roten Kreuzes" hält.

 

 

"Am 20. April 1945 kamen die Amerikaner nach Naumburg. An der Weißenfelser Straße richteten sie ein Gefangenenlager auf einer eingezäunten Wiese ein. Die Soldaten befanden sich trotz anhaltenden Schneeregens schutzlos unter freiem Himmel und waren gezwungen, die Nächte im Schneematsch liegend zuzubringen.

Die Kirchen riefen zu Brotspenden für die gefangenen Soldaten auf. Auch wir sparten uns das Brot vom Munde ab. Die Amerikaner aber übergaben das gespendete Brot nicht an die Gefangenen, sondern ließen es irgendwo außerhalb des Lagers verschimmeln.

Von Naumburg kamen viele der Gefangenen in das berüchtigte Lager Bad Kreuznach."

Zeitzeugenbericht von Dr. Volkhard Jung, geboren am 7. März 1934, Karlsruhe

 

 

 

"Als damalige Einwohnerin Naumburgs bestätige ich die Aussage von Dr. Jung mit folgenden Zusätzen:1. In Naumburg befand sich ein noch mit Nahrungsmitteln gefülltes Proviantamt der deutschen Wehrmacht. Anstatt die dortigen Bestände zur Ernährung der Gefangenen zu verwenden, wurde das Proviantamt von den Amerikanern der Bevölkerung zur Plünderung freigegeben."

Margarete Schmidt, geborene Grüttner, 13.11.1909 - 17.1.2003

 

 

 


Bericht eines ehemaligen Gefangenen:

"Am nächsten Tag gab es das große Aufatmen, als wir am Ortseingangsschild von Naumburg vorbei fuhren. Es war ein riesiges eingezäuntes Gelände in dem zigtausende Menschen apathisch auf ebener Erde oder in flachen Gruben hockten. Keine Zelte, keine Baracken, wie man das heute in Filmen immer darstellt.

Wir fuhren durch eine Öffnung im Zaun und mussten absteigen. Nun waren wir also Insassen eines US-amerikanischen Kriegsgefangenenlagers. "Wo muss man sich hier denn registrieren?", fragte ich einen Herumliegenden. Erstmals erlebte ich, was mit dem Ausdruck "müdes Lächeln" gemeint ist. Es gäbe keine Registrierung, erklärte er und es interessiere die Amis auch gar nicht, wer und wie viele Menschen in ihrem Camp hausten. Frustriert suchten Heinz und ich ein freies Plätzchen, was gar nicht so einfach war. Fast jeder Insasse hatte nur knapp zwei Quadratmeter zur Verfügung und wer Pech hatte musste direkt neben dem Latrinengraben liegen. Auch der verbale Kontakt mit den Alteingesessenen erwies sich als schwierig, da die in der Regel recht maulfaul waren. Selbst auf die simple Frage nach der Verpflegung gab es wieder nur dieses "müde Lächeln" und hinsichtlich unseres Durstes eine "lahme Handbewegung". Irgendwo solle es einen intakten Wasserhahn geben."

Mark Scheppert: Posts Tagged ' Naumburg Kriegsgefangenenlager '. Verfasst am 30. Januar 2015
http://markscheppert.de/?tag=naumburg-kriegsgefangenenlager

 

 

 

 


22. Mai 1945: "In der Nacht schweres Gewitter mit starken Regengüssen. Empfindliche Kühle. Seid gestern sind Wanke [Landgerichtspräsident, Landgericht Naumburg, Kaiser-Wilhelm-Platz 1, heute Kramerplatz 1] Beyer und Siebert wieder in Naumburg. Aber nicht zu Hause, sondern auf den Höfen des Heereszeugamtes. Unterkunft fehlt. Aufenthalt im Freien bei dem Wetter und bei Leuten, die ganz sommerlich gekleidet sind und denen man vor ihrer Festnahme das Mitnehmen eines Mantels verweigert hatte. Das gleiche Schicksal teilen an der gleichen Stelle 35 000 deutsche Kriegsgefangene."

Aus den Aufzeichnungen des Oberlandesgerichtspräsidenten von Naumburg Paul Sattelmacher, Seite 77

 

 

"Die Unterbringung war eine Katastrophe." (Guhr) Der größte Teil muss unter freiem Himmel schlafen. Es wird kein Krankenrevier eingerichtet. Ein Gefangener berichtet, wie er in eine Kaninchenstallanlage einzog. Es gibt Misshandlungen und Prügel durch die Bewacher.

