Der Politiker Georg Schiele (1868-1932) Deutschnationaler Politiker, völkischer Moralist, Stratege der deutschnationalen Europapolitik, Ideologieproduzent und Organisator der völkisch-deutschnationalen Rechten
Der
Lebensweg von Georg Schiele beginnt am 17. November 1868 in Naumburg
an der Saale. Der Vater Franz Friedrich Schiele (1836-1883) war zweiter
Domprediger. Nach dem Besuch des Naumburger Domgymnasium von 1878
bis 1887 studiert er an den Universitäten Jena, München, Halle
und Berlin Medizin. Darauf folgt die Tätigkeit als approbierter Arzt
in Seehausen und am Diakonissenhaus in Halle.
Am 21. April 1903 heiratet er in Halle a.d. Saale Gertrud Wilke, geboren 19. April 1885, Tochter des Doktor med. und Geheimen Sanitätsrates Heinrich Wilke in Halle (1833-1903). Gemeinsam ziehen sie fünf Kinder groß: Ernst Wlter, Käthe Marie, Karl Heinrich Eberhard, Dorothee Ehrenrad und Elisabeth Mathilde Auguste. 1903 öffnet in Naumburg, Friedensstraße 7E, die Privatklinik Dr. Georg Schiele ihre Türen. Nebenher ist er Stadtverordneter. In diese Zeit fallen erste politische Aktivitäten als Mitglied des Alldeutschen Verbandes.
1894 zog Georg Schiele als junger Arzt in die Altmark, dem Kernland der preußischen Monarchie mit den klangvollen Namen der Geschlechter Bülow, Schulenburg, Alvensleben. "Die Gefahr der Polonisierung", warnt 1897 Georg Schiele, "des platten Landes ist groß." Nach "Schätzung sind auf den hiesigen kleinern und größern Gütern im Sommer etwa zur Hälfte polnische Leute in Arbeit, von denen die meisten im Frühling kommen und im Herbst gehen." Einige blieben über den Winter. Georg Schiele beeindruckten, erfährt der Leser aus Zur Polenfrage (1897), "die schwarzen Horden russisch-galizischer Arbeiter", die sonntags an den Straßenecken stehen und alltags auf den Feldern ihr Tagwerk verrichteten. "Und ich meinte, sie nehmen den Einheimischen das Brot weg und seien Schuld an der Verödung des Landes in völkischer Hinsicht. ..... Aber ich musste bald einsehen, dass der Kausalzusammenhang umgekehrt ist. . erst ziehen die Einheimischen fort und dann kommen die Fremden herein." Denn "Das untere Volk ist gegen solche Unterschiede mindestens so empfindlich wie die oberen Stände." ".... über die unangenehmen Folgen, die Teilnahme der Slawen an der deutschen Arbeitsgelegenheit, an den Ertrag der deutschen Erde, solle man sich doch Gedanken machen." Georg Schiele schlägt mit den Veröffentlichungen zur Agrarpolitik die Brücke zu den Agrariern und den Reichslandbund (Schmitz 55). Die Schicksalsstunde der deutschen Landwirtschaft, so lautet 1912 ein Titel seines Aufsatzes im Grenzboten, soll eine Warnung vor der sozialen, ästhetischen und ethischen Unkultur der Ausländer sein. "Nebenbei gesagt hat diese Entwicklung unsere Kolonialpolitik geradezu zu einem Anachronismus gemacht ....", weil aus Deutschland ein Einwanderungsland geworden ist. Aber was nützt das, wenn alte deutsche Höfe in polnische Hände übergehen?
Die Agrarpolitik drang über Getreideschutzpolitik unter Ministerpräsident Georg Leo von Caprivi (1831-1899) tief in Ökonomie der Landwirtschaftsbetriebe ein, liess die Lebensmittelpreise und Einwanderung der polnischen Landarbeiter hochschnellen. " . Caprivi hatte mit der Öffnung der Grenze dem östlichen Gutsbetrieb den fortschreitenden Übergang zur unternehmensweisen Rationalität mit billigen Saison-Arbeitskräften erleichtert und gleichzeitig den agrarischen Schutzzoll eingeschränkt. Er hatte wirtschaftspolitisch durchaus konsequent gehandelt, aber damit die erbitterte Gegnerschaft des östlichen Großgrundbesitzes hervorgerufen." (Bergsträsser 1957) Als 1925 die Schutzzollpolitik revitalisiert wurde, kamen die Probleme zurück: Modernisierungsbarrieren, Vergeudung staatlicher Kredite für unproduktive Zwecke, zunehmende Verschuldung, hohe Lebensmittelpreise und - was neu - die Verschwendung künstlicher Düngemittel. Die daraus erwachsenen sozial-ökonomischen Probleme trugen maßgeblich zum Rechtsruck in der Gesellschaft bei. Um die Besiedlung der nur dünn bevölkerten Ostgebiete des Deutschen Reiches zu fördern, gründen am 12. April 1912 Friedrich Ernst von Schwerin (1863-1936) und Max Sering (1857-1939) die Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolonisation (GFK). Die Idee der Kolonisation taucht bereits in der Frühzeit der sozialdemokratischen Bewegung auf, wo es lediglich darum ging, Ödland urbar zu machen, Abhänge aufzuforsten oder Meliorationsmaßnahmen durchzuführen. Oftmalls gewährte der Staat den Arbeitern, was sich auf die Beschäftigung ausgewählter Randgruppen positiv auswirkte, einen auskömmlichen Lohn. Im geringen Umfang entstanden Arbeiterkolonien. Zuweilen verband sich nach der Reichsgründung damit die Vorstellung, die Sozialdemokratie damit bekämpfen zu können. Die Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolonisation setzte ihre Tätigkeit nach dem Krieg fort. Unter ihrer Leitung fand, berichtet am 26. Februar 1921 der Vorwärts (Berlin), ein Siedlungstag in Berlin statt. Georg Schiele unterstützt die Organisation.
Überlegenheitsdenken und Rassenreinheitswahn, die maßlos übersteigerte Vorstellung von der Kraft des Willens, die Verherrlichung des kaltblütigen Muts und einer Disziplin ohne Moral, tief eingewachsen die Lüge vom Verteidigungskrieg, prägen die Attitüden der nationalsozialistischen Herrschaftsideologie. Über diesen Acker lief Georg Schiele und legte die Saat.
1902 berichtet er im Grenzboten, der Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst, über die Erlebnisse seiner Schiffsreise nach Afrika und die Überfahrt von Singapur nach Hongkong. Auffällig ist, dass die, die zu Hause nie eine gute Gesellschaft gesehen, in den Kolonien "in einem halben Jahr zum Bluts- und Rassearistokraten" werden. Der Rassenstolz und Hochmut der Deutschen und Europäer blühen auf, den zwar Chinesen, Inder und Neger anerkennen, aber mit "entsprechenden Hass" beantworten. Woher und woraus resultiert diese Überlegenheit der Weißen? "Ist es der Vorrang der Intelligenz ?" "Ist es die Kultur, die uns überlegen macht?" "Ist es die Moral die uns überlegen macht"? Schiele (1902, 85, 88) verneint das, um dann zu behaupten: "Aber die Weißen sind doch allen anderen Völkern überlegen, und zwar durch ihre viel größere Willenskraft." Der Unterschied der Kräfte wird noch dadurch erhöht, "dass der Weiße die Muskulatur, die er hat, vielmehr unter seinen Willen stellt und mehr anspannen kann als der Farbige."
In Mosambik angelandet, erregt seine Aufmerksamkeit, dass die Portugiesen schon dreihundert Jahre ihr Blut mit Negern mischen. "Von diesen weiß man nie genau, ob sie reines Blut haben." Das Halbblut hat ein Volk geschaffen, das ebenso christlich wie katholisch ist und die Lebensführung der Europäer nachahmt. Sie alle trennt "eine scharfe Linie vom Europäer". "Jetzt lebt in vielen alten Handelsstädten, die nunmehr englisch sind, zwischen der Masse der Eingeborenen und der Aristokratie der germanischen Europäer eine portugiesisch-katholische Halbblutbevölkerung und liefert die Diener, Friseure, Köche, Schreiber und Dolmetscher in die europäischen Häuser." Doch ist er adlige deutsche Name etwa gemischt mit dem Blut einer heidnischen Malaiin, wird dieser Mann zu keiner Tafel geladen. Denn Rassenhochmut gibt es überall, wo englische Kultur herrscht. "Ist es nicht wunderbar", triumphiert Georg Schiele, "dass unsre in Europa doch arg demokratisierte Welt Kolonialstaaten erzeugt, in denen sich die Menschen nach ihrer Abstammung scheiden, und in denen ein Blutsadel herrscht."
In den Kolonien lehren die Missionare den Farbigen, dass die Menschen alle gleich sind. Und doch sehen diese, zum Beispiel in den Buren, nur Gegner, weshalb allenfalls ein "Christentum für die Kaffern" übrigbleibt. "Die Beherrschung der farbigen Rassen ist für den Weißen nur allzu leicht. Trotz des Rassenhasses des Unterworfenen ....". Und so sehen wir, dass herrliche Ergebnis einer Herrenkolonisation. Wohl an, heisst es dieser Anschauungsweise folgend, schreiten wir weiter auf diesem Weg fort, da für uns Deutsche keine andere Möglichkeit bleibt. Der Weltreisende aus Naumburg kommt nicht auf die Idee, das Phänomen der westlichen Doppelmoral zu hinterfragen. Längst sind Blut und Abstammung als wichtige ideologische Theoreme seiner Gesellschaftsvorstellungen internalisiert.
