Verbot
der Anthroposophischen Gesellschaft Der
Leiter der Staatspolizeistelle Halle für den Regierungsbezirk Merseburg,
Dr. Walter Blume, beschlagnahmt laut Schreiben vom 3. Dezember 1935 Materialien
der Anthroposophischen Gesellschaft der Ortsgruppe Halle. Bei der Sprachlehrerin
Martha Lembser (geboren am 8. Dezember 1888 in Magdeburg) aus der Friedenstraße
3a in Halle
Elfriede
Herrmann (geboren am 16. Dezember 1872 in Breslau) aus der Kronprinzenstraße
40 in Halle
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sie leiten die zwei bestehenden Arbeitsgruppen der Anthroposophischen Gesellschaft
in der Saalestadt - werden unter anderem auch eine Liste allein stehender Mitglieder
der anthroposophischen Gesellschaft in der Provinz Sachsen und Thüringen,
eine Aufstellung der Vertrauenspersönlichkeiten sowie eine Übersicht
der Arbeitsgruppen der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland. (Vgl. Stapo
3.12.1935) entdeckt. Mitgliederliste
der Anthroposophischen Gesellschaft Deutschlands Ortsgruppe
Naumburg (Rudolf-Steiner-Zweig, Naumburg) Elsa
Krause, Luisenstraße 25 Frieda Tränkner, Jahnstraße 3 Georg
Suren und Anni Suren, Rossbacherstraße 11 Elise Westphal, Eupenerstraße
12 (heute Seminarstraße) Gertrud Fritsche, Strassburgerstraße 4
(heute Seminarstraße) Albert Erbarth, Grosse Neustraße 27 (heute
Neustraße) Walter Brauer und Else Brauer, Neuengüter 25 Paula
Kress, Burgstraße 42/II Paul Lichey, Luisenstrasse 6 Elisabeth Cappell,
Wendenplan 6 Hanna Schmidt, Barbaraplatz 6 Elfriede Koppentz, Buchholzstraße
38 Doris Hernigk [richtig: Hoernigk] und Gertrud Hornigk [richtig: Hoernigk],
Breithauptstraße 5 Else Leiske, Breithauptstraße 5 Thea Brenner,
Kanonierstraße 12 Bertha Brenner, Kaiser-Friedrichstraße 4 Hedwig
Krüger, Sedanstraße 10 (heute August-Bebel Straße) (Nach
Mitgliederliste)
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Auf
diese Weise geraten nun die Naumburger Anthroposophen ebenso in das Visier der
Stapo. An die Prinz-Albrecht-Straße, dem Hauptquartier der Gestapo, schreibt
Doktor Walter Blume am 8. Januar 1936 folgenden Schlussbericht: "Die
Aktion gegen die Anthroposophische Gesellschaft ist durchgeführt. Die Durchsuchung
bei den einzelnen Mitgliedern des Bezirkes (
.) ist beendet. Das Vermögen
der Gesellschaft und die Privatliteratur, die sich mit der anthroposophischen
Weltanschauung befasst, wurde in erheblicher Menge beschlagnahmt.In Naumburg a.
d. S. bestand eine Ortsgruppe des Rudolf-Steiner-Zweiges der anthroposophischen
Gesellschaft; Stärke 20 Teilnehmer. Die Leiterin war Frau Elsa Krause, Naumburg
a.d.S., Luisenstrasse Nr. 25 wohnhaft.Bei sämtlichen Mitgliedern einschl.
Leiterin wurde ebenfalls umfangreiches Material an Schriften und Büchern
aus Gesellschafts- und Privatbesitz beschlagnahmt.Die vorgenannte Ortsgruppe ist
in letzter Zeit nicht mehr öffentlich in Erscheinung getreten. Nach Angabe
der Leiterin hat sich die Ortsgruppe mit Bekanntgabe des Verbots durch die Tagespresse
als aufgelöst betrachtet.Anliegend überreiche ich eine Abschrift des
Mitgliederverzeichnisses der Ortsgruppe Naumburg a. d. S. und einen Antrag des
ehem. Mitgliedes Albert Erbarth sowie Martha Lembser um Herausgabe beschlagnahmter
Schriften."Dr. Walter Blume beendet das Schreiben an die Geheime Staatspolizei
mit dem Satz: "Ich bitte um Weisung über die Verwertung des beschlagnahmten
Gesellschafts- und Privatvermögens." (Stapo 8. Januar 1936)
Albert
Erbarth (Grosse Neustraße 27) wendet sich am 18. Dezember 1935 mit einem
Schreiben an die Kriminalpolizei in Naumburg und bittet darin um Freigabe seiner
beschlagnahmten Bücher. Darunter solche Titel wie: "Friedrich Rittelmeyer.
Meine Lebensbeschreibung", "Rudolf Meyer: Das Kind" oder "Dr.
Walter Joh. Stein: Die Arbeiterfrage in Geschichte und Gegenwart". Der Antragsteller
betont: "Ich
habe mir alle diese Bücher und Schriften mit grossen Opfern gekauft, und
ich fühle mich durch die Beschlagnahme schwer ins Unrecht gesetzt, zumal
die Beschlagnahme ohne Angabe von Gründen erfolgt ist, und ich nicht gegen
die Gesetze Verstossen habe."
Er
bittet von den beschlagnahmten dreizehn Mappen fünf Mappen zurückzugeben.
Erbarth,
Albert, Naumburg / Saale, Große Neustraße 27. Brief an die Kriminalpolizei
Naumburg vom 18. Dezember 1935 (Abschrift). Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt,
Merseburg, C 48 Ie, Nr. 1178, 363 Mitgliederliste
der "Anthroposophischen Gesellschaft Deutschlands", Ortsgruppe Naumburg
(Rudolf-Steiner-Zweig, Naumburg). Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg,
C 48 Ie, Nr. 1178, 362 [Stapo
3.12.1935] Der Leiter der Staatspolizeistelle für den Regierungsbezirk Merseburg
an die Geheime Staatspolizei in Berlin W.11. Halle, den 3. Dezember 1935. Betrifft:
Anthroposophische Gesellschaft. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, C
48 Ie, Nr. 1178, 360 [Stapo
8. Januar 1936] Der Leiter der Staatspolizeistelle für den Regierungsbezirk
Merseburg. Halle, den 8. Januar 1936. Betrifft: Anthroposophische Gesellschaft.
Schlussbericht. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, C 48 Ie, Nr. 1178, 361
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