Vom Lager aus gelangen an kleinen Steinen befestigte Papierschnipsel mit Nachrichten nach außen. Alle schieben Hunger. Herr Jung erinnert sich 2006:

"Wir sparten uns Brot vom Munde ab für die deutschen Kriegsgefangenen. Die Kirche hatte dazu aufgerufen. Aber die Amerikaner ließen es verschimmeln." (Jung 2006)

Die Verpflegung war völlig unzureichend, berichten ehemalige Gefangene übereinstimmend. Einer beschreibt die Verpflegung mit 100 Gramm Schmalz aus der Dose. Später gab es Wassersuppen ohne Fett und Fleisch. Ein anderer ehemaliger Gefangener stellt fest: Die Neuankömmlinge erhielten die ersten Tage nichts zu essen. Dann täglich eine Büchse Schmalzfleisch ohne jede Beigabe. Es gab täglich eine Konservendose voller Wassersuppe. Dazu öfters eine Rolle Drops, einen Kaffeepressling und 2-3 Zigaretten pro Tag. Für 12 Mann ein Graubrot, gelegentlich auch für 6. Ab Mitte Mai stabilisiert sich die Verpflegung. Einwohner werfen heimlich Nahrung über den Zaun ins Gefangenenlager. Die hygienischen Verhältnisse sind schlecht. Es gibt einen Donnerbalken, primitiv-schlimm, heißt es im Bericht. In einem Revier werden die an Ruhr Erkrankten separiert. Viele leiden an Durchfall. "Einer ist mal in der Verzweiflung durch den Kot auf den Stacheldraht zugekrochen - der Posten hat ihn kaltblütig erschossen!" (Stöckle 1996)

Durch die Lagerleitung erfolgt die Registrierung und Überprüfung der Gefangenen nach folgenden drei Kategorien:

Kategorie A: Verwundete und Kranke. Sie sind für eine baldige Entlassung vorgesehen.

Kategorie B: Die Mitglieder von Kampfverbänden, wie z. B. Waffen-SS, die nicht entlassen werden sollen.

Kategorie C: Soldaten und Offiziere die als politisch belastet gelten und keine Entlassung zu erwarten haben.

Von den Kriegsgefangenen der Kategorie B und C wird von massiven Übergriffen berichtet.

Ernst Kaufmann aus Müllheim gibt einen eindrucksvollen Bericht über die Lebensbedingungen und die Flucht aus dem Lager. Mit 18 Jahren erlebt er als Luftwaffensoldat das Kriegsende in Berlin, desertiert und gibt sich als Schweizer aus. Von Mai bis Juli 1945 dauert sein Heimweg. Er kommt bei Eisleben in US-Gefangenschaft, wird in das Gefangenenlager Naumburg transportiert. Von hier flieht er.

 

 

Ernst Kaufmann berichtet:

"Ich war siebzehnjährig als Angehöriger der Luftwaffe im Erdeinsatz … im Raum Berlin im Einsatz gewesen … ich hatte keine Papiere … Ich landete unbewaffnet und in Zivil zwei Wochen nach Kriegsende in einem schlimmen Gefangenenlager, mit ca. 80 000 Leuten auf freiem Feld zusammengepfercht. Nach einigen Tagen wurde ein Teil der Gefangenen nach Naumburg an der Saale transpor-tiert. Das Lager war inmitten der Stadt auf dem Gelände eines zerbombten Wehr-machtsverpflegungslagers. Es war mit Stacheldrahtrollen umgeben, und alle 20 bis 30 Meter postierte ein mit entsicherter Schusswaffe versehener US-Soldat mit dem Befehl, jeden Flüchtenden zu erschießen, obwohl der Krieg zu Ende war. Ich stellte gleich bessere Fluchtchancen fest: Das Gelände war für die Bewacher unübersichtlicher als in Eisleben-Helfta, beschlagnahmte Häuser und Gärten lagen nahe hinter dem Stacheldraht, und an einigen Stellen reichte Gebüsch bis fast an den Stacheldraht heran. Gründe zu fliehen gab es mehr als genug. Mal gab es zwei oder drei Tage nichts zu essen. In der Regel gab es für zwei Mann eine Dose fettes Schweineschmalzfleisch aus ehemaligen Wehrmachtsbeständen und dazu - nichts, außer einmal täglich in einer Dose "Trinkwasser" aus einem ehemaligen landwirtschaftlichen Jauchewagen. Kein Wunder, dass man nach kurzer Zeit erkranken musste, täglich starben Dutzende an Durchfall, Ruhr und Erschöpfung. Pro Mann gab es knapp ein Quadratmeter Fläche, was kaum zum Liegen reichte, und wer Pech hatte, musste direkt neben einem Latrinengraben oder auf einem zugeschütteten Graben Platz nehmen. Ein Dach über dem Kopf gab es auf Eisenhower-Befehl nicht. Wir hatten viel Zeit zum Nachdenke: Das dankten wir dem "Führer", der eine große Zahl russischer Gefangener auf diese Weise umbringen ließ. Nun mussten wir für Naziverbrechen büßen, vor allem für die in KZ-Lagern entdeckten. Aber war es richtig, dafür pauschal alle von uns verantwortlich zu machen? Unser Lagerkommandant war Jude, und für die "Amis" waren alle Deutschs Nazis, zumindest damals. Es gab sogar Zehnjährige und ganz alte Männer in dem Lager, auch Frauen.

Der Kanadier James Bacques beschrieb später die Lagerzustände in seinem Buch "Der geplante Tod" (Ullstein Verlag). Längere Zeit hier aushalten zu müssen, konnte leicht zum Tod führen. Wann würden wir entlassen? Keiner wusste es. Selbst alte Landser rieten vom Fluchtversuch ab: "Wir haben dem Krieg überlebt - jetzt noch den Tod riskieren?" Ich entschloss mich dennoch dazu. Zunächst musste ich wieder zu Kräften kommen. Ein kleiner Stacheldrahtzaun trennte ein ehemaliges Verpflegungslager der Wehrmacht von den Gefangenen. Ich kam hinüber, musste aufpassen, nicht von Wachen erwischt zu werden und stopfte mir ein absonderliches "Menu" in Hosen- und Manteltaschen, bestehend aus Suppenwürfeln, Zucker, 0ramgedae, Dörrsauerkraut etc. Wieder zurück auf meinem Lagerplatz begehrten meine Nachbarn ihren Anteil, ohne jedoch das "Unternehmerrisiko" getragen zu haben.

So gestärkt inspizierte ich dann unauffällig einige Stellen der Stacheldraht-Außenabsperrung und fand heraus, dass ein naher Gartenschuppen Vorteile bot. Man musste ja zwischen zwei Wachsoldaten über oder durch den Stacheldraht ins Freie gelangen. Ich näherte mich so nahe wie möglich beiden Posten, um festzustellen, welches Blickfeld sie hatten. Für den linken war durch den Schuppen ein gewisser Bereich der Stacheldrahtrollen nicht einsehbar, im toten Winkel. Ich beobachtete noch nachts, wo man an bestimmten Stellen sich gegen die den Stacheldraht ausleuchtenden Lampen für die Posten weniger als Silhouette abhob. Sich wegen des Schuppens anfangs nur auf einen Posten konzentrieren zu müssen, bot einen großen Vorteil. Dazu kam, dass es bei den Eisheiligennächten auch für die Wachposten kalt war, weswegen sie Holzfeuer anzündeten, um sich zu wärmen.

Aus HJ-Geländespielen wusste ich, dass ein ins Feuer oder Licht Blickender in seiner Sehfähigkeit eingeschränkt ist. Nun galt es nur noch, entschlossen die Gunst der Stunde zu nutzen, und das erforderte einigen Mut. Denn wer erwischt wurde, der wurde an Ort und Stelle erschossen. Ich hatte keine Uhr, die hatten mir die Russen abgenommen. Ich schätze, dass ich so 15 bis 20 Minuten lang mit mir rang: Soll ich's wagen oder nicht? Ich hatte viel zu verlieren, war gerade 18 Jahre alt! Dann aber schob ich einen Balken, der in der Nähe lag, vorsichtig über die ersten, etwa 1.50 Meter hohen Stacheldrahtrollen, mich voll auf den rechten Posten konzentrierend. Er legte gerade Holzscheite ins Feuer. Ich war im vollen Lampenlicht. Nach einigen Metern geriet ich auch in das Blickfeld des linken Postens. Da der Balken nicht lang genug war, um auf ihm den Stacheldraht zu überschreiten, musste ich jetzt versuchen, auf dem Boden kriechend weiter zu kommen. Plötzlich stand der nur einige Meter entfernte Soldat auf, ich erschrak zu Tode. Hatte er mich gesehen? Hatte eine leere Konservendose geklappert? Gottlob nicht. Er suchte nur Brennholz für sein Feuer.