Am 30. Juli um 9 Uhr abends geben Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg (1856-1921) und der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Gottlieb von Jagow (1863-1935) auf Drängen des Chefs des Großen Generalsstabs Helmuth von Moltke (1848-1916) und des Preußischen Kriegsministers Erich von Falkenhayn (1861-1922) nach, spätestens am nächsten Mittag den "Zustand drohender Kriegsgefahr" zu verkünden. Abends am 30. Juli beginnt in Rußland die Gesamtmobilmachung, die am Mittag des 31. Juli bestätigt wurde. Darauf wird in Deutschland am Nachmittag des 31. Juli der "Zustand drohender Kriegsgefahr" in Kraft gesetzt. Deutschland erklärt am 1. August 1914, 17 Uhr, Rußland den Krieg. Die Reichsleitung nutzte die im Juli 1914 systematisch aufgebaute Kriegsschuldfiktion von Russland zur völligen Ausschaltung jeder grundsätzlichen Opposition der Sozialdemokratie. (Fritz Fischer 80) Genau auf diese, die Lüge vom Verteidigungskrieg, und keine andere Sichtweise will Georg Schiele vebreitet wissen. Denn Deutschland hat "nur zu den Waffen gegriffen hat, weil die Russen im Anmarsch waren", heisst es in Die drei Ursachen der Marktentwertung (Oktober 1922). Als 1961 die Scheuklappen der Staatsräson endgültig fallen, erklärt Fritz Fischer im "Griff nach der Weltmacht":
Fritz Fischer provozierte unter den Historikern der Bundesrepublik Deutschlands und in Teilen der Öffentlichkeit heftige ideologische Gefechte. Es braute sich ein Skandal zusammen ist in "DAS AMT und die Vergangenheit" 2010 (615 ff.) zu lesen.
Die Geschichte erzählt von der langanhaltenden innenpolitischen Wirkung der Umfassungsschlacht vom 26. bis 30. August 1914 südlich von Allenstein, wo die 8. Armee unter Oberbefehlshaber Paul von Hindenburg die 2.Russische Armee unter General Alexander Samsonow schlägt. Dafür müssen die Deutschen drei Armeekorps aus dem Westen abziehen, was Frankreich deutliche strategische Vorteile bringt. Deshalb sollte Deutschland versuchen, sich möglichst schnell aus dem Zweifrontendilemma zu befreien. Eingedenk dessen unternimmt die Oberste Heeresleitung von Anbeginn des Krieges alles, rekonstruiert Fritz Fischer (1967, 78 f., 126) die Lage im "Griff nach der Weltmacht", um Russland zu revolutionieren. Bereits im August 1914 hieß es deshalb, den Kaukasus gegen Russland aufzubringen, in Finnland einen Aufstand zu entfesseln und die von Russland unterjochten Stämme gegen den russischen Despotismus in Moskau zu führen. Und was für ein Glück für die deutschen Dienststellen, dass Gisbert von Romberg (1866-1939) in der Schweiz zahlreiche russische Revolutionäre auffielen, die für die deutschen strategischen Zwecke gut zu gebrauchen waren, worüber er prompt im Oktober 1914 aus Bern das Auswärtige Amt unterrichtet. "Lenin war," aggregiert es 2001 Sebastian Haffner (128), "Deutschlands Wunderwaffe im Ersten Weltkrieg."
Georg Schiele erörtert im Aufsatz "Die russische Gefahr" das weltpolitische und militärstrategische Verhältnis von Deutschland, England, Frankreich und Russland. Möglicherweise war er vom Umstand ermutigt, dass im Revier der Hauptfeind- und Kriegszieldebatte enorme Verwirrung herrschte. Hier mehr Klarheit zu schaffen, war durchaus im Sinne der Sozialdemokraten, weil ansonsten die Gefahr bestand, dass die ihre Russland-Position in der Öffentlichkeit mit den reaktionären Anschauungen vom Eroberungskrieg verschmelzen. Diese Konfliktkonstellation trat bereits am 4. August (1914) unmittelbar vor der Abstimmung bei Ausfertigung der Erklärung im Reichstag über die Kriegskredite in der SPD-Fraktionssitzung auf. Im veröffentlichten Text war dann lediglich von der Sicherung der deutschen Grenze gegen den Feind die Rede, was die Ablehnung des Eroberungskrieges abschwächte. Bei einem Sieg des blutrünstigen russischen Despotismus sah der Vortragende Hugo Haase (1863-1919), die Freiheit des deutschen Volkes gefährdet.
Ein redaktioneller Artikel des Vorwärts (Berlin) vom 15. April 1915 unter der Überschrift:
versucht die Lage zu entwirren. Wer ihn in England sieht, erklärt er, ist in der Regel geneigt, Russland "goldene Brücken" zu bauen. Und wer für eine Annäherung an die Westmächte ist, so sortiert er die Meinungen, ohne zugleich alle Konsequenzen aus der internationalen Lage zu ziehen, klammert sich meist an die Parole: "Kampf gegen den Zarismus". August Bebel sah in Russland den "Feind aller Kulturen und aller Unterdrückten", woran er am 17. September 1907 auf dem Essener Parteitag erinnert, jetzt hier nach dem Lübecker Volksboten vom 13. August 1914 zitiert: Vor zirka sieben Jahren führte ich aus, wenn es dann zu einem Krieg mit ihm käme,
Damit war ihm, betonte er in Essen, bitter ernst. Andererseits war es nichts Besonderes, liegt es doch alles im großen deutschen nationalen Bewußtseinsstrom, über den Otto Hoetzsch 1914 in
schrieb:
In den letzten Jahrzehnten pflockte hierauf Deutschland den welthistorisch-ideologischen Gegensatz von Germanen- und Slawentum. Der war schon weit gediehen, wenn Kaiser Wilhelm II. den Besuch bei Leopold Graf Berchtold in Wien unter das Diktum stellt, der Krieg zwischen Ost und West ist auf Dauer unvermeidlich, denn es handelt sich darum, die Vormacht der Slawen zu brechen (Fritz Fischer 41). Hellmut von Gerlach (1866-1935), Chefredakteur der Berliner Wochenzeitung "Die Welt am Montag", wünschte, was der Vorwärts in den zurückliegenden Ausgaben erörterte, einen Sonderfrieden mit Russland. Dagegen polemisierte wiederum die in Kreisen des Mittelstandes gern gelesene "Deutsche Tageszeitung", indem sie betont, dass sie einen Sonderfrieden sowohl gegenüber England und zu Russland nicht für nötig hält. "Durchhalten", hieß ihre Parole. Kommt es allerdings zur Blockbildung, dann erwartete das konservative Blatt nach eigenem Bekunden vom "Osten" mehr als vom "Westen". Um diese Auffassung zu konsolidieren, stützt sie sich auf Bismarck`s Postulat: "Ich betrachte England als den alten und traditionellen Bundesgenossen, mit dem wir keine strittigen Interessen haben." Für die "Deutsche Tageszeitung" hat dies lediglich zeithistorischen Wert. Während sie der Mahnung des Altkanzlers, gute Beziehungen zu Russland zu erhalten, große aktuelle Bedeutung zumisst. Nur aufgrund der geopolitischen Grundkonstellation, in die Deutschland 1871 mit der Reichsgründung eintritt, war das nicht so einfach. Eduard Bernstein analysiert 1896 aus Anlass der "Transvaalwirren" (617) diese Lage: Deutschland war in den Schraubstock zwischen Frankreich und Russland gesetzt. "Wahre Freundschaft zu Frankreich" konnte es mit dem Anschluss von Elsass-Lothringen nicht geben. "Wahre Freundschaft" mit Russland war unmöglich, weil deutsches Selbstinteresse es immer wieder zwingen wird, Österreich im Orient zu unterstützen, wo sie mit denen Russlands kollidieren. Unvorsichtigerweise brachte, entsinnt sich der Vorwärts am 15. April 1915, Theodor Schiemann (1847-1921) im September `14 in der "Neue[n] Preußische[n] Zeitung", allgemein "Kreuz-Zeitung" genannt, die Idee der Verständigung mit England auf. Der Professor für Osteuropäische Geschichte und Kämpfer gegen die Russifizierung des Baltikums musste, weil viele Stammleser heftig protestierten, seine Mitarbeit aufkündigen. Nachfolger Professor Otto Hoetzsch fordert von Österreich und Deutschland eine Orientpolitik, die unversöhnlich mit den Interessen Russlands ist. Die Replik auf den Lehrer für Neuere Geschichte an der Preußischen Kriegsakademie und Professor für Osteuropäische Geschichte ist noch in andere Hinsicht aufschlussreich. Im Jahr zuvor veröffentlichte er die Schrift "Russland als Gegner Deutschlands". Darin legte er dem Leser nahe einzusehen, dass uns Deutsche die Verfassungsform eines anderen Staates nichts angeht. Der "Hauptfeind" Artikel erwähnt Paul Lensch, Doktor der Rechtswissenschaften, von 1908 bis 1913 Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung. Gegenwärtig tourt er mit Heinrich Cunow von der SPD Parteihochschule und den Abgeordneten des Preußischen Landtages Konrad Haenisch durch Deutschland, um aus antirevisionistischer Sicht Zustimmung für die Kriegskredite und Burgfriedenspolitik einzuwerben. Was im Jahr darauf passiert, konnte der Vorwärts nicht voraussehen, nämlich, das Paul Lensch am 7. Juni 1916 auf dem "Kolonialpolitischen Abend" in Berlin einen Vortrag hält. Eingeladen hatte der Aktionsausschuss der Deutschen Kolonialgesellschaft. Der weithin