Aufruf
an die Jugend!
von
Friedrich Muck-Lamberty (um 1924)
Du Jugend
des deutschen Volkes!
Die heilige
Stunde Deiner Tat ist nun nahe herbeigekommen.
Auf Dich wartet
unser Volk!
Auf Dich wartet
Frankreich!
Auf Dich warten
alle, die zum Lichte wollen!
Seit Jahren
ringst Du um den Geist, auf Tagungen, an Lagerfeuern, in Herbergen,
auf der Landstrasse.
Siehe, die
Gnade Gottes ruhet auf Dir!
Dir ist es
anvertraut, das gewaltige Werk, das immer nur Sehnsucht blieb
und niemals Erfüllung ward.
Nun aber kommt
die Zeit der Erfüllung.
Dies ist es,
was Gott von Dir will: Du sollst aufstehen und in das Schicksal
der Völker eingreifen.
Du sollst
vor Frankreich hintreten und also zu ihm sprechen:
Wir wollen,
dass die Schuld aus der Welt geschafft werde!
Wir wollen
aufhören, um die Schuld zu feilschen, und freiwillig alles
auf uns nehmen. Alle sind schuldig! Aber, wenn es sein muss, wollen
wir Deinen Anteil an der Schuld mittragen, für Dich mitbüssen,
Dich miterlösen.
Wir wollen,
dass der Hass aus der Welt geschafft werde!
Magst Du uns
noch so hassen, Frankreich, wir wollen Dich lieben, so lange lieben,
bis Du vor unserer Liebe die Waffen streckst und in uns den Bruder
erkennst.
Wir wollen,
dass der Krieg aus der Welt geschafft werde!
Darum werden
wir uns nicht wehren, wir werden Gewalt nicht mehr mit Gewalt
erwidern. Wissen wir doch, dass Gott uns das geistige Schwert
anvertraut hat und uns so mit Liebe erfüllte, dass Du gegen
diese Waffe ohnmächtig sein wirst, trotz Deines vielen Kriegsgerätes,
das uns anmutet wie ein Spuk aus vergangenen Zeiten.
Wir wollen,
dass der Mammon aus der Welt geschafft werde!
Nicht er wird
unsern Völkern Frieden und Versöhnung bringen, sondern
tiefste innere, seelische Wandlung, sittliche Wiedergeburt, Erneuerung
der Gesinnung. Darum wollen wir die Schuld nicht als eine Angelegenheit
betrachten, die mit Geld wiedergutzumachen ist, sondern nur mit
unserem entschlossenen Willen zum Opfer.
Sieh, wir
stehen hier vor Dir, den leuchtenden Glauben an die Zukunft in
den Augen und den Traum vom kommenden Friedensreiche in den Herzen,
das alle Völker zum Blühen bringen wird!
Aufbauen wollen
wir, Wunden schliessen, die der Krieg geschlagen. Und wenn die
Anderen nicht opfern wollen, wir wollen es, damit sich Gott mit
der frevelnden Menschheit versöhnt.
Niemals wirst
Du uns glauben, wenn Du nicht tätige Beweise siehst des neuen
Geistes, der über das verwesende Volk der Deutschen gekommen
ist. Nun denn - können wir Dir einen grösseren Beweis
unserer wahrhaften Liebe und Sühnebereitschaft bringen: Als
eine
Friedens-Aufbau-Armee
wollen wir in die zerstörten Gebiete kommen und uns dort
zu Deiner Verfügung stellen, wollen uns in freiwillige Kriegsgefangenschaft
begeben, nicht aus Schwäche, nicht aus sklavischer Gesinnung
heraus, sondern aus höchster innerer Freiheit heraus, damit
durch unser Beispiel und durch unser Opfer erlöst, das gsanze
Deutschland sich zur Busse wende.
Fragt nicht,
wieviele es sind, die von dem Gedanken dieses Opfers ergriffen
sind. Es wird mit Wenigen beginnen, bald werden es Tausende sein,
und schliesslich wird durch das ganze Volk der heilige Geist wehen,
dessen Herannahen wir ahnend spüren. [...]
Du aber, Du
Jugend unseres Volkes, Du sollst
vorangehen!
[...] Auf
dass die Welt erkenne, dass aus Not und Schmach heraus ein neues
Deutschland geboren wurde.
Siehe, so
stehen wir da - fertig, von innen heraus gewachsen in jahrelanger
geistiger Vorbereitung - die Heerscharen des Christusgeistes,
als Werkzeug Gottes, das der Welt den Frieden bringen soll.
Waffenlos,
wehrlos, gewaltlos wollen wir gegen den Erbfeind marschieren,
Hacken, Spaten, Hämmer und Äxte wollen wir statt der
Kanonen und Gewehre mit uns führen.
Nicht erobern,
sondern heilen wollen wir.
Selbstzucht
und freiwillige Unterordnung wird unsere Schaaren leiten.
Dienst wird
ein gegenseitiges, wetteiferndes Dienen sein.
Die Ersten
werden die Letzten sein, die Letzten die Ersten sein.
Wie im Kriege
wollen wir leben, unter Entbehrungen, ohne Sold, nicht besser
essen, nicht besser trinken, nicht besser gekleidet sein, nicht
besser wohnen als unsere Brüder in den Schützengräben.
In diesem
Geiste der Liebe, der wahrhaftigen Nachfolge Christi wollen wir
neues, schöpferisches Leben erstehen lassen, dort, wo Jahre
hindurch der Mord und grauenhafte Zerstörung gewütet
haben. [...]
So
wird Deutschland entsühnt werden.
So
wird endlich Friede werden auf Erden. [...]
Deutschland!
Deutschland!
erwache!