Gleich war ich im Garten des nächsten Hauses, aber noch nicht in Freiheit, denn der Bereich um das Lager war Sperrzone. Military Police (MP) patrouillierte auf den Straßen, und durch die Gärten hinter den Häusern aus der Stadt herauszukommen, gab ich wegen Zäunen und Mauern bald auf. In einigen Häusern wohnten US-Soldaten. Am nächsten Morgen schlich ich mich ins nächste Haus. Hier waren Deutsche, die Bescheid wussten und mir zu essen gaben.

Da polterte es an die Haustür: Razzia! Es waren wohl noch andere entwichen, deswegen wurde jetzt der ganze Bezirk von Soldaten durchkämmt. Laut "der geplante Tod" (Buch von James Bacques) gelang unter ca. 1200 Gefangenen einem die Flucht aus solchem Lager. Ich verkroch mich in einer Hecke unterm Laub. Sie fanden mich nicht, hatten gottlob keine Hunde. Nachdem es wieder ruhiger wurde, machte ich mich auf den Weg. Jedoch an der nächsten Straßenkreuzung stand eine Postenkette, die kontrollierte. Da sah ich an einer Baustelle einen Schubkarren mit der Aufschrift: "Stadtbauamt Naumburg". Ein paar Backsteine, Schaufel und Pickel drauf, durch die Postenkette hindurch geschoben - keiner wollte was von mir wissen. Ich trennte mich vom Schubkarren erst, nachdem ich auf einer Anhöhe angekommen war, inmitten von Schrebergärten mit herrlichen Kirschen. Ich blickte auf die alt ehrwürdige Stadt Naumburg mit ihrem Dom herab und auf die Kasernengebäude, zwischen denen meine Kameraden weiterhin gefangen waren. Die meisten kamen später noch in das schlimme Lager Heilbronn und in französische Bergwerke und wurden erst nach zwei Jahren entlassen, so sie überlebten. Mein Entschluss zu fliehen war also richtig gewesen.

Und nun war ich in Freiheit. ….."

Ernst Kaufmann 2004

 

 

Mit dem Abzug der Amerikaner aus Naumburg erfolgt auch der Abtransport der Lagerinsassen zu jeweils 50 Personen auf Lastkraftwagen im 10er Konvoi. Der letzte geht am 23. Juni 1945 auf Fahrt.

Die genaue Zahl der Toten in diesem Lager ist nicht feststellbar. Die Amerikaner führen die Toten aus den Auffang- und Sammellagern dem neuen Friedhof zu, ohne die dazu notwendigen Totenscheine vorzulegen. Die Naumburger Ärzte weigerten sich dieses Dokument auszustellen. Am 6. Juni 1945 fordert sie deshalb das Gesundheitsamt auf, dies künftig zu tun.

 

Siehe Befreiung

 

 

Akte Volkssturm. Stadtarchiv Naumburg. Band 126.43, 1944-1945, Signatur 8093

[Ausländer] Zahlenmäßige Nachweisung der ausländischen nichtlandwirtschaftlichen Arbeitnehmer im Kreis Naumburg. [Stand] Naumburg, den 14.12.1933. Stadtarchiv Naumburg. Magistrat Naumburg Paß- und Meldewesen, Band II., 1939-1940, Archivsignatur 8763

[Beamte] Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, Rep. C 48 I e, Nr. 1123, Batt 568

Betrifft Unterbringung von 20 russischen Kriegsgefangene. Schreiben vom 6. Juli 1942. Stadtarchiv Naumburg, Magistrat Naumburg, Sowjetische Kriegsgefangene für Be- und Entladezwecke (Fahrbereitschaftsleiter), 1942-1946, Archivsignatur 6214