bekannte SPD-Genosse, einst zum linken Flügel zählend, erachtete es als unumgänglich und schicklich, dezidiert für die Kolonialpolitik, einschließlich der Seegeltung, also Flottenpolitik, einzutreten. Als die imperialistische Wochenschrift "Das größere Deutschland" dies wohlwollend und weitgehend zustimmend aufgriff, muss der Vorwärts am 23. September 1916 einräumen: Die Beurteilung von Paul Lensch durch genannte Zeitschrift und derjenigen Sozialdemokraten, die in seiner Rede als Gesinnungsgenossen angeführt wurden, "müssen wir gelten lassen". Zwischen den "Vertretern des Umlernens" und den früheren Exponenten der Wochenschrift vom Schlage Ernst Graf zu Reventlow (1869-1943) und Arthur Zimmermann (1864-1940), Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, sind keine wesentlichen Unterschiede zu finden. Lensch´s Bekenntnis zur Kolonialpolitik im Kriegsjahr 1916 fordert indirekt, aber zwingend den Siegfrieden ein. Wie sonst sollen die Interessenvertreter in den sich anschließenden Verhandlungen Kolonialgebiete halten oder dazugewinnen? Also weiterkämpfen, ihr Frontsoldaten da draußen in den Schützengräben! Bis zum Sieg! Der SPD-Mann, war an diesem Abend, versichert zwei Tage später im Vorwärts die sozialdemokratische Reichstagsfraktion, nicht in ihrem Auftrag unterwegs. Wie beruhigend, wenn die bürgerliche Presse nicht den Vortrag nutzen würde, um den Eindruck zu erwecken, als habe die SPD ihre Gegnerschaft zur Kolonial- und Flottenpolitik aufgegeben. "Die bürgerlichen Organe, die neuerdings andere Darstellungen verbreiteten, werden gut tun," verabschiedet sich der Vorwärts mit einem kleinen freundlichen Protest, "von unseren Feststellungen Notiz zu nehmen." Jetzt gewinnt in weiten Kreisen der Sozialdemokratie die Einsicht oder Meinung an Raum, dass man mit der Phrase "Gegen den Zarismus" überhaupt nichts ändern kann. So konnte man den Versuch der Konservativen abwehren, als "Schwurzeuge" für die Haltlosigkeit der Parole "Gegen den Zarismus" vereinnahmt zu werden. Demnach standen mittlerweile sowohl die Konservativen wie Sozialdemokraten, resümiert der Vorwärts, dieser Parole distanzierter gegenüber. Schließlich rückt sich Der "Hauptfeind" im Vorwärts Axel Schmidt (gestorben am 8.12.1944) zurecht. In der letzten Nummer der imperialistischen Wochenschrift "Das größere Deutschland" rekapitulierte er an Hand der Stimmen der Liberalen und demokratischen Presse die "Kampfziele gegen Russland". Sein Standpunkt mündet in die Forderung, "dass der russische Koloss zerschlagen werden müsse." War man denn aber in realpolitischen Kreisen zu der Auffassung gelangt, dass eine Einmischung in die inneren Verhältnisse Russlands nicht in Frage kommt, dann verfehlte streng genommen der Versuch des Leitartiklers der "Kreuz-Zeitung" Professor Otto Hoetzsch, die anti-englische Orientierung mit den Anschauungen des Genossen Paul Lensch (1873-1926) zu begründen, ihr Ziel.
Russland - die größte Gefahr unserer Zukunft Im Februar 1915 erscheint von Georg Schiele bei J. F. Lehmann in München der Aufsatz
In der Rückschau auf die Hauptfeind-Debatte eröffnete sich ein verwirrender Kommunikationsraum, in den jetzt diese Schrift hineinplatzt, um mit strategischen Plänen die Herrschaft über große Länder zu erringen. Nicht Hass und Leidenschaft des schlechten Politikers, beteuert der Autor Eingangs seiner Ausführungen, bilden das Motiv seiner Abhandlung, sondern die internationale Lage in Europa und das Interesses an der künftigen innere Entwicklung der Länder. "Der Weltkrieg sollte uns doch beweisen," mahnt er im Februar 1915 im Aufsatz Das größere Deutschland,
Wir müssen in Zukunft Rußlands Angriffskraft schwächen, weil die Weichselstellung eine ständige "ungeheure Bedrohung Deutschlands" durch
bedeutet. Wir dürfen "es nicht nach Ostpreußen lassen", "denn der Besitz von Ostpreußen wäre für Russland doppelt so viel wert, wie Konstantinopel und der ganze Balkan zusammengenommen". "Mit Russland", gebietet Georg Schiele, "darf es ein Bündnis erst geben, wenn Russland klein geworden ist." Ein Friedensschluß, der uns nicht in den dauernden militärischen Besitz der Weichselstellung, also der Festungen Warschau und Iwangorod (estnisch Jaanilinn, deutsch Johannstadt) und eines entsprechenden Vorgeländes auf dem rechten Ufer bringt, wäre so viel wie ein verlorener Krieg. Die glänzenden Siege in den Masuren bedeuten nicht viel. "Es ist nicht viel mehr als, als hätten wir einen Riesen etwas die Nase eingeschlagen ...." Zwei Armeen sind verloren. Menschen gibt es aber genug in Russland. Drei Jahre nach dem Frieden ist alles wieder da.
Rußlands Exportüberschuss an Getreide stammt überwiegend aus den Schwarzerdegebieten der Ukraine und Westsibiriens. Paul Rohrbach (1869-1956) verbindet 1920 "Das osteuropäische Problem" eng mit der Rußlandfrage. Entscheidend ist Verhältnis Ukraine zu den Moskowitern. Werden sich "die Bestandteile des früheren gesamtrussischen Staates" "wieder zu einer großen politischen Entwicklung miteinander verbinden"? Wird aus Moskau und der Ukraine wieder ein Staat, dann sieht es für Finnland, Estland, Lettland und Litauen schlecht aus. Für Rußland werden die Zugänge zum Meer wichtig, das es dann an in nördliche Gestade des Atlantiks führt. (Rohrbach 10+11) Schieles Expansionsgelüste entspringen der selbstgestellten Führungsaufgabe, "die erste Landmacht" in Europa zu sein. Zu diesem Zweck popularisierte er bereits im Aufsatz "Das Größere Deutschland" (1915) seine Machtphantasien. Blasiert und hochmütig wirkt sein Anspruch:
Die Notwendigkeit der Eroberung Rußlands leitet Schiele aus der Entstehung und den Folgen der wirtschaftlichen Konkurrenzverhältnisse ab. Ihn beunruhigt, dass die Steigerung der Produktivität und die Zunahme der wirtschaftlichen Erträge beim geopolitischen Gegner perspektivisch eine gefährliche Konkurrenz auf den Investitions-, Produktions- und Absatzmärkten hervorbringt. Über eine mögliche Kooperation und Koexistenz zum gegenseitigen Nutzen verliert er keine Gedanken. In recht trivialer Weise leitet er die nationalen "Haushaltspotenzen" zur Finanzierung des Krieges aus der ökonomische Überlegenheit in der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion ab. Ihm fehlt hier jedes Gespür für die Gefahren, die aus Rüstung und Krieg für das Finanzsystems resultieren und zur Schwächung der Volkswirtschaft führen. Die einst hoffnungsvolle Erfolgserzählung vom Aufstieg des Kapitalismus und dem "Wohlstand der Nationen" (1776) esakamotiert in Die russische Gefahr zur Kriminalgeschichte. Für Adam Smith war der Wettbewerb der Nationen ein leistungssteigerndes Moment. Die Nationen streben nach der Ausdehnung des freien Marktes, nutzten Skaleneffekt und Spezialisierung, um mit weniger Ressourcen zu produzieren als die Konkurrenten, also um einen absoluten Kostenvorteil zu erzielen. Er warnte davor, der Produktivkraft Arbeitsteilung, keine Grenzen zu setzen, weil das die Produzenten (Menschen) zerstören könnte. Beide Aspekte - Kostenökonomie und Humanisierung der Arbeit - interessieren Georg Schiele nicht, der warnt vor dem Wiedererstarken von Rußland warnt:
So könnte es dem Land in zwanzig Jahren Mittels des technischen Fortschritts gelingen, artikuliert Schiele die Ängste der Exportnation, eine "riesige Industrie" hervorzubringen, welche ihm alles Kriegsmaterial liefert und erzeugt, das es braucht, und woraus für Deutschland eine große Gefahr erwächst. (Alles: Die russische Gefahr, 1915)
Europapolitik Die "Deutsche Politik" legt Georg Schiele am 28. November auf die folgenden strategische Axiome fest: "Man kann von Deutschland sagen, daß die beste Politik, die es machen kann, eine gut europäische ist, und man kann von Europa sagen, dass ihm nichts besseres widerfahren könne, als eine Politik, die gut und selbstbewusst deutsch ist. Und mit Recht! Denn Deutschland repräsentiert die Majorität von Europa. Wir sind das menschenreichste Volk in Europa und das kapitalreichste und das waffenstärkste und außerdem das Volk der Mitte."
wie sein gleichnamiger Aufsatz von 1915 heisst. Es ".... wird in Europa liegen, ....
Das ist die Voraussetzung unserer Größe und Kraft. Das bedeutet aber zugleich, dass wir alle zu unseren Feinden haben werden, und darum ungeheure Anstrengungen zur Verteidigung machen müssen." Es wäre leichtsinnig, entfaltet er seine Strategie, wenn wir vor den Gefahren zu Lande die Augen verschliessen würden.
Wenn Europa "die Entwicklung nimmt, die es eben haben kann," denkt "Das größere Deutschland" (1915) voraus, "dann werden in einigen Jahrzehnten oder Generationen die nordamerikanischen Wirtschafts- und Unternehmungsverhältnisse "neben den europäischen" "klein und zwerghaft erscheinen". "Zwischen New York und San Franzisko liegen gewaltige Entwicklungsmöglichkeiten, aber zwischen Berlin und Bagdad oder Berlin und Wladiwostok noch ungeheuer viel größere. Die große amerikanische Seengruppe mit den umliegenden Getreideprovinzen und der Wasserverbindung auf dem St. Lorenzstrom ist ein wunderbares Naturgeschenk. Aber das Mittelmeerbecken und die der Kulturöffnung noch harrenden Mittelmeerküsten einschließlich der des Schwarzen Meeres sind ein noch viel Schöneres, und Konstantinopel wird einst Chikago weit überstrahlen." Deutschland muss die Chancen seines Binnenmarktes erkennen und nutzen, "zumal wenn wir nicht den deutschen Markt allein, sondern den mitteleuropäischen, den durch Deutschland und Österreich-Ungarn dargestellten oder gar den Markt der mitteleuropäischen Handelsverträge nehmen". Er übertrifft die weltpolitische Bedeutung von Nordamerika oder Russland und England oder sonst eines Weltreiches. Und natürlich sind wir die Führer dieses unglaublichen, zerrisssen, zerschlagenen und noch lange nicht todesreifen Europas. Deutschland überlebt beim Geostratregen aus Naumburg im Rahmen einer klar ausgerichteten Europapolitik, die durchsetzt von den Apriorismen kolonialer Herrschaftspraxis, deutschen Überlegenheitswahn, Russlandfeindlichkeit, die gelegentlich bis zu dessen Teilung und Aufspaltung arrondiert, - alles getragen von einer chronifizierten wirtschaftlichen Selbstüberschätzung. Europa, das sind bei Georg Schiele Absatzgebiete, Rivalität und Konsumnachfrage der Bürger. Es existiert losgelöst von der Kultur. Eine Angleichung und den Ausgleich des ökonomischer Entwicklungsunterschiede der Länder kennt diese Europapolitik nicht. Es ist die deutsche Art Europa zu denken, was sich bestätigt, wirft man einen Blick auf Walter Darré (1895-1953), einem anderen Exponenten des europastrategischen Denkens dieser Zeit. Im zwölf Kilometer von Naumburg (Saale) entfernten Saaleck gehörte er einst den Kreis um Paul Schultze-Naumburg, Hans F. K. Günther, Wilhelm Frick und Alfred Rosenberg an. Sie organisieren, koordinieren und etablieren recht erfolgreich den Rasse-Mythos der Nationalsozialistisches Arbeiterpartei Deutschlands (NSDAP). In Saaleck verfaßt Walter Darré, die für nationalsozialistische Bewegung Kernschrift "Neuadel aus Blut und Boden", 1930 bei J. F. Lehmann in München erschienen. Im Vorwort bedankt sich der Autor "für die hochherzige Gastfreundschaft im Haus Schultze-Naumburg". Ein verbindendes politische Motiv des Saalecker Kreises war die Verteidigung Europas gegen den Bolschewismus. Insofern überraschen 1939 die außenpolitischen Aspirationen der agrarpolitischen Rede des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft Walter Darré nicht. Wieder ist die Wirtschaft der Ausgangspunkt für die "wahre europäische Ordnung". Wieder fällt Deutschlands die "Ordnungsaufgabe" zu. Auch um abdriftende Staaten zu binden.
Publizistische Tätigkeit und Agitation Georg Schiele publiziert zu den unterschiedlichsten gesellschaftspolitischen Themen. Vor 1900 vor allem zur deutschen Landwirtschaftspolitik, über die Schwemme polnischer Landarbeiter oder zur preußischen Siedlungs- und Kolonialpolitik. Später profiliert er sich in renommierten Zeitungen und Zeitschriften als deutschvölkischer Experte zur Fragen der Volkswirtschaft.
In der Nachkriegszeit folgen Essays und Analysen zur Wirtschafts- und Gesellschaftskrise, Studien zur Währungs-, Geld- und Außenpolitik, über die Artamanenbewegung, zum Arbeitsdienst und völkischen Staat. Sie diffundieren in das rechtsgerichtete Bürgertum. Weg von den westlichen Raubstaaten, weg vom Bolschewismus, weg von der Erfüllungspolitik und her mit der geistig-moralische Wende. Das ist möglich und wird erfolgreich sein, vermittelt ihnen Georg Schiele, wenn es gelingt, den Heroismus eines verzweifelten Expansions-Krieges und den Front-Geist der Arbeit zu mobilisieren. Um den Stolz auf Deutschland anzuheben, vereinfacht er gerne mal die Verhältnisse und hält entsprechende Nachrichten vor, zum Beispiel: "Rein wirtschaftlich angesehen erscheint unsere Entwicklung ein Glück". "Sie beweist, dass das deutsche Volk es verstanden hat, von dem Aufblühen der Weltwirtschaft, von den vermehrten Gütern, welche die Eroberung der Erde den Kulturvölkern zuweist, von der Weltbeute einen guten Teil an sich zu nehmen. Darauf können wir stolz sein." (1912, 406) Für den Rassentheoretiker, Antisemiten und Übersetzer von Essai sur l'inégalité des races humaines (Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen) Ludwig Schemann (1852-1938) war der Arzt und Schriftsteller aus Naumburg "ein höchst regsamer, urgesunder Denker, der seine von tiefer Überzeugung und echt deutschem Fühlen getragenen Anschauungen auf den verschiedensten Wegen, in Broschüren, Zeitschriften und Vorträgen zur Geltung zu bringen suchte." "Seine Hauptschriften sind alle mehr oder minder Ausführungen der Kappschen Grundgedanken und enthalten auch in irgendeiner Form seine Huldigung für den Meister ...." (1937) Die Gegner von Schiele tun sich schwer, das Urgesunde bei ihm zu finden. "Ein schwärmerischer Knabe," nennt ihn Arno Voigt 1922, "der über Menschen, Mond, Sonne, Landwirtschaft, Geldtheorie und natürlich auch unmittelbar nach empfangener Aufklärung über Malthusianismus seine Systeme schrieb, weil er die Tinte nicht halten kann." Erstaunlich wiederum, zum Beispiel 1911 der Aufsatz im Grenzboten über Die Schicksalsstunde der deutschen Landwirtschaft, ist, welche schwierigen Fragen der Volkswirtschaft sich der Arzt auflädt. "Die Ausländischen können ihre Arbeit unter dem Preis der Einheimischen anbieten", erläutert der Aufsatz weiter. Deshalb bedarf es, "den Schutz der deutschen Arbeit gegen die Unterbietung des Auslandes" und besonders den "Schutz des Arbeitslohnes gegenüber einer völkisch minderwertigen Konkurrenz des ausländischen Arbeiters". Nichtdestotrotz, sein Konkurrent, der ausländische Schnitter, lässt ihn, zitiert er zustimmend aus der Landwirtschaftlichen Wochenschrift für Pommern, nicht hochkommen. Um den Arbeitskräftemangel auszugleichen, muss es unbedingt gelingen, den deutschen Arbeiter auf dem Land sesshaft zu machen, also die Landflucht einzudämmen. Von den roten Einpeitschern will Schiele nichts wissen. Er bietet die Abschirmung des deutschen Arbeiters vor der billigen ausländischen Arbeitskraft an, verteufelt den Klassenkampf und sucht den Frieden mit den Unternehmen. Otto von Dewitz (1850-1926), Großgrundbesitzer von Zankeuz in Westpreußen, Groß-Ziethen in Brandenburg und Alt-Pleen in Pommern, hält seine Anerkennung und Freude über die publizistischen Aktivitäten nicht zurück. Im Grenzboten, Nummer 42 von 1911, lobt der Landrat a. D., dass Doktor Schiele Naumburg a. d. Saale "in einem packenden Artikel von neuem die nationale, volkswirtschaftliche und sozialpolitische Bedeutung der Ansiedlung und Seßhaftmachung deutscher Arbeiter angeregt."
Kapps engster Mitarbeiter
Gleich nach dem Beginn des Krieges meldet sich Schiele zum Dienst in das Landwehr-Infanterie-Regiment 46, Armeeabteilung Woyrsch. Danach erfolgt sein Einsatz als Chirurg im Landwehr-Feldlazarett 22. Aus dem Krieg kehrt er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse zurück. Zwischen ihm, Wolfgang Kapp und Alfred Hugenberg bestehen enge persönliche Kontakte. Wahrscheinlich rühren sie von seiner Mitarbeit im Alldeutschen Verband her. Auch seine Tätigkeit in der Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolonisation (1912) dürfte sie befördert haben. In deutschnationalen Kreisen nahm man die Aufsätze im Grenzboten, der Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst, freundlich auf, was sein Renommée stärkte. Krupp von Bohlen-Halbach, Emil Kirdorf und Wilhelm Beukenberg bestimmen Hugenberg, der offenbar das Vertrauen und die Freundschaft des ostelbischen Junkertums, der westdeutschen Schwerindustriellen und des preußischen Militärs genoss, zum Leiter des Scherl-Verlages. Die Mediengruppe ist bei den Banken mit 7 Millionen Mark verschuldet. Es besteht Handlungsbedarf. 1915 geht der Scherl-Verlag in den neugegründeten Deutschen Verlagsverein über, dessen Geschäftsleitung das Krupp-Konsortium Hugenberg anträgt. So konnten ihn weder Ullstein noch Rudolf Mosse aufkaufen. Wahrscheinlich regte die Preußische Regierung die westdeutschen Großindustriellen zum Kauf an. Von "unbekannten Geldgebern" gingen 1915/16/17 von der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse zum Ausgleich der Bankschulden der Scherl G.m.b.H. mehrere Millionen beim Deutschen Verlags Verein ein. Mit dem Kauf des Scherl Verlags, den gutlaufenden Inseratengesellschaften Hasenstein & Vogler und Dauber & Co. und ihren verzweigten Geschäftsverbindungen, waren enorme Einnahmequellen erschlossen. Hugenberg war außerdem seit 1916 über den Westend-Verlag G.m.b.H. an der Telegraphen-Union beteiligt. Aus einem Konglomerat von Verlagen, Zeitungen, Nachrichten- und Werbeagenturen sowie Filmgesellschaften entsteht der Hugenberg-Konzern.