Bjarsch, Hubert: Ein Überlebender, unverschämt. Eine Heiße Geschichte. Frieling-Verlag, Berlin 2006

[Böttger, Rosemarie] Vernehmung des russischen Kriegsgefangenen Unteroffizier Alexej Awdeow, geboren am 15. April 1918, von Beruf Lehrer, ledig, aus Skalo im Ural, am 7. April 1943. Staatsanwaltschaft Halle, Strafsache Sondergericht. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, SG Halle C 134, 207

[Böttger, Rosemarie] Sondergerichtsklage! Verfasser: Landgerichtsrat Egidy. 13. Mai 1943. An den Herrn Vorsitzenden des Sondergerichts Halle - Saale. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, SG Halle C 134, Nr. 207

[Böttger, Rosemarie] Strafsache vor dem Sondergericht Halle. Urteil vom 16. Juni 1943. Staatsanwaltschaft Halle, Strafsache Sondergericht. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, SG Halle C 134, Nr. 207

Die Deutsche Arbeitsfront, Kreisverwaltung/Naumburg a. S., 23. Januar 1945. An alle Betriebsführer mit polnischen Arbeitskräften. Stadtarchiv Naumburg, Magistrat Naumburg, Deutsche Arbeitsfront, Archivsignatur 6163

Die jüngsten Naumburger Volkssturmmänner in der Ausbildung. Naumburger Kurier auf Kriegsdauer vereinigt mit dem Naumburger Tageblatt, Nummer 3, 4. Januar 1945

[Duesterberg Referat.] In: Die Naumburger Kundgebung des Stahlhelms. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 18. April 1931

Ingo Reich, Bremen (1943-1950): Wie ich nach Naumburg kam. Website des Stadtmuseum Naumburg 2006

[Dokument] An die Staatspolizeistelle Halle, Außendienstelle Weißenfels, in Weißenfels, [Anlage: Liste der Personen gemäß Anforderungen durch Ferngespräch von Kriminalsekretär Rabetke, Staatspolizeistelle Weißenfels, vom 18. August 1944, unterzeichnet von Scholz, Polizeistelle Naumburg], amtlich beglaubigte Abschrift, unveröffentlicht

[Dokument] Auf telefonische Anweisung, Naumburg, den 22. August 1944, [unterzeichnet von] Scholz [Polizeistelle Naumburg], unveröffentlicht

[Dokument] Naumburg den 9. September 1944, [unterzeichnet von] Scholz [Polizeistelle Naumburg], unveröffentlicht

[Dokument] Vfg., Naumburg den 26. September 1944, [unterzeichnet von] Scholz [Polizeistelle Naumburg], unveröffentlicht

[Dokument] Vermerk, Naumburg den 26. September 1944 [unterzeichnet von] Scholz [Polizeistelle Naumburg], unveröffentlicht

Duesterberg Referat. In: Die Naumburger Kundgebung des Stahlhelms. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 18. April 1931

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[Sattelmacher, Paul:] Auszug aus den persönlichen Aufzeichnungen des Oberlandesgerichtspräsidenten Prof. Dr. Paul Sattelmacher (13.4.1879-1947), unveröffentlicht

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Sieling, Heinrich: Geleitwort zur Jubiläumsausgabe. In: Anschriftenbuch der Stadt Naumburg (Saale) 78. Ausgabe, 1939/40

[Steinbrück, Kurt - Das Leben von] Reine Borsten. Bilder und Texte über den Bürstenmacher Kurt Steinbrück aus Naumburg /Saale. Herausgegeben von Wieland Fürth, Jüdengasse 4, Naumburg a.S. 1993

Stöckle, Max (Heidenheim): Brief an Herrn Ekkehard Guhr vom 20. Mai 1996. Stadtarchiv Naumburg, Kriegsgefangenenlager 1945

Thies, Klaus-Jürgen, Oberstleutnant: Brief an Ekkehard Guhr vom 16. Juni 1996, Stadtarchiv Naumburg, Kriegsgefangenenlager 1945

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[Straßenbahn] 100 Jahre Elektrisch durch Naumburg. 2007 [ohne weitere Angaben]

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Autor:
Detlef Belau

Geschrieben: April 2005. Aktualisiert: 18. Dezember 2010
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