Bereits im Dezember 1915 schwebte Georg Schiele der Gedanke vor, eine eigene deutschnationale Zeitung aufzubauen. Zwar existiert bereits ein Presseorgan mit diesem Profil, nämlich, Das größere Deutschland, die Wochenschrift für Deutsche Welt- und Kolonialpolitik. Wohl gilt sie überall als scharf, trotzdem sind viele Konservative mit ihr unzufrieden, weil sie von den realpolitischen Gebietserweiterungen ablenkt. Als Kapps engster Mitarbeiter 1916 unternimmt Schiele in dieser Angelegenheit bei Alfred Hugenberg mit der Denkschrift
einen Vorstoß. Besonders will er der allgemeinen Kriegsmüdigkeit einen "überragenden Führerwillen" entgegenstellen und den flaumachenden Tendenzen von Regierung und Demokratie begegnen. "Möglicherweise war der Aufbau der Pressezentrale Vorbedingung für eine neue Partei, die Schiele damals unter den Namen Konservative Mittelstandspartei oder konservative Bürgerpartei gründen wollte." Doch blieben die Pläne von Kapp und Schiele ungehört. Im April 1917 gelingt, es die Zeitung Deutschlands Erneuerung ins Leben zu rufen. Im Untertitel, Monatshefte für das deutsche Volk genannt, kämpft sie für die Erneuerung des Deutschtums, gegen alles Undeutsche und Entartung. Rein soll sie bleiben, die deutsche Familie. "Hoch über allem" stehen die Begriffe "Vaterland und Rasse". Dabei drängt das Organ konzeptionell auf eine großzügige Sozialpolitik. (Vgl. Hagenlücke 102-103, 106-107) Herausgeber der Zeitschrift sind: General Otto Ernst Vinzent Leo von Below, Houston Stewart Chamberlain, Heinrich Class, seit 1908 Vorsitzender des Alldeutschen Verbands, Professor Eberhard Geyer (Wien), Anthropologe, Doktor Georg Schiele und andere.
Speziell in deutschnationalen und -völkischen Kreisen findet Schiele als Wirtschaftsexperte Anerkennung. "Herr von Wangenheim und [Georg] Schiele waren mir aus dem Krieg bekannt," erteilt 1922 General Erich Ludendorff im Jagow-Prozess (73) in Leipzig dem Richter bereitwillig Auskunft: "Sie haben mich dort in Wirtschaftsfragen aufgesucht und haben mit seltener Bestimmtheit vorausgesagt, wohin uns die Zwangswirtschaft, besonders in der Landwirtschaft führen wird." Seinen Ruf als Wirtschaftsexperten begründen vor allem die Naumburger
Briefe Als Anhänger des Siegfriedens lehnt er die Friedensresolution des Deutschen Reichstages vom 17. Juli 1917 ab. Als Protest darauf bringt er die Naumburger Briefe heraus. Ab 1922 erscheinen sie regelmässig. Die Essays, Berichte und Analysen befassen sich mit wirtschafts, innen- und außenpolitischen Fragen vom Standpunkt der völkisch-nationalistischen Ideologie. Sie setzen sich das Ziel, "die unheilvolle falsch gesteuerte Kriegswirtschaft trotz Kriegspressezensur zu bekämpfen, aus der Überzeugung, daß wir daran den Krieg verlieren würden." (Pax oeconomica 1922) Die Texte sind in einer für ihn typischen politischen Sprache verfasst, in der Begriffe und Kategorie, wie Weltmarkt, Freihandel, freier Markt, Überbevölkerung, Aristokratie, Vaterland, Übersee- und Kontinentalpolitik, Blutsaristokratie, Herrenkolonisation, Opfertod, Frontgeist, Willenskraft, Nation, Scholle und produktive Arbeitslosenfürsorge dominieren. Immer wieder mahnen die Naumburger Briefen vor den Gefahren und Zumutungen der "Nebenerscheinungen des wirtschaftlichen Sozialismus", der Zwangswirtschaft. Ein Bewunderer namens Doktor Hoesch kommentiert dies im Juli 1916 in der auflagenstarken "Wiener Landwirtschaftlichen Zeitung": Erfreulicherweise wendet sich der Autor [Schiele] gegen die auf diesem Gebiet immer bedenklicheren Maßnahmen, die zur Enteignung der Nahrungsmittelproduzenten führen. Durch jeden weiteren Eingriff der Regierung wird Unwillen und Feindschaft gegen die Urerzeuger - sprich private Produzenten - der Lebensmittel geschürt. Nach dem Tod 1932 von Georg Schiele werden Naumburger Briefe nicht weitergeführt.
Georg Schiele - Lenin - Krieg und Frieden Die Aufsätze und Schriften von Georg Schiele befassen sich vorzugsweise mit der Geopolitik, Agrar- und Nahrungsmittelkrise, Volks- und Kriegswirtschaft, Währungsverfall, Sozialgesetzgebung, Arbeitsmarkt und Arbeitsdienst. Ohne es je selber so zu benennen, analysiert er wichtige Phänomene des Übergangs vom Kapitalismus der freien Konkurrenz zum Monopolkapitalismus, wie da sind: fortschreitende Konzentration der Produktion, wachsende Rolle des Finanz- und Bankkapitals für die Industrie, fehlender Spielraum für rentable Beschäftigung im Inland, Auslandsexpansion, Schaffung und Abgrenzung von Einflußsphären, Kartellbildung, Kampf um Märkte und Rohstoffe. Als im Februar 1915 in München von Georg Schiele die Schrift "Die Russische Gefahr" erscheint, studiert in Zürich ein Revolutionär auf Abruf die Schriften von John Atkinson Hobsons (Imperialismus, 1902) und Rudolf Hilferding (Das Finanzkapital, 1910). 1917 bieten sein Ergebnis russische Buchläden als Der Imperialismus als j ü n g s t e Etappe des Kapitalismus an, ab 1929 dann unter dem Titel "Der Imperialismus als h ö c h s t e s Stadium des Kapitalismus". Die ökonomischen Analysen von Lenin und Schiele kreuzen sich, wobei der Naumburger nicht die Weltoffenheit und das rasante Tempo des Russen erreicht. Unter dem neuen politischen Selbstverständnis der entwickelten Staaten Europas ändern sich die Grenzen und Ziele für Kriege wesentlich: 1. Er kann zur Aufrüttlung der Massen und Beseitigung des Kapitalismus dienen. 2. Mit dem Krieg kann eine zwischenstaatliche Kraft- und Machtprobe erfolgen. 3. Krieg ist ein Mittel im Kampf gegen rückständige Staaten. 4. Es ist zwischen nationalen Befreiungskriegen und imperialistischen Kriegen zu unterscheiden. 5. Die Ursachen für Kriege verschieben sich weiter ins Internationale. Dazu im Einzelnen. Erstens. Der Krieg, prophezeit 1916 W. I. Lenin in "Der Opportunismus und der Zusammenbruch der II. Internationalen" (109), wird "eine wirtschaftliche und politische Krise herbeiführen", die man "ausnutzen" muß, nicht zur dessen Milderung, nicht zur Vaterlandsverteidigung, sondern umgekehrt, zur "Aufrüttelung" der Massen, zur "Beschleunigung der Beseitigung der kapitalistischen Klassenherrschaft". Man kann jedoch nicht beschleunigen, wozu die historischen Bedingungen noch nicht reif sind. Zweitens. "Um die tatsächliche Macht eines kapitalistischen Staates zu prüfen," lehrt Lenin 1915 in "Über die Losung der Vereinigten Staaten von Europa" (344), "gibt es kein anderes Mittel und kann es kein anderes Mittel geben als den Krieg." Drittens. Der Krieg tritt unter bestimmten historischen Bedingungen als Moment und Mittel des Fortschritts auf "Die freie Vereinigung der Nationen im Sozialismus ist unmöglich ohne einen mehr oder minder langwierigen, hartnäckigen Kampf der sozialistischen Republiken gegen die rückständigen Staaten." (Lenin: Über die Losung.... 346) Viertens. Die neue Kategorie im Großformat heißt jetzt "Befreiungskrieg". Aus der Anerkennung des Krieges als nationalen Befreiungskrieg, ergibt sich nach Lenin die eine Taktik, aus der Kennzeichnung desselben als eines imperialistischen die andere. Es müssen jetzt verschiedene Typen von Kriegen unterschieden werden. Es nicht zu tun, scheibt Lenin im Sommer 1905 im Brief an Alexandra Michailowna Kollontai (1872-1952), wäre theoretisch falsch und praktisch schädlich, denn "Wir können nicht gegen nationale Befreiungskriege sein." Fünftens. Im Bewußtsein der Kriegsverlierer von den Siegermächten durch den Versailler Vertrag in ein Ausbeutungsverhältnis versetzt worden zu sein, verschoben sich die ideologischen Klassenkämpfe umrissen von nationalen Grenzen in die internationale Sphäre. Im explosionsartig erweiternden politischen Raum kreuzen sich N a t i o n a l e s, also das vaterländische Empfinden der Nationen, und I n t e r n a t i o n a l e s, die Weltrevolution. Vergeblich versucht am 29. Juni 1927 Außenminister Gustav Stresemann in der Aula der Universität Oslo vor dem Storthing-Nobelpreiskomitee, diesem Gegensatz die Schärfe zu nehmen. Wohl bietet der Locarno-Pakt vom 16. Oktober 1925, der den Krieg materiell unter Verbot stellt (vgl. Dreist 266), dem Frieden eine Chance. Indes folgte auf Locarno kein Warschau oder Moskau. "Der Weg des neuen Deutschlands" führte zum Frieden am Rhein. Über den Frieden im Osten verlor Stresemann kein Wort.
Engagement in der Deutschen Vaterlandspartei Eine sozialdemokratische, katholische und linksliberale Mehrheit erstrebt den Verständigungsfrieden und verabschiedet hierzu am 19. Juli 1917 im Reichstag eine Friedensresolution. Als Antwort darauf gründen am 2. September 1917 Wolfgang Kapp (1858-1922), Alfred von Tirpitz (1849-1939) und Alfred Hugenberg (1865-1951) die Deutsche Vaterlandspartei (DVLP). Georg Schiele übernimmt die Aufgabe des Hauptgeschäftsführers. "Ich stand in regem Gedankenaustausch mit Kapp seit langen Jahren, und selbstverständlich ist der Verkehr nach dem Jahre 1918 nicht geringer geworden," äußert er dazu 1921 als Angeklagter im Jagow-Prozess vor dem Reichsgericht in Leipzig. Kapp wiederum stand in enger Verbindung mit Alfred Tirpitz, Ulrich von Hassell und Erich Ludendorff. Die ersten Gespräche über die Gründung der Partei führte Kapp zum 1. Programmentwurf am 14. Juli 1917 jedoch mit Georg Schiele. Unterstützung erhält die DVLP von Carl Duisberg, Emil Kirdorf und Hugo Stinnes. An Geld mangelt es nicht. Beispielsweise gehen Schiele im September 1918 über das Bankhaus F. W. Krause von Wolfgang Kapp 10 000 Reichsmark zu. Ehrenvorsitzender der DVLP ist der Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft und Mitbegründer des Alldeutschen Verbandes Johann Albrecht zu Mecklenburg (1857-1920). Genau genommen verkörpert sie keine Partei. Um den Ertrag des Krieges zu sichern, will sie lediglich alle Deutschen unbeschadet ihrer sonstigen Mitgliedschaften zusammenfassen. Ein Mummenschanz der Alldeutschen, nennt es am 9. September 1917 der Vorwärts (Berlin). Öffentlichkeitswirksam baut die DVLP Ludendorff und Hindenburg als Volkskaiser auf. Friedensverhandlungen zur Beendigung des Krieges lehnt sie ab. Die Partei mit ihren geschätzten 1,25 Millionen Mitgliedern will die Annexion von Belgien, Holland, von Teilen Frankreichs, Polen und der Ukraine. Dazu bedarf es des Siegfriedens, von den politischen Gegnern auch Hindenburg-Frieden genannt. Doch die Trümpfe der Strategen - Skagerrak-Schlacht 31. Mai / 1. Juni, uneingeschränkter U-Boot-Krieg gegen Handelsschiffe beginnend am 22. Februar 1915 und zwei Offensiven in Frankreich - stechen nicht. Trotzdem setzte man auf Gewinn und diskreditiert die Friedensresolution des deutschen Reichstages als Verzichtfrieden (Hindenburg). Sozialdemokraten, Zentrum, und Fortschrittliche Volkspartei, sagt der Reichstagsabgeordnete Constantin Fehrenbach (Zentrum) bei Einbringung der Resolution vor dem hohen Hause am 19. Juli 1917, wollen einen Frieden der Verständigung anstreben. Die DLVP plant den Burgfrieden mit der SPD aufzukündigen und als Antwort auf die Parlamentarisierung einen Militärstaat zu schaffen. Um die Partei zu stabilisieren, beruft Wolfgang Kapp für den 12. November 1918 eine Konferenz ein. Eingeladen sind neben vielen anderen Gottfried Traub, Konrad von Wangenheim und Georg Schiele. Die Revolution überrollt das Vorhaben. Trotzdem bemüht sich Schiele im November / Dezember weiter darum, eine neue bürgerliche Partei in Tradition der Vaterlandspartei zu gründen. Konservative und Liberale sollen in ein einheitliches Heer Zusammentreten, teilt er in einem Brief an Gottfried Traub mit. Ihm schwebt eine "Vereinigte liberal-konservative Volkspartei" vor. Für den 10. Dezember 1918 beruft der DVLP-Vorstand den Reichsausschuss ein. Der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Kapp stellt die politische Lage in düsteren Farben dar und beauftragt Gottfried Traub zusammen mit Doktor Georg Schiele und Doktor Nieber, die Partei samt 1 250 000 Mitgliedern aufzulösen. Traub und Schiele wiederum rufen alle auf, die nicht zum Berliner Tageblatt gehören wollen, der Deutschnationalen Volkspartei beizutreten. (Vgl. Henrichs 254-255) Gottfried Traub (1869-1956) und Georg Schiele verbinden völkische Anschauungsweisen mit alldeutschen und vaterländischen Attitüden. Beide predigen den Opfertod im Dienst von Staat und Nation. Die Hinterbliebenen tröstet Traub mit dem Wort: "Die deutschen Kriegstoten sind Samen für den Acker des deutschen Volkes, dass aufstehen soll in sittlicher Grösse und Herrlichkeit." "Die Toten wollen uns segnen. Wir müssen uns segnen lassen. Segnen aber heißt Kraft spenden und nicht Kraft nehmen. Unsere Toten auf dem Schlachtfeld nehmen uns die Stärke nicht, sie schenken sie uns." Ludendorff war gerade entlassen worden. Am Tag darauf, den 26. Oktober 1918, besuchte er zufällig eine öffentliche Kinovorstellung, erzählt eine Anekdote, als ihn das Grauen und Entsetzen packte, weil das Publikum vor Freude über diese Nachricht jubelte. (Henrichs 92, 251)
Nationale Vereinigung Im Spätsommer 1919 gründen Hauptmann Waldemar Pabst, Wolfgang Kapp und Oberst Max Bauer, politischer Berater von General Erich Ludendorff, die Nationale Vereinigung, um eine "Einheitsfront aller Nationalgesinnten" herzustellen. Als Hauptgeschäftsführer stützt sich Pabst auf das Organisationsgerüst der Vaterlandspartei. Zum Führungskreis der Vereinigung gehören Georg Schiele, Gottfried Traub, Ignatz Trebitsch-Lincoln, Schnitzler und Friedrich Grabowsky. Über Kapp und Traub, die im Hauptvorstand der DNVP, unterhält die Vereinigung direkte Verbindung zu den Führern der rechtsoppositionellen Parteien und zu den im Berliner "Nationalen Klub" seit Oktober 1919 zusammengeschlossenen Bankiers, Industriellen, Ministerialbeamten und Großgrundbesitzern, wo Traub als 1. Stellvertreter im Präsidium fungierte. (Nach Akten 2.10.1919)
Zusammen mit Alfred Hugenberg, Hugo Stinnes, Ernst Graf zu Reventlow und anderen sitzt Schiele 1919 im Vorstand des Berliner Nationalklubs. Aus ihm rekrutiert sich eine deutschkonservative Gruppe, die in Verein mit mehreren Freikonservativen, Christlich-Sozialen und Deutschvölkischen am 22. November 1918 die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) ins Leben ruft (vgl. Holzbach 73). Ihre Hauptakteure sind Alfred von Tirpitz, Wolfgang Kapp, Friedrich Winkler und Kuno Graf von Westarp. Am 9. Dezember 1918 wählte die neu gegründete Deutschnationale Partei (DNVP) Oskar Hergt, 1869 in Naumburg an der Saale geboren, zu ihren ersten Vorsitzenden. Nach dem Ersten Weltkrieg sammeln sich in der DNVP gewisse Kreise aus der ehemaligen Freikonservativen Partei, Christlich-Sozialen Partei und Deutsch-Völkischen Freiheitspartei. Ihre Erzählung über die Kriegskatastrophe handelt von der Dolchstoßlegende und den Novemberverbrechern. In der Partei setzt sich der völkische Flügel durch. Im Grundsatzprogramm bekundet sie eine antisemitische Grundhaltung. Man kämpft jetzt gegen den zersetzenden, undeutschen Geist von jüdischen und anderen Kreisen. Von 1919 bis 1928 erhöht sich die Zahl ihrer Mitglieder von 300 000 auf 696 000. Schiele gehörte als Vertreter des völkisch-alldeutschen Flügels dem erweiterten DNVP-Parteivorstand nicht mehr an.
Bemühungen der DNVP mit der im Entstehen begriffenen Deutschen Volkspartei zusammenzuschliessen scheitern. Gustav Stresemann führt zu diesem Zeitpunkt Fusionsverhandlungen im Sinne der Einigung des liberalen Bürgertums mit den Demokraten. Die Deutsche Volkspartei beharrte auf der Selbständigkeit, weshalb die Vereinigung der Rechten nicht zustande kommt. (Vgl. Hagenlücke 387-388) Pfarrer Gottfried Traub würdigte am 14. Oktober 1932 zur Trauerfeier im überfüllten großen Ratskellersaal die Leistungen von Georg Schiele bei der Gründung der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP):
Als Ortvorsitzender (1926) und Landesvorsitzender der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) in Halle-Merseburg leistet Georg Schiele, wenn man die numerischen Wahlergebnisse zum Kriterium der Wahrheit erhebt, in der Naumburger Wählerschaft eine erfolgreiche Arbeit. Von 1917 bis zu seinem Tod 1932 prägt er mit seiner Partei das politische Klima der Stadt. Energisch wendet er sich gegen die Erfüllungspolitik, beispielsweise auf der DNVP-Wahl-Werbe-Versammlung am 28. April 1924 im Schützenhaus von Naumburg. 1930 bietet er in der Wettiner-Rede der Öffentlichkeit zwei schlimme Fresser als Feinde an: den deutschen Sozialismus und französischen Militarismus. "Wie lange das wohl noch geht?", fragt er. In der 5. Wahlperiode vom September 1930 bis Juli 1932 übernimmt er für die Deutschnationalen im Reichstag ein Abgeordnetenmandat.
Im März 1920 ist Georg Schiele am Unternehmen Wilhelmstrasse beteiligt. Wolfgang Kapp will ihn als Wirtschaftsminister gewinnen. "Was das für Fachminister sind, die uns die Reaktion bescheren würde," darüber klärt Reichskanzler Gustav Bauer am 18. März 1920 in Stuttgart die Öffentlichkeit auf,
Der Putsch scheitert. Viele verließen zu früh die Fahne. Nicht aber der Arzt aus Naumburg, erinnern sich Mitstreiter von Kapp. "Neben [Gottfried] Traub, .... darf er", nach Karl Ludwig Schemann, "wohl als der treueste unter Kapps Anhängern bezeichnet werden." (1937, 115) Die Reichsregierung lobt am 29. März 1920 in einem "Steckbrief", den sie zum Beispiel im Vorwärts (Berlin) veröffentlicht, eine Belohnung von 10 000 Mark für diejenigen aus, die durch sachdienliche Angaben zur Ergreifung der Angeschuldigten beitragen können. Beim Versuch bei Salzburg die Grenze zu überschreiten, meldet am 13. Oktober 1920 die "Vorarlberger Landeszeitung", wird Georg Schiele verhaftet. "Gegen eine Sicherheit von 100 000 Mark ist auch er dann auf freiem Fuß belassen worden." (Brammer 1922, 6) Am 7. Dezember 1921 beginnt vor dem Vereinigten II. und III. Strafsenat am Reichsgericht in Leipzig unter Vorsitz von Senatspräsident Doktor von Pelargus die Hauptverhandlung gegen Jagow, Wangenheim und Georg Schiele (Naumburg). Von zehn bekannten Urhebern des Putsches, entkamen also sieben. "Ich war der Meinung," sagt er den Richtern, "dass bei einem zweiten Vorstoss der Revolutionäre das Bürgertum diesmal nicht abseitsstehen, sondern sich ganz energisch seiner Haut wehren würde." (Brammer 1922, 71) Das Reichsgericht sprach ihn frei.
Der Reichstagsabgeordnete Georg Schiele aus Naumburg spricht am 1. Mai 1932 in Bad Oeynhausen vor der Jahresversammlung des Westfälisch-Lippischen Wirtschaftsbundes über das Thema
Für die gegenwärtige wirtschaftliche Krise, lautet seine Botschaft, ist die staatlich gesteuerte Zwangswirtschaft verantwortlich. Sie brachte große Not über die Heimat. Es ist die Wirtschaftsweise des "falschen Sozialismus", die während der Revolution entstand und zum Zusammenbruch der Volkswirtschaft führte. Es müssen endlich die Gesetze des Marktes, des Wettbewerbs und der natürlichen Preisbildung siegen. Die Losung heisst: Zurück "zum System der Privatwirtschaft". Es darf keine "Verstärkung des kollektiven und sozialen Staates" mehr geben. "Es ist aber nicht nur der irrende Sozialismus der Lohnarbeiterschaft," vertieft Pax oeconomica (1922), "welcher diese Verwirrung angerichtet hat. Sondern viel gefährlicher noch ist die Planwirtschaft, die hemmungslose Protektionspolitik, die Rationierung des Marktes, die Organisationswut der Unternehmer. . was nutzen steigende Löhne, wenn der Arbeiter als Verbraucher verhungert? was nutzen steigende Kohlenpreise, wenn der Verbrauch dabei zusammenbricht? Arbeitergewerkschaften und Syndikate sind gleich schlimme Brüder gegen sich selbst und uns alle.
Nur auf dieser ökonomischen Grundlage kann nach Georg Schieles Überzeugung Deutschlands Volkswirtschaft gedeihen.
Mit anderen Worten, das Wirtschaftskonzept von Georg Schiele ist veraltet. Oder man fasst es so zusammen wie im März 1926 der Aufsatz "Gegen agrarische Hungerpolitik": "Herr Schiele ist ein Fanatiker der freien Wirtschaft und ist vom freien Spiel der Kräfte derart begeistert, daß alles, was nach Planwirtschaft riecht, auf ihn wie ein rotes Tuch wirkt und daß infolgedessen jede Syndikatspolitik in derselben Weise verurteilt wie staatliche Eingriffe in der Wirtschaft." Das heißt wiederum nicht, dass er mit seinen Forderungen immer auf Widerspruch stößt. Ein Beispiel hierfür ist die Mitte der zwanziger Jahre auflammende Diskussion über die agrarischen Schutzzölle. Deutschland kann es sich nicht leisten, sagt er, "das Preisniveau seiner Produktionsbasis zu erhöhen weder das von Industrie noch das von der Landwirtschaft". "Es ist ferner durchaus richtig," kommentiert der "Vorwärts", "wenn Schiele feststellt, dass die Arbeitermassen gar nicht imstande sind, einen hohen Getreidepreis zu halten." Sein Kampf gegen die Schutzzölle, die jetzt zur Programmforderung der Deutschnationalen erhoben worden sind, kennzeichnet die "unsinnigste Interessenpolitik einer kleinen Klitsche von Agrariern." "Der Nahrungsmittelschutzwall ist die politische Waffe der Reaktion." (Gegen agrarische 1926)
Der völkische Staat Den Höhepunkt des ideologischen Schaffens von Georg Schiele bildet die Theorie vom "Völkischen Staat". Das neue Staatsverständnis erschienen 1926 als Heft 9 der Naumburger Briefe und entfaltet sich auf einer eigentümlichen Lagebeschreibung: "Der Nibelungen Not geht erst an. Sie heisst: beengte Lebensräume und Existenzlosigkeit." Nicht auf materiellen Gewinn geht der neue Lebenswille aus, sondern auf die "Veredlung der Art". Wir haben keine Zeit mehr uns unnützen Idealen hinzugeben, denn eine reiche und weiche Zeit hat den Geist proletarisiert und die Leiber bourgeoisiert. Jetzt kommt die Zeit der Proletarisierung und Verarmung des deutschen Volkes. Hinab in eine proletarische Existenz" fallen viele "Familien des höheren Standes. Das Zeitalter "des Reicherwerdens und der materiellen Sicherheit "fährt in die Grube". An dessen Stelle tritt - eng verbunden mit dem Frontgeist der Arbeit - der völkische Staat. Von den Werktätigen verlangt er "die große sittliche Leistung": "Herabsteigen von einem Niveau, das der materialistische Geist für ein Existenzminimum hält". Keine Angst, ruft Schiele den Bürgern zu, das Nötige übersteigt nicht die menschliche Kraft, doch fordert es "das Niederkämpfen der proletarischen Neidinstinkte". Das "hart werden gegen sich selbst verlangt eine hohe sittliche Kraft". "Machen wir uns klar," empfiehlt Georg Schiele, "dass alle zukünftige Sozialpolitik von anderer Natur sein muss als die bisherige. Wir sind zu arm, um wirkliche materielle Wohltaten zu bieten. .... Was wir zu vergeben haben ist ein heldisches Ideal, welches in sich die Kraft hat, zu helfen mit Hilfe der Werkzeuge: Familie, Eigentum, Selbständigkeit, Freiheit." Wer zu entbehren und zu arbeiten versteht, der wird jetzt der Vornehmere sein. Um Missverständnissen vorzubeugen, grenzt er den neuen Staat von anderen Existenzfomen ab. Er ist nicht (1.) der restaurierte monarchistische Staat, (2.) die Wiederbelebung des Nachtwächterstaates, (3.) ein nationaler Unternehmerstaat (Kapitalistenstaat) oder (4.) der Klassenkampf-Staat. Ebenso wenig verkörpert er (5.) einen Wohlfahrtsstaat.
Angeblich läutet er das "Ende der Futtertrog-Politik" ein. "Der völkische Staat hat die große Aufgabe, die deutsche Gefahr der Explosion des überheizten Menschenkessels noch einmal zu beschwören ." Die Umschaltung der Menschenmassen von einem auf das andere Feld ist nötig. Aus "der Massenindustrie, wo wir völkisch degenerieren, auf neue Felder und in neue soziale Arbeitsformen, wo wir die völkische Gesundheit für Leib und Seele des Volkes wiederfinden." An die deutschen Arbeiter übermittelt Georg Schiele (1926, 10 und 1924, 25 f.) zwei Botschaften:
Die Wettiner Rede Georg Schiele pflegt eine enge Zusammenarbeit mit dem Stahlhelm. 1927 tritt er auf der Führertagung des Bundes der Frontsoldaten in Naumburg auf. Eine Zäsur setzt 1930 seine Wettiner Rede, die den Weg in den Faschismus vorzeichnet.
Gesellschaft der Freunde der Artamanen e.V.. Die nach dem Ersten
Weltkrieg in Deutschland weiter anhaltende Landflucht verursachte tiefe
volkswirtschaftliche Friktionen. In der Landwirtschaft dominierten Niedriglöhne.
In einigen Gegenden drohte die Polonisierung. Als Reaktion darauf entstand
um 1924 die Artamanen-Bewegung. Sie wollte die Ehre und Würde der
landwirtschaftlichen Arbeit spürbar aufwerten und polnische Wanderarbeiter
von den mittel- und ostdeutschen Rittergütern verdrängen. Ihre
Vorgeschichte begann in der Bündischen Jugend. Unterstützung
erhielt sie besonders aus einem Förderkreis von Großagrariern.
1930 soll die erste nationalsozialistische Artamanen-Gruppe in Mecklenburg
gegründet worden sein, die jedoch keinen durchschlagenden Erfolg
hatte, schreibt das Salzburger Volksblatt am 6. Februar 1939.
Es bildeten sich Gruppen von 15 bis 20 Jünglingen. Meist zogen sie im Frühjahr zu irgendeinem Grundbesitzer hinaus, um die Felder zu bestellen. Von früh bis spät Abend währte die Arbeit. Ihre Unterbringung war primitiv. Die Schlafgelegenheit bestand aus einem Strohlager mit einer Decke. Oftmals gehörte der Gruppe ein Mädchen als "Hausfrau" an. Sie übernahm verschiedene Reinigungs- und Versorgungsarbeiten. Die Verpflegung war primitiv. Alles sollte die geschlechtliche Enthaltsamkeit und Bescheidenheit unterstützen. In Pretzsch bei Torgau hielten die Artamanen 1926 ihre erste Tagung ab. In Halle an der Saale, Landwehrstraße 25 I, Ecke Riebeck Platz, befindet sich 1928 die Reichsgeschäftsstelle des Bundes Artaman e.V. In der Provinz Sachsen verkörpern die Artamanen von 1924 bis 1929 mit 98 Einsatzstellen eine vergleichsweise starke Bewegung. In Pommern bestanden 26, in Schlesien 52, in Thüringen 43 und in Hessen nur 11 Einsatzstellen. (Vgl. Schmitz 51) 1928 zählt die Gesellschaft 50 Einzelmitglieder mit 64 Kooperationen (Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft, Vertreter der Zuckerfabriken, Landbund, Vereinigung der landwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände der Provinz Sachsen und andere). Insgesamt stellen sie der Bewegung bis 1929 75 000 Reichsmark zur Verfügung. In der Ostmärkischen Siedlungsschule, dessen Leiter der gottbegnadete Dichter des Ehrhardt-Liedes (Eichenlaub am Stahlhelm schwarzweissrotes Band) Erich Tessmer, werden junge Artamanen herangebildet. (Bauer 1927) Die Artamanen entlehnten ihre Vorstellungen zur Organisation der Landarbeit völkischen Gesellschaftsvorstellungen. Georg Schiele aus Naumburg, instruiert 1927 Hans Bauer die Leser des Vorwärts (Berlin), ist "so etwas wie der Theoretiker der Artamanenbewegung". "Er weist in seinen Artamanenbriefen nach, dass die internationale Asphaltkultur der Großstädte die deutsche Jugend ja doch nur verseuche, und dass es demgegenüber gelte, den neuen Glauben von der Arbeit als vaterländische Verpflichtung in sich aufzunehmen." Immer wieder favorisiert er den Siedlungsgedanken zur Sesshaftmachung Landarbeiter. Dabei stösst die praktische Umsetzung auf enorme und oft unüberwindbare Schwierigkeiten. Zunächst, betont er, muss es den Siedler überhaupt geben. Der "Bericht über die Frontkämpfer der Arbeit" vom 20. Mai 1927 im SPD-Zentralorgan der Vorwärts ist eine Reaktion auf die
Man kann in der Artamanen-Bewegung ein Selbsthilfeprojekt der Jugend sehen, dass die Würde der Landarbeit achtet und die Arbeitslosigkeit überwinden will. Ökonomisch verkörpert sie allerdings, dass
Sozial-ethisch stützt sich die Bewegung auf die von Georg Schiele entworfenen Konstruktion des dienenden Arbeiters. Den landwirtschaftlichen Unternehmern kam die Unterstützung mit Arbeitskräften zugute. Von Zeit zu Zeit drangen Nachrichten zum Verdienst der Artamanen an die Öffentlichkeit. Beim Blick in die Lohntüte eines Landarbeiters aus Alt Libbehne, 180 Einwohner, Kreis Pyritz, fand man 1932 dort 1,38 Mark - für 48 geleistete Arbeitsstunden! Ein anderer Landarbeiter erhält für 48 Stunden Arbeit, nach Abzug der Kosten, berichtet 1932 die "Salzburger Wacht", für Essen und Unterkunft, den Betrag von 7,20 Mark. Trotzdem romantisiert die NS-Propaganda-Schrift Der Arbeitsdienst von 1941 das Landleben der Artamanen. Sie wollten, heisst es, nicht stempeln gehen und redeten nicht nur. "Sie gingen aufs Land zum Bauern und schlossen eine Gemeinschaft dienender Arbeiter. Studenten, Kaufleute, Fabrikarbeiter und Gärtner legten ihre Hände ineinander wurden Wegbereiter einer Idee, die von nun an nicht mehr aus dem deutschen Leben fortzudenken und fortzudiskutieren war." In der Realität kollidierte das heftig mit den realen Verhältnissen, die nun einmal damals auf dem Land herrschten. Besonders das nationalistische Segment der Bewegung erhob die Forderung nach Besiedlung des Ostens und vertrat die Blut- und Bodenideologie. Heinrich Himmler notiert 1921 in sein Tagebuch: "Das weiß ich bestimmter jetzt als je, wenn im Osten wieder ein Feldzug ist, so gehe ich mit. Der Osten ist das wichtigste für uns. Der Westen stirbt leicht. Im Osten müssen wir kämpfen und siedeln." (Zitiert nach Mues-Baron 154 f.)
Die Initiative gegen den Young-Plan Im Juni 1929 legte ein Sachverständigenausschuss unter Leitung von Owen Young einen neuen Zahlungsplan vor, der die Verpflichtungen Deutschlands im Rahmen des Versailler Vertrags regelt und damit den Dawesplan von 1924 ablösen soll. Hierzu ist bis 1988 nebst Zinsen die Summe in Höhe von umgerechnet 36 Milliarden Reichsmark aufzubringen. Die Rechten sehen, formuliert im Oktober 1929 Georg Schiele (Naumburg) in Warum Volksbegehren?, darin eine fortschreitende Unterjochung Deutschlands. Sie erleben sich an die politische Schuld für den Krieg gefesselt, die durch Kommerzialisierung noch weiter verstärkt wird. Während der DNVP-Parteivorstandssitzung am 13. Oktober 1932 in Berlin, weist Alfred Hugenberg darauf hin, dass die Idee und der Vorschlag für die Durchführung des Volksbegehrens gegen die Versklavung des Deutschen Volkes (Freiheitsgesetz) von Georg Schiele stammt. Sein Ziel war,
Sollte er erfolgreich sein, mussten fünfzig Prozent aller Wahlberechtigten mit Ja votierten. Zwar stimmten am 22. Dezember 1929 5 838 890 Bürger für das "Freiheitsgesetz". Das entsprach 94,5 Prozent der abgegebenen Stimmen. Doch erfassten die nur 13,5 Prozent aller Wahlberechtigten. Somit war der Volksentscheid ungültig. Am 17. Mai 1930 trat der Young-Plan rückwirkend zum 1. September 1929 in Kraft. In Naumburg (Saale) fiel das Ergebnis der Volksabstimmung erwartungsgemäß günstiger aus. Von den 26 467 Wahlberechtigten geben 8 910 Personen (34 Prozent) ihre Stimme ab. Mit Ja votieren etwa 8 493 Bürger. Zwar scheitert das Volksbegehren, doch der Protest gegen die Versklavung des Deutschen Volkes", hob die NSDAP Reputation in neue Höhen. Am 28. September 1932 stirbt Georg Wilhelm Schiele in Naumburg (Saale). Die Trauerfeier fand am 14. Oktober im überfüllten Saal des Ratskellers statt. Doktor Schöbel, Vorsitzender des Kreisvereins der Deutschnationalen Volkspartei Naumburg, begrüsste die Trauernden. Die ehrenden Worte des Gedenkens sprach Pfarrer Gottfried Traub.
Akten der Reichskanzlei.
Weimarer Republik - Das Kabinett Bau, Band 1, Dokumente, Nr. 71.
Bericht des Preußischen Staatskommissariats für die Überwachung
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Verlag Dunker & Humblot, München und Leipzig 1926 (Keynes, John
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"Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 18. April 1923 Dr. Schöbel [, Wolfgang]: Mitgliederversammlung der Deutschnationalen Volkspartei am 10. Juli 1931. "Naumburger Tageblatt", Naumburg 14. Juli 1931 [Schöbel/Doehring] Aus der Parteibewegung. Öffentliche Versammlung der Deutschnationalen Volkspartei am 20. April 1932. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 23. April 1932 Smith, Adam: Der Wohlstand der Nationen. [1776] C. H. Beck`sche Verlagsbuchhandlung, München 1993 Schwarz-Rot-Gold und Schwarz-Weiß-Rot. Mitteldeutsche Wahlzeitung, Nummer 1, 22. November 1924, Seite 3 Voigt, Arno: Bilder vom Jagow-Prozess. Die Weltbühne, 18. Jahrgang, 12. Januar 1922, Heft Nummer 2, Seite 31 ff. Weber, Max: Die Verhältnisse der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland (Preußische Provinzen Ost- und Westpreußen, Pommern, Posen, Schlesien, Brandenburg, Großherzogtümer Mecklenburg, Kreis Herzogtum Lauenburg): Dargestellt auf Grund der vom Verein für Socialpolitik veranstalteten Erhebungen. Die Verhältnisse der Landarbeiter in Deutschland. Dritter Band. (Schriften des Vereins für Socialpolitik LV) Duncker & Humblot reprints 1892
Zeichnung: Polnische Landarbeiter. Lachen Links. Jahrgang 3, Nummer 17, Berlin, den 23. April 1926, Seite 196 Zeichnung: Kosaken im Frieden. Simplicissimus 19. Jahrgang. Nummer 22, München, 1. September 1914, Seite 348
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Autor:
Detlef Belau |
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